Botanik: Moose 2: Syntrichia ruralis *

Begonnen von Peter T., Februar 16, 2025, 01:51:37 VORMITTAG

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Peter T.

Heute habe ich noch ein weiteres Moos vom Balkon geerntet. Dieses hatte es sich am Fuße eines kleinen Magnolienbaumes bequem gemacht. ObsIdentify hat mich in Richtung Syntrichia ruralis geschickt. Ich habe dann sowohl die makroskopischen wie die mikroskopischen Bilder verglichen, wobei mir die von Arnold Büschlen im letzten Beitrag verlinkte Seite swissbryophytes.ch sehr gute Dienste geleistet hat. Letztlich ist für einen Anfänger bei den Moosen eine exakte Bestimmung schwer, aber es spricht schon einiges für diese Art. Sollte ich daneben liegen, bitte ich um Korrektur.

Sr 12.jpg

Zwei Gametophyten im Überblick

Sr 3.jpg

Mikroskopisch habe ich zunächst das Blättchen angeschaut (Pano aus drei Bilder mit dem 5x Objektiv)

Sr 11.jpg

Eine Besonderheit des Blättchens kann man an der Blattspitze erkennen. Ein Segel spannt sich nach unten und bildet die Basis des "Stachels". Folgende Abbildung der oben erwähnten Seite "Swissbryophytes" zeigt das anschaulich:

https://www.digitalis.uzh.ch/swissbryophytes/app/src/Direct/Thumbnail.php?subject=bryotaxa&maxw=800&filename=16927.jpg

In der zweidimensionalen Abbildung sieht das so aus

Sr 8.jpg

Jetzt noch zwei Detailaufnahmen, zunächst die Mittelrippe (Costa)

Sr 7.jpg

Und ein Überblick über die Zellstruktur des Blättchens

Sr 5.jpg

Jetzt noch der Rand des Blättchens. Hier erkennt man papillöse (warzige) Strukturen an den Epidermiszellen, die womöglich die Wasseraufnahme und den Verdunstungsschutz begünstigen

Sr 6.jpg

Im zweiten Teil folgen dann weitere Detailbilder


Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Im zweiten Teil möchte ich zunächst eine Detailaufnahme des ,,Stachels" am Ende des Blattes zeigen

Sr 9.jpg

Das Ende dieser Spitze besteht aus durchsichtigen Zellen. Nach dem, was ich gelesen habe, könnten das Hyalinzellen sein, die der Wasserspeicherung dienen.
(Diese Bild ist als einziges in diesem Beitrag ein Stack aus drei Bildern)

Sr 10.jpg


Jetzt noch ein Blick auf die Rhizoide. Auch hier sieht man die häufig bei Laubmoosen vorkommende Vielzelligkeit dieser an Wurzeln erinnernden Strukturen. Außerdem sind auch hier die schrägen Zellsepten gut erkennbar.

Sr 4.jpg

Auch bei diesem Moos habe ich alles mögliche versucht, um einen Querschnitt des Blättchens zu bekommen. Halbwegs geglückt ist es dann von Hand auf einem Objektträger und zwar mit dem Skalpell aus meinem Mikroskopierbesteck. Der Schnitt war letzten Endes immer noch so dick, dass er sich beim Auflegen eines Deckglases zur Seite gedreht hat, so dass ich ohne Deckglas fotografieren musste. Aber immerhin ...

Ich zeige die Übersicht und eine Detailaufnahme des Querschnitts durch das Blättchen. Keine fotografische Schönheit, aber zu dokumentarischen Zwecken mag es genügen, zumal es durchaus die Bestimmung weiter in Richtung von S. ruralis rückt.

Sr 2.jpg

Sr 1.jpg

Wie immer freue ich mich auch bei diesen Schritten ins (für mich) Neuland der Moose über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Liebe Grüße
Peter

K. B.

Hallo Peter,

die Bilder gefallen mir sehr gut, auf jeden Fall ein ordentlicher Einstieg in das Thema Moose!

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Peter T.

Liebe Grüße
Peter

A. Büschlen

Hallo Peter,

ja. die Blätter von S. ruralis sind sperrig!
Du erwähnst ein Stachel an der Blattspitze. Das ist ein Glashaar und ist hyalin = wasserhell, durchsichtig.

Bitte hyalin nicht mit den Hyalocyten z.B. bei Sphagnum und Lecobryum als abgestorbene, wasserspeichernde Zellen mit Poren zu finden oder mit der Hyalodermis verwechseln.

Bei so sperrigen Blättern hilft schon viel, wenn das dicke Ende der Blattrippe an der Blattbasis Blattnah abgeschnitten wird und ich würde zum mikroskopieren und fotografieren immer ein Deckglas auflegen, wenn möglich 20x20 oder noch grösser, mit Wasser eindecken und dann am DG Rand mit Papier absaugen bis das DG fest aufsitzt.
Wenn du Details der Lamina anschauen oder fotografieren willst, kannst die Blätter in 3 Teile quer schneiden, dann liegen sie besser plan.

Zum schneiden von Blttquerschnitten gehe ich wie folgt vor:

1 OT auf der Grundplatte vom Stereomikroskop in der Ausrichting Nord /Süd auf einen Tropfen Wasser festsetzen.
Darauf das zu schneidende Blatt in einem kleinen Wassertropfen ebenfalls in der Richtung Nord Süd ausrichten und mit einem grossen DG andecken so, dass knapp die Hälfte der Länge von DG nicht bedeckt wird. Das Blatt soll mit Wasser eingedckt sein aber das DG soll festsitzen. Dann das Ganze am Stereomikroskop ausrichten, mit möglichst kleiner Vergrösserung arbeiten. Die Rasierklinge mit beiden Händen führen und einfach schneiden , schneiden, und daraus dann die feinsten Schnitte aussortieren. Gute Lichtführung und üben, üben, üben.. Alles klar? :)  :)  :)

Grüsse Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Peter T.

Hallo Arnold,

danke für die genaue Anleitung. Das Schneiden der Blätter scheint eine besondere Kunstform zu sein. Auf gut deutsch: "Really tricky" ;)

Verstehe ich Dich richtig, dass das Deckglas quasi der Schraubstock ist, der das Blatt auf dem OT fixiert, damit es beim Schneiden nicht rumrutscht? Werde ich jedenfalls ausprobieren.

Freue mich schon auf das nächste Moos ...  ;D
Liebe Grüße
Peter

A. Büschlen

Hallo Peter,

ja, der durch Adhäsion auf der weissen Einlegeplatte festsitzende OT und das DG machen das Ganze ruhig.

Arnold
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anne

Hallo Peter,
unabhängig vom Thema "Moos", stimme ich Arnold bei, ein steiler Einstieg, wie gewohnt von Dir.
Bei Arnold bist du in den allerbesten Händen.
Mich hat bei diesem Moos die Form des Chloroplasten fasziniert, das wäre was für die Fluoreszenz.
lG
Anne

Peter T.

Hallo Anne,

vielen Dank auch Dir!

Es ist das alte Mikroskopie-Thema: Die Schönheit im Kleinen fasziniert, erstaunt, macht Lust auf immer mehr.
Leider habe ich noch keine Fluoreszenz zur Verfügung. (Aber vielleicht ist das auch ganz gut, sonst würde ich das auch noch machen.  8) )


Liebe Grüße
Peter

A. Büschlen

Hallo Anne,

meinst du die Strukturen die man im ersten Teil auf Bild 6 sieht? Wenn ja, sind das Papillen auf der Zelloberfläche. Die Chloroplasten liegen tief in der einzelnen Laminazelle und sind hier kaum sichtbar.

Grüsse Arnold
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Fahrenheit

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Beste Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter T.

Lieber Jörg,

vielen Dank für Deinen Kommentar und das Listing!

Liebe Grüße
Peter