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Nachet NS 400

Begonnen von Tim, April 29, 2012, 21:55:51 NACHMITTAGS

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Tim

Hallo Mikroskopieforum,

ich bin mehr zufällig bei uns im Institut auf ein 80er Jahre Mikroskop von Nachet bzw. ISA Instruments gestoßen, das in eine Schrottkiste seiner Entsorgung harrte. Mechanisch noch soweit okay und mit Lampe/ Kondensor / Kreuztisch versehen. Offensichtlich wurde das Gerät nicht visuell verwendet (Anschluss für Tubus und dergleichen fehlt vollständig) sondern mit Kameras. Vielleicht als Raman-Mikroskop oder dergleichen.
Zu allem Überfluss fehlen auch sämtliche unendlich Objektive... Nun gut, die Mechanik ist grundsolide, insofern möchte ich es noch nicht völlig aufgeben. Vielleicht kann man es dennoch mit der einen oder anderen Adaption einer sinnvollen Verwendung zuführen.
Dafür würde ich erstmal gerne den Strahlengang halbwegs nachvollziehen können. Bei meiner Recherche im Internet (die sehr bescheiden ausfiel) bin ich als einziges auf die Homepage eines französischen Mikroskopikers gestoßen auf der immerhin Prospekte der NS 400-Baureihe als pdf liegen: http://chicheret.free.fr/Microscopie/DocsNACHET/NS400%20NS460%20notice%201906.pdf

Auf Seite 2 ist der Strahlengang eines NS 400 abgebildet.

Nun meine Frage an die Fachleute der unendlich Mikroskopie:

Sehe ich das richtig, dass bereits nach dem Objektiv (kurz vor dem Umlenkspiegel) die "Tubuslinse" sitzt, welchen den unendlich Strahlengang des Objektives kurz hinter dem Umlenkspiegel zu einem realen Bild fokussiert?
Diese erste reale Zwischenbild wird dann über eine weitere Linse wieder in das unendliche projiziert, der Stahlengang dann mehrfach umgelenkt um dann letztendlich mit der Linse nach dem Strahlteiler (zum einkoppeln des Auflichts) erneut zu einem realen Zwischenbild fokussiert. Diese zweite Zwischenbild ist dann dass, welches mit den Okularen betrachtet wird.

Warum macht man das so? Der erste unendlich Strahlengang ist extrem kurz. Und mit dem Einfügen der Relaisoptik wird das Bild doch bestimmt nicht besser.

Ich bin verwirrt.  ???

Grüße und einen schönen Restsonntag noch
Tim


Tim

#1
Hallo Mikroskopschrauber und Optikliebhaber ;)

Um meinen alten Anfragefaden um ein altes Nachet NS400 nochmal aufzuwärmen bzw. zu aktualisieren:

Das alte NS400, welches aus der Schrottkiste "gerettet" wurde, steht wieder auf meinem Tisch. Ich plane, den alten Strahlengang des Mikroskops derart umzumodeln, dass man damit visuell wieder beobachten kann. Leider fehlen hier einige essentielle Dinge wie Objektive, Projektionschirm, diverse Abdeckungen...

Ich hab ein bisschen im Netz gestöbert. Neben den schon von mir erwähnten französischen Mikroskopiker scheint die Firma Nachet was Mikroskope aus der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts angeht, recht wenig verbreitet gewesen zu sein.
Wie ich mittlerweile weiß, handelte es sich bei meinem Mikroskop eigentlich um ein Projektionsgerät, das sowohl für Durch- als auch Auflicht verwendet werden konnte. Zusätzlich wurde es für eine mir unbekannte Fragestellungen umgebaut. Man konnte über einen kleinen Spiegel im Auflichtmodus eine weitere Lichtquelle in den Strahlengang einkoppeln und auf die Probe fokussieren (Laser?). Ursprünglich muss das Gerät wohl mal so ausgesehen haben wie in dieser Gebrauchtmarkt-Angebot:
http://www.recycledgoods.com/product/19643_nachet_ns-400_projecting-microscope

Was fange ich nun damit an?
Als fixe Idee schwebt mir vor, das Gerät derart um zubauen, dass es Auf- und Durchlicht mit visueller Beobachtung durch einen Tubus und ggf. auch Fotografie, aber das ist alles sehr weit hergeholt. Nicht alleine weil hierfür einige Teile zu ergänzen wären (Tubus, Schwalbenschwanzaufnahme f. Tubus, Objektive, diverse Teile des Gehäuses) auch müsste der Strahlengang deutlich modifiziert werden, um den Tubus an der Vorderseite montieren zu können.

Ja, ich weiß, Phantastereien. Aber im schlimmsten Fall habe ich etwas über unendlich Optik dabei gelern.

Um überhaupt mit dem Mikroskop etwas "spiele" zu können, musste ich die Beleuchtung auf LED umrüsten. Das Lampenhaus ist eigentlich für Halogen 50W ausgelegt. Da ich kein ausreichend belastbares Netzteil mein eigen nenne, habe ich einen relativ simplen LED-Umbau gemacht: Statt der Glühbirne kommt eine kleine Platine mit entsprechenden Lötstiften in die Fassung. Die Platine trägt einen kleinen Kühlkörper, auf den eine Cree 3W Led auf Star-Platine montiert ist. El. Anschluss der LED erfolgt über die Lötstifte. Die Abmessungen sind so gewählt, das die Emitterfläche der LED die Lage des ursprüngliche Glühwendels einnimmt. Die Feineinstellung der LED erfolgt dann ganz genau so wie mit der Halogenbirne früher. Am Lampenhaus selber musste nichts verändert werden. Zusammen mit einer dimmbaren Konstantstromquelle habe jetzt schonmal genug Licht, um weiter an der Optik probieren zu können.
Der LED-Umbau ist wirklich sehr einfach und setzt nur eine Säge (Kürzen des Kühlkörper / Zuschnitt der Platine), eine Bohrmaschine, Gewindeschneideisen und Lötkolben und Kleber voraus.
Vorher:

Nachher:

Unter Strom:


Grüße aus Frankfurt und eine gute Nacht,
Tim
 

Tim

Hallo Forum,

aktuell hat mich etwas das Bastelfiber gepackt und ich habe an meinem halben Nachet NS400 geschraubt.
Die Beleuchtung hatte ich ja schon vor längerer Zeit auf LED umgebaut. Im Fuß ist ausreichend Platz gewesen um auch den Dimmer (genauso wie die LED von Lumitronix) darin unterzubringen. Als Stromversorgung dient ein ausgedientes Steckernetzteil aus der Schrottkiste der Firmen-IT. Die fehlenden Objektive habe ich fürs Erste aus dem Repartoir von Müller ergänzt. Ist sicherlich nicht optisches high-end, aber mir ging es erstmal um etwas zum experimentieren auf dem Feld der unendlich Optik zu haben.
Kniffliger wurde es bei der Adaption des Strahlengangs. Zum einen wollte ich keine Optikbauteile kaufen müssen, sondern nur das bereits vorhandene verwenden. Zum Anderen steht mir nur ein sehr begrenztes Werkzeugarsenal zur Verfügung.
Planung des Strahlengangs ganz klassisch auf Papier:

Zur Erläuterung des Gekritzels:
Objektiv "L1" entwirft Bild des Objekts in das unendliche. Licht passiert die erste Linse (f=78mm), dann den Strahlteiler (Auflicht könnte hier optional dann von links einprojeziert werden) und geht weiter nach oben zum ersten Planspiegel "M1".
Der Strahl wird von "M1" um 90° nach links umgelenkt. Kurz nach "M1" wird der erste Brennpunkt "fok. 1" erreicht. Hier entsteht das erste reele Bild vom Objekt. Dieses Bild durch eine zweite Linse "L2" (f=80mm) erneut in das unendliche projeziert.
Der Strahlengang geht nun erneut weiter, trifft auf den zweiten Planspiegel "M2" und wir 90° nach oben umgelenkt. Übrigens ist der Strahlengang bis hierher original Nachet.
Nach kurzer Strecke folgt ein weiterer Planspiegel welcher den Strahl um 86° nahezu wieder in die Waagerechte bringt. Final kommt die eigentliche Tubuslinse (f=200mm). Der angesetzte Tubus (nicht gezeigt) ist gewinkelt (geborgt vom Zeiss Standard) so dass ein halbwegs sinnvoller Einblick möglich ist.

Soweit erstmal.
Tim

Tim

Nachtrag:
fehlende Gehäuseteile / den mechanischen Part musste ich ebenfalls ergänzen. Als Material habe ich 5mm Pertinax Platten verwendet. Die lassen sich wie Holz bearbeiten, sind aber hart genug um auch Gewinde oder dergleichen einzuschneiden zu können.
Das Ganze sieht dann wie folgt aus:

Gewinnt sicherlich keinen Designpreis.

Grüße aus Frankfurt.
Tim

Tim

So, gleich ist das Ende meines Mitteilungsbedürfnisses erreicht...

1. Was noch fehlt ist eine Möglichkeit des Kameraanschlusses. Da muss ich mir noch was passendes Überlegen. Aber hierzu gibt es reichlich Stoff hier im Forum. :)

2. Für die Auflichtoption über den Strahlteiler tritt bei meinen ersten Versuchen das Problem auf, dass das reflektierte Licht der optischen Oberflächen im Strahlengang zu einem deutlichen Kontrastminderung führt. Statt schwarzem Hintergrund habe ich einen schön violetten. Ich erinnere mich dunkel, dass man hier mit gekreuzten Polarisatoren in Beleuchtungs- und Betrachtungsstrahlengang was erreichen kann. War das so? Vielleicht hat hier jemand eine Idee.
Also auch noch eine Baustelle.

Ich wünsche eine gute Nacht.

Tim

Werner

Hallo Tim!

Gegen Streulicht hilft eine oder zwei Blenden und am Strahlenteiler eine Lichtfalle. Lösung von Lochgroße und Lage geometrisch auf dem Papier. Die Randstrahlen der Optik bilden eine Lichtröhre, die frei bleiben muß, alles andere wird abgeblendet.
Die Lichtfalle am Teiler aus schwarzem Plexiglas aufkitten (das absorbiert). Schwarzes Glas hat niemand greifbar. Auch ein Hohlraum ist eine Lichtfalle.

Empfehlenswert ist das Buch:  Naumann - Optik für Konstrukteure

Gruß   -   Werner

Tim

Hallo Werner,

nun, wegen des doch sehr deutliche Violett-Tons des Hintergrund vermute ich eher, dass ich primär Probleme habe mit direkt von Objektiv / Linsen / Strahlteilerflächen reflektierten Lichtes. Bei generellem Streulicht hätte ich schlechten Kontrast / oder einen grauen Hintergrund statt schwarz erwartet.

Mal angenommen, ich polarisiere das Auflicht linear. Im Abbildungsstrahlengang positioniere ich einen zweiten Polfilter. Beide stehen 90° zueinander, so dass direkt reflektiertes Licht von Glasflächen / Spiegeln durch die Polfilter ausgelöscht wird. Das vom Objekt gestreute Licht jedoch sollte seine Polarisation ja verlieren (sofern es sich nicht um ein metallisches Objekt handelt), so dass ich dieses Licht sehen sollte. Eigentlich sollte sich damit die Falschlicht-Problematik verbessern lassen. Oder?

Übrigens danke für den Buchtipp. Werde ich bei Gelegenheit mal ansehen.

Grüße,
Tim