Botanik: Grün-Erle Alnus viridis *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, November 05, 2016, 18:01:32 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Grün-Erle ist vom Grunde an ein reichverzweigter, vielstämmiger, sommergrüner, breit ausladender, 0,5 bis 6 Meter hoher Strauch.

Bild 01

Urheber: Jerzy Opioła

Die Grün-Erle Alnus viridis gehört zur Gattung der Betulaceae (Birkengewächse) mit etwa 35 Baum- oder Straucharten. Der Name viridis lat. = grün, wie der deutsche Name wegen der im Unterschied zur Grau- Erle unterseits grünen Blätter.
Die Grün-Erle ist oft ein Pionier auf Rohböden (Hangrutschungen, Lawinenstriche).

Diese frostharte Lichtholzart eignet sich für Erosionsschutzmaßnahmen und als Vorwald bei Aufforstungen.
Die einheimischen Erlen leben in Symbiose mit ,,Strahlenpilze" (Actinomyceten), die zur Bildung von Luftstickstoff befähigt sind. Ort dieser Lebensgemeinschaft sind knöllchenartige, bis faustgroße Wucherungen an den Wurzeln. Dadurch kommt es zu einer Anreicherung von Stickstoff im Boden (nachhaltige Bodenverbesserung).

Erlenholz wird zur Herstellung von Möbeln, Kisten und verschiedene Haus- und Küchengeräte sowie für Schnitzer- und Drechslerarbeiten verwendet.
Die Grün-Erle ist kurzlebig, bis etwa 50 Jahre.
Die jungen Zweige sind schwach kantig, später gerundet, olivgrün bis rötlich, anfangs behaart, später verkahlend, mit vielen hellen Korkwarzen. Alnus viridis hat kleine, hellgrüne und bis auf die Nervenwinkel kahle 1-2 cm große Blätter.

Bild 02 Grün-Erle Alnus viridis

Urheber: Simon Eugster
Die Winterknospen der Grün-Erle sind bis zu 15 mm lang, länglich-oval, kahl, etwas klebrig, von zwei Schuppen umhüllt und ungestielt.
Die Blütenkätzchen werden schon im Sommer vor der Blüte angelegt, sie überwintern in der Knospe und erscheinen mit den Blättern.

Bild 03 Illustration Alnus viridis (Alnus alnobetula)

Urheber: Anton Hartinger
Dieses Bild ist gemeinfrei.

Systematik:
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Unterfamilie: Betuloideae
Gattung: Erlen (Alnus)
Art: Grün-Erle
Wissenschaftlicher Name: Alnus viridis
Volkstümliche Bezeichnung: Alpen-Erle, Laublatsche, Berg-Erle, in Bayern Ludern, Luttern und Lutterstrauch genannt.
Englischer Name: green alder

Teil 1 junger Spross, Querschnitt, 15 µm

Alnus viridis habe ich im Mai 2016 im Arboretum Bad Grund entdeckt.
Die Proben mit einer Kantenlänge von ca. 3 cm wurden 6 Monate in AFE III von Mai bis Oktober 2016 aufbewahrt.

Bild 04 Schnittstellen, Alnus viridis


Bild 05 ungefärbter Schnitt, Alnus viridis


Bild 06 Periderm, ungefärbter Schnitt, Alnus viridis


Bild 07 Xylem, ungefärbter Schnitt, Alnus viridis



W3Asim II – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Alcianblau
von Jörg Weiß

Reagenzien:
Wasser entmin.,70% Ethanol, 50% Ethanol, 30% Ethanol, 100% Isopropylalkohol, Euparal.
Farbstammlösungen:
1%ige Acridinrotlösung in 50% Ethanol,
1%ige Acriflavinlösung in Aqua dest.
0,1%ige Alcianblaulösung in Aqua dest.

Alcianblau, Acriflavin und Acridinrot im Verhältnis 4:1:1, also für 60ml Gemisch 40ml Alcianblau, 10ml Acriflavin und 10ml Acridinrot. Das Alcianblau führt zu einer dezenten Grünfärbung (entstehend aus der Farbwirkung von Alcianblau und Acriflavin) der unverholzten Gewebe, die einzelne Details feiner differenziert, wobei z.B. Phloem typischerweise Blau gefärbt wird.

Für frische Pflanzenschnitte hat sich auch ein Farbgemisch mit zurück- haltendem Zusatz von Acriflavin und Acridinrot bewährt: Ansatz für 1 Liter = 900 ml 0,1%ige Alcianblaulösung + 35 ml 1%ige Acriflavinlösung + 50 ml 1% ige alkoholische Acridinrotlösung + 10 ml Essigsäure.
Bei Bedarf können die so erstellten Farbgemische durch Zugabe von 2 bis 3 Körnchen Thymol stabilisiert werden. Aber auch ohne Thymolzugabe sind die Lösungen bei dunkler und kühler Lagerung mehrere Monate haltbar.

Literatur:
Wacker, Robin: Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie.
Mikrokosmos Heft 4/2006, Seite 210-212
Henkel, Klaus: Die Mikrofibel. Ausgabe 14. Juni 2003. Seite 183-188.

W3Asim II – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Alcianblau

Schnittfixierung liegen in AFE - Fixiergemisch
Fixiermittel auswaschen in:
70% Ethanol, 5 Minuten.
50% Ethanol, 3 Minuten.
30% Ethanol, 3 Minuten.
Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
Färben: Farbgemisch 1:5 mit Wasser verdünnen, während des Färbevorgangs auf ca. 60° C erwärmen, 5 Minuten.
In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute.
In 100% Isopropylalokohol sorgfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden,
2.Stufe = 3 Minuten,
3.Stufe = 5 Minuten.
Einschließen in Euparal

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurden mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 08 Übersicht, Alnus viridis


Bild 09 Vergrößerung aus der Übersicht, Alnus viridis


Bild 10 Der Querschnitt ist nicht rund, es zeigt sich eine kleine ,,Nase", Alnus viridis
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Hans-Jürgen Koch

#1
Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Alnus viridis

MP = Markparenchym, XY = Xylem, PH = Phloem, PE = Periderm, RP = Rindenparenchym, EP = Epidermis

Bild 12 Vergrößerung mit Beschriftung, Alnus viridis

CU = Cuticula, EP = Epidermis, PH = Phellem, PHG = Phellogen, PHD = Phelloderm

Bild 13 Vergrößerung mit Beschriftung, Alnus viridis

XY = Xylem, K = Kambium, MST = Markstrahl, PH = Phloem, RP = Rindenparenchym, ST = Steinzellen - Nest (Sklereiden).

Bild 14 Vergrößerung, Alnus viridis


Bild 15 Markparenchym, Alnus viridis


Bild 16 Xylem  Alnus viridis


Bild 17 Calciumoxalatkristalle, Alnus viridis

Es gibt Calciumoxalat- und Calciumcarbonatkristalle, diese lassen sich durch ihre verschiedene Säurelöslichkeit voneinander unterscheiden. Calciumcarbonat löst sich sowohl in Essigsäure als auch in Salzsäure unter CO2 - Entwicklung, während Calciumoxalat nur durch Salzsäure gelöst wird, und zwar ohne Gasentwicklung.

Bild 18 Polarisation, Alnus viridis


Bild 19 Beleuchtungsverfahren Phasenkontrast, Alnus viridis


Bild 20 Beleuchtungsverfahren Phasenkontrast, Alnus viridis


Bild 21 Beleuchtungsverfahren Phasenkontrast, Alnus viridis


Bild 22 Beleuchtungsverfahren Phasenkontrast, Alnus viridis
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Hans-Jürgen Koch

#2
Bild 23 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 24 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :
1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablaulösung  1 Minuten, 30 Sekunden.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4: 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bild 25 Vergrößerung, Alnus viridis


Bild 26 Vergrößerung, Alnus viridis


Bild 27 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 28 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 29 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10


Teil 2 Spross mit Knospe, Längsschnitt, 15 µm

Bild 30 Schnittprobe auf einen Holzklotz geklebt, Alnus viridis


Bild 31 Spross mit Knospe, Alnus viridis


Bild 32 Vergrößerung,  Alnus viridis


Bild 33 Vergrößerung,  Alnus viridis


Bild 34 Vergrößerung, Knospe, Alnus viridis


Bild 35  Xylem und Markparenchym, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Alnus viridis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10, mit Halogen – Pilotlicht.

Quellenangaben und verwendete Literatur:

Georg Aas (Bäume), ISBN: 3-7742-4058-2
Georg Aas (Laubbäume), ISBN: 3-7742-418_-_
Dietmar Grosser (Die Hölzer Mitteleuropas), ISBN: 3-935638-22-1
Fritz Hans Schweingruber (Anatomie europäischer Hölzer), ISBN: 978-3-941300-51-4
Ulrich Hecker (Bäume und Sträucher), ISBN: 10-8354-0021-5
Spohn (Kosmos-Baumführer Europas, ISBN: 978-3-440-11741-5
Peter Schmidt (Taschenlexikon der Gehölze), ISBN: 978-3-494-01448-7
P.Schütt (Lexikon der Baum-und Straucharten), ISBN: 978-3-86820-123-9

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine Deiner sehr sorgfältigen und umfangreichen Dokumentationen, bei denen das Lesen und Schauen viel Vergnügen macht!
Besonders spannend fand ich den feinen Spalt zwischen Astknospe und Spross in Deinem Längsschnitt.

Herzliche GRüße
Jörg

p.s.
Natürlich habe ich Deinen Beitrag gelistet.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für Dein Feedback.

Gruß
Hans-Jürgen
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