Tipps für Spaltlampenfotographie gesucht

Begonnen von Graefe, Juni 19, 2009, 07:54:13 VORMITTAG

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Graefe

Hallo,
ich bin ein Anfänger der Mikroskopie-Fotographie. Ich möchte an mein Zeiss-Spaltlampenmikroskop (damit mikroskopiert man Augen) ein Bildsystem anschließen. Meine Ziele sind u.a. ein ausreichend aufgelöstes Life-Bild und Firewire-Anschluß (weil ich einen Mac habe). So bin ich letztendlich von einer DSLR ab, und ich bin zu einem digitalen 1/2"-CCD-Videosystem gekommen.

Was benötige ich hierfür? Ich denke, zunächst einen Strahlenteiler und dann einen C-Mount-Anschluss. Und dann fehlt nur noch eine Kamera, oder?

Nach sehr langer Suche habe ich mir jetzt eine extrem preisgünstige Firewire-CCD-Kamera von The Imaging Source ausgesucht: DFK 41AF02. Kann jemand etwas über diesen Hersteller und dessen Kameras sagen? Oder hat jemand eine bessere Empfehlung? Gibt es eigentlich einen Grund, eine analoge (3CCD)-Kamera zu bevorzugen?

In einem (sündhaft teuren) Angebot von Zeiss will man mir noch eine "Irisblende für Videoobjektive" sowie eine "TV-Anpassung für 1/2" Kameras mit C-Gewinde" verkaufen. Was könnten die damit meinen? Das letztere könnte ein Analog-Digital-Wandler sein und auf die analoge Kamera beziehen, die Zeiss bevorzugt. Aber braucht man wirklich auch noch eine "Irisblende"?

So, sind leider viele Fragen geworden. Ich bin halt Anfänger. Mir ist auch klar, daß ich immer etwas riskiere, wenn ich so eine Lösung selber "bastle" und mir nicht alles von Zeiss hinstellen lasse. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß mein Endresultat auch so gut sein wird, wie das von Zeiss und meinen Wünschen (z.B. Firewire-Ausgang der Kamera) noch mehr entspricht.

Ich wäre für jegliche Tipps sehr dankbar.

Thomas Graefe

peter-h

Hallo Herr Graefe,

zur Frage der Kamera von Imaging Source kann ich vielleicht auch etwas beitragen.
Seit fast 2 Jahren besitze ich die DBK41AU02 AS. Der Grund für meine Entscheidung zu einem Modell ohne IR-Sperrfilter und mit USB 2.0 Anschluß ist folgender.

1) durch die Wahl ohne IR-Sperrfilter, habe ich mir den Weg für IR-Aufnahmen nicht verbaut. Gute bis sehr gute IR-Sperrfilter kann man für Sonderfälle vor die Kamera setzen. Am Mikroskop mit LED-Beleuchtung ist das IR-Sperrfilter auch überflüssig.

2) der USB Anschluß benötigt keine weitere Versorgungsspannung was gerade am Laptop die einfachste Lösung ist.
Die Datenrate zu Firewire ist nahe identisch. Bei USB sogar der Vorteil, dass bei einer zu langsamen Verbindung einfach Bilder unterdrückt werden, bei Firewire aber die Verbindung dann abbricht.

3) eine Kamera ist nur so gut wie die Aufnahmesoftware. Hier kann ich nur ein großes Lob an die Entwickler aussprechen, welche eine sehr stabile und praxisgerechte Lösung geschaffen haben.

Fast alle von mir hier im Forum gezeigten Bilder (90%) sind mit dem kleinen blauen Würfel gemacht, obwohl ich auch eine gute Adaption der EOS 450D ohne Erschütterungen habe.

Die Punkte 1) - 3) sind aber nur meine ganz persönliche Meinung und ich bekomme keine Werbeeinnahmen von Imaging Source!

Viele Grüße
Peter Höbel

Werner Jülich

Die Kameraqualität ist die eine Sache, diese Kamera ist nicht schlecht. Sie sollten aber vielleicht noch klären, ob die 1,3 MP für Ihre Anwendung ausreichend sind, so ganz sicher bin ich mir da nicht, es kommt auf die Daten Ihres Systems an.
Sie sollten eventuell auch noch über die Bildwiederholfrequenz nachdenken, wer visuell mit der Spaltlampe arbeitet, der ist live gewohnt und keine 15 Bilder pro Sekunde.
Werner Jülich

Graefe

#3
Hallo und Danke für die Antworten.

@Peter Höbel: Eine USB-Cam möchte ich nicht so gerne haben. Neben der Abhängigkeit der maximalen Übertragungsrate von der Prozessorlast, möchte ich möglichst das Treiberproblem umgehen und die Gefahr, daß für meinen Mac ggf. gar kein Treiber erhältlich ist. Darum lieber Firewire und einen vernünftigen DCAM-Standard - dann gibt's auch keine Probleme.

@Werner Jülich: Deine Bedenken sind berechtigt, eine höhere Framerate wäre ganz nett (auch wenn das Lifebild eher für die Studenten gedacht ist und nicht für den Untersucher), eine bessere Auflösung sogar wünschenswert. Allerdings finde ich keine Cam, die eine bessere Framerate bei der Auflösung bietet. Selbst die sündhaft teuren Axiocams bieten keineswegs optimale Ergebnisse.

Ich wäre gerne bereit, mehr als für die ImagingSource zu investieren. Könnte mir denn jemand eine Empfehlung für eine wirklich optimale Cam geben, die unter 3000€ kostet?

Vielleicht sollte ich mir ansonsten nochmals Gedanken bez. einer Analag-Cam machen und das Lifebild über einen Monitor ausgeben, während die Anbindung mit dem Computer über einen externen Framegrabber läuft. Allerdings wird das Grabben auch wieder Qualität kosten...

Thomas Graefe

Werner Jülich

#4
Sie können eine CCD-Kamera 2/3" 1 MP und 30 Bilder pro Sekunde einsetzen. Übertragung wäre Gigaethernet.
Wir haben mit dieser Kamera ganz gute Erfahrungen gemacht, sehr große Pixel, also wirklich rauscharm und lichtempfindlich.
Preise etc. nicht im Forum, bei Interesse können Sie sich ja mit uns in Verbindung setzen.


Werner Jülich

Graefe

Hallo,
nach bösen Erfahrungen mit der Firma Zeiss möchte ich heute nur noch eine Kamera haben, die einen offenen (Industrie)standard hat. Das ist für mich bislang nur DCAM. Auch finde ich 1MP doch arg wenig Auflösung. Trotzdem ist das Ethernet-Interface vielleicht eine interessante Alternative, vor allem zur Bildübertragung auf längere Distanzen (z.B. vom Mikroskop im OP in den Hörsaal).

Aufgrund der berechtigten Bedenken gegen Auflösung und Framerate bei der ImagingSource habe ich nochmals gesucht und bin auf eine schöne Auflistung von Firewire-Cams (http://damien.douxchamps.net/ieee1394/cameras/#LIST) gestoßen, die man auch nach eigenen Kriterien filtern kann.

Dort habe ich von Point Grey Research die Grasshopper GRAS-20S4C gefunden: 1624x1224 (2,0MP) und 30fps (bei maximaler Auflösung). Der Preis wird mit 1845$ angegeben. Für mich ist das ein noch akzeptabler Preis bei guten technischen Daten.

Man fragt sich, wie Zeiss die eigenen Preise rechtfertigt. Die technischen Daten der AxioCam sind ja recht mau. Letztendlich beweist sich die Qualität einer Kamera natürlich erst durch die Bilder. Ist die optische Qualität einer AxioCam denn so viel besser?

Danke für Tipps!

Thomas Graefe

Werner Jülich

Ich verstehe nicht, welche bösen Erfahrungen Sie gemacht haben, haben Sie sich die Kamera nicht vorher angeschaut?
Die Kameras der Mikroskophersteller werden meistens mit Software ausgestattet, kompatibilität zu anderen Standards wird nicht versprochen, dafür aber eine volle Integration in die Software.
Mein Vorschlag einer 2/3" Kamera mit 1MPbetraft keine Kamera von Zeiss, mir ging es um schnelle Bildfolge und sehr geringes Rauschen. Es kann aber sein, dass ich da zu wenig Erfahrung habe, vermutlich sind unsere Kunden anspruchsloser.
Werner Jülich

Graefe

Ach, es gehört hier zwar eigentlich nicht hin: Es ging um ein Fluoreszenzmikroskop, bei dem eine Axiocam samt Software geliefert wurde. Die Kamera hatte völlig unstandardisierte Anschlüsse, die zu keiner anderen Hard-/Software kompatibel waren. Und die GUI der Software hatte mich auch nie überzeugt.
Das gleiche ist bei einer Fluoreszenz-Funduskamera von Zeiss passiert. Hier war zudem die Datenbank der Software so proprietär, daß auch mit keiner anderen Software Zugriff auf die Bilder bestand. Dafür wurden für kompatible Bildarbeitsplätze (reine Viewer) Mondpreise verlangt. Naja, und der Service war bei Zeiss auch immer schwer zu erreichen, wenn die Produkte erstmal gekauft waren.

Wie gesagt, das sind nur sehr subjektive Einschätzungen. Viele andere werden mit Zeiss bestimmt sehr zufrieden sein. Und gegen die Bildqualität gab es übrigens auch von meiner Seite nichts auszusetzen!
Ich war in o.g. Kaufentscheidungen nicht involviert. Aber für mich persönlich gilt: Nur noch Hardware mit Standardprotokoll und dazu unabhängige Software - dafür lieber etwas weniger Integration.

Auf Ihren interessanten Kameravorschlag würde ich gerne später mal für die o.g. Übertragung aus dem OP zurückkommen.

Danke
Thomas Graefe

TPL

Zitat von: Graefe in Juni 20, 2009, 22:25:36 NACHMITTAGS(...)Die Kamera hatte völlig unstandardisierte Anschlüsse, die zu keiner anderen Hard-/Software kompatibel waren.(...)Hier war zudem die Datenbank der Software so proprietär, daß auch mit keiner anderen Software Zugriff auf die Bilder bestand.
(...)Und gegen die Bildqualität gab es übrigens auch von meiner Seite nichts auszusetzen!

Hallo Thomas,
das ist kein Einzelfall. Überragende optische Leistung, eine tolle Integration der Komponenten, aber gegenüber (fast) Allem ohne tiefblaues Logo fest verschlossen.
ZitatNur noch Hardware mit Standardprotokoll und dazu unabhängige Software - dafür lieber etwas weniger Integration.
So etwas kann man ohne weiteres zum Bestandteil (erfolgreicher) Ausschreibungen machen.
Schönen Gruß, Thomas