Vom Hühnerhof und aus dem Garten

Begonnen von Heiko, April 13, 2018, 23:16:47 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Heiko

Hallo,


das weiße ,,Sahnehäubchen" auf dem Hühner-Exkrement ist Harnsäure. Die löst sich in heißem Wasser, kristallisiert dann aber mikrokristallin.
Aus Essigsäure erhält man schöne Kristalle:





Nicht besonders kräftig fällt die Murexid-Reaktion mit Salpetersäure und Ammoniak-Lösung aus. Die Schichtdicke auf dem OT ist halt auch gering:




Bittermandeln sind für ihr ,,Blausäurepotential" ja berüchtigt. Mittels Silbernitrat-Tropfen gelingt der Nachweis auch, aber eher schleppend. Reibt man dagegen ein Blatt der Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus), ist die Luft sofort marzipangeschwängert, olfaktorisch und chemisch eine Sofortreaktion.

Silbercyanid aus Bittermandel:





Das hexagonale Silbercyanid, umkristallisiert aus Salpetersäure:



Grüße von Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

so schön kann Hühnerk...e sein! Bist du mit der Zuordnung sicher? Da ist sicher Harnsäure drin, aber auch noch ne Menge anderes Zeugs. Kristalle sehen aber sehr gut aus. Ich habe Harnsäure in der Sammlung, muss ich mal rausholen. Ich weiß nur, dass sie sehr schlecht löslich ist.

Silbercyanid aus Salpetersäure kann ich mir aber nicht vorstellen. Die schwache Blausäure wird da sicher ausgetrieben durch die viel stärkere Salpetersäure?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Reinhard

Hallo Heiko,

schön dargestellte Kristalle!
Nach dem Einwand von Klaus bzgl. der Umkristallisation aus HNO3 wird Dir aber nichts anderes übrigbleiben, als die AgCN- Kristalle ultramikrochemisch
zu verifizieren.  ;) ;)

schönes Wochenende
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

Heiko

Lieber Klaus,

Deine Bedenken bezüglich möglicher Verunreinigungen meine ich zerstreuen zu können.
Der anatomisch wohlgeformte Hühnerklecks ist außen harnsäureummantelt, in millimeterdicker Schicht. Somit ist es nicht schwer, die Probe aus diesem Bereich zu entnehmen.

Dass Salpetersäure Cyanwasserstoff freimacht, ist natürlich anzunehmen. Verbleibt dieser nicht erst einmal gelöst in der flüssigen Phase, hätten wir wieder Silbernitrat. So weit hatte ich nicht gedacht. Allerdings wird das Umkristallisieren aus Salpetersäure von EMICH in seiner ,,Mikrochemie" propagiert.

Viele Grüße,
Heiko 

Klaus Herrmann

#4
Lieber Heiko,

gegen die Autorität des Emich mag ich natürlich nicht antreten. Aber der D´Ans-Lax sagt bei AgCN: trigonal und 2. Form: kubisch.

Wie sieht den AgNO3aus?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

Lieber Klaus,

so man denn wollte, könnte man gerne verzweifeln:
https://books.google.de/books?id=Wpq2AwAAQBAJ&pg=RA6-PA1957&lpg=RA6-PA1957&dq=Silbercyanid+hexagonal&source=bl&ots=oBepxFxtn8&sig=X4eA80E9XuYBNTgmtxSArQIuj-M&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwit7P2nzLraAhXDYZoKHZnvDKAQ6AEITDAF#v=onepage&q=Silbercyanid%20hexagonal&f=false

Silbernitrat hingegen sieht z.B. so aus, hier eine alte Aufnahme:



Aussagewert ist gleich Null, da nicht aus heißer Lösung erhalten ...

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

ich sag doch: was du nicht selbst überprüft hast. Einer schreibt vom anderen ab. Der Römpp steht bei mir ganz unten, der D´Ans Lax in Augenhöhe im Regal.
Aber dass der Emich das Cyanid aus Salpetersäure umkristallisiert hat macht mich ganz kirre.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

Lieber Klaus,

im JANDER/BLASIUS ein ganz ähnlicher Beschrieb.
Vielleicht entsteht unter diesen Bedingungen der lösliche Dicyano-Silber-Komplex und die Verdrängung wird durch Komplexbildung unterdrückt?

Gruß, Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

aber im JB steht, dass die Komplexe im Sauren zerstört werden. Und vom Umkristallisieren aus HNO3 lese ich dort nix.
Jetzt habe ich endlich den Emich rausgeholt und finde tatsächlich den Hinweis: umkristallisieren aus 50%iger Salpetersäure.. Na gut, dass ich kein Anorganiker bin!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

Lieber Klaus,

mein J./B. ist von anno 1985: ,,... 1 Tr. konz. HNO3 ... vorsichtiges Erwärmen ... gelöst ... Abkühlen ... AgCN in farblosen Nadeln". Sogar eine fotographische Aufnahme wurde der Auflage spendiert.
,,All' Chemie", so ist das eben, in der Biologie oft aber auch. Solche ,,Totpunkte" sind ja oft Ursache für längerfristiges Interesse – für das Gären im imbischen System.

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

meiner ist von 1966, da gabs so neumodische Methoden noch nicht! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken