Botanik: Kartäusernelke Dianthus carthusianorum, „Zeus – Blume“ *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 22, 2025, 11:07:46 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Duft und Schönheit begründen den Ruf der Nelke, der ,,Zeus – Blume" (Dianthus), griech. Zeus und ,,anthos" (Blume).
Verbreitet in Europa, vor allem in Mitteleuropa.

Das erste Eremitenkloster der Kartäusermönche (katholischen Einsiedler-Orden) befand sich in den Westalpen zwischen Chambery und Grenoble in einer Gegend, in der die gleichnamige Nelke vorkommt. Die Mönche haben Nelken in ihren Klostergärten gezogen.

Neben den Kulturformen, die wir als Gartennelken kennen, gibt es auch wildwachsende Nelkenarten, die zur Gattung Dianthus gehören und aufgrund ihrer ähnlichen Blüten leicht zu erkennen sind.
Die Kartäusernelke ist überall an grasigen Plätzen und an Waldrainen zu finden.

Bild 01 Habitus, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum, Bestand in unserem Garten

Foto: H.-J_Koch

Bei der Kartäusernelke handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Hemikryptophyten sind Pflanzen, deren Erneuerungsknospen an der Erdoberfläche liegen. In der Regel sind diese von Schnee, Laub oder Erde als Witterungsschutz bedeckt.

Die Kartäusernelke ist eine Staude, und erreicht Wuchshöhen bis zu 50 cm.
Eine Staude ist eine mehrjährige krautige Pflanze, deren oberirdische Teile im Gegensatz zu Bäumen und Sträuchern nicht verholzen, sondern weich und krautig bleiben.

Es handelt sich dabei um eine büschelig wachsende Staude mit einem stark verzweigten unterirdischen Rhizom, dem etwa ein Dutzend aufrechter Stängel entspringt.
Die Pflanze zeigt zahlreiche nichtblühende und blühende Sprosse, die Stängel sind meist verzweigt mit lanzettlichen Blättern.

Bild 02 Horstbildende Stängel, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Foto: H.-J_Koch

Bild 03 Stängelknoten, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Foto: H.-J_Koch
Die schmalen, linealen Blätter sind gegenständig und meist 2–6 cm lang und haben eine glatte oder leicht gezackte Kante. Sie sind oft etwas steif und haben eine glatte Oberfläche.

Am Grund sind sie miteinander verwachsen, ihre Blattscheiden werden etwa viermal so lang die die Blattspreiten. Der Stängel ist meist unverzweigt und kahl. Er besteht aus 4 bis 6 gestreckten Internodien.
In der Botanik bezeichnet ein Internodium den Abschnitt einer Sprossachse zwischen zwei Knoten also den Bereich zwischen zwei Blattansatzstellen. Es ist der Teil der Sprossachse, der keine Blätter trägt.
Die Kartäusernelke, wissenschaftlich Dianthus carthusianorum, ist eine wunderschöne Pflanze aus der Familie der Nelkengewächse. Sie ist bekannt für ihre zarten, rosa bis purpurfarbene Blüten, die von Juni bis September oder Oktober blühen.

Bild 04 Blüte, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Foto: H.-J_Koch

Die kurz gestielten Blüten sind meist rosa bis purpurfarben, mit gezackten Blütenblättern, die oft einen weißen Rand haben.
Die Blüte hat einen Durchmesser von etwa 2 – 2,5 cm.
Der zu einer Röhre verwachsene Kelch ist bei der Gattung Dianthus am Grunde von sog. Kelchschuppen umschlossen.
Hierbei handelt es sich um Hochblätter. Sie verwehren Insekten, die den Nektar am Grunde der Blüte nicht mit ihrem Rüssel erreichen können und dann die Blüte aufbeißen, den Zugang.
Auf diese Art und Weise ,,räubern" illegitime Blütenbesucher wie die relativ kurzrüsseligen Honigbienen den für sie unerreichbaren Nektar bei langröhrigen Blüten, wie es z.B. beim Beinwell (Symphytum officinale) immer wieder zu beobachten ist.
Die Kelchschuppen der Kartäuser-Nelke zeigen eine Grannenspitze.
Bei der Kartäuser-Nelke wird die dunkelpurpurne bis braune Kelchröhre 14 - 20 mm lang und endet in spitzen, drei eckigen Zähnen.

Bei der Kartäuser Nelke schieben sich zuerst die fünf Staubbeutel des äußeren Staubblattkreises aus der Blütenöhre. Dann folgen die Staubbeutel der fünf inneren Staubgefäße. Zum Schluss werden zwei verdrehte Griffel mit den Narben sichtbar.

Bild 05 Kelch, röhrenförmig, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Foto: H.-J_Koch

Bild 06 Innere Außenkelchblätter, Kartäusernele  Dianthus carthusianorum

Taxonym: Dianthus carthusianorum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Ort: Umlaufberg bei Altenburg, Bezirk Horn, Niederösterreich - ca. 350 m ü.d.M.
Verfasser: Stefan.lefnaer
Innere Außenkelchblätter, auch als innere Sepalen oder innere Hüllblätter bezeichnet, sind Teile eines Außenkelches, einer zusätzlichen kelchähnlichen Struktur, die bei manchen Blüten unterhalb des eigentlichen Kelches liegt. Sie können aus umgewandelten Nebenblättern der Kelchblätter oder aus Hochblättern (Vorblättern) gebildet werden.

Die Karthäuser-Nelke ist eine alte Heilpflanze gegen, Zahnschmerzen und rheumatische Erkrankungen, die bereits in den mittelalterlichen Klostergärten gepflanzt wurde.

Historisch wurde die Kartäusernelke in der Volksmedizin eher selten verwendet, da sie keine bedeutende medizinische Nutzung aufweist.
In der modernen Naturheilkunde spielt die Pflanze keine Rolle mehr.
Der angenehme Duft der Blüten wird durch das ätherische Öl Eugenol hervorgerufen. Es kommt auch in den Blütenknospen des südostasiatischen Gewürznelkenstrauchs vor.

Ätherische Öle:
Diese können flüchtige Verbindungen wie Eugenol oder andere phenolische Komponenten enthalten, die in einigen Nelkenarten
vorkommen.

Eugenol wird aufgrund seiner schmerzstillenden, entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften in verschiedenen Bereichen eingesetzt, insbesondere in der Zahnmedizin und in der Parfümherstellung.
Allerdings ist die genaue Zusammensetzung bei der Kartäusernelke nicht detailliert erforscht.

Die Kartäusernelke duftet wie Gewürznelken, ist aber nicht mit diesen verwandt.

Die Nelke enthält Saponine,Saponine sind Pflanzeninhaltsstoffe, die wie Seifen mit Wasser gelöst einen haltbaren Schaum ergeben.

Früher verwendete man die saponin-reiche Pflanze auch zum Waschen.
Äther. Öl als Träger des Nelkenduftes mit Benzylbenzoat (ca. 40% und Eugenol (ca. 30%).

Die Knospen heißen im Mittelalter ,,Näglein". In der Renaissance nannte man dann die ähnlich duftenden Garten – Nelken "Näglein – Blume", verkürzte dies zu ,,Nelke" und bezeichnete so eine ganze Gruppe von Pflanzen.

Vermehrung der Nelke:
Durch Samen, die in der Regel durch Bestäubung durch Insekten (z.B. Bienen) erfolgen. Auch vegetative Vermehrung ist möglich.
Ich schneide z. B. von einer Nelke einen Zweig unterhalb eines Stängelknotens bis zur Hälfte ein und biege ihn um. Darauf befestige ich ihn mit einem gabelförmigen Hölzchen oder einem Drahthaken in einer Bodenvertiefung und bedecke die Stelle mit Erde. Hat der Senker Wurzeln geschlagen, so trenne ich ihn von der Mutterpflanze ab.

Systematik:
Ordnung: Nelkenartige Caryophyllales
Familie: Nelkengewächse Caryophyllaceae
Unterfamilie: Caryophylloideae
Tribus: Caryophylleae
Gattung: Nelken Dianthus
Art: Kartäusernelke
Wissenschaftlicher Name: Dianthus carthusianorum
Trivialname: in Österreich auch Steinnelke (,,Stoanagl") genannt,
Blutströpflin, Boschnagerl, Buschnagerl (Salzburg) Dondernegelin, Donnernäglein (Thüringen), Donnernelke, Feltnägelin, Friessnägeln (bereits 1542 erwähnt), Heidenblümlin, Hundsflette (Eifel bei Altenahr), Kartheuserblümli, Klusternälken (Unterweser), verbrät Kniecht (Siebenbürgen), wild Nägelieblume, wilde Pechnagel (Pinzgau), Schwalwenigelcher (Siebenbürgen), Specknelke (Mark bei Küstrin) und Echte Stein – Nelke.
Englische Bezeichnung: Carthusian pink, clusterhead, German pink

Bild 07 Fruchtstand mit offenen Kapselfrüchten, Kartäusernelke  Dianthus carthusianorum

Verfasser: Salicyna
Ein Fruchtstand mit offenen Kapselfrüchten bedeutet, dass die Kapselfrüchte, die sich am Ende der Blütezeit entwickeln, reif sind und sich geöffnet haben, um ihre Samen freizusetzen. Dies ist eine typische Art der Samenverbreitung bei vielen Pflanzen.

Bild 08 Illustration, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Titel: Flora Batava von Afbeelding en Beschrijving van Nederlandsche Gewassen, XVII. Deel. (1877)
Quelle: www.BioLib.de
Dieses Werk ist gemeinfrei.

Die Erstveröffentlichung von Dianthus carthusianorum erfolgte 1753 durch Carl von Linné (geboren 1707, verstorben 1778) in Species Plantarum, Tomus I, Seite 409.
Species Plantarum (lat.; ,Pflanzenarten') ist der Titel eines zweibändigen Werkes von Carl von Linné, in dem er alle ihm bekannten Pflanzenarten beschrieb.
Die Kartäusernelke war Blume des Jahres 1989. Sie ist auch auf der 70-Cent-Briefmarke der Dauerserie ,,Blumen" der Deutschen Post AG abgebildet, deren Erstausgabe am 13. April 2006 war.

Teil 1
Stängelknoten, Querschnitt
30 Mikrometer

Am Grund sind die Blätter miteinander verwachsen, ihre Blattscheiden werden etwa viermal so lang die die Blattspreiten.
Die Blattscheide ist der bauchig oder röhrig die Sprossachse umfassende Blattgrund bei vielen Monokotyledonen.
Die Monokotyledonen oder Einkeimblättrigen Pflanzen sind eine der großen Gruppen der Bedecktsamer.

Bild 09 Schnittstelle, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Foto: H.-J_Koch

Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 11 Markparenchym, ungefärbter Schnitt, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 12 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 13 Negativaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 14 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf:

1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.15 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).

Tipp:
Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000

Bild 15 Übersicht, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum




Bild 16 Übersicht, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 17 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 18 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 19 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Teil 2
Blatt am Knoten, Querschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 20 Übersicht, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 21 Übersicht, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum



Bild 22 Detailaufnahme, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum



Bild 23 Detailaufnahme, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 24 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum


Bild 25 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartäusernelke Dianthus carthusianorum



Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Aichele ,,Der Kosmos Pflanzenführer", ISBN: 3-86047-394-8
Aichele ,,Was blüht denn da?", 03553-5
Rita Lüders ,,Grundkurs Pflanzenbestimmung", ISBN: 3-949-01418-3
Fritz Koch, ,,Taschenbuch der heimischen Blumen", 1953
Alois Kosch ,,Was blüht denn da ?" 1665
Schmeil ,,Leitfaden der Pflanzenkunde", 1952
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Die Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Was blüht denn da?", ISBN: 978-3-440-11379-0
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1977
Der Kosmos ,,Pflanzenführer", ISBN: 978-3-440-16318-4
,,Welche Blume ist das ?", ISBN: 978-3-44016450-1

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbergen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

#1
Bei diesen drei Bildern(Nr.15, 21 und 25) gibt es Probleme beim Hochladen.

directupload.de als Notlösung.

Problem gelöst.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jürgen Boschert

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine Koch´sche Pracht, in jeder Beziehung!
Beste Grüße !

JB

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

sehr schöne Darstellung dieser Blume, die mich seit Kindestagen begleitet. Lange dachte ich, dass die Pflanze "Kadaisernelke" heißt, weil meine Großmutter sie in bestem sudetendeutschen Dialekt so genannt hat. ;)

Die Bilder 22 und 23 scheinen mir identisch zu sein.
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jürgen, lieber Peter,

danke für eure Rückmeldungen.

@ Peter,
die Bilder 22 und 23 sind identisch, mein Fehler.
Habe ein neues Foto eingestellt.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"