Frage zu Aegagropila linnaei vs. Cladophora

Begonnen von Bernd Kaufmann, Dezember 24, 2011, 11:13:24 VORMITTAG

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Bernd Kaufmann

Liebe Algenfreunde,

in der Aquaristik wird immer wieder über "verwilderte" Aegagropila linnaei und Unterschiede zu Cladophora-Arten diskutiert. In diesem Zusammenhang schreibt Wikipedia, dass sich die Gattung Aegagropila von Cladophora durch die Anwesenheit von CHITIN in der Zellwand unterscheiden lasse: http://de.wikipedia.org/wiki/Aegagropila_linnaei

Chitin war mir bisher nur bei Tieren und Pilzen bekannt. Gibt es Chitin tatsächlich auch in Algen? Und, falls ja, wie lässt es sich (möglichst einfach) nachweisen oder von ähnlichen Substanzen unterscheiden? Mir steht eine sehr einfache Polarisationseinrichtung (nur Polarisator und Analysator) zur Verfügung. Beide Algengattungen habe ich zum Vergleich ebenfalls.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.

JB

Hi,

Ich weiß nicht ob es bei Algen Chitin gibt, aber ich weiß, daß der a priori Nachweis von Chitin nicht einfach ist. Ich habe mal eine Reihe von Vorträgen gehört bei denen die Sprecher beweisen wollten, daß Nematoden Chitin in ihrem Pharynx produzieren. Letztlich war das nur molekularbiologisch möglich:

"Chitin detection:
A construct was engineered that allowed expression of the chitin-binding domain (ChBD, 45 amino acids) of Bacillus circulans chitinase A1 (Watanabe et al., 1994) fused with Escherichia coli maltose-binding protein (MBP, 367 amino acids) (Guan et al., 1988) via a 47 amino acid-long linker. The resulting MBP-ChBD fusion protein (∼48 kDa) was overexpressed in E. coli and affinity purified using an amylose column according to the manufacturer's instructions (NEB). The purified protein was labeled with TRITC (tetramethyl-rhodamine isothiocyanate) (Sigma) or FITC using a Fluorescein Protein Labeling Kit (Roche) ... "

Zhang Y, Foster JM, Nelson LS, Ma D, Carlow CK. (2005) The chitin synthase genes chs-1 and chs-2 are essential for C. elegans development and responsible for chitin deposition in the eggshell and pharynx, respectively. Dev Biol. 285(2):330-9.

Da Algen ja jede Menge Zellwandmaterial erzeugen wird der Nachweis dort möglicherweise viel einfacher sein. Viel Erfolg!

Jon

Detlef Kramer

Hallo Bernd,

Chitin als Bestandteil der Zellwand bzw. ähnlicher Strukturen (z. B. die "Tüten" von Dinobryon) ist bei Algen recht häufig, allerdings nicht bei Grünalgen, sondern bei allen gelb-grünen, auch den Diatomeen, wie ich gerade gelernt habe. Demnach müsste Aegagropila, die ich absolut nicht kenne, durch die Farbe von Cladophora zu unterscheiden sein. Das ist aber nur eine vage Vermutung.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Bernd Kaufmann

Hallo Jon, hallo Detlef,

herzlichen Dank für Eure Antworten! Sie zeigen mir, dass es den gewünschten einfachen Weg also eher nicht gibt. Lt. einer E-Mail zu diesen Fragen fehlt mir eventuell ein ROT I Kompensator zu meiner Pol-Einrichtung. Hat zufällig jemand so etwas für das alte Axiolab herumliegen? Zeiss bietet den Schieber für 208,25 Euro an. Für den eventuell unsicheren einmaligen Einsatz wäre mir das etwas zu viel, aber wenn es sich auch sonst wirklich lohnt, würde ich ihn doch anschaffen.

Detlef, die Farbe der beiden Arten unterscheidet sich nicht wirklich signifikant. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal finde ich bis jetzt regelmäßig, weiß aber leider nicht, ob das nicht standortbedingt ist: Aegagropila ist als "Kugel" stark verfilzt, das heißt, sie hat zahlreiche Verzweigungen in sehr kurzen Abständen, während Cladophora deutlich weniger Verzweigungen mit großem Abstand zueinander aufweist.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.