Botanik: Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, September 24, 2025, 10:20:56 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Die Herkunft der Wohlriechenden Heckenkirsche ist Ostasien.
Lonicera fragrantissima kommt nativ in China vor.

Ihre Bestände sind in den Provinzen Anhui, Gansu, Hebei, Henan, Hubei, Hunan, Jiangsu, Jianxi, Shaanxi, Shandong, Shanxi, Sichuan und Zhejiang belegt.

Bild 01 Habitus, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Verfasser: Konrad Lackerbeck

Bevorzugte Standorte sind Laubwälder und Niederwald von 100 bis 2700 Meter Seehöhe.

Dieser mehrstämmig, duftende Zierstrauch lässt sich in heutiger Zeit nahezu weltweit finden. Bei uns erreicht die winterharte Pflanze eine Höhe und Breite von rund 2 Metern.

Es gibt etwa 180 – 200 Arten in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel.
Um auf die angestrebte Höhe zu kommen, legt die Wohlriechende Heckenkirsche jährlich zwischen 15 und 30 cm an Zuwachs hinzu.
Junge Zweige sind kahl, später hellbraun, mit weißem Mark.

Bild 02 Laub der Heckenkirsche

Von Jutta234 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10177942

Die einjährigen, eiförmigen, grünen, ganzrandigen Blätter erreichen eine Größe von etwa 4,0 x 9,0 cm.

Bild 03 blühender Zweig, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Verfasser:    Kurt Stüber

In der Zeit zwischen Februar und März entfalten sich die stark duftenden Blüten und verströmen einen Zitronengeruch.
Die gelblich-weißlichen Röhrenblüten sind unscheinbar.

Bild 04 Früchte am Strauch (Ende April), Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Von WWeb.pix - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=147718652

Nach der erfolgreichen Befruchtung der Blüten entstehen im Zeitraum von April bis Juni etwa 1 cm große Beeren. Diese korallenroten Früchte sind zwar schön anzusehen, für den Menschen durch giftige Inhaltsstoffe (Glycoside, Flavonoide) ungenießbar.

Bild 05 Illustration, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Quelle; Curtis's Botanical Magazine, London., Bd. 140
Verfasser: M.S. del., J.N.Fitch lith.
Dieses Werk ist gemeinfrei.

Systematik:

Ordnung:  Kardenartige Dipsacales
Familie:  Geißblattgewächse Caprifoliaceae
Gattung:  Heckenkirschen Lonicera
Art:  Wohlriechende Heckenkirsche
Wissenschaftlicher Name: Lonicera fragrantissima
Trivialnamen: Duft-Heckenkirsche, Winter-Geißblatt oder Winter-Heckenkirsche, Duftgeissblatt, Aufrechte Heckenkirsche oder Gewinde -Geißblätter
Englische Bezeichnung: Fragrant honeysuckle

Die Heckenkirsche (Lonicera), auch Geißblatt genannt, erhielt ihren Namen nach dem deutschen Botaniker Adam Lonitzer (1528 - 1586).

Die Wohlriechende Heckenkirsche wurde unter Lonicera fragrantissima Lindl. & Paxton 1852 von Lindl. & Paxton erstmals wissenschaftlich gültig beschrieben.

Lindley und Paxton waren einflussreiche Persönlichkeiten in der englischen Botanik und Gartengeschichte des 19. Jahrhunderts. John Lindley war ein renommierter Botaniker,
Sir Joseph Paxton (* 3. August 1803 in Milton Bryan, Bedfordshire; † 8. Juni 1865.

Gleich den Pollen-Trachtpflanzen unter den Wiesen- und Gartenblumen dienen die verschiedenen Heckenkirschen dem Imker zur Bienennahrung.

Teil 1
Spross, Querschnitt
30 Mikrometer

Bild 06 Schnittstellen, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Foto: H.-J_Koch

Bild 07 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Knochenhartes Holz.

Bild 08 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 09 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 11 Markparenchym, ungefärbter Schnitt, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 12 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 13 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 14 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf:

1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.15 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).

Tipp:
Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000


Bild 15 Übersicht mit Beschriftung, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

MP = Markparenchym, MST = Markstrahl, XY = Xylem, PH = Phloem, SK = Sklerenchymring, PG = Phellogen, EP = Epidermis

Bild 16 Detailaufnahme, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 17 Detailaufnahme, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 18 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 19 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Teil 2
Spross, Längsschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 20 Übersicht, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 21 Detailaufnahme, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 22 Detailaufnahme, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 23 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 24 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Bild 25 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Wohlriechende Heckenkirsche Lonicera fragrantissima


Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
P. Schütt ,,Lexikon der Bäume und Straucharten", ISBN: 978-3-86820-123-9
,,Tiere und Pflanzen", ISBN: 978-3-440-14136-6
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1966
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbergen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

wunderschöne Aufnahmen dieser asiatischen Pflanze.

Eine Frage dazu: Auf den Bildern 15 und 16 sieht man neben der äußeren Phellogenschicht scheinbar noch eine zweite, tiefer gelegene, die durch eine grün gefärbte Zellschicht getrennt sind. Wie würdest Du hier die Zellen zuordnen? Sind das zwei Phellogenschichten? Was sind die dazwischen liegenden grünen Zellen? Und subepidermal befinden sich ja die roten, wohl lignifizierten Zellen. Ist das eine Art Phellem?

Gerade die randwärts gelegenen Zellschichten finde ich oft nicht so leicht zuzuordnen, weil da ja durch die Phellembildung immer viel Dynamik drin ist.

Den schönen Beitrag liste ich natürlich gerne.
Liebe Grüße
Peter

Manfred Rath

Hallo Hans Jürgen, ein erneut perfekt ausgearbeiteter Beitrag,und, schön,dass diese wieder gelistet werden, damit sie nicht verloren gehen.
Ich hoffe, demnächst wieder die Zeit zum Schnippeln zu finden.

Schöne Grüße aus der heute verregneten Steiermark
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Wutsdorff Peter

Guten Abend  Hans-Jürgen,
auch ich kann nur meine Bewunderung zu diesem hervorragenden Beitrag ausdrücken.
Gratulatio
Gruß  PeterW

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter T., hallo Manfred und Peter W.,

danke für euer Interesse an der Botanik.

@Peter T.,

ich halte die grünen Zellen für eine ,,zweite" Phloem Schicht, die miteinander verbunden ist.
Die roten Zellen sind nach meiner Meinung ein Sklerenchym – Ring.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

danke für Deine Interpretation der Zellschichten. Das ergibt sicher den meisten Sinn.
Mich fasziniert es, dass trotz des doch meist gleichen Aufbaus in den Schnitten immer wieder Neues und Überraschendes zu finden ist.

Mein Credo: Es gibt keine ,,langweiligen" Pflanzenschnitte ;)

Beste Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter