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musca funiculus Sinnesgrube

Begonnen von Jürgen H., April 11, 2010, 14:46:12 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Im Folgenden geht es um ein spezielles Organ an den Fühlern der Fliegen. Das erste bzw. körpernächste Fühlerglied ist der Scapus, der Muskeln zum Stellen des Fühlers enthält, gefolgt vom zweiten Fühlerglied, dem Pedicellus, das ich hier bereits gezeigt habe. Er enthält das Johnstonsche Organ. Daran schließt sich der Funiculus an, ein stark verdicktes Fühlerglied mit mannigfachen Sensillen. Dieses Fühlerglied hängt bei der Fliege bodenwärts, wenn sie auf der Erde sitzt.

Bei meinen transversalen Schnitten  durch den Fliegenkopf erscheint der Funiculus halbwegs im Querschnitt, da der Funiculus senkrecht zur Schneideachse "hängt". Bei diesen Schnitten zeigen sich an den Funiculi seitlich in Nähe des Kopfes Sinnesgruben. Eine von ihnen zeige ich hier in Serienschnitten, wie sie sich hintereinander bei Schnittstärke von etwa 7,5 µ ergaben. Entsprechend der Schnittrichtung ist das oberste Bild der Serie das Kopfnächste, so dass jede folgende Schnittebene mehr in Richtung der Spitze des Funiculus liegt.




Das unterste Bild enthält den Eingang in die Sinnesgrube, der mit starken Haaren bewehrt ist. Die Haare bilden eine Reuse, vergleichbar der Reuse bei den Stigmen, die den Luftzutritt zu den Tracheen gewähren. Mit diesen Haaren werden Fremdkörper von den Sinnesgruben ferngehalten. Der Eingang ist  von einer starken Chitinwand umkleidet, die dem Organ und der Öffnung Stabilität verleiht. Hinter dem Eingang öffnet sich die dünner mit Chitin ausgekleidete eigentliche Sinnesgrube in Richtung des Pedicellus.

Diese Grube (zweites Bild von oben) ist mit feinen Hährchen besetzt, die Chemorezeptoren darstellen. Das stark verkleinerte Bild sieht in der ursprünglichen Größe so aus:




Nach der Literatur besitzen chemorezeptorische Haare an der Spitze einen kleinen Porus, der den Duftstoffen Zutritt zum hohlen Inneren des Haares gewährt. Von einer Sinneszelle, die unter dem Haaransatz liegt, erstreckt sich ein Dendrit bis in das Lumen des Haares hinein, mit dem der Duftstoff wahrgenommen wird.

Da der Fühler paarig angelegt ist und sich die Sinnesgruben auf gleicher Höhe befinden, die Fliege zudem die Funiculi in Flugrichtung stellen kann, ist es ihr so möglich, Geruchssignale zu orten und anzufliegen.

Einbettung in Paraffin, Färbung in Azan Geidies, alle Aufnahmen mit dem 40er Objektiv.

Mikrogrüße

Jürgen

Fahrenheit

Hallo Jürgen,

mal wieder eine atemberaubende Schnittserie mit toller Erläuterung!
Ich freue mich immer, wenn Du uns neues von den Fliegen und Mücken zeigst.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Holger Adelmann

Lieber Jürgen,
ich kann Jörg nur beipflichten - toll !
Wir warten alle auf Deinen Bildatlas zur mikroskopischen Anatomie der Insekten  ;)
Ich würde bestimmt einen kaufen.

Herzliche Grüsse
Holger