Diatomeen aus der Pelose des Schollener Sees: Camplyodiscus hibernicus

Begonnen von RainerTeubner, Mai 11, 2017, 16:27:19 NACHMITTAGS

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RainerTeubner

Hallo,

hier zeige ich ein Bild der Diatomee Camplyodiscus hibernicus Ehrenberg 1845.

Diese Diatomee ist vertrackt: entweder sie ist gut erhalten, dann kann man sie auf Grund ihrer Sattelform schlecht photographieren oder sie ist zerbrochen, dann kann man sie besser photographieren, man sieht dann halt leider nur das Bruchstück.



Die Aufarbeitung der Pelose-Probe erfolgte mit Schwefelsäure/Kaliumpermanganat, die Eindeckung der Diatomeen erfolgte mit Naphrax.

Eine Ansicht auf die Dornen auf der Oberfläche konnte ich photographieren:



Das Bild wurde mit einem Projektiv 6,3x aufgenommen, ich befürchte, ich befinde mich bereits außerhalb des Bereichs der förderlichen Vergrößerung, auch beim APO 100x/1,40.

HDD hat mir ein Bild einer Gyrosigma sp. geschickt, auch aus der Pelose-Probe, allerdings mit Domestos aufgearbeitet und mit Essigessenz neutralisiert:



Ich vermute, daß die alkalische Aufarbeitung mittels Domestos einige der kleineren Diatomeen (< 10 Mikrometer) aufglöst hat und so zum aufgeräumten Eindruck des Bildes beiträgt.

Viel Spaß beim Betrachten!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

peter-h

Hallo Rainer,

schön dass Du von diesem Schlamm auch mal ein Bild zeigst. Hast Du zunächst mit HCl gekocht um den Kalk zu entferen? Ich bin bisher mit der Reinigung nicht weit gekommen, werde aber nun auch mal in H2SO4 usw. köcheln  ;D

Viele Grüße
Peter

RainerTeubner

Hallo Peter,

ich hab mal mit einem Tropfen cc. HCl eine Vorprobe auf Carbonate vorgenommen, sie war negativ. Es schäumte nicht. Dann hab ich gleich mit der Schwefelsäure angefangen.

Viel Erfolg!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Carlos

Hall0 Rainer,
Zitatich hab mal mit einem Tropfen cc. HCl eine Vorprobe auf Carbonate vorgenommen, sie war negativ. Es schäumte nicht. Dann hab ich gleich mit der Schwefelsäure angefangen.
Auch ich habe  ,,Pelose" aufbereitet. (Habe von Anne eine Probe erhalten.) Ich arbeite dabei mit wenigen ml Flüssigkeit  in einem ca. 15 ml Zentrifugen-Glasröhrchen. Diese Probe entwickelt  bei Säurezugabe Gasblasen.  Allerdings  ,,köchele" ich aus vielerlei Gründen mit Citronensäure (fest, wenige ,,Krümel" auf eine Aufschwemmung einer Messerspitze Pelose in einem ccm dest. Wasser)bis die Gasentwicklung beendet ist. Das dauert etwas. Am Ende ist der PH der Lösung deutlich << 7. Sie  enthielt also (vermutlich) Carbonate.
Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass ich anschließend zur ,,Reinigung der Diatomeen" die Probe direkt mit H2O2 behandeln kann.
(Vorgehen: Nach und nach einige Tropfen 30%iges H2O2 zugeben und  weiter ,,köcheln".  Dabei entsteht zunächst eine recht heftige Gasentwicklung, die Pelose schwimmt als ,,schmierige, braune Flocken" auf, die Farbe wechselt langsam von dunkel nach grau, die ,,Flocken" verschwinden, es entsteht am Ende eine homogene, trübe Suspension von ,,gereinigter Pelose"  in Wasser mit Salz, Säureresten und H2O2.  Das kann aber ein bis zwei Stunden dauern. Jetzt wird zentrifugiert und der jetzt graue Niederschlag mehrfach in jeweils  ca.  5 bis 10 ml dest. Wasser suspendiert und zentrifugiert  bis der klare Überstand  neutral  und  salzfrei  ist und  kein H2O2 mehr enthält. Durch übliche, ,,fraktionierende"  Sedimentation kann man dann die gewünschten Diatomeen von unerwünschten Fein- und Grobbestandteilen hinreichend abtrennen.)
Etwas abgewandelt arbeite ich nach dieser Methode auch Diatomeen in Watt-Schlick-Proben auf. Da hier viele der Diatomeen noch ,,Innereien" enthalten, gelingt es, durch die ,,köchelnde Vorbehandlung mit Citronensäure"  den Bruch der Kieselsäure-Skelette, insbesondere großer Diatomeen, bei der Oxidation der im Inneren der Diatomeen  enthaltenen, organischen Bestandteile in engen Grenzen zu halten. (Vermutlich bewirkt das längere ,,Köcheln" der Probe mit Citronensäure eine Lysierung  der organischen Bestandteile der Diatomeen (Inneren und die Schalen zusammenhaltender ,,Kitt") und verhindert damit, dass sich bei der anschließenden  Oxidation der organische Bestandteile durch die dabei entstehenden Gase (vor allem Sauerstoff bei H2O2 als Oxidationsmittel) ein die Skelette zerstörender Druck aufbauen kann.)
Bei Pelose ist nach meiner Erfahrung  die ,,Reinigung"  der darin enthaltenen fossilen Diatomeen von organischen Bestandteilen nach der angegebenen Methode  wesentlich einfacher als bei  Diatomeen des Wattschlicks.
Gruß Carlos