Ein Historätsel (Leber: Tuscheinjektion)

Begonnen von Harald, September 16, 2010, 18:50:39 NACHMITTAGS

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Harald

Guten Abend!

Bei der "Restaurierung" alter Präparate ist mir dieser Schnitt untergekommen... Gezeigt wird ein komplexes und hochinteressantes Organ, das für Histologie-Begeisterte sicher kein Problem darstellt!



Liebe Grüße
Harald

Florian Stellmacher

#1
Lieber Harald,

ich glaube schon, dass ich das Organ erkenne - aber da sollen sich andere mal daran versuchen  ::).

Ich sehe allerdings zum ersten mal diese Injektionstechnik als Fotografie! Aus Büchern sind mir solche Präparate wohl bekannt, gesene habe ich es so aber noch nie. Eindrucksvoll! Würdest Du später verraten, wie alte das Präparat ist und wo es her kommt (ich tippe mal auf Viktorianisches England)?

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Harald

Hallo Florian!

Ich muss zugeben, ich war selbst überrascht einen solchen "Schatz" in meiner Sammlung zu finden. Das Einschlussharz war komplett auskristallisiert, das Präparat nicht zu betrachten und landete deshalb zunächst im Schrank.

Zu Alter und Herkunft muss ich dich leider enttäuschen, ich weiß es nicht. Ich habe den Kasten "vererbt" bekommen, schon der Vorbesitzer wusste nichts genaueres. Was ich weiß ist, dass es sich um einen alten Kurskasten irgendeiner Universität handelt. Das hilft nun aber leider nicht viel weiter ;)

Liebe Grüße
Harald

Ronald Schulte

Harald,

So kenne ich es Absolut nicht. Die Färbung könnte ein Gram-Färbung (Rot und Blau) sein. Wenn das war ist dann sind es vielleicht Bakterien im Gehirn??

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Holger Adelmann

Sieht fuer mich aus wie Leber, Pfortader mit roter, Lebervenen mit blauer Kunststoffmasse injiziert.
Herzliche Gruesse
Holger


Harald

Hallo Ronald!
Leider nein, es handelt sich nicht um Gehirn oder Gramfärbungen!

Holger: Richtig, es handelt sich hierbei um Leber bei der das Gefäßsystem mittels Tuscheinjektion dargestellt wurde!

Liebe Grüße
Harald

Florian Stellmacher

ZitatLeber bei der das Gefäßsystem mittels Tuscheinjektion dargestellt wurde!

... und zwar offenbar ganz klassisch: Endäste der Aa hepaticae rot und Lebervenen blau. Allerdings sieht man manchmal zwei rot aufgefüllte Periportalgefäße, also kann es gut sein, dass Holger mit den Pfortaderästen auch noch recht hat. Dafür bräuchte wir vielleicht noch eine höhere Vergrößerung der Periportalfelder.

Tuscheinjektionen sind älter als die histologsche Schnitttechnik! Durch die selektive Darstellung des arteriellen und venösen Gefäßsystems war es möglich, auf den bis dahin obligatorischen Frosch- oder Fischversuch zu verzichten; Vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. JH gehörte in England zu jedem vernünftigen Mikroskop ein Frosch- der Fischhalter, in den das Versuchstier eingespannt wurde. In Flossen oder Schwimmhäuten wurde dann der von Harvey beschriebene Blutkreislauf betrachtet (dass die Kapillardurchblutung bereits von Malpighi entdeckt wurde, wurde dabei häufig verschwiegen). Dabei wurden sowohl die Klassiker (Flossen, Schwimmhäute) als auch "neue" Objekte (z.B. Omentum maius) mit Tusche aufgespritzt und dann eingedeckt.

Ein sehr schönes Präparat!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Harald

Lieber Florian,

im Präparat finden sich jede Menge rot gefüllte Pfortaderäste, ich nehme also an dass man hier sowohl die Aa. hepaticae als auch die V. portae mit Tusche gefüllt hat. Vielleicht um sicherzugehen? Letztendlich kommt es in den Lebersinus ja sowieso zur Vermischung des Bluts der Aa. hepaticae und der V. portae.

Liebe Grüße
Harald