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Hohe Trockenobjektive

Begonnen von Norbert Derner, Mai 12, 2010, 22:53:43 NACHMITTAGS

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Norbert Derner

Um die aufwändige Arbeit mit Immersionen zu vermeiden benutze ich gern ein altes Messingobjektiv 58/0.82 von Zeiss. Da dieses aus dem Jahre 1905 stammt, suchte ich seit lägerem nach einem modernen Ersatz und probierte bisher 15 neuere Objektive mit ähnlichen Werten. Zu meiner grossen Verwunderung waren alle -teils deutlich- schlechter. Einzig das Leitz Fl 63/0.85 war etwas besser. Testpräparate waren verschiedene Diatomeen, wobei sich insbesondere bei Pleurosigma die fein abgestuften Rautenstrukturen zur Beurteilung eignen. Wie ist es zu erklären, dass in 100 Jahren praktisch kein Fortschritt erzielt wurde?

Nomarski

Hallo Norbert,

ich weiß ja nicht, welche Objektive du unter welchen Bedingungen verglichen hast. Ob nun bei einer mechanischen Tubuslänge, für die das Objektiv ursprünglich gar nicht berechnet ist oder mit einem anderen Okular, das weder im Abgleich noch in der Korrektion zum Objektiv passt. Vielleicht könntest du etwas mehr präzisieren und ggf. deine Verhältnisse zu den Vergleichen beschreiben.

Viele Grüße
Bernd

wilfried48

#2
Hallo,

warum sollte sich ein grosser Fortschritt ergeben haben ? Die Abbe`sche Theorie über die Auflösungsgrenze stammt aus dem Jahr 1873 und die Objektive von 1905 haben diese schon voll ausgeschöpft.

Der einzige Fortschritt bie Ojektiven ist die gleichzeitige Korrektur auf Planheit und Farbfehler (Planapochromatisch)
und die bessere Entspiegelung der Linsenflächen, die sich bei der hohen Linsenzahl der Planapos deutlich auswirkt.

Das erfordert aber auch eine exakte Einhaltung von Dingen wie (Deckglasdicke, Tubuslängen und eventueller Fehlerkompensation im Okular).

Wenn das alles richtig gemacht wird ist natürlich ausserhalb der Bildmitte ein deutlicher Fortschritt zu sehen.

Wenn nicht, dann kann es sein, dass in Bildmitte ein modernes Objektiv nicht besser oder sogar schlechter ist als das von 1905.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Alfons Renz

#3
Hallo,

Auch in der Mikroskopie gilt ein altes 'Naturgesetz': Ein bischen weniger ist manchmal ein bischen mehr! Auf die Zahl der Linsenflächen bezogen und deren Qualität. Höchste Reinheit kann durchaus kontraproduktiv sein, meinen die Allergologen und mancher Physiker - Wilfried wird sich speziell an den erinnern, dem unter Nutzung der 'Dreckeffekte', wie Möllenstedt das nannte, das 'schönste physikalische Experiment aller Zeiten' gelang!

Bezogen auf optische Gläser bedeutet dies: Luftblasen in hochwertigen (!) Gläsern waren vor 100 Jahren noch unvermeidbar und galten geradezu als Charakteristikum für die 'knackige' Schärfe damit behafteter Photoobjektive und Objektiv-Linsen. Heute würde man sich darüber (mit Recht) beschweren.

Hinter der Wirkung der Luftblasen (an der richtigen Stelle) steckt ein optisches Phänomen, das in Reinform als Phasenkontrast, schiefe Beleuchtung (?) und Beugungskontrast (nach Mathias) bezeichnet und kultiviert wird. Bei diesen Verfahren bringt man 'absichtlich' allerhand Hindernisse in die freie Bahn der Lichtwellen, vor, im, oder hinter dem Objektiv, und erzielt damit eine deutliche Steigerung des Bildkontrastes. Es handelt sich dabei offenbar um eine Mischung von Amplituden- und Phasenkontrast. Soweit ich das verstehe. Vielleicht kann ein Physiker mehr zu solchen 'Dreckeffekten' sagen.

Mit herzlichen Vatertagsgrüßen,

Alfons


liftboy

Hallo Alfons,
so habe ich das noch gar nicht gesehen, ein sehr interessanter Aspekt.
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Peter V.

Zitatso habe ich das noch gar nicht gesehen,

Asugerchnet Du, Wolfgang, als Liebhaber OMinöser Optiken?  :D

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

liftboy

Man kann doch nicht alles wissen :-(
Aber ich hab mir Literatur besorgt, da werd ich nachlesen, versprochen!
Gruß
Wolfgang
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Niels Bohr

Muschelbluemchen

Hallo Alfons Renz

Zitat von: Alfons Renz in Mai 13, 2010, 12:54:46 NACHMITTAGS

Bezogen auf optische Gläser bedeutet dies: Luftblasen in hochwertigen (!) Gläsern waren vor 100 Jahren noch unvermeidbar und galten geradezu als Charakteristikum für die 'knackige' Schärfe damit behafteter Photoobjektive und Objektiv-Linsen. Heute würde man sich darüber (mit Recht) beschweren.

Hinter der Wirkung der Luftblasen (an der richtigen Stelle) steckt ein optisches Phänomen, das in Reinform als Phasenkontrast, schiefe Beleuchtung (?) und Beugungskontrast (nach Mathias) bezeichnet und kultiviert wird. Bei diesen Verfahren bringt man 'absichtlich' allerhand Hindernisse in die freie Bahn der Lichtwellen, vor, im, oder hinter dem Objektiv, und erzielt damit eine deutliche Steigerung des Bildkontrastes. Es handelt sich dabei offenbar um eine Mischung von Amplituden- und Phasenkontrast. Soweit ich das verstehe. Vielleicht kann ein Physiker mehr zu solchen 'Dreckeffekten' sagen.


Ich sehe schon die ersten ebay-Angebote vor mir:
"Leichte Delamination führt zu wesentlicher Qualitätsverbesserung!
Rarität!
So eine tolle Delamination bekommen Sie selten!"

Also gib es da realistische Untersuchungen dazu?
Wäre wirklich interessant mehr davon zu hören!

Gruss
Leopold

Norbert Derner

Hallo Bernd
natürlich habe ich versucht, die entsprechenden Bedingungen beim Vergleich einzuhalten. Nach verschiedenen anderen Mitteilungen scheint es wohl so zu sein, dass die Leitz Fl-Serie besonders gut gelungen ist. Das haben anscheinend auch andere Mikroskopiker festgestellt, was sich in den extremen Preisen der Ojektive -nur die mit dem breiten Riffelring!- niederschlägt.
Viele Grüsse
Norbert