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Klein-Diatomeen

Begonnen von Carlos, Februar 19, 2017, 23:36:30 NACHMITTAGS

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Carlos

Hallo zusammen,
Wie einige wissen, interessiere ich mich für Diatomeen im Nordsee-Watt-Schlick und habe dabei festgestellt, dass die zahlenmäßige Hauptmenge der Diatomeen solche sind, die >> 50 µm sind. Diese sind aber meist von Feinpartikeln eingehüllt und so zunächst gar nicht erkennbar.
Jetzt ist es mir gelungen, diese ,,Klein-Diatomeen" soweit von Feinpartikeln (und anderem ,,Schmutz") hinreichend abzutrennen, um ihre Form und ihr Bauprinzip zu erkennen. Dazu verwende ich ein 63-fach Leitz-Trocken-Objektiv (A=0,85) mit einem entsprechenden (Trocken-)Kondensor bei ,,eingetrockneten" Präparaten mit Deckglas (also ,,Eindeckmittel" Luft). Selbst Diatomeen mit einer Länge von ca. 10µ habe ich so gefunden. (Bilder von solchen ,,Klein-Diatomeen" habe ich bisher nicht gefunden.)
Jetzt stellt sich aber ein neues Problem: Mit dieser Methode kann ich natürlich keine höhere Auflösung erreichen als der, die der Apertur von 0,85 (max.) entspricht. (Damit kann ich die Feinstruktur selbst vieler Groß-Diatomeen nicht auflösen.) Die Klärung der Frage, ob auch Kleindiatomeen ähnlich feine Strukturen aufweisen, lässt sich nur bei deutlich höherer Apertur klären, also ,,immergieren" von Objektiv und Kondensor. Aber lohnt sich der Aufwand? 
Deshalb meine Fragen:
Hat sich schon mal jemand intensiver mit ,,Klein-Diatomeen" beschäftigt?
Hat jemand Infos zur Feinstruktur solcher ,,Klein-Diatomeen"?
Insbesondere interessiert mich, ob es solche ,,Klein-Diatomeen" auch bei Süßwasser-Diatomeen gibt, und ob sich schon mal jemand damit beschäftigt hat. (Die Abtrennung vom ,,Schmutz" dürfte hier einfacher sein als beim ,,Watt-Schlick")
Gruß Carlos

JB

Hallo Carlos,

Sind es zentrische und/oder pennate Kieselalgen?

Was passiert denn, wenn Sie die Proben nach dem Trocknen mit Balsam oder Immersionsoel eindecken? Allein durch das Einbettungsmittel sollte eine Verbesserung gegenueber Luft moeglich sein (durch den geringeren Unterschied im Brechungsindex wird der Kontrast verringert aber die Aufloesung wird gesteigert).

Wie bereiten Sie die Proben auf? Mit den agressiveren Methoden sollten alle organischen Stoffe und die meisten Mineralien aufgeloest werden. Eigentlich verbleiben nur Siliziumdioxid und Silikate.

IMHO lohnt sich Immersion auf jeden Fall (oben und unten), das ist ein ganz anderes Mikroskopieerlebnis; endlich helle, klare und scharfe Bilder!

Beste Gruesse,

Jon

Carlos

Hallo Jon,
ZitatSind es zentrische und/oder pennate Kieselalgen?
Sowohl als auch, allerdings scheinen die pennaten Algen zu überwiegen.
ZitatWie bereiten Sie die Proben auf?
In einer veränderten Sedimentation., genauer, ,,Nutzung der Unterschiede in der Sedimentationsgeschwindigkeit" im ,,pulsierenden Gegenstrom". (Ich habe vor, darüber später mal ausführlich zu berichten. Soviel vorab, es ist ein Trennprinzip, das in der Industrie zur ,,Fraktionierung feinster Partikel" eingesetzt wurde.)
ZitatIMHO lohnt sich Immersion auf jeden Fall (oben und unten), das ist ein ganz anderes Mikroskopieerlebnis; endlich helle, klare und scharfe Bilder!
Stimmt, aber ob sich der Aufwand lohnt?
Deshalb meine Fragen.
Gruß Carlos

Bob

Hallo Carlos,

was spricht dagegen, die Diatomeen einfach mal mit verschiedenen Eindeckmitteln einzudecken? Es wäre doch ein großer Zufall, wenn ausgerechnet Dein Kleinkram keine feinen Strukturen aufweisen würde. Ich würde es zuerst mit einem hochbrechenden Mittel probieren. Hast Du sowas da?

Viele Grüße,

Bob

Dünnschliffbohrer

Hallo Carlos,
ich vermeide zwar selbst auch die Benutzung von Immersionsobjektiven - wegen des damit verbundenen Aufwandes. Aber beim Kondensor ist das weniger Problematisch. Kondensoren können in der Regel mit Aqua dest. immergiert werden, was die Sauerei erheblich vermindert, und die Hemmschwelle der Benutzung senken könnte!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

anne

Hallo Carlos,

natürlich werden Kleindiatomeen auch dokumentiert.
jedoch zumeist aufgrund der Größe mit dem REM bzw. SEM.

Im LM sind diese zwar zu sehen, jedoch schwer sinnvoll zu dokumetieren.
Schau doch mal in den Schmidt-Atlas, hier sind viele viele Diatomeen ( z.B. Tafel 296 und 297) drin die sehr klein sind.
Oder besorge Dir das Buch: Iconographia Diatomologica, Vol. 10, SEM-Studied Diatoms of differnt Regions of the World Ocean.
Auch hier wirst Du sehr viele kleine Diatomeen finden.
Dies aber nur beispielhaft, es gibt noch sehr viel mehr Literatur.

Ich würde an Deiner Stelle hier im Mikromarkt nach 10ml Naphrax anfragen und Deine Diatomeen eindecken.
Am besten nach der Vorschrift von Göke, diese findest bei der Mikrogruppe Hamburg unter den Goodies.
Dann besorgst Du Dir noch ein einfaches 100er Ölobjektiv und etwas Immersionsöl und schon wirst Du viel Freude an Deiner Arbeit haben.
Vorausgesetzt Du hast einen Kondensor, der eine hohe Apertur hat.

lg
anne

JB

Zitat von: Carlos in Februar 20, 2017, 00:36:58 VORMITTAG
In einer veränderten Sedimentation., genauer, ,,Nutzung der Unterschiede in der Sedimentationsgeschwindigkeit" im ,,pulsierenden Gegenstrom". (Ich habe vor, darüber später mal ausführlich zu berichten. Soviel vorab, es ist ein Trennprinzip, das in der Industrie zur ,,Fraktionierung feinster Partikel" eingesetzt wurde.)

Stimmt, aber ob sich der Aufwand lohnt?

Ohne Oxidation wird man die organischen Bestandteile der Probe nicht los.

Der "Aufwand" der Immersion lohnt sich immer. Lichtmikroskopie ist doch bei dieser Art von Objekten gar nicht anders moeglich. DSB hat recht, Kondensorimmersion geht auch zufriedenstellend mit Aqua dest..

Beste Gruesse,

Jon

Carlos

Hallo Jon,
ZitatOhne Oxidation wird man die organischen Bestandteile der Probe nicht los.
Stimmt, die Frage ist aber, wann man den Schritt durchführt. Ich habe zunächst die schweren, Grobpartikel (Sand) und leichten, organische Grobpartikel mit gesättigter Kochsalzlösung als Flüssigphase über die Unterschiede in der Sedimentationsgeschwindigkeit abgetrennt. Danach habe ich mit H2O2 oxidiert. (Diatomeen mit "Innereien" habe eine geringere Dichte als Diatomeen-Schalen.)
Gruß Carlos

JB

Zitat von: Carlos in Februar 20, 2017, 12:40:55 NACHMITTAGS
Danach habe ich mit H2O2 oxidiert.

Aha  ;)  Das haben Sie oben weggelassen.

Carlos

#9
Hallo zusammen,
Herzlichen Dank für Eure Anregungen und Hinweise. Ich werde mal versuchen, einige Bilder von Klein-Diatomeen, wie ich sie jetzt mit dem 63-fach Objektiv erhalten habe, einzustellen.
Hallo Bob,
ZitatEs wäre doch ein großer Zufall, wenn ausgerechnet Dein Kleinkram keine feinen Strukturen aufweisen würde.
Ich sehe ja auch bei den kleinsten Diatomeen Feinstrukturen mit dem 63-fach Trockenobjektiv. (Genauer: Objekte, die ich aufgrund ihrer geordneten Feinstruktur für Diatomeen halte.) Ob darüber hinaus noch feinere Strukturen vorhanden sind, kann ich natürlich nicht sehen.
Hallo Dünnschliffbohrer,
Ich mikroskopiere auch mit immergierten Kondensoren und Öl-Objektiven. Damit komme ich bis zur Apertur von 1,20 (Dunkelfeld und Hellfeld bzw.Durchlicht). Die ,,Schweinerei" beginnt aber dann, wenn ich zunächst mit Trocken-Objektiven arbeite und dann mit immergierten Öl-Objektiven. Zurück zu Trocken-Objektiven ist dann problematisch.
Hallo Anne,
ZitatSchau doch mal in den Schmidt-Atlas, hier sind viele viele Diatomeen ( z.B. Tafel 296 und 297) drin die sehr klein sind.
Von einem freundlichen Forums-Mitglied habe ich sehr umfangreiche Literatur auf Datenträger erhalten. Darunter auch den kompletten Schmidt-Atlas. In den darin abgebildeten Zeichnungen find ich auch viele sehr klein Diatomeen, die denen aus dem Watt-Schlick sehr ähneln. In den Zeichnungen scheinen, außer den ,,üblichen Linienmustern", noch eine Feinstruktur der Linien bei vielen angedeutet. (Leider ist die Wiedergabe der Tafeln von Zeichnungen nicht besonders gut. Diese Strukturen kann ich natürlich mit einem 63-fach Trockenobjektiv nicht sehen. Deshalb meine Überlegung zu (immergierten) Kondensoren und Öl-Objektiven, beide mit höherer Apertur, überzugehen.
Da ich zunächst keine Dauerpräparate herstellen will, müsste ich doch auch mit ,,zäher" Gelatine (statt mit Naphrex) abdecken können. (Der Unterschied im Brechungsindex Diatomeen und Gelatine müsste doch ausreichen.)

Hier nun einige Bilder, 















Gruß Carlos 

peter-h

Hallo Carlos,

ja die Kleinen sind eine Herausforderung. Nicht nur die Reinigung, sondern auch die Dokumentation. Ich liefere gerne einige Beispiele aus einem Fang von Brasilien Serra do Mar. Sehr aufwändige Reinigung und Fotografie mit einem Leitz Apo 90/1,40 oder Olympus SPlan Apo 100/1,40, Kondensor NA 1,40 immergiert. Beleuchtung monochrom blau @450 nm oder 365nm mit monochromer Kamera.

Da sind recht problematische Exemplare dabei !







Viele Grüße
Peter

Carlos

Hallo Peter,
Zitatja die Kleinen sind eine Herausforderung. Nicht nur die Reinigung, sondern auch die Dokumentation.
Wohl wahr!
Sehr schöne Aufnahmen von ,,Klein-Diatomeen". (Weit besser als meine, aber dazu sollten sie anregen!)
Die kleinsten Diatomeen in meinen Bildern sind < 10µm lang! Ich finde es erstaunlich, was das Leitz 63-fach Trockenobjektiv (A=0,85) hier noch liefert.
(Fotografiert habe ich mit einer 5MP-Touptek-Kamera mit ,,Plössl-Objektiv" durch ein 10x Periplan-Okular, also ,,Prinzip Peter H" ;).) 
Gruß Carlos