Weißes Zeiss-Winkel Mikroskop.

Begonnen von rhamvossen, April 09, 2011, 11:50:31 VORMITTAG

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rhamvossen

Hallo Bernd,

Man kan sich abfragen was der Grund gewesen ist um dieses Mikroskop ohne Feintrieb zu bauen. So zu sehen hat dein Stativ auch kein Kreuztisch. Ich sehe das du der Heine Kondensor adaptiert hast. Beste Grüsse,

Rolf

Nomarski

#16
Hallo Rolf,

ohne Feintrieb ist das Mikroskop natürlich einfacher in der Fertigung gewesen und daher auch billiger.
In den alten Katalogen gab es daher die Bezeichnungen K (Kombitrieb?) und GF für Grob und Feintrieb.
Die Bezeichnung GFL kam erst später nach der Umstellung von Zeiss-Winkel auf Carl Zeiss auf.
Aber der die Übersetzung ist hier doch etwas feiner als bei den Mikroskopen mit Grob- und Feintrieb. Es läßt sich also noch mit arbeiten.  ;)
Der Kreuztisch hatte zuerst gefehlt und ist auch wieder abgebaut, weil ich ihn am anderen Mikroskop brauche.
Und der Heine-Kondensor war für das Standard Junior gedacht. Ich hatte ihn aber lieber an diesem Stativ ausprobiert, weil bis zum Fuß mehr Freiraum ist und dann dieser Spiegel bzw. Ansteckleuchte nicht stört.

Viele Grüße
Bernd

P.S.: Ich habe gerade in einer alten Druckschrift nachgeschaut, wo auch die verschiedenen Kondensoren abgebildet sind. Der Stellhebel für die Iris war eigentlich als langer runder Stab ausgeführt. Leider sind solche langen Hebel auch anfällig gegen Verbiegen insbesondere beim Transport.

TPL

#17
Hallo Rolf,
ein sehr schönes Mikroskop! Ich bin ein kleines bisschen neidisch...
Es ist ein Modell aus der Reihe STANDARD GF. Die genaue Bezeichnung (die Modelle hatten noch eine Kennzahl und einen Buchstaben-Code für die Bestellung!) werde ich noch nachschlagen.
Wie schon angeklungen sind die Stützschrauben zu stark eingedreht. Das sieht man auch auf dem zweiten Bild: der Monokulartubus sitzt nicht mittig auf dem Tubuskopf. Eventuell war das Absicht: das Gerät könnte als Kurs- oder Routinemikroskop eingesetzt worden sein, wo das Entfernen von Bauteilen unerwünscht war.

Ein Zeiss-Winkel STANDARD GFL hat es übrigens nie gegeben! Unter dieser Firmenbezeichnung (Zeiss-Winkel) wurden die Modelle

STANDARD GF (mit Grob- und Feintrieb) und
STANDARD K (mit Kombinationstrieb) angeboten.

In der Übergangszeit, 1955-1957, lief es sogar genau anders herum: es wurden (wahrscheinlich nur wenige) STANDARD GF-Stative mit der Gravur Carl Zeiss versehen.

Das Carl Zeiss STANDARD GFL weicht vom STANDARD GF im wesentlichen in der Ausführung des Stativfuß' und der Beleuchtung ab. Beim GFL war die Leuchte (im Gegensatz zum GF) voll in den Fuß integriert und die Kollektoroptik (beim GF noch im Sockel der Stativblende) war nun im Leuchtrohr untergebracht.

Zur Lackierung kann ich nichts sagen, außer dass sie mir nach den Bildern so aussieht, als wäre sie im Werk gemacht worden und keine nachträgliche "Umlackierung".

Zeiss-winkelige Grüße, Thomas

Nomarski

Hallo Thomas,

wenn du schon so ins Detail gehst, mußt du aber auch schreiben, daß es in den Triebkästen Unterschiede gegeben hat, insbesondere mit den Uhrwerken der Feintriebe und dessen Endanschlägen.

Beste Grüße
Bernd

TPL

Hallo Bernd und andere Zeiss-Winkel-Freunde,

ich habe mal in der Druckschrift "Das Zeiss-Winkel STANDARD-Mikroskop" (ZW 500) nachgesehen: Es ist ein STANDARD-Mikroskop der Form GF, Ausbaustufe 3, Stativ GF 311 (mit Grob und Feintrieb. In der Höhe durch Zahn und Trieb verstellbarer und zentrierbarer Kondensorträger. Viereckiger, fester Tisch. Objektivrevolver 4x, Monokularer Schrägtubus.) mit der optischen Ausstattung B mon.

Nach der Preisliste aus dem Jahr 1951 kostete
- das Stativ mit dem Bestellwort OSBUT, wie oben aufgeführt, aber ohne Objektführer und optische Ausstattung: 400 DM
- die optische Ausstattung B mon mit dem Bestellwort OSBOM: 354 DM
- der Objektführer ohne Teilung mit dem Bestellwort UKNUL: 90 DM
Insgesamt wäre die Ausstattung also für 844 DM zu haben gewesen. Mehrwertsteuer gab es zu dieser Zeit übrigens noch nicht.

Zitatwenn du schon so ins Detail gehst, mußt du aber auch schreiben, daß es in den Triebkästen Unterschiede gegeben hat, insbesondere mit den Uhrwerken der Feintriebe und dessen Endanschlägen.
...nö, muss ich nicht. Davon verstehe ich nichts. Mach Du man...

Zeiss-winkelige Grüße, Thomas

Nomarski

Zitat...nö, muss ich nicht. Davon verstehe ich nichts. Mach Du man...
Das sieht dir mal wieder ähnlich! ;D

Bei den frühen Zeiss-Winkel-Stativen wurde die Führung für den Tisch als massive Schwalbenschwanzführung ausgeführt. Sobald der Schmierstoff in der Führung harzig und klebrig zu werden, hat der Tischantrieb das Auftreten, zwar beim Anheben noch einwandfrei zu arbeiten, aber sobald man den Feintrieb in die andere Richtung dreht, also den Tisch absenken will, dann rutscht der Tisch in der Führung nicht sofort nach, sondern es kommt eine gewisse Verzögerung auf. Wenn sich das mit der Zeit durch weitere Verharzung noch verschlimmert, kann das sogar soweit führen, daß die Führung durch die "Klebkräfte" so schwergänging wird, daß man sich dabei die Triebe im Uhrwerk, welches den Tisch anhebt, zerstört, da es für so hohe Widerstände in der Führung gar nicht ausgelegt ist. Desweiteren war das Segmentrad des Uhrwerkes so ungünstig gelagert, daß es bei Erschütterungen an der dünnsten Stelle durchbrechen konnte. Ersatz aufzutreiben wird dann schwierig.
Bei den späteren GFL Stativen hat man diese verbackungsanfällige Schwalbenschwanzführung für den Tisch durch eine Rollenführung ersetzt und das Segmentrad des Uhrwerkes hatte auch nicht mehr diese dünne Sollbruchstelle.
Desweiteren haben sich noch andere kleine Details verändert, die meisten erst dann auffallen, wenn man ein Stativ durch Teile vom anderen Stativ in der Schrottecke verschönern will, diese dann aber nicht passen, weil es ständig immer irgendwelche Änderungen gegeben hatte. Auch die Stativfüße lassen sich nicht tauschen, da ab einer bestimmten Serie das Bohrbild für die Befestigung geändert wurde.

Viele Grüße
Bernd

rhamvossen

Hallo Thomas,

Vielen Dank für al diese Informationen.

ZitatInsgesamt wäre die Ausstattung also für 844 DM zu haben gewesen.

Stel dir mal vor, wieviel soll das gewesen sein in den fünfziger Jahren.........

Beste Grüsse,

Rolf

TPL

#22
Hoi Rolf,
das muss eine Menge Geld gewesen sein.
Wie in einem anderen Thema schon angeklungen ist, war das mehr, als ein Arbeiter oder einfacher Angestellter in drei Monaten verdiente.

m.v.g. Thomas

Nomarski

...und die "Sonderlackierung" hat bestimmt extra gekostet, auch wenn sie inzwischen am Triebkasten wieder abblättert... ::)

TPL

#24
Liebe Winkel-Freunde,
die wahren Enthusiasten haben es vermutlich alle gesehen: in der Bucht wurde gestern Abend wieder ein weißes Zeiss-Winkel STANDARD GF samt Holzkasten und einer schönen Ausrüstung verkauft.

Sollte der Höchstbieter mitlesen, wäre mein Ratschlag, den Verkäufer auf den korrekten Gebrauch der beiden Holzleisten aufmerksam zu machen. Die werden, wenn das Stativ im Kasten steht, zur Transportsicherung an den unteren beiden Kanten eingeschoben (und nicht senkrecht daneben gestellt ::)).

Herzliche Grüße, Thomas

PS: Ich habe mich an der Auktion nicht beteiligt und auch absichtlich gewartet, bis die Auktion vorbei ist, damit sich niemand über die unnötige "Publicity" ärgern muss.