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Vorticella in Fluoreszenz

Begonnen von Bernhard Lebeda, November 01, 2015, 18:22:01 NACHMITTAGS

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Bernhard Lebeda

Liebe Mikrofreunde

neulich wollte ich alte eingetrocknete Tümpelprobengläser reinigen. Der Boden war bedeckt von einer 2-3mm dicken Kruste eingetrockneten Detritus. Um es besser reinigen zu können, habe ich etwas Leitungswasser aufgefüllt und das ganze ein paar Tage stehen gelassen. Als ich reinigen wollte, kam mir der Gedanke, die trübe Flüssigkeit zu mikroskopieren und in der Probe wimmelte es von peritrichen Ciliaten, vermutlich Vorticella (einschliesslich Schwärmer). Zystenbildung scheint hiermit belegt.  ;)

Nun hab ich Vorticella schon oft gesehen und wollte nicht weiter untersuchen, da kam mir der Gedanke, einmal Thilos Experimente mit Acridinorange nachzustellen. Ich hab eine stark verdünnte Lösung mit Filterpapier durch die Probe gezogen und bin mit der 470nm LED draufgegangen. Dabei entstanden folgende Bilder verschiedener Exemplare:
















Leitz NPL 40/ 0.70 Fluotar, und EF 100/1.25 P Öl, Canon 40D


Insgesamt eine interessante und ästhetisch schöne Beobachtung. In den Nahrungsvakuolen erkennt man deutlich Diplokokken. Bei den Vorticella Ciliaten unterscheidet man verschiedene Großgruppen, die sich u.a. durch Form und Lage des Makronukleus unterscheiden. Hier sieht die transversale Lage und eher Hufeisenform nach V. aquaductis Komplex oder auch V. infusionum Gruppe aus. (Wobei Bild 2 eher J förmigen Ma zeigt, möglicherweise waren verschiedene Arten in der Probe vertreten.)


Viel Vergnügen beim betrachten

und

viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Frank Fox

Hallo Bernhard,

das ist wirklich eine sehr interessante und ästhetisch schöne Beobachtung.
Dazu sind Deine Fotos auch sehr gelungen.
Danke dafür.

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
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Faszination Mikroskopie
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HDD

Hallo Bernhard

Es ist für mich auch immer wieder faszinierend wenn man durch herumspielen und zu solchen Ergebnissen kommt.Schöne Bilder und absolut toll fotografiert. Wie lange hast Du belichtet?

Herzliche Grüße
Horst-Dieter

Bernhard Lebeda

Vielen Dank, lieber Frank und Horst-Dieter

die Belichtungszeiten lagen bei etwa 1sec.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Vorstellung

Klaus Herrmann

Lieber Bernhard,

wirklich schöne Bilder!

ZitatProbe gezogen und bin mit der 470nm LED draufgegangen.

Das hast du - sagen wir mal - sehr musikalisch ausgedrückt! ::)
Kannst du das etwas naturwissenschaftlicher umformulieren? Auflicht oder Durchlicht? Hast du einen Filterblock benutzt (wenn Auflicht) Bei Durchlicht: Dunkelfeld und welchen Sperrfilter hast du eingesetzt?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bernhard Lebeda

Zitat von: Klaus Herrmann in November 03, 2015, 22:24:39 NACHMITTAGS


ZitatProbe gezogen und bin mit der 470nm LED draufgegangen.

Das hast du - sagen wir mal - sehr musikalisch ausgedrückt! ::)



Guten Morgen lieber Klaus

das hast Du jetzt aber schön gesagt.   ;D

aber wo Du recht hast, hast Du recht-sowas geht natürlich gar nicht. ;)

Die Conrad 470nm LED scheint durch einen Ploemopak mit Filterwürfel I 2 (Anregung BP 450-490, Sperrfilter LP 515). Auflichtanregung also.



Lieber Thilo

Du hast wahrscheinlich mit allem recht! Wie ich schon sagte war das mein erster eher spielerische Versuch, um zu sehen was passiert sozusagen. Ich habe also weder ein Protokoll über Konzentrationsstufe des AO, noch war das Ziel eine Lebenduntersuchung. Tatsache ist, dass sofort nach durchziehen des AO und sofortiger Untersuchung in AL-Fluoreszenz, zahlreiche leuchtende Glockentierchen herumschwammen. Ich habe einige Minuten beobachtet und erst als ich merkte, dass etliche Exemplare regungslos auf der Stelle lagen, habe ich überhaupt erst an fotografieren gedacht. Die Exemplare zeigten alle eingezogenes Peristom und waren entweder betäubt oder schon kurz vor der Lyse. Immerhin hatte ich Zeit in aller Ruhe mit der Ölimmersion draufzugehen. Die Makronuklei waren während der ganzen Zeit (4-5 Min.) unverändert.


Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Vorstellung

d65

Zitat von: paramecium in November 04, 2015, 21:38:54 NACHMITTAGS
In meinen Proben finde ich noch nach Tagen in der feuchten Kammer sauber funktionierende Zellteilungen, obwohl man Ho342 nachsagt, es würde die Kernteilung sogar in einer bestimmten Phase stoppen.

Hallo Thilo,

nach meinen Erfahrungen ist Hoechst absolut tödlich - wenn man kultivierte Zellen mit 100x oder 63x-Immersion mit der 100W-Quecksilber-Dampflampe anschaut, so wie es häufig in der Zellbiologie gemacht wird. Dann gehen mitotische Zellen nicht mehr in Anaphase und bleiben in der Metaphase stehen. Offensichtlich gibt es da einen Checkpoint, der dann nicht mehr überwunden werden kann. Das gleiche passiert aber, wenn man Zellen hat, die mit grün fluoreszierendem Protein-Histon-Fusionsproteinen markiert sind, so dass die Kerne grün leuchten. Ich vermute, dass ein wesentlicher Teil der Probleme dabei schlicht durch die hohe Intensität der UV-Strahlung aus der Quecksilberdampflampe verursacht wird, und nicht durch die Farbstoffe. Wenn man zur Fluoreszenzanregung eine 12V-Halogenlampe nimmt (und daher ohne großen UV-Anteil belichtet) halten die Zellen das jedenfalls viel besser aus, auch wenn die Belichtungszeiten dann 3x länger sind.

Es ist wohl wie so oft, auf die Dosis kommt es an. Nicht nur auf die des Farbstoffs, sondern auch auf die der Photonen bestimmter Wellenlängen.

Gruß

Steffen

Bernhard Lebeda

Zitat von: paramecium in November 04, 2015, 21:38:54 NACHMITTAGS

Bild 4 und 6 sind wohl vom gleichen Individuum. Einmal mit roten, einmal mit grünen Organellen. Interessant, nicht?

Viele Grüße

Thilo

...jein, das gleiche Individuum, aber unterschiedliche Fokusebenen.

Auf jeden Fall werde ich jetzt mal endlich Dein schönes Skript studieren, das schon lange auf meiner to do Liste steht.


@Steffen

Deine Erfahrungen können ja hier kaum greifen, da sowohl Thilo als auch ich LEDs benutzen.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Vorstellung

d65

Zitat von: Bernhard Lebeda in November 05, 2015, 14:18:06 NACHMITTAGS
@Steffen

Deine Erfahrungen können ja hier kaum greifen, da sowohl Thilo als auch ich LEDs benutzen.

Ja doch, denn eben bei LED Beleuchtung (oder Halogen) wundert es mich nicht, wenn Zellen "trotz" Hoechstfärbung überleben. Was die Zellen dann aushalten wird sicher auch vom Photonenflux abhängen (Lampenintensität, Konzentration auf kleinen Fleck durch hoch vergrößernde Objektive bei Auflicht), irgendwann kriegt man sie schon kaputt, aber ohne UV-Anteil halten sie auf jeden Fall mal deutlich länger durch.

Gruß
Steffen

Bernhard Lebeda

Liebe Vitalfluoreszenzler

hab gerade noch mal in den Tiefen des Forums gestöbert und bin auf Holger Adelmanns schönen Beitrag gestoßen:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5331.0

Beruhigt mich etwas, daß Holgers Glockentierchen auch ziemlich glockig aussehen.  ;)

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Vorstellung