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Normierte Kreuztischskalen?

Begonnen von felix, August 07, 2009, 11:27:46 VORMITTAG

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felix

Viele werden das Problem kennen:

Es gibt im Präparate eine Stelle, die später schnell wieder aufzufinden ist.  Die Stelle soll irgendwie markiert werden.

Dazu gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:
1. unmittelbare Markierung auf dem Präparat;
2. Markierung vermittelt über ein externes Koordinatensystem.

Die zweite Möglichkeit ist immer auf eine Referenz bezogen, die dem Präparat äußerlich ist.  Ist die Referenz dem Präparat nicht beigegeben, ist die Markierung verloren.  Unter diesem Nachteil leidet die erste Möglichkeit nicht.  Dafür haben aber alle mir bekannten Realisierungen der ersten Möglichkeit andere Nachteile.  (Kurz: Entweder sind sie nicht dauerhaft genug oder sie bergen das Risiko, das Präparat zu zerstören.)  Deshalb zurück zur zweiten Möglichkeit.

Auf dem Kreuztisch meines Zeiss Standard sind die X- und Y-Achsen mit Skalen versehen: 0 bis 50 und 60-150.  Wenn ich das Präparat sorgfältig einspanne, kann ich jede Stelle mit einem Zahlenpaar (X,Y) genau bezeichnen. Aber ist das Wiederfinden auf anderen Kreuztischen reproduzierbar?  Ich vermute, daß das nicht mit allen Kreuztische auf dieser Welt funktionieren wird.  Aber ...

-- ... geht es zumindest mit allen Zeiss (West)-Tischen? 
-- Und die (fest montierten) Leitz/CZJ/...-Tische?

Falls das nicht so ohne weiteres funktioniert,

-- kann man im Prinzip die Kreuztische bzw. Objekttische aller großen Anbieter so ausrichten, daß das Präparat in der Normalposition im selben Koordinatensystem liegt?
-- Oder: Kann man in die Tische der großen Anbieter ein Präparat immer so einspannen (durch "Fummeln"), daß es im selben Koordinatensystem liegt?  (In dem Fall könnte man auf dem Präparat einen Punkt mit Referenzkoordinaten markieren.  Wenn der Tisch auf diesen Punkt richtig eingestellt ist, lassen sich dann alle weiteren Punkte leicht finden.)

Ich bin gespannt, was die hier versammelte Erfahrung zutage fördert. -- Gruß!/AF
"Du" angenehm.

Jan Kros

Hallo Felix,
Ich habe das so gemacht,
Ich benutzte einen LOMO L, einen Zeis Jena NG und ein Leitz Ortholux.
Die schalen sind nicht gleich.
Ich habe ein Diatomeen Präparat genommen und auf ein Diatomee scharf eingestellt und dann die Koordinaten aufgeschrieben, dann habe ich dasselbe gemacht bei der Zeis und der Leitz
Jetzt habe ich also 3 Schalen zum Vergleich.
Durch Versuch habe ich gelernt das wenn ich jetzt eine andere Stelle bei den LOMO nehme was ich bei den Zeiss oder Leitz korrigieren muss.
Veilleicht kannst Du auch mal so etwas machen, oder gibt es noch einfacher Methoden.

Herzlichen Gruss aus den Niederlanden
Jan Kros

Robert Götz

#2
ZitatEntweder sind sie nicht dauerhaft genug oder sie bergen das Risiko, das Präparat zu zerstören.

Ich mache das so, dass ich die zu markierenden Stellen mit schwarzem Filzstift einkreise und dann das Präparat auf dem Fotokopierer kopiere.
Dann kann man die Kreise auf dem Präparat wieder wegwischen und hat eine dauerhafte Schablone mit der man die Stellen jederzeit wiederfindet.


Nomarski

Hallo,

leider sind die Mikroskope nicht so untereinader genormt, daß eine bestimmte Koordinateneinstellung, egal bei welchem Mikroskop, zu demselben Objektpunkt führen wird.
Da die Skaleneinstellungen und Verfahrwege metrisch arbeiten, könnte folgendes helfen:
Man fährt als Bezugspunkt die untere linke Deckglasecke an und notiert sich die Tischkoordinaten.
von dort an fährt man zu den entsprechenden Objektpunkten und notiert sich die Koordinaten.
Wenn man das häufig und mit vielen Präparaten macht, lohnt es sich, das in einer Excel-Tabelle zu verarbeiten.
So läßt sich schnell für alle Objektpunkte die relative Lage zu dem Bezugspunkt, den man immer schnell findet, errechnen.

Geht man an ein anderes Mikroskop, fährt man zunächst den Bezugspunkt an und liest die Tischkoordinaten ab.
Zu diesen braucht man nur die bekannten Relativkoordinaten addieren, was mit Excel ratzfatz geht und schon findet man alles wieder. ;)
Beim Fräsen mache ich das übrigens nicht anders, nur brauche ich dabei nicht irgendwelche Koordinaten umrechnen, da ich am Bezugspunkt die Skalenringe auf Null stellen kann, was bei den Kreuztischen leider nicht geht.

Also, wer suchet, der findet... ;D

beamish

Hallo,

ich habe (meine Frau sagt leider) mehrere Mikroskope und da sind auch die Kreuztische verschieden. Mit und ohne Nonius und mit fixen und verstellbaren Objekträgerhaltern. Gerade bei letzeren geht es halt nur, wenn man sich auch die Position der Halteklammern notiert.
Deshalb ist wohl die Methode: Position einer OT-Ecke notieren und dann den relativ darauf bezogenen Weg (x/y) aufschreiben sinnvoll.

Grüße,

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Nomarski

Hallo Martin,

die Position der OT-Ecke geht zwar prinzipiell auch, aber nicht alle Tische lassen sich so weit verfahren, daß man diese vor das Objektiv bekommt. Bei der Deckglasecke klappt das zumindestens immer.

VG
Bernd

P.S: Es gibt auch Tische ohne Skala, dann steht man natürlich auf dem Schlauch und muß nach der eingangs erwähnten anderen Methode verfahren.

felix

Hallo,

Dank für die vielen cleveren Tipps!

Die Idee, eine Stelle vorübergehend auf dem Deckglas zu markieren und dann das Präparat zu kopieren, hat mich ganz besonders beeindruckt.  Leider habe ich zu Hause keinen Kopierer bei der Hand.  Also ist das nichts für mich.  (Im übrigen entsteht das erste der zwei England-Finder-Probleme; siehe unten.)

Als beste Lösung scheint sich abzuzeichnen: ein dem Präparat irgendwie eingeschriebenes Koordinatensystem -- natürlich nicht im wörtlichen Sinne.  Was man da als Nullpunkt der beiden Achsen wählt ist völlig gleich: Es kann der Eckpunkt des OT oder des Deckglases sein.  Aber da nicht alle Kreuztische die OT-Ecke in den Blick schieben können und nicht alle Deckgläser eckig sind, ist dies das allgemeinere Rezept:

Man lege den OT so vor sich hin, daß man die Beschriftung lesen kann.  Dann mache man irgendwo links oben vom Deckglas einen Punkt mit einer Diamantspitze.  Das ist der Referenzpunkt.  Von diesem Referenzpunkt 0 aus kann man jeden Punkt mit einem Paar (x,y) bezeichnen.  Will sagen: (x,y) befindet sich x Einheiten rechts und y Einheiten unterhalb von 0.  Die Skalen des Kreuztisches dienen nur als Einheitenzähler.  Da die Skalen alle metrisch sind, geht das auf jedem Kreuztisch, der überhaupt über Skalen verfügt, gleichgültig, wie diese Skalen absolut beschriftet oder ausgerichtet sind.  (Man kann dabei ein wenig Kopfrechnen trainieren.)

Das alles macht natürlich nur Sinn, wenn man "portierbare" Markierungen mittels Koordinaten haben will.  Wenn die Präparate immer nur auf dasselbe Mikroskop gelegt werden sollen, dann hält man sich am einfachsten an die am jeweiligen Kreuztisch vorgegebenen Koordinaten.

Das Problem hat schon zu verschiedenen Erfindungen geführt.  Ein wenig durchgesetzt hat sich nur der England-Finder:
http://www.2spi.com/catalog/magnifiers/england-finder-graticule.shtml
Der bietet zwar so etwas wie eine Normierung aber überzeugt mich aus zwei Gründen nicht:  Erstens setzt seine Anwendung voraus, daß OTs auf einem Kreuztisch ausgetauscht werden können, ohne diesen auch nur geringfügig zu verschieben.  Meine Feinmotorik (bzw. mein Kreuztisch) ist dieser Herausforderung leider nicht gewachsen.  Zweitens ... der Preis!

Gruß!/ AF
"Du" angenehm.

Nomarski

Hallo,

warum erst mit der Diamantspitze, die man sich auch erst noch besorgen muß, dort rumpicken, wenn die Deckglasecke doch schon ein recht markanter Punkt ist, der wie der Ursprung in einem karthesischen Koordinatensystem zu betrachten ist?

Die Tische sind meist mit 4 Schrauben am Tischhalter befestigt. Vor dem Anziehen der Schrauben kann der Tisch noch etwas bewegt werden. Also auch ein Faktor, der besagt, daß eine Koordinateneinstellung am baugleichen anderen Mikroskop nicht zwangsläufig bei gleicher Skaleneinstellung denselben Punkt zeigen muß.

Es gibt aber noch weitere Methoden, mit dem man Objekte schnell wiederfinden kann, indem man z.B. die Deckglasfläche über ein schwaches Objektiv, am besten mit Messokular in mehrere Quadranten aufteilt, die man überblicken kann und sich notiert, in welchen Quadrant sich das Objekt befindet. Das erleichtert, da nicht so viel Fläche abgesucht werden muß.

VG
Bernd