Stativbau/Umbau zum Taschenmikroskop Hensoldt

Begonnen von Oecoprotonucli, Dezember 04, 2024, 17:00:40 NACHMITTAGS

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cesarius

Hallo zusammen,

das leicht obdachlose Hensoldt hat nun ein neues Zuhause bekommen. Eine schützende aufschraubbare Kappe hält beim Transport Staub & Co. fern.
Natürlich darf in einem neuen Zuhause kein Strom fehlen, deshalb ist im Stativrücken ein 3,7V LiPo-Akku verbaut welcher zusätzlich eine Lade- und Schutzelektronik beherbergt. Im Falle eines leeren Akkus bleibt ein Betrieb mit externer USB-Stromversorgung jederzeit möglich.
Ein Mikroskop ohne Licht macht nicht viel Sinn, deshalb besitzt es eine Druchlicht-Basis die auf der China-Leuchte aufbaut die ich hier schon öfters vorgestellt hatte. Die Durchlicht-Basis kann zum Zwecke der Lupenfunktion (im Auflicht) einfach abgeschraubt werden.
Ein kleiner Objekttisch lässt sich von der Basis herausnehmen um komfortable einen Objektträger einzuklemmen. Objektträgerklemmen mit einer Länge von 30~40mm waren für mich nicht auffindbar, deshalb wurde nach Merkers Art eine gewellte Federscheibe als Objektklemme zweckentfremdet. Das funktioniert nach leichter Vorbiegung wunderbar. Am Stativ wird der Miniaturobjekttisch mittels vier paar Neodym-Magnete gehalten, so dass er beim Schieben entlang der kleinen Prismenschienen am Ende ,,einsnappt".
Für solch ein Messmikroskop ist Durchlicht zwar eine nette Zusatzoption, so wirklich nützlich wird es erst mit Auflicht. Daher wurde ins kleine Stativ ein LED-Ring eingebaut der in drei Helligkeitsstufen mithilfe des verbauten LiPo-Akkus für mehrere Stunden für ordentlich Licht sorgt.

Das Modellieren und Aufbauen hat Spaß gemacht, vor allem weil ein paar zusätzliche kleine Händchen tüchtig mitgeholfen hatten.  :D

So, genug geplaudert, ein paar Bilder dürfen nicht fehlen.

Viele Grüße und einen schönen vierten Advent wünsche ich
Marcel

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*Eine für 3D-Druck-Enthusiasten vielleicht interessante Info am Rande: Der kleine An/Aus-Taster am Stativ wurde in-place ohne inneren Support in einem Druckvorgang mit dem Tubus gedruckt und zwar so, dass er beim horizontalen Drücken auf den Taster eine Wippbewegung ausübt und einen horizontal verbauten SMD-Taster vertikal betätigt. Nach ausgewählten Slicer-Einstellungen und Druckrichtungen, wurde die Bruchgefahr für den Taster so gut wie möglich minimiert. Das war eigentlich die einzige Hürde bei dem Vorhaben weshalb ich sie hier gesondert erwähnen möchte.

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K. B.

Hallo Marcel,

das ist ein sehr schicker Umbau geworden, vorallem das Auflicht ist genial!

Viele Grüße
Kay

Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

olaf.med

Lieber Marcel,

wieder mal ganz toll und inovativ, wie von Dir gewohnt. Die Ausführung ist auch sehr sauber - ich könnte glatt meine Meinung über 3D-Druck ändern  ;D  :)  ;D  :) .

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Jürgen Boschert

Lieber Marcel,

wieder eine wundervolle Umsetzung, das könnte glatt in Serie gehen!
Beste Grüße !

JB

cesarius

Lieber Kay, Olaf und Jürgen,

vielen herzlichen Dank für netten und ermutigenden Kommentare.  :)

Beste Grüße
Marcel

Michael K.

Hallo Marcel,

Sehr innovativer Konstruktion. Mich würde mal interssieren wie viele Test Drucke es gab, bis wirklich alles
passte. Bei mir sinds ca 3 bis 4, wobei ich nicht das komplette Teil drucke sondern nur den entsprechenden
Ausschnitt des ganzen Teiles.


Gruss
Michael

cesarius

Hallo Michael,
danke für Dein Kommentar.
Mittlerweile halten sich die Testdrucke bei mir in Grenzen und an vielen Stellen funktioniert es einfach auf Anhieb.

Es gibt jedoch noch die Problematik, dass man sich eine mechanische Lösung vorstellt die zwar gedanklich funktioniert, sich aber in der Praxis als nicht zufriedenstellend herausstellt. Ein Beispiel:
Ursprünglich war die obere Gleithalterung die das Mikroskop hält nur halb so hoch wie auf den gezeigten Bildern zu sehen ist. Trotz Passgenauigkeit des Durchmessers, kippelte das Mikroskop leicht beim Fokussieren innerhalb der oberen Gleithalterung was eine unstetige Fokussierbewegung nach sich zog. Abhilfe gab es dann, durch Verdopplung der Höhe der Halterung (blauer Distanzpfeil) und eine zusätzliche Führung am Gehäuse des LED-Rings mit dem Stativrücken (blau eingekreist). Mit dieser Lösung lässt sich das Mikroskop nach dem Lockern der Feststellschraube nun sehr "satt" gleiten, so dass man auf das Objekt feinfühlig fokussieren kann.

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Auch ich drucke zu Testzwecken nur den für mich interessanten Bereich, das spart Druckkosten und Zeit. Bei dem Taster bspw. wurde anfänglich nur das Ringsegment gedruckt welches den Taster beherbergt um dessen Funktion zu prüfen. Hier musste ich das Modell zwei mal nachbessern, da die Drehachse des Tasters zu hoch lag.     

Frohe Festtage wünsche ich.

Beste Grüße
Marcel

CMB

Moin aus Hamburg,
das ist eine tolle Idee, die Hensolst Lupe 20 fach zuerweitern.Kann man diese Konstruktion bekommen( Kosten) bzw. die CAD Dateien zum eigenen Umbau bekommen?

Es grüßt
CMB

Oecoprotonucli

Lieber Marcel, liebe Leute!

Herzlichen Dank für die Planung und Ausführung dieses tollen Taschen-Aufbewahrungs-Stativs! Große Klasse, ich freue mich sehr! Ich habe es allerdings noch nicht selbst, sodass ich auch nur nach den Bildern urteilen kann, bisher.

Wie eingangs erwähnt, besitze ich zwei dieser Mikroskope und Marcel wird wohl auch zwei dieser Stative für mich anfertigen? Ich versuchte bisher erfolglos, ihm eines meiner Mikroskope für die Konstruktion zu überlassen. Wenn Marcel das wirklich nicht will und einverstanden ist, werde ich eventuell eines der beiden hier im Mikro-Markt anbieten. Ob und zu welchen Preis, das muss allerdings noch geklärt werden.

Ob die ähnlichen anderen Hensoldt Kleinmikroskope (es gibt ein sehr ähnliches 40x und andere Ähnliche, welche eine etwas andere Fokussierschraube haben und schließlich noch die echten TAMIs) den gleichen Durchmesser haben, weiß ich nicht - falls ja, könnte Marcels Konstruktion wohl wirklich zur Serie werden...

Und nun wünsche ich Allen, nachdem Ihr hoffentlich schöne Weihnachtstage gehabt habt, einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Oecoprotonucli

#24
Liebe Leute,

Ich möchte nun, nachdem ich das Kleinmikroskop zusammen mit dem super Stativ von Marcel ausprobiert habe, noch ein wenig berichten und "phantasieren".

Die beiden kleinen Hensoldts, die ich habe, waren wohl in irgendeiner Mess- oder Zentrier-Apparatur eingesetzt. Dort waren sie ja in Fassungen befestigt, aber für meine Zwecke musste natürlich ein neues Stativ her. Da die Apparatur zudem wohl von der Bundeswehr kam, läuft es auch unter dem Programm "Schwerter zu Pflugscharen" ;) .

Es gibt diese Mikroskope auch mit Stativ, mit 20x oder 40x Vergrößerung und teilweise, zum Beispiel hier https://microscope-antiques.com/tamis.html werden sie als "metallurgisches TAMI" bezeichnet. Eine offizielle Anleitung, Katalog oder Liste von Hensoldt dazu habe ich noch nie gesehen. Anscheinend darf man es aber durchaus als "Tami" bezeichnen, auch wenn es Unterschiede zu den "echten" Tamis mit Spiegel und unterschiedlichen Vergrößerungen über Objektive und den Tubusauszug aufweist.

Es ist eben eine bessere Lupe (20x), platzsparend, kleiner und durch das Kunststoffgehäuse leichter aber auch nicht so stabil wie "echte" TAMIs, womit ich die Anwendung quasi als universelles Haushalts- und Reisemikroskop sehe.

Anwendungsbeispiele/Einsatzmöglichkeiten mit Marcels Stativ und Beleuchtung sind:

- Haushaltsgegenstände und Textilien
- Maschenweite von Gaze (Planktonnetz) bestimmen (mithilfe der Okular-Strichplatte)
- Münzen und Briefmarken untersuchen (es war ja wohl ein metallurgisches TAMI)
- Insekten- und Pflanzenbestimmung, Larven und Pflanzensamen
- Schimmelpilze auf Lebensmitteln usw.
- Erste Kontrolle von Tümpel-Proben
- Schnelle Kontrolle von Präparaten auf Objektträgern und beim Färben

Ein paar Handyfotos damit sind hier zu sehen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=51112.0

und hier:

Lidl Obstbeutel c.jpg

Am Stativ hält eine Rändelschraube das Mikroskop am Stativ und man kann darüber die Grobfokussierung bewerkstelligen. Außerdem muss man sie lösen, um das Mikroskop wieder unter die Haube zu bringen, denn dann muss man es herunterfahren, damit es passt.

Das LED-Ringlicht für die Auflichtbeleuchtung wird vorne am Mikroskoptubus mithilfe einer kleinen Madenschraube befestigt. Es leuchtet das Objekt sehr gut aus und wird wahrscheinlich häufiger eingesetzt. Die ursprünglichen TAMIs hatten ja nur einen kleinen Durchlicht-Spiegel und konnten von solch einer Beleuchtung wohl nur träumen. Auch das LED-Durchlicht ist nützlich. Für das Betrachten von Präparaten auf Objektträgern habe ich ein Stückchen weißes Papier eingebaut, damit die Ausleuchtung gleichmäßiger ist und die LED nicht mit abgebildet wird - schließlich besitzt das Mikroskop keinen Kondensor. (Wobei der untere Teil ja abschraubbar ist und vielleicht mal ein optionales "Unterbaumodul" gebaut wird, wer weiß...)

Beide LEDs haben eine USB-Buchse (und ein Kabel) zum Aufladen. Beim Auflicht geht das ohne Eingriffe, beim Durchlicht muss man die untere LED aus dem Stativfuß nehmen, wofür Marcel einen praktischen Schraubverschluss konstruiert und eine kleine Anleitung erstellt hat.

Die kleine Objektträgerklammer ist an sich gut erdacht, aber da man ja hier weniger wirkliche Präparatuntersuchungen durchführen wird, empfand ich persönlich sie als etwas störend, wenn man etwas auflegen möchte und habe sie daher abmontiert. Natürlich hat Marcel von sich aus an das Abnehmen gedacht und die Klammer daher auf einem Schieber, der durch kleine Magneten gehalten wird, positioniert. Allerdings habe ich den Schieber benutzt, um an ihm unten das Papierblättchen als Diffusor für das Durchlicht anzubringen und einzuklemmen.

Ein schon erwähntes Detail ist auch das Gewinde im Fuß für ein Fotostativ.

Was wäre eventuell für eine Weiterentwicklung/Erweiterung zu phantasieren?

Wie oben erwähnt und wenn man den Aufwand betreiben möchte, könnte man unten den Abstand zur Durchlichtquelle vergrößern und ein paar Blenden anbringen, wie das zum Teil an anderen Kleinmikroskopen verwirklicht ist. Ich persönlich würde das zumindest für die hier allein mögliche 20x Vergrößerung nicht unbedingt brauchen.

Die Stabilität ist nun mal nicht die von Metall und ich habe beim zu festen Aufschrauben auf den Fuß das Gewinde abgebrochen (aber konnte es kleben). Das war zwar eine dumme Fehlbedienung meinerseits, ein Mikroskop muss ja nicht idiotensicher sein ;) , andererseits aber etwas, das besonders bei einem Reisemikroskop schon mal passieren könnte. Wenn man das Material an sich nicht ändern kann, sollte man hier vielleicht einfach die Wandstärke etwas vergrößern.

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Ein weiterer Gedanke ist noch, ob man, wenn die Akkus in den LED-Einheiten einmal ihr Lebensende erreicht haben (was wohl vor dem eigentlichen Mikroskop geschehen wird), noch die passenden Ersatzteile bekommt.

Eine Mögliche Änderung/Weiterentwicklung wäre noch eine Änderung unten am Stativ, so dass man mehr Arbeitsabstand und Platz für größere Objekte hat, deren Oberflächen man untersuchen will, bzw. so dass man das Stativ darauf aufsetzen kann. Als 20x Lupe sehe ich solche Auflichtanwendungen für mich häufiger als die Durchlichtfunktion als "Objektträgermikroskop". Für ähnliche "Makro-Funktion" in horizontaler Anordnung wäre es möglicherweise gut, die Stativseite "eckig" und flach zu gestalten, sodass man es stabil und gerade hinlegen kann. Damit Ihr wisst, was ich meine, hier ein paar Fotos zur Verdeutlichung, welche Anordnung und Anwendung ich meine - die Untersuchung des Mikroskopobjektivs ginge jetzt gerade noch so, aber das große Kameraobjektiv anschauen oder die Horizontalstellung sind im Moment eher nicht realisierbar:

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So. ich hoffe, dass das keinesfalls als Gemecker aufgefasst wird und man sagt ja, "Einem geschenkten Gaul..." Jedoch sind wir hier doch als Forscher und Erfinder unterwegs, oder :) ?  Ich weiß, dass Marcel im Moment sehr beschäftigt ist, daher sollte man eventuell seine möglichen Kommentare mit Geduld abwarten. Bei mir hat es ja auch etwas gedauert, bis ich mich damit beschäftigt habe.

Danke noch einmal an Marcel! Er wollte keins meiner beiden Kleinmikroskope behalten, hat aber zwei Stative angefertigt - und wahrscheinlich werde ich demnächst eines davon im Mikro-Markt anbieten.

Viele Grüße

Sebastian

P.S. (Edit): Mir ist noch eingefallen, dass sowohl bei der Positionierung für größere Objekte unter dem Mikroskop als auch zum Erreichen der Horizontalstellung ein (weiteres)  Innengewinde für einen Fotostativ-Kopf an der Seite helfen könnte (auch wenn eine flache Seite zum Hinlegen wohl praktischer wäre). In jedem Fall ist aber für diese Objekte der Stativfuß im Moment noch im Weg. Dafür müsste man sich dann noch eine Änderung ausdenken.
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)