world's most powerful microscope

Begonnen von Stefan_O, Juni 28, 2013, 16:25:03 NACHMITTAGS

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wilfried48

#15
Zitat von: the_playstation in Juni 29, 2013, 10:28:16 VORMITTAG
Daher muß man das gesehene eigentlich immer in Frage stellen.
Das Gesehene muß interpretiert werden!

Hallo,
interpretiert werden muss natürlich auch jedes lichtmikroskopische Bild und das umso mehr, je komplizierter der Kontrastentstehungsmechanismus (schiefe Beleuchtung, Ph, DIC ..) ist.
Daher ist ja oft der "einfache" Absorbtionskontrast im Hellfeld so wichtig, obwohl es auch da schwierig wird, wenn man sich nahe an der Auflösungsgrenze bewegt.  Am Beispiel vieler Diatomeen kann man dies durch Vergleich mit höherauflösenden Verfahren wie z.B. REM verifizieren oder falsifizieren.

Wenn es aber um das höchstauflösende Mikroskop der Welt geht, hat man einen solchen Vergleich nicht mehr und muss daher mit der Interpretation entsprechend vorsichtig sein.

Der grosse Fortschritt in der Elektronenmikroskopie in den letzten zehn Jahren, war die Möglichkeit eine uralte Theorie von Prof. Scherzer aus Darmstadt nun endlich mechanisch, elektronisch und computertechnisch mit der notwendigen Präzision umzusetzten, sodass man nun endlich auch bei Elektronenlinsen die Linsenfehler korrigieren kann.
Deshalb braucht man jetzt solche Ungetüme aus Japan mit 3 Millionen Volt Elektronenenergie nicht mehr und kommt mit einem Zehntel davon aus und die Bilder sind auch einfacher interpretierbar, weil man keine Defokusserien mit entsprechenden Korrekturrechnungen mehr braucht.  Führend auf diesem Gebiet ist die Heidelberger Firma CEOS (Corrected Electron Optic Systems). In allen Hochleistungs Elektronenmikroskopen der führenden Firmen (FEI Philips, JEOL, Hitachi und Zeiss) steckt inzwischen dieses System. Die Firmengründer stammen aus der ehemaligen Forschungsgruppe in Darmstadt.
Bei dem 37 Picometer Rekordmikroskop, das jetzt in Kanada aufgestellt wurde handelt es sich um ein holografisches Mikroskop, also um ein Mikroskop das nicht nur die Amplitude sondern auch die Phase von an der Probe gestreuten kohärenten Elektronenwellen auswerten kann und daher eine noch bessere Bildinterpretation zulässt.
Ich möchte nicht unbescheiden sein und erwähnen, dass das Verfahren der Elektronenholografie von meinem Doktorvater Prof. Möllenstedt und seinem Schüler Prof. Lichte in Tübingen entwickelt wurde.

Leider muss man auch sagen, dass inzwischen die Lehrstühle der Forschungsgruppen in Darmstadt und Tübingen nicht wieder mit Nachfolgern auf diesem Arbeitsgebiet besetzt wurden und auch die Firma Zeiss aus dem Gebiet der Transmissionselektronenmikroskopie ausgestiegen ist, obwohl die gerade bestens dabei waren Geräte mit geringer Elektronenenergie zu entwickeln, die diese oben erwähnten Fortschritte auch auf biologische Proben anwendbar gemacht hätten.

So wird wahrscheinlich wieder mal ein technologischer Vorsprung in Deutschland leichtfertig verspielt und wir kaufen dann halt die Spitzentechnologie im Ausland so wie hier:

http://www.fz-juelich.de/portal/DE/Leistungen/WissenSchaffen/Schluesseltechnologien/Elektronenmikroskopie/einblicke-nanowelt.html?nn=930658

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Eckhard F. H.

Oh, Verzeihung, lieber Florian. Ist korrigiert. In meinem Grind wird die Luft zunehmend dünner.  :-[
Gruß - EFH