Botanik: Papiermaulbeerbaum (Broussonetia papyrifera)

Begonnen von Peter T., Juli 12, 2025, 12:16:05 NACHMITTAGS

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Peter T.

Der Papiermaulbeerbaum stammt aus Asien und gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Er ist auch in den USA und in Südeuropa verbreitet. Mein Exemplar habe ich in Sevilla gefunden.
Der Baum wird 10 bis 20 m hoch. Er ist diözisch, es gibt also Bäume mit rein männlichen und Bäume mit rein weiblichen Blüten. Die Früchte erinnern fatalerweise etwas an das Corona-Virus ...

Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor: Jidanni)


Für den Beitrag habe ich die Sprossachse sowie Blattstiel und Blatt unter das Objektiv gelegt. Gefärbt wurde mit FCA nach Etzold.

Zunächst der Überblick über die Sprossachse (Durchmesser ca 3 mm)

Bild 2


Man sieht ein recht einförmiges Bild mit ausgeprägtem Rindenparenchym und Markparenchym. Die Leitbündel liegen wie kleine Inseln im Querschnitt.

Dann das gleiche Präparat im polarisierten Licht

Bild 3


Gut erkennen kann man hier die zahlreichen kleineren und die zwei großen Haare.

Jetzt noch einige Details zur Sprossachse

Bild 4


In dieser DIC-Aufnahme sieht man einen Ring aus bräunlichen Zellinhalten unterhalb der Epidermis. Nachdem FCA nichts braun färbt, tippe ich auf Idioblasten, die Phenole oder Tannine enthalten. Das ist aber reine Spekulation, weil Moraceae diese subepidermalen Zellen enthalten können.

Bild 5


Hier ebenfalls im DIC der Vergleich zweier Haare.

Jetzt noch eines der Leitbündel (Durchlicht, polarisiertes Licht und DIC

Bild 6


Bild 7


Bild 8


Vor allem im polarisierten Licht, aber auch im DIC erkennt man die häufig auftretenden Kristalle.

Jetzt ein Schwenk zum Blattstiel

Bild 9


Auch hier wieder ein ausgeprägtes Rindenparenchym mit kollenchymatischer Verstärkung unter der Epidermis und vor allem an der "Stirn" zwischen den Blatthörnchen. Weiterhin auffällig sind die zahlreichen Haare und das bereits am Ansatz sehr stark ausgeprägte Palisadenparenchym der Blattspreiten.

Das Ausmaß der Behaarung ist wieder im polarisierten Licht am besten erkennbar.

Bild 10


Folgt man dem Blattstiel in Richtung Blatt, ändert sich das Bild.

Bild 11


Die Leitbündelregionen beginnen sich aufzuteilen. Während die stärksten in der Mittelrippe weiterlaufen, ziehen andere in die Seitenrippen.

Bild 12


Hier ist noch besser erkennbar, dass bei der Papiermaulbeere auch die Seitenrippen kräftige Leitbündel haben.

Bild 13


Es ist noch eine dünne Zellbrücke zwischen Mittel- und Seitenrippe vorhanden

Bild 14


Bild 15


Wirklich sehr ungewöhnlich sind die prominenten Seitenrippen, die bei den meisten bisher von mir mikroskopierten Pflanzen im Blattquerschnitt eher als kleine Verdickungen imponieren, hier aber richtige "Brummer" sind, die der Mittelrippe in Größe und Ausprägung nur wenig nachstehen. Da die Leitbündel in den Seitenrippen diagonal nach außen laufen, sind sie im Präparat auch nicht quer geschnitten und sehen deshalb "verwischt" aus.

Bild 16


Im polarisierten Licht ist der Weg der Leitbündel in die Seitenrippen noch mal dynamischer zu sehen, hier noch verstärkt durch die zahlreichen Kristalle.

Jetzt die schöne Leitbündelregion der Mittelrippe im Detail (Durchlicht und polarisiertes Licht)

Bild 17


Bild 18


Und jetzt noch die Blattspreite im Querschnitt. Wie bereits erwähnt, zeigt sich ein kräftiges Palisadenparenchym. Das "schmutzige" Bild ist bedingt durch die auch hier zahlreichen Ansätze kleiner und großer Trichome.

Bild 19



Auch bei dieser Pflanze gibt es unfreiwillige "Längsschnitte", wenn die Blattspreite während dem Schneiden sich etwas dreht. Aus der Not eine Tugend: Hier kann man Spaltöffnungen erkennen.


Bild 20



Zum Abschluss noch ein einzelner Kristall "lost in space"

Bild 21



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Ergänzungen und Berichtigungen.

Liebe Grüße
Peter

jcs

Hallo Peter,

sehr gelungene Aufnahmen! Ich finde es gut, dass Du immer wieder zeigst, dass DIK auch in der Botanik seine Berechtigung hat.
LG
Jürgen

Peter T.

Hallo Jürgen,

vielen Dank! Das mit dem DIC ist mir, wenn ich das so sagen darf, ein echtes Anliegen. Manche Bilder bringen deutlich Vorteile im DIC, aber es hat sich wohl nicht generell durchgesetzt in der Botanik.
Natürlich ist es fantastisch, eine Tümpelprobe mit DIC zu durchforsten. Bei den Pflanzenschnitten sind die Ansichten demgegenüber nicht so spektakulär, aber dennoch sehens - und beachtenswert. Deshalb freue ich mich immer, wenn ich sinnvolle DIC-Aufnahmen zeigen kann.
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Hallo Peter,

ein gelungener Beitrag zur Botanik,
Das Bild 02 ist für mich zu hell.
Mit Faste Stone Image Viewer bearbeitet.


Gruß
Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

besten Dank!
Was das helle Bild betrifft, hast Du Recht.
Liebe Grüße
Peter