Diatomeen und „Immergieren“

Begonnen von Carlos, März 04, 2017, 09:35:09 VORMITTAG

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Carlos

Hallo zusammen,
Mit meinem ,,unausgegorenen" Denkmodell zum Zusammenhang von Kondensor-und Objektiv-Apertur, Brechungsindex des Eindeckmittels und der Sichtbarkeit von Diatomeen-Feinstrukturen habe ich mich ja kräftig ,,blamiert". Aber erst durch die kritischen Antworten hierauf, ist es mir recht schnell gelungen, dieses zu korrigieren. Ich glaube, jetzt das Gesamt-System (Kondensor, Präparat, Objektiv und Hilfsmittel Immersionsöl und Eindeckmittel) wesentlich besser beurteilen zu können.
Mein entscheidender Fehler war, dass ich die Gesamt-Apertur des Systems (Kondensor, Objektiv) nach dem ,,bottle-neck" Prinzip behandelt habe, ,,das schwächste Glied in der Kette bestimmt die Leistung", und nicht nach der Abbe`schen Formel, die ich so nicht kannte.  Danke an alle für ihre für mich sehr hilfreichen Beiträge.   
Bleibt noch die Frage nach den Rahmenbedingungen für die Gültigkeit der Gleichung von Abbe.
Meine Überlegungen dazu:
Die erreichbare ,,Beleuchtungs-Apertur" eines Kondensors, meist eingraviert, erreiche ich, wenn ich ihn voll geöffnet im richtigen Abstand zum Objektträger Angaben gemäß einsetze, einen Trockenkondensor mit Luft zwischen Kondensor und Objektträger, einen ,,Öl"-Kondensor mit Immersionsöl (mit dem gleichen Brechungsindex wie das Glas des Objektträgers) zwischen Kondensor und Objektträger. Analoges gilt auch für die ,,Betrachtungs-Apertur" (Trocken-, und Öl-Objektive).
Mir scheint es nun einleuchtend, das die Auflösung des Systems Kondensor, Objektiv Präparat auch abhängig vom Brechungsindex des Eindeckmittels ist. Ist dieser gleich dem Brechungsindex von Immersionsöl und Glas, kann das ,,Kondensorlicht" ungebrochen das Präparat durchstrahlen. Störungen kommen dann durch das betrachtete Objekt, die dann über das Objektiv das Bild des Objektes ergeben. Ist der Brechungsindex kleiner, erreicht das Kondensorlicht das Objekt nicht unverändert. (Für die Bildgebung wichtige Teile gehen verloren.) 
Jetzt kann ich auch den von Detlef beschriebenen Versuch erklären.
Das Denkmodell steht auch nicht im Widerspruch zur Gleichung von Abbe, wenn man davon ausgeht, dass es für die maximale, wirksame bzw. erreichbare Apertur gilt, wenn das Eindeckmittel den Strahlengang nicht negativ beeinflusst.
Auch ist damit das vielfach angeführte Argument, die Apertur des Kondensors sollte > als die Apertur des Objektivs sein, gibt Sinn, kann aber leicht überinterpretiert werden. (Es bedeutet eben nicht, dass die wirksame Apertur nicht > als die kleinste Apertur des Systems sein kann.)
Soweit jetzt mein korrigiertes Denkmodell. Auch korrekturbedürftig?
Jetzt kann ich mich wieder auch experimentell meiner Idee widmen, die Sichtbarkeit von Diatomeen im Eindeckmittel bei mangelhaftem ,,Sichtbarkeits-Index", wie bei Diatomeen-Schalen in Wasser/Glycerin/Gelatine, durch ,,Anfärben des Eindeckmittels" zu erhöhen. Das Prinzip ist einfach erklärt: Gereinigte Diatomeen, auf weißem Papier dünn verteilt, sind nicht zu sehen. Auf farbiger Folie dagegen schon, selbst wenn sie mit dünner Farb-Folie abgedeckt sind. Auf ein Mikroskop-Präparat mit farblosem Objektträger und Deckglas und sehr dünnem gefärbtem, farblose Diatomeen-enthaltenen Wasser/Glycerin/Gelatine-Eindeckmittel müssten die Diatomeen besser erkennbar sein.
Die maximal mögliche Apertur meiner Kombination von immergierten Kondensor (A=1,25) und immergierten 100-fach Objektiv (A=1,32) nach Abbe erreiche ich mit Wasser/Glycerin/Gelatine natürlich nicht. Eine Apertur von deutlich >1 allerdings schon. 
Mit freundlichem Gruß Carlos
PS. Der von Peter H. angeführte Artikel im ,,Mikro-Kosmos", Band 74 1985 S. 55 - 60 von Prof. A. Meller, Titel: Einschlußmittel mit hohem Brechungsindex für Diatomeen, war übrigens der Grund, warum ich mich intensiver mit Einschlussmitteln beschäftigt habe. Ich kann ihn Interessierten hieran nur ,,wärmstens" empfehlen!