Mikroskopie-Themenwoche im Zeiss Großplanetarium in Berlin

Begonnen von JochenMueller, März 27, 2025, 13:24:02 NACHMITTAGS

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JochenMueller

Liebe Freunde des Mikroskops,
rund um den 13. April 2025 feiern wir mit den Thementagen »Unsichtbare Welten: Vom Mikrokosmos zum Universum« das 400-jährige Jubiläum des Mikroskops im Zeiss Großplanetarium in Berin-Prenzlauer Berg.

Vom 09.04. bis zum 13.04. gibt es viele tolle Veranstaltungen. Bei der "Mega-Mikroskopie" im Planetariumssaal betrachten und erklären wir ihre mitgebrachten Präparate oder Objekte live an der Planetariumskuppel. Es gibt Workshops im Foyer, Filme im Kinosaal und Vorträge und visuell beeindruckende 360°-Fulldome Programme im Kuppelsaal.

Mehr Infos und Tickets findet Ihr hier:
https://www.planetarium.berlin/veranstaltungen/unsichtbare-welten

Wir freuen uns auf Euren Besuch!
Bis dahin lieben Gruß,
Jochen

Gerd Schmahl

Hallo Jochen,
willkommen im Forum!
Auf welchen "Erfinder"oder welches Gerät beruft man sich denn da bei dem 400-jährigen Jubiläum des Mikroskops?

Beim BR wird der 30.August 1590 als Erfindungsdatum des Mikroskops (und des Fernrohres) gehandelt:

Zitat von: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kalenderblatt/3008-mikroskop-erfindung-leeuwenhoek-102.htmlBrillenschleiferwerkstatt des Hans Janssen im holländischen Städtchen Middelburg. Um den Schleifvorgang zu kontrollieren, benutzten sie Lupen. Sie betrachteten also eine Linse durch eine andere. Wenn der Abstand zufällig der richtige ist, kann man, je nach Linse, entweder weit entfernte Dinge ganz nahe sehen oder winzig kleine Dinge vergrößern. Die zwei Jungs, die damit herumalberten, erfanden am 30. August 1590 gleich zwei Instrumente: das Fernrohr und das Mikroskop. Namenlos sind sie deshalb geblieben, weil Galileo Galilei, der so ein Fernrohr bald in die Hand bekam, der Erste war, der die optische Theorie dazu liefern konnte und somit als Erfinder desselben auftreten konnte, und das tat er auch ganz ungeniert.

Als einer der ersten erfolgreicher Anwender wird gemeinhin Antoni van Leeuwenhoek 1632 - 1723) gehandelt, aber der hat rund 100 Jahre später gelebt.

Ich fürchte wir tappen im Dunkeln, wenn wir die Erfindung des Mikroskops datieren wollen. Und was ist eigentlich ein "Mikroskop". Waren die einlinsigen Geräte des Antoni van Leeuwenhoek Mikroskope oder bessere Lupen? Gemeinhin sprechen wir ja vom "mehrstufigen Mikroskop", wenn wir ein Gerät aus Objektiv und Okular meinen. Tja, wie definiert man "Mikroskop"?

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Torsten T

Hallo zusammen,

die "Berliner Mikroskopische Gesellschaft" (BMG) beteiligt sich mit einem Stand und einer Präsentation im kleinen Kinosaal am nächsten Wochenende an der Veranstaltung im Zeiss Großplanetarium in Berlin Prenzlauer Berg - 12.04. und 13.04.2025.

Wegen der 400 Jahre kann man sich vielleicht streiten. 1590 haben zwei namenlosen Lehrlinge ein Gerät erfunden, das Galileo Galilei in die Finger bekam und dann 1625 von Johannes "Giovanni" Faber als "Mikroskop" bezeichnet wurde.

https://light-microscope.net/de/geschichte-der-mikroskopie/johannes-giovanni-faber/

Viele Grüße

Torsten


https://www.berliner-mikroskopische-gesellschaft.de/

Herbert Dietrich

Hallo Jochen,

willkommen hier im Forum.
Vielen Dank für den Hinweis auf die interessante Veranstaltung.

Gut dass durch die 400 Jahre Torsten zu dem interessanten Hinweis auf Giovanni Faber führte.
Im Forum erfährt man doch immer wieder Neues.
Danke Torsten

Herzliche Grüße
Herbert

Lupus

Hallo,

ZitatAuf welchen "Erfinder"oder welches Gerät beruft man sich denn da bei dem 400-jährigen Jubiläum des Mikroskops?
die 400 Jahre sind eine schöne runde Zahl, und die zeitliche Größenordnung stimmt. Ein genaues Erfindungsdatum oder ein individueller Erfinder ist dem Mikroskop nicht zuzuordnen.

Zitat1590 haben zwei namenlosen Lehrlinge ein Gerät erfunden, das Galileo Galilei in die Finger bekam und dann 1625 von Johannes "Giovanni" Faber als "Mikroskop" bezeichnet wurde.
Das mit der Erfindung stimmt so sicher nicht, und ein auf den Tag genaues Datum wäre vollkommener Unsinn. Eine Hypothese über die "Erfindung" des Mikroskops geht davon aus, dass das Mikroskop von den niederländischen Brillenmachern (Vater und Sohn) Hans und Zacharias Jansen erfunden wurde. Diese Behauptung wurde aber auch nur von einer einzigen Person, ein früherer Spielkamerad des Sohnes von Hans Jansen und damit mit einem gewissen Interesse an dem Mythos, in einem Brief aufgestellt. 1590 war Zacharias Jansen etwa 2 Jahre alt.

Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang, dass in Johannes Keplers Werk "Dioptrice" aus dem Jahr 1610, worin er das damals bekannte Wissen über Optik zusammenfasste, mit keinem Wort das Mikroskop erwähnt wurde. Nachdem sich damals solche Erfindungen schnell verbreiteten (das sieht man u.a. am Konkurrenzkampf der damals echten und vermeintlichen Erfinder des Teleskops wie z.B. durch Hans Lipperhey 1608 und seiner erfolglosen Patentanmeldung), wäre Kepler die im Vergleich zum Teleskop umgekehrte optische Funktion des Mikroskop sicher bekannt gewesen.

Ein Punkt ist auch dass noch einige Jahre vor der Zeit als Galilei seine Teleskope durch immer bessere Linsen optimierte und 1610 die vier großen Jupitermonde entdeckte, die damals noch sehr schlechten Linsen praktisch nicht zur Verbesserung des geometrisch vergrößerten Bildes geeignet waren. Selbst prominente Wissenschaftler des Collegio Romano in Rom hatten anfangs Schwierigkeiten, die notwendige Bestätigung von Galileis Entdeckung durchzuführen weil ihre Instrumente zu unscharfe Bilder lieferten. Die optische Funktion des Teleskops, mit dessen Hilfe eine Objektvergrößerung durch die richtige Kombination von zwei Linsen erzielbar ist, wurde zwar bereits ab dem 2. Drittel des 16.Jh. mehrfach beschrieben (insofern war da das Teleskop als Idee bereits erfunden!), aber das dabei erzeugte Bild war in der Praxis eher schlechter als die Beobachtung des Objekts mit bloßem Auge - das zeigten auch Experimente mit guten, erhaltenen Brillengläsern der damaligen Zeit.

Die Problematik einer schlechten optischen Linsenqualität wirkt sich noch stärker beim Mikroskop aus. Wie bei vielen Erfindungen mit notwendigen Entwicklungsstufen in der praktischen Umsetzung (siehe elektrische Glühlampe oder die Entwicklung des Fliegen) gibt es keine eindeutigen "Erfinder".

Hubert

Torsten T

Hallo Hubert,

Zitatdie 400 Jahre sind eine schöne runde Zahl, und die zeitliche Größenordnung stimmt. Ein genaues Erfindungsdatum oder ein individueller Erfinder ist dem Mikroskop nicht zuzuordnen.

Ich bin kein Historiker, aber im Internet findet sich von einem italienischen Museum der Hinweis auf einen Brief von Johannes "Giovanni" Faber, in dem er "microscopio" erwähnt. Den Brief soll er am 13.04.1625 geschrieben haben. Der 13.04. wäre dann eine Art Namenstag und nicht der Erfindungstag.

https://brunelleschi.imss.fi.it/esplora/microscopio/dswmedia/risorse/testi_completi.pdf

Viele Grüße

Torsten

Lupus

Hallo Torsten,

wenn man einen netten Anlass zu dem Jubiläum sucht kann man das natürlich aus diesem Grund machen.
 
Man könnte sagen dass das ähnlich wie bei der Entdeckung Amerikas ist:
Die berühmte Karte des deutschen Kartographen Waldseemüller aus dem Jahr 1507 enthält zum ersten Mal die Bezeichnung "America" für den neuen dort eingezeichneten Kontinent (inspiriert von den Reisen des ital. Seefahrers Amgerigo Vespucci). Das wäre eigentlich auch ein gutes Datum für ein Jubiläum zur Entdeckung Amerikas. Zumal ja unklar ist wer den neuen Kontinent wirklich "entdeckt" hat, nachdem bereits die Wikinger Jahrhunderte vorher Neufundland erreicht haben, und es auch andere ungesicherte Hinweise über Seefahrer gibt die Jahre vor Kolumbus über den Nordatlantik Amerika erreicht haben sollen.  ;)

Hubert

JochenMueller

Hallo zusammen,
sorry für die späte Rückmekldung, die Vorbereitung der Themenwoche im Planetarium war doch herausfordernd. Um auf alle Eure schönen Rückmeldunge einmal einzugehen. Ja, wir feiern hier eher das "Namensjahr" als den Geburtstag. Denn es stimmt, die Erfindung läst sich weder genau datieren, noch genau einer Perosn zuordnen. Die Gebrüder Jansen werden immer wieder genannt, andere Quellen nennen andere Menschen. Wir haben uns für den 13.04. entscheiden, da er sich als "Internationaler Tag der Mikroskopie" anbot. Der wird eben wegen dieses Briefs an diesem Datum begangen. Zwar eher im angloamerikanischen Bereich, aber das sollte uns nicht hindern. Und Johannes Fabers Benennung bot dann die perfekte Gelegenheit für ein schönes rundes Jubiläum.

Und der Ort bot sich eben wegen der Wesensverwandschaft zwischen Teleskop und Mikroskop an. Außerdem sehen die mikroskopischen Aufnahmen in der Kuppel des Planetariums beeindruckend aus.

Zu Euren Punkten: Mikroskop nennt man alles, womit man sich kleines (mikro) ansehen (scope) kann. Auch meine Brille ist per definition ein Mikroskop. Genauer: es sind zwei einfache Mikroskope nebeneinander in einem Rahmen. Denn eine Gerät mit einer vergrößernden Linse wird als einfaches Mikroskop bezeichnet. Also ja, eine Lupe ist ein einfaches Mikroskop. Zwei Linsen hintereinander in einem Rohr nennt man ein zusammengesetztes Mikroskop. Das sind im Prinzip alle heute gängigen Lichtmikroskope.

Wer in Berlin wohnt sei herzlich eingeladen heute im Planetarium vorbeizuschauen. Wer weiter weg wohnt, kann das gerne für kommendes Jahr einplanen. Wir kommen wieder, keine Frage... (;