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Kristalle

Begonnen von Jens Jö, Mai 26, 2010, 01:47:30 VORMITTAG

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Jens Jö

Hallo,

Kristalle im Pol faszinieren mich ungemein. Es ist schier unglaublich, welche Kunstwerke die Natur zustande bringt.
Nun gibt es bei ein und dergleichen Substanz aber erhebliche Unterschiede zwischen dem Kristallisieren aus der Schmelze und aus der Lösung, sowie bei unterschiedlichen Lösungsmitteln.
Ich vermute jedoch, daß der entscheidende Faktor die Kristallisationsgeschwindigkeit ist. Ist das richtig ?
Wenn ja: hat jemand Erfahrungen mit kontrolliert gesteuerter Abkühlung aus der Schmelze ?

Gruß
Alfred


Herne

Hallo Alfred!
Bei mir begann die Beschäftigung mit der Mikrofotografie mit der Faszination durch  Kristalle im Pol-Licht.
Ich habe mal eine kleine Reihe von Aufnahmen mit Schwefel, den ich aus der Schmelze kristallisierte, angelegt. Die unterschiedlichen Kristallisationsgeschwindigkeiten realisierte ich durch Abkühlung auf einem unterschiedlich stark erwärmten Metallblöckchen, auf das ich das Präparat auflegte. Anbei ein paar Ergebnisse. Über die Abkühlungsgradienten, die Ausgangstemperaturen und die Abkühlzeiten kann ich höchstens noch grobe Aussagen treffen - schliesslich betreibe ich so etwas nicht als Wissenschaft, sondern der ästhetischen Wirkung wegen.

   Schwefel
Dünne Schicht, schnelle Abkühlung.

   Schwefel
Dünne Schicht, schnelle Abkühlung.

   Schwefel
Dicke Schicht, langsamere Abkühlung.

   Schwefel
Dicke Schicht, langsamere Abkühlung.

   Sacharin
Sehr langsame Kristallisation (ein Jahr!).

Neben der Abkühlgeschwindigkeit ist, zumindest beim Schwefel, auch die Schichtdicke von entscheidender Bedeutung für´s Ergebnis.
Bei anderen organischen Substanzen habe ich die Kristallisationsart und -Geschwindigkeit zudem noch durch unterschiedliche Lösungsmittel erprobt; es ergibt sich hier ein unendlich grosses Feld von Möglichkeiten, dem Spieltrieb seinen Lauf zu lassen.
Kontrolliert gesteuerte, reproduzierbare Abkühlungsbedingungen sind m.E. nur mit beträchtlichem mess- und regeltechnischem Aufwand zu erzielen.

m.f.G.
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

Jens Jö

Hallo Herbert,

das mit dem Metallblöckchen ist eine gute Idee !
Wenn Du "Schwefel" sagst: meinst Du dieses gelbe Pulver Schwefelblüte, das so entsetzlich ätzend stinkt, wenn es brennt ?

Gruß
Alfred

Ernst Hippe

Hallo Alfred,

ich kann nur bestätigen, daß die Kristalle ein dankbares und beliebig großes Betätigungsfeld sind, auch wenn man genau kontrollierte Bedingungen als Laie kaum schaffen kann.Zweierlei kann ich noch anfügen:
1. Eine große Rolle spielt auch die "Sauberkeit" des Objektträgers. Ganz sauber = weniger Kristallisationsansatzpunkte.
2. Es lohnt sich bei vielen Substanzen, ein Präparat aufzubewahren und immer wieder zu kontrollieren. Durch Hygroskopie oder Sublimation können sich interessante Veränderungen ergeben, manchmal nach lange Zeit.

Weiter viel Spaß dabei!
Gruß Ernst Hippe
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Herne

Hallo Alfred,
genau die meine ich. Deshalb habe ich die Feier dann auch immer im  freien abgehalten. ;D
Man braucht nur geringe Mengen und kann immer wieder umschmelzen, es sei denn, man hat ein erhaltenswertes Präparat, das man nicht zerstören will. Das Aufschmelzen habe ich unter dem Deckglas vorgenommen. ;)
Der Hinweis von Hrn. Hippe ist völlig richtig, das Sacharin aus meinem Beispiel sieht heute völlig anders aus. Nicht immer gereichen die Veränderungen dabei zum Vorteil. Eine dankbare Quelle für doppelbrechende, organische Substanzen ist übrigens der Medikamentenschrank. Besonders hübsche Präparate kann man z.B. aus Ascorbinsäure / Vitamin C herstellen. Man kann auch Substanzen mischen ... ... :) Ich habe mir von meinem Apotheker eine kleine Kollektion unbedenklicher Substanzen zusammenstellen lasse, mit der ich seit Jahren herumpröbele. Der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.

m.f.G.
Herbert


Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg