Problem bei der Herstellung botanischer Schnitte

Begonnen von Frank Fox, April 26, 2010, 08:56:48 VORMITTAG

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Frank Fox

Hallo an alle,

bei der Herstellung von botanischen Schnitte mit der Schnittdicke von etwa 6 bis 12 um habe ich folgendes Problem.
Die Paraffinschnitte klebe ich mit Eiweiß-Glycerin oder Glycerin-Gelatin auf dem Objektträger auf.
Die gesamte weitere Behandlung der Schnitte erfolgt  auf den Objektträger.
Die Flüssigkeiten wie Xylol oder Ethanol tropfe ich mit Pipetten seitlich vorsichtig auf.
Dabei werden die hauchdünnen Schnitte oft beschädigt oder gar fortgeschwemmt.  :(
Wer hat hier eine Idee, wie man das anders ohne Beschädigung der Schnitte machen kann?
Hat jemand Erfahrung mit dem Einsatz von Färbetröge (nach Schiefferdecker, Hellendahl  oder Coplin) ?
Danke für Antworten.
Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
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Faszination Mikroskopie
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Klaus Henkel

Zitat von: FrankF in April 26, 2010, 08:56:48 VORMITTAG

bei der Herstellung von botanischen Schnitte mit der Schnittdicke von etwa 6 bis 12 um habe ich folgendes Problem.
Die Paraffinschnitte klebe ich mit Eiweiß-Glycerin oder Glycerin-Gelatin auf dem Objektträger auf.
Die gesamte weitere Behandlung der Schnitte erfolgt  auf den Objektträger.
Die Flüssigkeiten wie Xylol oder Ethanol tropfe ich mit Pipetten seitlich vorsichtig auf.
Dabei werden die hauchdünnen Schnitte oft beschädigt oder gar fortgeschwemmt.  :(
Wer hat hier eine Idee, wie man das anders ohne Beschädigung der Schnitte machen kann?
Hat jemand Erfahrung mit dem Einsatz von Färbetröge (nach Schiefferdecker, Hellendahl  oder Coplin) ?
Danke für Antworten.
Herzliche Grüße
Frank

Hallo Frank! Ich würde gerne helfen, wenn ich das Problem verstünde. Wenn die Schnitte aufgeklebt sind, dann sind sie doch aufgeklebt, dann kann sie nichts "fortschwemmen" oder beschädigen. Da stimmt etwas nicht. In Sachen Aufkleben hilft die Glyzeringelatine-Methode mit Formolhärtung gem. Mikrofibel 5.5.1. Diese Methode ist sehr gut für Handschnitte geeignet und für etwas dickere und steifere Mikrotomschnitte.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß dünne Schnitte von selbst haften, mit Wasser.

Hellendahl und Schiefferdecker können zu leicht umfallen, Coplin steht wesentlich sicherer. Bei Assistent/Hecht in Sondheim preiswert. Bei Coplin braucht man auch weniger Flüssigkeit.

Gruß KH

Frank Fox

Hallo Klaus,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Beim Auftragen der Flüssigkeiten mit der Pipetten habe ich
oft bei problematischen Schnitten (z.B.Fruchtkörper Zypresse) das Problem, das sie beschädigt werden.
Ich dachte, wenn ich alle Schritte (auch den mit Xylol !!!) innerhalb eines Färbekastens mache, hätte ich dieses Problem vielleicht gelöst.

Anfangs sind die Schnitte aufgeklebt, einige lösen sich aber später erst ab.

Herzliche Grüße
Frank
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Klaus Henkel

Zitat von: FrankF in April 26, 2010, 13:07:52 NACHMITTAGS
Beim Auftragen der Flüssigkeiten mit der Pipetten habe ich oft bei problematischen Schnitten (z.B.Fruchtkörper Zypresse) das Problem, das sie beschädigt werden.
Ich dachte, wenn ich alle Schritte (auch den mit Xylol !!!) innerhalb eines Färbekastens mache, hätte ich dieses Problem vielleicht gelöst.
Anfangs sind die Schnitte aufgeklebt, einige lösen sich aber später erst ab.

Frank

Hier im Forum schreiben ja doch etliche erfahrene "Aufkleber", die brauchen wir, um weiter zu kommen. Ich selbst kann ohne meine Aufzeichnungen zur Prozedur momentan nur wenig beitragen, weil ich mich fern der Heimat in den Bergen befinde. Aber ich habe den Verdacht, daß es an der Prozedur liegt. Wenn Sie die stichwortartig, aber Handgriff für Hanmdgriff beschreiben können, können wir und weitere "Aufkleber" nach eventuellen Fehlerquellen suchen. Augenblicklich habe ich den Verdacht, daß die Menge des aufzutragenden Klebers nicht stimmt, sprich, daß es zu viel ist. Also bitte nicht schreiben, "dann trage ich den Kleber auf", sondern wie man das macht, mit welchem Finger, wie groß der Tropfen ist, wie er aufgenommen und dann ausgestrichen wird usw. Siehe Prozedurbeschreibung M.fibel 5.5.1.
Wenn wir das nicht exakt angehen, dann schreiben wir darüber noch wochenlang. Einverstanden?
Gruß KH

Dieter Stoffels

Hallo Frank,

beim raschen Entwässern oder beim Gebrauch von Xylol als Intermedium kommt es besonders bei stark verholzten Geweben zu starken Schrumpfungserscheinungen. Besonders stark wirkt sich diese Schrumpfung bei Dünnschnitten durch Hölzer aus. Werden Holzschnitte nach dem Einschluss beschwert, zeigt sich diese Schrumpfung in Form von Rissen im Holzkörper in besonders durch Risse in den Leitbündelelementen. Selbst wenn die Schnitte optimal geklebt sind, sorgt die Schrumpfung durch Deformation der Schnitte für eine rasche Ablösung vom "Klebefilm". Um dieses Problem zu vermeiden oder zu mindern empfehle ich Dir über eine Verdünnungsreihe Deine Präparate für den Einschluss vorzubereiten. Die Verdünnungsreihe besteht aus Terpineol oder Rothihistol, das im Verhältnis 3:1, 1:1 und 1:3 mit Xylol verdünnt wird. Anschließend Wechsel zu reinem Xylol und Einschluss in einem Kunstharz. Nur durch eine stufenweise Xylolinfiltration lässt sich die Schrumpfung vermeiden.

Viele Grüße!

Dieter

Frank Fox

#5
Hallo Klaus,

hier mal stichwortartig die Vorgänge des "Klebens":

- Objektträger gründlich mit Waschbenzin reinigen (entfetten)
- einen kleine Tropfen Glycerin-Eiweiß mit Pinselspitze auf Objektträger aufbringen
- mit Fingernagel diesen Tropfen verreiben
- den Schnitt aus Wärmebad (ca. 42 Grad) auf Objektträger aufbringen
- das Präparat bei ca. 42 Grad auf Wärmeplatte einen Tag trocknen lassen.

danach wie üblich die Schritte Paraffin mit Xylol entfernen und über einen Alkoholreihe in Wasser überführen.
dann färben u.s.w.

Einige Schnitte kleben gut, andere werden jedoch durch den Austausch der Flüssigkeiten beschädigt.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich zur Zeit an der Anfertigung eines "schwierigen Präparates" bin,
die Samenkapsel eine Zypresse.

Ich werde die Schnitte bald hier präsentieren.

Herzliche Grüße
Frank
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Klaus Henkel

Zitat von: FrankF in April 27, 2010, 08:18:18 VORMITTAG
Hallo Klaus,
hier mal stichwortartig die Vorgänge des "Klebens":
- Objektträger gründlich mit Waschbenzin reinigen (entfetten)
- einen kleine Tropfen Glycerin-Eiweiß mit Pinselspitze auf Objektträger aufbringen
- mit Fingernagel diesen Tropfen verreiben
- den Schnitt aus Wärmebad (ca. 42 Grad) auf Objektträger aufbringen
- das Präparat bei ca. 42 Grad auf Wärmeplatte einen Tag trocknen lassen.
danach wie üblich die Schritte Paraffin mit Xylol entfernen und über einen Alkoholreihe in Wasser überführen.
dann färben u.s.w.

Einige Schnitte kleben gut, andere werden jedoch durch den Austausch der Flüssigkeiten beschädigt.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich zur Zeit an der Anfertigung eines "schwierigen Präparates" bin,
die Samenkapsel eine Zypresse.

Ich werde die Schnitte bald hier präsentieren.
Herzliche Grüße
Frank

1. Zum ersten Strich:
"Waschbenzin" ist ungeeignet, um feinste Detergenzienschichten von den Objetträgern zu entfernen. Waschbenzin (= Haushaltsbenzin) enthält Verunreinigungen und Zusätze, die eine Schicht auf dem Glas hinterlassen, genau so wie Brennspiritus. Auch Wundbenzin aus der Apotheke enthält Zusätze, weshalb es ja nicht in offene Wunden gelangen soll. Nehnen Sie Äthyl- oder Methylalkohol. Siehe Methode Mikrofibel 5.3.4 - oder Einstellen in Methylalkohol. Meine Methode erscheint umständlich, aber sie ist sicher. Zum Sauberwischen niemals einen Lappen nehmen, der schon für etwas anderes benützt wurde.

2. Zum zweiten Strich:
Keinen Pinsel! Das macht man mit einem mit Alk. gereinigten Glasstab.

2. Zum dritten Strich:
Nicht mit dem Fingernagel, der ist immer (!) fettig. U. U. sogar von rückfettender Seife! Nicht "verreiben"!
Zwei saubere Obkektträger; einen winzigen Tr. Eiweißglyzerin auf ein Ende geben; den zweiten Otr zwischen dem Tröpchen und dem schmalen Otr-Rand schräg aufsetzen, neigen ca. auf 30-40 Grad, bis er das Ew.gl. berührt und dann längs mit der Kante über den Otr ziehen. Es resultiert eine hauchdünne Schicht. (Mir ist durchaus bekannt, daß manche Mikroskopiker das Ew.gl. auch mit der Fingerbeere verreiben, jedoch würde ich das erst dann tun, wenn alle Fehlerquellen, eine nach der anderen, ausgeschaltet sind, nicht vorher, weil man sonst nicht wissen kann, ob eine oder mehrere Fehlerquellen im Spiel sind.)

2. Zum vierten Strich:
Macht man das so? Ich habe immer einen sehr kleinen Tropfen dest. Wasser auf die Schicht gegeben und den Schnitt da drauf gelegt. Aber das war in der Zeit, als ich noch aufklebte.
Aufgeklebten Schnitt trocknen lassen.

Lösungen auftragen:
Nicht an den Rand des Schnitts geben: Wenn die Lösung eingesaugt wird, weil da noch ein Kapillarkanälchen existiert, das nicht "geklebt" ist, hebt sich der Schnitt ab oder zerreißt, wenn er nicht bombenfest klebt! Färbe- und Waschlösungen immer mit Pipette direkt auf den Schnitt, zwischen den Lösungen darf der Schnitt nie trocknen!

So müßte es gehen.

@ Klaus Herrmann: Was meinst denn Du dazu? So haben wir das bei Krauter und Brügmann doch immer gemacht - oder?

Sie sollten mal die Krautersche Methode mit Formol probieren. Mikrofibel 5.5.1. Warum? Weil dort die Prozedur für diese Methode exakt beschrieben ist, und weil sie absolut narrensicher funktioniert.

Auf jeden Fall Fingernagel und jede Art von Benzin meiden.

Viel Erfolg!


Frank Fox

Hallo Klaus,

vielen Dank für die wertvollen Tipps.
Ich werde sie mal direkt in die Tat umsetzen.  ::)

Herzliche Grüße aus Trier
Frank Fox
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