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Schwachvergrößerndes Okular

Begonnen von Mikrohermi, Juli 09, 2016, 08:18:06 VORMITTAG

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Klaus Henkel

Zitat von: wilfried48 in Juli 13, 2016, 11:41:33 VORMITTAG

Lieber Herr Henkel,

auch eine , nennen wir es mal Linsenanordnung, die ursprünglich mal für eine Okularanwendung (virtuelles Bild im Unendlichen) optimiert und eingesetzt wurde, und nun durch Erhöhung der Auflagefläche in 125 mm Abstand ein reelles Bild projiziert, ist ein Projektiv.
Auch wenn manche Mikroskopfirmen hierfür den Begriff "Photookular" eingeführt haben, ist dies zumindest irreführend.
Der Begriff Photookular ist nur richtig für ein Okular, das ein Bild im unendlichen entwirft und in Kombination mit einem Photoobjektiv ein reelles Bild erzeugt. Also ein Okular, das z.B. für solche fotografische Anwendungen optimiert ist (z.B. bessere Plankorrektur) könnte man dann Photookular nennen.
viele Grüsse
Wilfried

Lieber Wilfried!

Daß ein Okular auf keinen Fall ein Projektiv ist, in dem Sinne, wie die Mik-Hersteller diesen Begriff verwenden, erhellt aus der Tatsache, daß das Zwischenbild mit einem 10fachen Okular ein 10fach vergrößertes Zwischenbild in der Bildebene entwirft (Film, Chip, usw). Ein 10faches Zwischenbild erhält man jedoch mit einem Projektiv 5:1!

Okulare sind auf eine "konventionelle Sehweite" von 250mm berechnet, Projektive fürs Kleinbild aber auf eine Kameralänge von 125mm. Deshalb erhält man mit einem 5:1-Projektiv die gleiche Bildgröße in der Kamera wie mit einem 10x-Okular.

Ihr Hinweis auf ein Fotoobjektiv (Kamaraobjektiv) ist in diesem Zusammenhang nicht stichhaltig, weil zwischen der Bildebene und der Austrittspupille des Mikroskops gar kein zusätzliches Objektiv sein muß, wenn man die mech. Tubuslänge durch Anheben des Okulars verlängert. Früher war das absolut unüblich. Das Kameraobjektiv hat ja keinen anderen Zweck, als das Bild in der Filmebene bei Digitalkameras mit kleinem Chipformat wieder zu verkleinern, doch macht es aus einem Okular kein Projektiv.

Ich meine, wir könnten diese Definitionsfragen den Mikroskopherstellern überlassen, die nennen ihre Erzeugnisse sowieso wie sie wollen. In der maßgeblichen Fachliteratur Beyer et al. und Michel heißen die Teile eben so wie ich das in der Mikrofibel beschrieben und definiert habe. Alle anderen Privatdefinitionen stiften für Laien nur zusätzliche Verwirrung. Es wäre von theoretisch-optischen Erwägungen mal abgesehen, vielleicht gut, wenn wir uns da treffen könnten.

Beste Grüße!
KH


wilfried48

Zitat von: Klaus Henkel in Juli 13, 2016, 12:47:24 NACHMITTAGS

Ich meine, wir könnten diese Definitionsfragen den Mikroskopherstellern überlassen, die nennen ihre Erzeugnisse sowieso wie sie wollen. In der maßgeblichen Fachliteratur Beyer et al. und Michel heißen die Teile eben so wie ich das in der Mikrofibel beschrieben und definiert habe. Alle anderen Privatdefinitionen stiften für Laien nur zusätzliche Verwirrung. Es wäre von theoretisch-optischen Erwägungen mal abgesehen, vielleicht gut, wenn wir uns da treffen könnten.


Lieber Herr Henkel,

nein da können wir uns leider nicht treffen. Auch wenn die Mikroskophersteller natürlich ihre Erzeugnisse nennen können wie sie wollen, ist die Bezeichnung Fotookular für ein "Okular" das ein Bild im endlichen projiziert, also physikalisch wie ein Projektiv wirkt, mindestens irreführend. Und dies als Projektiv zu bezeichnen ist keine Privatdefinition sondern die physikalisch richtige Bezeichnung egal ob Beyer, Michel, etc., deren Leistung ich im Mikroskopbau auch ich sehr schätze, diese irreführende Definition auch verwendet haben. Wenn schon das Wort Foto dabeisein muss, z.B. zur Unterscheidung von Projektiven für die Bildschirm oder Wandprojektion wäre Fotoprojektiv richtig.

viele Grüsse
Wilfried



vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

reblaus

Lieber Herr Henkel -

Nun gut, Bildfeldwölbung nicht beim projzierten Bild - aber de facto müsste man doch durch diese Tubusverlängerung dann einen kleinen Fehler in das Zwischenbild bringen - zumindest bei sehr starken Objektiven?

Viele Grüße

RB

Lupus

Hallo Rolf,

Zitataus gegebenem Anlass würde mich interessieren, welchen Einfluss auf die Bildqualität das Anheben eines normalen Okulars zwecks Projektion im legendären 125 mm Mindestabstand hat.
Eigentlich sind die Teile ja für die Projektion im Unendlich berechnet. Wie ist es z.B. mit der Bildfeldwölbung?
ZitatNun gut, Bildfeldwölbung nicht beim projzierten Bild - aber de facto müsste man doch durch diese Tubusverlängerung dann einen kleinen Fehler in das Zwischenbild bringen - zumindest bei sehr starken Objektiven?
der Sinn der Tubusverlängerung zur Verschiebung des Okulars ist ja gerade, dass man die Abbildung des Mikroskopobjektives und dessen Zwischenbildlage unverändert lässt. Aber die Frage nach Bildfehlern aufgrund der geänderten Okularprojektion ist berechtigt. Ich habe versucht, die geänderten Abbildungsbedingungen an einem orthoskopischen Okular zu rechnen. Nachdem die Strahlenbündel des Objektives immer sehr schlank sind, hat die geänderte Okularabbildung des Zwischenbildes statt ins Unendliche auf den Abstand von z.B. 125 mm keine sehr große Auswirkung. Allerdings konnte ich doch eine spürbare Bildfeldwölbung feststellen. Das Ergebnis hängt aber von der optischen Konstruktion des Okulares ab, insofern kann man meiner Meinung nach keine allgemeinen Aussagen treffen. Und natürlich hängt die Wirkung von der Abbildungsqualität des Objektives ab, also von den Ansprüchen die man stellt.


Zitat von: wilfried48 in Juli 13, 2016, 14:42:17 NACHMITTAGS
.... ist die Bezeichnung Fotookular für ein "Okular" das ein Bild im endlichen projiziert, also physikalisch wie ein Projektiv wirkt, mindestens irreführend. Und dies als Projektiv zu bezeichnen ist keine Privatdefinition sondern die physikalisch richtige Bezeichnung egal ob Beyer, Michel, etc., deren Leistung ich im Mikroskopbau auch ich sehr schätze, diese irreführende Definition auch verwendet haben.
Ich würde das auch so sehen, allein schon der Begriff Okular, also die dem Auge zugewandte Optik, die ein für das Auge betrachtbares Bild erzeugt, verbietet eigentlich diese Umdefinition.  ;)

Hubert

reblaus

Hallo Hubert -

Danke - jetzt ist bei mir der Groschen gefallen und die Fehleinstellung liegt dann wieder beim als Projektiv missbrauchten  Okular  ;) - dieses sucht ja dann das unveränderte Zwischenbild etwas tiefer im Tubus.

Vielleicht ist bei der ganzen Diskussion auch etwas in Vergessenheit geraten, dass z.B. bei Zeiss (W) die Fotookulare (Kpl S) gar nicht zum Projizieren benutzt werden sondern als normales Okular mit einer Relaisoptik bzw. einem Fotoobjektiv zusammenarbeiten sollen.

Viele Grüße

Rolf

Klaus Herrmann

Lieber Rolf,

ich weiß woher das S stammt bei den S-KPL´s. Das S  steht für sauteuer, aber saugut! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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