Reinigung von Radiolarien oder Diatomeen durch Dichtetrennung ?

Begonnen von Mark, September 30, 2011, 20:18:37 NACHMITTAGS

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Mark

Hallo zusammen,

weiß jemand, ob die hier

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10071.0

bzw. hier (S. 29)

http://www.mikrohamburg.de/G%F6ke/Foraminiferen_gesamt.pdf

genannte Methode der Trennung über die Dichte auch bei
Radiolarien und / oder Diatomeen anwendbar ist ?

Konkret geht es um Radiolarienmergel aus Barbados, bzw.
Diatomit aus Mors.


Gruß
Mark



felix

Anwendbar?  - Im Prinzip vermutlich ja.  Sinnvoll anwendbar? - Kaum.

Das Problem (wenn es denn eines ist) bei Foraminiferen besteht darin, daß sie in Sand von gleicher Korngröße liegen.  (Das Verfahren meiner Wahl ist hier das Aussuchen unter dem Stemi.)
 
Radiolarienmergel aus Barbados und auch den Moler aus Mors bekommt man durch Standardverfahren so klein, daß sich die (relativ großen) Radiolarien und Diatomeen bequem absieben lassen (etwa 60 mu).  Wiederholtes Dekantieren ist mühseliger, führt ebenfalls zum Ziel, ist schonender und bewahrt zudem kleinere Exemplare.

Gruß! -- felix
"Du" angenehm.

Ragin

Hallo Felix,
Ich hab heute meine Proben von Martin bekommen und weiss jetzt auch nicht so recht, wie ich da ran gehen soll.
Eigentlich hatte ich mit einer art Sand gerechnet, weniger mit der recht verfestigten und auch homogen aussehenden Masse, die in etwa an Kreide erinnert. Ich hab mal was abgeschabt und angesehen. Das war der Radiolarienmergel aus Barbados. Hab aber nur Bruchstücke gefunden die eine Wabenstruktur hatten. darum fürchte ich, das die mechanische Zerkleinerung weniger ideal ist. Soll ich das mit Wasser tränken und einfrieren?
Hätte noch Wasserstoffperoxyd da, den ich neulich zur probeweisen Aufbereitung des Foraminiferenkalksteins besorgt hatte.
Schöne Grüße,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Mark

Danke Felix; was ich mich ebenfalls gefragt habe ist, ob
in diesem Mergel überhaupt noch organischer Anteil drin ist.
Evtl. kann man sich den Schwefelsäureschritt sogar sparen ?
Gehst Du so vor, wie von G. Göke beschrieben ?

Hallo Rainer,

schau mal hier :

http://www.mikrohamburg.de/

unter "goodies", dort gibt es drei Artikel über
die Aufbereitung von Diatomeen, Radiolarien und Foraminiferen.
Dort steht beschrieben, wies gemacht wird.

Gruß
MArk

felix

Regel 1-3: Schonendste Methoden zuerst!
Drei Schritte: Schlämmen - Entkalken - Reinigen

Schlämmen: Oft zerfallen die Brocken schon in AqDest nach zwei bis drei Tagen.  Wenn das nicht (genügend) geschieht, kann man es mit beschleunigter Erosion versuchen: Mit Wasser knapp bedecken und einfrieren; in Mikrowelle schnell auftauen.  Wiederholen (vielleicht 5x) bis zum Erfolg.  Wenn das nicht funktioniert, kann man es mit Glaubersalz (Anleitung bei Göke) versuchen.  Dabei ganz wichtig: vorher die Probe im Backofen gut durchtrocknen!  Manchmal zerfällt nicht das gesamte Material und es bleiben einige Bröckchen übrig.  Macht nichts: Einfach weitermachen mit Entkalken und Reinigen und ungelöstes Material am Ende gut auswaschen und aufbewahren für die nächste "Sitzung".

Entkalken: In Salzsäure ca 20% mind. 24 Stunden stehen lassen.

Reinigen: Für fossiles Material reicht die Reinigung mit Peroxid ca 30%.  Etwa 30m köcheln.  Darauf einige Tropfen Soda 10% und (falls vorhanden) eine Messerspitze Natriumpyrophosphat. Weitere 30m köcheln und dann auswaschen.

Danach: Sieben bzw. Dekantieren.

Zwei Anmerkungen: 1. Keine Methode führt sicher zum Ziel, denn jede Probe ist etwas anders.  Ggf. länger mit Peroxid behandeln (unkritisch) und mehr Alkali zugeben.  Alkali löst Schmutz sehr gut aber leider auch Silizium - deshalb Vorsicht!  2. Die Aufbereitung führt zwangsläufig zu etwas Bruch.  Reines Material mit überwiegend intakten Schalen ist nur ganz ausnahmsweise zu erwarten.

Viel Erfolg! -- felix

Gute Übersicht über Methoden in Hinchey & Green (1994):
http://www.jstor.org/pss/1485941
"Du" angenehm.

Mark


TPL

#6
Hallo Mark,
das gleiche Thema haben wir hier in dem von Dir bereits zitierten Beitrag über Foraminiferen kürzlich erst durchexerziert. Der Ansatz über Dichtetrenung ist eventuell machbar, aber wahrscheinlich selten sinnvoll.

Schön, dass mit den drei Werken von Göke die Methoden (und die veralteten Ansichten über den Ablagerungsraum der Oceanic Formation!) der Altvorderen kostenfrei zur Verfügung stehen. Schade nur, dass daraus immer mal wieder geschlossen wird, dies sei der aktuelle Stand und es ginge nur mit diesen Brachial-Methoden.

Beste Grüße, Thomas

PS: Wen's interessiert - hier gibt es eine gute mikropaläontologische Arbeit zu den Fundpunkten auf Barbados, die auch für ihren Radiolarienreichtum bekannt sind.
Und hier ein eher geologisch-rohstoffkundlicher Artikel zur Fur-Formation in Dänemark, zu der der 'Moler' genannte Diatomit gehört.