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Bärlauch

Begonnen von Kurt Wirz, März 20, 2025, 17:49:22 NACHMITTAGS

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Kurt Wirz

Hallo

Ganz aktuell, Frühling und somit Bärlauchzeit.
Beim waschen der Blätter fällt auf, dass die Blattunterseite stark wasserabweisend ist.
In der Hoffnung so etwas zu erkennen wie bei Salvinia
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13641.msg105672#msg105672
habe ich die Blattunterseite mit dem NIKON M Plan, 60/0.7 ELWD, 210/0
gestackt.
Leider zeigte der Stack nur Spaltöffnungen und Schmutz.



Nun meine Frage:
Weshalb ist die Blattunterseite so stark wasserabweisend.

Vielen Dank

Kurt

Peter T.

Hallo Kurt,

möglicherweise eine wachshaltige Cuticula? Wenn man einen Blattquerschnitt hätte, könnte man nachschauen. Kann ich mich gerne mal dran versuchen, obwohl es mir vor diesen weichen Blättern graust (siehe meinen letzten Botanik-Beitrag).
Liebe Grüße
Peter

Peter_le

Guten Tag,

Bärlauch fasziniert mich auch immer wieder - ebenso der Lauch.
Ja, Cuticula stimmt natürlich, vermutlich spielt noch der Lotus-Effekt eine wichtige Rolle. Hydrophobe Strukturen mit Lotus-Effekt o.ä. sind eher im Grenzbereich der Lichtmikroskopie bis in den Nanoskopischen Bereich sichtbar. Für Aseptische Filtration (vulgo: "Steril-Filtration") werden häufig Filter mit einer größten Porengröße von 0,2 µm verwendet. Also 200 nm.

Ich finde ein wesentlicher Punkt der in der Didaktik zu kurz kommt/ nicht erwähnt wird: Die Wassermoleküle wechselwirken am liebsten mit sich selbst, u.a. weil Wasser einen viel größeres Dipolmoment hat, als fast jedes Schmutzpartikel. Alles andere als Wasser wird ausgeschlossen!

Hier hat es Matthias auf den Punkt gebracht:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?msg=105649
"Um dies zu erreichen ist sowohl die Mikro- als auch die Nanostruktur nötig. Jede für sich genommen reduziert die Kontaktfläche, aber erst in Kombination (Überlagerung) erreicht es ein solches Maß, dass die Selbstreinigung funktioniert. Beim Lotos überlagern sich hierfür 5 Strukturierungsebenen (Blattwelligkeit, Papillen der Epidermis, Zentralpapillen auf den Papillen, feine Wachsröhrchen, Gruppen von Wachsröhrchen).
Die Wasserabstoßung funktioniert ähnlich: Wenn das Material wasserabstoßend ist, gilt: je rauher (strukturierter) die Oberfläche ist, desto Wasser abstoßender ist sie."


Ich vergleiche das Mal mit Filtern: Wenn man irgendetwas unbekanntes Filtern will, geht man von grob zu fein. Ansonsten sind nämlich  die feinen Filter schnell zugesetzt.

Ein schönes Beispiel ist auch der Gecko, der auch eine hydrophobe Ultrafeinstruktur (die somit van-der-Waals-Kräfte ausbilden) an den Füßen bildet und sich kopfüber an glattem Glas hängen lassen kann. Sind die Gecko-Füße nass funktioniert das nicht mehr.

Es kann gut sein, dass der Bärlauch nicht so eine derart organisierte Feinstruktur (und im Lichtmikroskop fotogene) wie der Lotus oder Salvinia besitzt. Vielleicht hätte es die moderne, europäisch geprägte wissenschaftliche Aufmerksamkeit für den Lotus-Effekt nicht oder erst später gegeben, wenn der Lotus diese Eigenschaft nicht derart ausgeprägt und populär hätte (nebst anderen populären Eigenschaften). Der schnöde Lauch, der in vielen Küchen vorkommmt, ist eben "uncool".

Grüße
Peter

Nochnmikroskop

Hallo Kurt,

vielleicht kannst Du ja mal einen Lackabdruck am Bärlauch machen. Der Lack (Nagellack) sollte dabei gut abzulösen sein.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.
keine KI

Kurt Wirz

#4
Hallo

Vielen Dank für die schnellen und aufschlussreichen Antworten.
Ich arbeite mit Mikroskop Objektiven im Auflicht, bin aber kein klassischer Mikroskopiker,
der Schnittpräparate herstellen kann.
Ich fotografiere nicht am Mikroskop, sondern an einem Reprostand.
Peter, wenn du bei Gelegenheit, Lust und Laune hast und Schnittpräparate herstellen kannst,
ist das sicherlich auch für mich interessant.
Meine Neugier wäre dann vermutlich befriedigt, es eilt absolut nicht.
Dem anderen Peter aus Freiburg danke ich für die ausführliche Antwort.
Frank, ob ich einen Lackabdruck machen kann wird sich zeigen, probieren geht über studieren.
Vorerst geniesse ich den Bärlauch-Pesto, lecker  :P

Kurt

Peter T.

Hallo Kurt,

ich habe mal Schnitte vom Bärlauchblatt und -stiel angefertigt, um die Cuticula zu zeigen.

Ich hatte erwartet, dass sie sehr dick und ausgeprägt ist, aber ehrlich gesagt unterscheidet sie sich kaum von anderen Cuticulae, die man sonst so sieht. Möglicherweise ist die Zusammensetzung des Wachses aber ein anderes, so dass die Wasserabweisung darüber funktioniert. Die Lichtmikroskopie kann also zu diesem Thema nicht allzu viel beitragen.Über die Nanoebene wurde ja schon geschrieben.

Hier die Cuticula im Durchlicht

Au 1.jpg

Und hier noch im DIK, was die Dicke und Beschaffenheit der Cuticula auch ganz gut zeigt

Au 2.jpg

Liebe Grüße
Peter

Kurt Wirz

Hallo Peter

Vielen Dank für deine aufschlussreichen Schnitte.
Ich habe somit nichts übersehen, was bei meiner Methode hätte sichtbar sein sollen.
Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis!

Kurt