Rädertierportrait: Mniobia magna

Begonnen von Michael Plewka, November 17, 2012, 10:44:48 VORMITTAG

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Michael Plewka

Liebe Mikroskopikerinnen und Mikroskopiker,

hier möchte ich einige Bilder zu dem Rädertier Mniobia magna zeigen. Einige Arten bdelloider  Rädertiere tauchen zwar auch in Tümpelproben auf, jedoch sind die meisten Arten dieser Gruppe in verschiedenen  Moos-Habitaten  oder in der Erde zu finden. So ist es auch mit diesem Viech, das ich noch nie in Tümpel-Proben , aber hier konkret in einer Probe vom Moos eines Baums gefunden habe. Mniobia magna wurde schon des öfteren hier im Forum bei fraglichen Rädertieren vermutet, doch bedarf es einer sorgfältigen Diagnose aller hier gezeigten  Merkmale, um die Art sicher zu bestimmen. Auch im Internet kursieren einige Videos, die fälschlicherweise mit  M.magna bezeichnet sind.

Auffällig ist zunächst einmal die Größe dieses Tiers im Vergleich zu anderen bdelloiden Rädertieren, dann die relativ breite Krone, die sich am Hals stark verjüngt, sowie das Magenrohr, das sich in typischer Deutlichkeit im Rumpf abzeichnet. Mniobia magna besitzt außerdem keine Augen:




In dieser Aufnahme des rädernden Kopfs ist neben den Cilien der Krone auch das Gehirn (Br) erkennbar. Herbeigestrudelte Nahrungsteilchen werden zwischen den Cilien aufkonzentriert, z.T. hinter der Krone wieder "weggeblasen":

[imghttp://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/source/Mniobia%20magna.html]https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/109319_26603182.jpg[/img]

Das kriechende Tier heftet sich in typischer spannerraupenartiger Manier mit dem Fuß (links) und der (nicht entfalteten) Krone (rechts) am Substrat an:




Wenn man Glück hat, ist das "Substrat" das Deckglas; das Viech hängt dann "kopfunter", dann kann man sogar die Papillen der Tastborsten auf den Räderscheiben erkennen (Ausschnitt aus obigem Bild). Der Dorsaltaster (unscharf) ist nach oben gestreckt:




Beim Kriechen wird der Rüssel ausgestreckt. Die Rüssellamelle hat vermutlich sensorische Funktion. Man sieht außerdem die Öffnung, durch die das Räderorgan ausgestülpt wird.



Zur Bestimmung eines Rädertiers sind Videoaufnahmen eine unerlässliche Hilfe. Praktisch ist es nur hiermit  möglich, Organe zu erkennen, die nur für den Bruchteil einer Sekunde gezeigt werden. Dieses gilt vor allem  bei den bdelloiden Rädertieren für den Fuß mit den Zehen. Ich setze die Videofunktion meist auch schon am Anfang der Untersuchung ein, meist wenn noch kein Deckglas auf dem Präparat liegt. Die Aufnahmequalität ist zwar weniger berauschend als vielmehr rauschend, da ich auch wenig Licht einsetze. Denn nur dann (aber nicht immer) zeigen einige bdelloide Rädertiere überhaupt ihre (für die Bestimmung sehr wichtige) Krone.

Hier zwei Aufnahmen des Fußes (Ausschnitt aus Video). Links erkennt man  den Darm (Intestinum, In) der in die Kloake (Cl) mündet. Rechts oben ist ein Nephridialkanal erkennbar (weiße Pfeilspitze). Am vorletzten Fußglied die Sporen (Sp).
Im rechten Bild ist im Darm eine Pilzspore erkennbar. Am Fußende befindet sich die für viele Mniobias typische Haftplatte (AD):





Zum Schluss noch der Kauer  (fotografiert im Blaulicht, ausschließlich Blaukanal) mit der Zahnformel 6/6:

[img][http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/source/Mniobia%20magna.html/img]


viel Spaß beim Anschauen & beste Grüße Michael Plewka


Eckhard

Hallo Michael,

eine sehr schöne Dokumentation. Ich bin immer wieder erstaunt, wie vielfältig Rädertiere in Form und Habitat sind.

Herzliche Grüsse
Eckhard
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