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Thuricola folliculata

Begonnen von Manfred Melcher, Februar 12, 2012, 12:44:28 NACHMITTAGS

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Manfred Melcher

Hallo Tümpler,

da die Tümpelbeiträge durch die Unzugänglichkeit der Gewässer stark nachgelassen haben, möchte ich dem etwas entgegenwirken.
Thuricola folliculata ist hier schon gezeigt worden.

Diese Exemplare stammen aus einer Probe, die Ende 2011 aus einem Baggersee entnommen wurde.





Das interessanteste Merkmal von Thuricola folliculata dürfte die Klappe sein, mit der die Röhre beim Einziehen des Körpers verschlossen wird.





Das Verschließen der Klappe soll laut Beschreibung auf Plingfactory durch ein Häutchen ausgelöst werden, welches beim Einfahren des Körpers den Deckel zuzieht.

http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/source/Thuricola%20folliculata.html

Diese Darstellung konnte ich durch eigene Beobachtung nicht bestätigen. Das was im oben angeführten Link als Häutchen markiert ist, konnte ich nur als eine Art "Becher" beobachten, dessen Funktion sich mir allerdings nicht erschließt. Ich kann diesen Schließvorgang mittels eines Häutchens auch mechanisch nicht nachvollziehen.





Ich vermute, dass die Klappe durch die Art der Befestigung unter Federspannung steht und sich dadurch selbständig schließt, sobald die Öffnung freigegeben ist.





Vielleicht kann uns Michael Plewka dazu noch etwas sagen.

Das letzte Bild zeigt die Wimpern in Aufsicht (Phasenkontrast und Blitz). Der Wimpernkranz ist deutlich größer, als er sich visuell darstellt.






Ich wünsche viel Spaß beim Betrachten.

Viele Grüße

Manfred



Bernd

Hallo Manfred,

Foissner schreibt in Band 2 des Buchs Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems auf S. 274: "Im vorderen Drittel inseriert am halben Umfang des Gehäuses eine Klappe, die aus feinen, durch einen Membran verbundenen Fibrillen besteht. Ein halbzylindrisches Häutchen verbindet die Klappe mit dem Hinterende der Zelle, die sich bei der Kontraktion verdickt und auf das Häutchen drückt, wodurch die Klappe nach unten gezogen und das Gehäuse verschlossen wird."

In Kahl (1935) steht auf S. 784 ganz ähnlich: "Die Klappe schließt sich bei der Kontraktion des Infusors nicht etwa in Folge ihrer Elastizität, sondern sie wird durch einen besonderen Apparat hinuntergezogen; ein Häutchen von halbzylindrischer Gestalt haftet oben an den Fibrillen der Klappe und greift unten um das Ende des Körpers und haftet hier am Stiel. Wenn das Infusor sich kontrahiert, übt der sich verdickende Körper einen Seitendruck auf das Häutchen, der sich als Zug auswirkt. Läßt die Kontraktion nach, so hebt sich die Klappe von selbst infolge ihrer Elastizität, und leere Gehäuse sind daher auch immer geöffnet."

Immer wenn ich Thuricola beobactet habe, war die Klappe relativ leicht und deutlich zu erkennen. Um die Fibrillen zu sehen, muß das Gehäuse in einer ganz bestimmten Position unter dem Mikroskop liegen, und zwar so, daß man von schräg hinten auf die geöffnete Klappe schaut. Das Häutchen selbst habe ich noch nie sicher und in ganzer Länge identifizieren können. Auf den Fotos im Foissner ist es aber eindeutig sichtbar. Für die Sichtbarkeit entscheidend ist wahrscheinlich die exakte Ausrichtung des Gehäuses. Ist diese nicht gegeben, sieht man das Häutchen nicht.

Viele Grüße
Bernd

Ralf

Hallo Manfred und Bernd,

mit dieser Problematik der Klappe bei Thuricola habe ich ebenfalls schon beschäftigt und versucht, das mal zu filmen. Hier am Beispiel von T. f. ohne Symbionten:

http://www.dr-ralf-wagner.de/Bilder/Thuricola_folliculata-oZ.avi (Video mit DIVX Codec).

Die beiden Tierchen sind schon arg unter dem Deckglas eingeengt und daher schaffen sie es wohl nicht mehr, die Klappe zu öffnen.




Manfred Melcher

Hallo Bernd, hallo Ralf,

vielen Dank für eure Antworten.
Bernd, deine Literaturzitate erklären die Funktion einleuchtend. Ich denke, dass die von mir markierten Strukturen in meiner dritten Aufnahme ein Teil dieses Öffnungsmechanismus sind. Ich hatte dies schon vermutet, konnte aber keine weiterführende Verbindung in Richtung Klappe finden.

Bei deinem Film Ralf, ist durch das Quetschen die Funktion gestört. Ich habe den Vorgang auch im Film festgehalten. Man sieht sehr schön wie die Klappe aufgedrückt wird, aber das Schließen erfolgt so schnell, dass der Ablauf nicht sichtbar ist. Meine Kamera kann leider keine Zeitlupenaufnahmen machen.
Die Klappe liegt so dicht am Körper der Zelle an, dass diese sichtbar eingedrückt wird. Deshalb wundert es mich, dass die Klappe bei der Kontraktion nicht nach innen gerissen wird.

Liebe Grüße

Manfred