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Fliege im baltischen Bernstein

Begonnen von Frank D., Dezember 22, 2010, 16:52:33 NACHMITTAGS

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Frank D.

Vor 60.000.000 Jahren konserviert,
musste sie heute für Spielereien mit einem neuen, 40-jahre alten, russischen 1x/0,05 Objektiv herhalten.
Bei einem Arbeitsabstand von 130mm ist die Positionierung der externen Beleuchtung eigentlich kein Problem mehr und man kann den Winkel für einen schönen Lichteffekt frei wählen.
Die Fliege liegt ungefähr 5mm unterhalb einer gewölbten Harzoberfläche, die ich zur besseren Transparenz poliert und mit etwas Sonnenblumenöl eingerieben habe.

Austretende Körperflüssigkeit hatte sich damals mit dem noch flüssigen Kiefernharz zu einer Emulsion vermischt.
Aus diesem Grund sind um Brust und Hinterleib hellere Bereiche zu erkennen.
Ein ähnlicher Effekt bildet den weißen Bernstein (oder auch Knochen genannt).
Hier verursachen mikroskopisch kleine Luftblasen, die unter hohem Druck aus dem Holz austreten, eine Totalreflektion und den für mich schönsten aller Bernsteine.

Herzliche Grüße
Frank


(Lomo Biolam-Canon A620 / Picolay 14 Bilder / die -vermutlich- Schnepfenfliege hat die Größe einer Fruchtfliege)

Rawfoto

Hallo Frank

Wie hast Du dieses Motiv nur gefunden, schaut toll aus und der Gedanke wie alt Dein Modell ist finde ich ueberwaeltigend!

Frohe Weihnachten

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Frank D.

#2
Zitat von: Rawfoto in Dezember 22, 2010, 19:49:06 NACHMITTAGS
Hallo Frank

Wie hast Du dieses Motiv nur gefunden, schaut toll aus und der Gedanke wie alt Dein Modell ist finde ich ueberwaeltigend!

Frohe Weihnachten

:-)

Gerhard

Hallo Gerhard,

grundsätzlich sind Insekteneinschlüsse gar nicht mal so selten -wenn es sich nicht gerade um eine Echse handelt- und heutzutage für wenig Geld zu bekommen.

Meine Stücke stammen direkt aus Jantarni (ehemals Palmnicken/nahe Kaliningrad), wo damals großen Mengen Bernstein im Tagebau gefördert wurden.
Je Kilogramm grob getrommeltem Bernstein (ca. 200-300 Stücke) fanden sich ca. 15 mit Insekten- und Pflanzeneinschlüssen. Um sie zu finden, wanderte der ganze Haufen in ein Gefäß mit Sonnenblumenöl und die einzelnen Stücke wurden dann, bei seitlicher Beleuchtung, unter dem Stereomikroskop durchforstet.
Sind also alle selbst entdeckt  :)

Leider existieren diese Tierchen nur noch als Hülle. Deren organisches Material hat sich im Laufe der Jahrmillionen zersetzt und die Wände der Hohlräume belegt.
Wobei, ich habe hier noch zwei gebrochene Schlauben (geschichteter Bernstein, bei dem die einzelnen herabtropfenden Harzmassen durch hauchdünne Staubschichten getrennt wurde), aus denen der Panzer eines Käfers herausragt.

Liebe Grüße
Frank

Rawfoto

Hallo Frank

Ja, das ist mir bewusst, aber Dein Exemplar ist besonders huebsch ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Frank D.

Zitat von: Rawfoto in Dezember 22, 2010, 21:29:18 NACHMITTAGS
Hallo Frank

Ja, das ist mir bewusst, aber Dein Exemplar ist besonders huebsch ...

:-)

Gerhard

Danke, ...
...hab sie vorher gekämmt  :D

Gruß
Frank

Klaus Herrmann

Hallo Frank,

vor einigen Jahren habe ich diese Mucke schon gezeigt. Mit Stemi IV b von CZ und Canon A 95 aufgenommen.

Kein Stack, damals wusste ich noch gar nicht, dass es sowas gibt. Sie liegt sehr ungünstig nach hinten weg und der Bernstein ist natürlich auch nicht wasserklar. Man müsste mit geschicktem Schleifen und Polieren bessere Verhältnisse schaffen.

Die "Waben" oberhalb des Kopfes sind m. E. Spannungsrisse.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Frank D.

Zitat von: Klaus Herrmann in Dezember 22, 2010, 22:26:11 NACHMITTAGS
Hallo Frank,

vor einigen Jahren habe ich diese Mucke schon gezeigt. .....


Hallo Klaus,

hatte damals noch keinen MP3-Player um die Mucke zu hören, aber jetzt sehe ich sie auch.  :D
Sieht aber eher nach Köcherfliege aus,  ... wie sie mich da so anglotzt  ::) Sehr schön!!!

Liebe Grüße
Frank

Klaus Herrmann

Hallo Frank,

ja die Mucken der Musiker kann man hören und sie bringen sogar (kleines) Geld ein. Die Mucken die ich meine nerven, wenn man sie hört - ich hab sie deshalb lieber im Bernstein!  ;)
In selbigem Stück waren so komische Flitter, die ich durch anleuchten mit grünem Licht kontrastiert habe. Hast du eine Ahnung, was das ist?

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Frank D.

#8
Zitat von: Klaus Herrmann in Dezember 23, 2010, 21:33:52 NACHMITTAGS
...
In selbigem Stück waren so komische Flitter, die ich durch anleuchten mit grünem Licht kontrastiert habe. Hast du eine Ahnung, was das ist? ...

Guten Morgen Klaus,

diese "Flitter" sehen nicht so sehr nach echten Einschlüssen aus, sondern eher nach Artefakten größerer Temperaturdifferenzen.
Solche Spannungsrisse reflektieren das auftreffende Licht besonders stark und lassen so Einschlüsse, wie vielleicht Stern- und Büschelhaare junger Eichenknospen, vermuten.
Auf Deinen Foto sind auch mehrere "Finten" zu erkennen. Es sind die ovalen flachen Gebilde, die an kleine Blätter erinnern. Auch sie entstehen durch Kontraktionen im verfestigten Harz und werden gerne beim Schmuckbernstein durch Erhitzen und anschließendem "Abschrecken" künstlich herbeigeführt.

Herzliche Grüße
Frank

bewie

Hallo Frank,

obwohl ich von Bernstein nicht viel weiß, habe ich vor Jahren mal das untenstehende Bild aufgenommen. Das Steinchen war voll von diesen runden Scheibchen. Leider hatte ich damals keinen Maßstabsbalken einkopiert, aber der Durchmesser der Dinger dürfte etwa bei 0,3 bis 1 mm liegen. Ich konnte und kann sie nicht zuordnen. Weißt Du, was das ist?

Neugierige Grüße
Bernd Wiedemann



Frank D.

Zitat von: bewie in Dezember 29, 2010, 13:31:25 NACHMITTAGS
Hallo Frank,

obwohl ich von Bernstein nicht viel weiß, habe ich vor Jahren mal das untenstehende Bild aufgenommen. Das Steinchen war voll von diesen runden Scheibchen. Leider hatte ich damals keinen Maßstabsbalken einkopiert, aber der Durchmesser der Dinger dürfte etwa bei 0,3 bis 1 mm liegen. Ich konnte und kann sie nicht zuordnen. Weißt Du, was das ist?

Neugierige Grüße
Bernd Wiedemann


Hallo Bernd,

das ist eine sehr schöne Aufnahme der Sonnenfinten,
die in ihrer Achse mehrere Millimeter groß werden können und leider nicht vom Sonnengott persönlich geschaffen wurden.
Auch wenn es jetzt den einen oder anderen Schmuckstein etwas entzaubert, sind Finten ovale Spannungsrisse, die durch starkes Abkühlen eines Pressbernsteins künstlich herbeigeführt werden.

Die nach der Bearbeitung eines Rohbersteins anfallenden Reste (Krümel, Späne) werden erhitzt, unter hohem Druck zusammengeführt, zur einheitlichen Farbgebung eventuell mit einem Farbzusatz versehen, und den so entstandenen Pressbernstein der Schmuckindustrie zu Verfügung gestellt. Diese darf das gute Stück dann unter der Bezeichnung  "Echt Bernstein" verkaufen, während man geschliffenen und polierten Rohberstein als "Naturbernstein" bezeichnet.

So kommen also die schönen Sonnenstrahlen ins Harz!

Übrigens,
Bernstein dunkelt im Sonnenlicht stark ab; also erst im Ballsaale offen tragen  ;)

Ein mit Sonnenfinten erfülltes Jahr 2011
Frank


bewie

Hallo Frank, vielen Dank!

Damit hat sich nun ein jahrealtes Rätsel in meinem Bildarchiv gelöst. Ansonsten ist ja witzig, was so alles aus Bernsteinresten hergestellt wird. In St. Petersburg habe ich mal ein kleines Bernstein-Ei gekauft, das einen kompletten Maikäfer enthielt. Aber da war sogar mir klar, dass der keine 'zig Millionen Jahre alt sein kann ...

Wenn ich Dein wunderschönes Fliegenbild ansehe, hast Du jedenfalls ein tolles Hobby. Weiterhin viel Spaß!

Herzliche Grüße
Bernd Wiedemann

JB

#12
Hallo Bernd,

Ich habe gerade diesen alten Thread gefunden. Soweit ich weiss sind die Scheibchen (auf Norddeutsch auch "Fischschuppen") auf den Klaerungsprozess in Oel zurueckzufuehren.

Der Hintergrund dazu ist, dass der meiste Bernstein mehr oder weniger trueb ist, wie Frank schon ausfuehrte. Klare Stuecke entstanden nur auf der Aussenseite der Bernsteinkiefern, wo das Harz von der Sonne erwaermt und geklaert wurde (deshalb findet man in klarem Bernstein auch am ehesten Inklusen). Der Anteil der klaren Stuecke an der Gesamtfundmenge ist also gering und die sind entsprechend begehrt.

Aus diesem Grund versucht man seit Jahrhunderten truebe Stuecke durch Erhitzen in Oel zu klaeren (also die Luftblaeschen auszutreiben); dabei entstehen beim Abkuehlen die Spannungsrisse die dann als Fischschuppen sichtbar sind (manchmal erwuenscht). In der Regel handelt es sich also um ein echtes Stueck Bernstein und nicht um Pressbernstein. Um Pressbernstein von einheitlicher Farbe zu produzieren muesste man das Ausgangsmaterial erst aufwaendig vorsortieren.

Eigentlich schade, denn ein schoen poliertes Stueck trueben Bernsteins sieht allemal besser aus als ein geklaertes mit Sonnenfinten und ihrem Kitschpotential :)

Beste Gruesse,

Jon

Lothar Gutjahr

Hallo Jon,

angeregt durch deine "Ausgrabung" im Archiv habe ich mal meine Stackmaschine angeworfen und einen  partiellen Stack, der störende Einflüsse aus dem Vordergrund eliminiert erzeugt.

Fliegenflügel im Bernstein mittels Stacking "freigestellt


Viel Spaß damit

Lothar

Frank D.

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#14
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