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Mein Trinkwasser

Begonnen von Alexis, Juni 25, 2018, 21:03:37 NACHMITTAGS

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Alexis

Hallo liebe Mikroskopiergemeinde,
vielen Dank für die Aufnahme, ist vielleicht eine etwas ungewöhnliche Anfrage, aber ich liebe das Internet und Foren und diese Wasserüberprüfungsheinis verwenden keine Mikroskope,
und wer nicht nachschauen will ist nicht mein Wissenschaftler.
Ich hab hier ein billiges Plastikmikroskop welches 1300x schafft.
Also auf meinem Wasser bildet sich wenn ich es abkoche so ein weisser Schimmer. Wenn ich den abgekochten Schimmer unters Mikroskop lege  sieht der so aus wie auf Bild 1
Wenn ich das "Trinkwasser" direkt ins Glas fülle mit Kristallviolett und schwenke und ein bisschen warte, dann lugolsche Lösung und dann etwas davon auf Glas tue, anschliessend mit der Flamme das Wasser rausverdunste und unters Mikroskop gebe komme ich zu Bild 2 und Bild 3
Wenn ich den Träger dann direkt unterm Mikroskop mit Ethanol 96% benetze komme ich zu Bild 4 Zu der Größenbestimmung: Also in der Mitte geht ein schwarzer Strich durch das ist ein Riss im Glasträger durch das Erhitzen, der wird irgendwo im 100ertstel Millimeter Bereich sein.
Der Schimmer bleibt oben, ausser ich transportiere das Wasser im Auto rum wo es recht durchgeschüttelt wird dann sammelt er sich unten, aber so schwimmt der auch nach 10 Stunden noch.
Was ist das für ein Zeug?
Beste Grüße und Danke im Vorraus für die Hilfe
lg Alexis

Peter V.

Hallo,

ZitatIch hab hier ein billiges Plastikmikroskop welches 1300x schafft.

Hmmm...dann sollten die Universitätsinstitute endlich mal ihre Mikroskppe für 20.000  und noch mehr EUR entsorgen, denn die schaffen gerade mal knapp 1000fach.   ;)

Zur Deiner Frage: Was spricht gegen ganz vulgäres Calciumcarbonat ("Kesselstein"), der durchaus auch auf dem Wasser schwimmen kann?

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Horst Wörmann

Hallo Alexis,
als gelernter Wasserüberprüfungsheini verwende ich kein Mikroskop fürs Trinkwasser, weil es da nix zu sehen gibt. Nur beim Kochen und beim Eintrocknen ein paar Kalkkristalle. Sonst nichts. Bin demnach kein Wissenschaftler?
Tümpelwasser ist was anderes.
Viele Grüße
Horst

Alexis

CaCO3 hat eine viel höhere Dichte und müsste sich nach einer Zeit von selbst am Boden absetzen und schwimmt nicht tagelang an der Wasseroberfläche.

liftboy

Hallo Alexis,

wenn Du in Deinem Trinkwasser etwas sehen könntest, solltes Du es nicht trinken :-)
Wie auf Deinen Bildern mit etwas Glück zu erkennen ist, handelt es sich um nadelförmige Konstrukte. An diesen lagert sich freie Kohlensäure aus dem Wasser an und sorgt für den nötigen Auftrieb.
Wenn z.B. Eschrichia coli im Wasser vorhanden wäre, und Du könntes das mit Deinem Mikroskop erkennen, wäre das kein Wasser sonder Gülle :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

RainerTeubner

Hallo Alexis,

die größere Dichte des Calciumcarbonats (oder Calciumhydrogencarbonats) im Vergleich zum Wasser reicht mitnichten alleine aus, die Kristallchen zum Absinken zu bringen: auf der Oberfläche eines Tümpelaquariums bei mir zu Haus schwimmt seit ca. 3 Wochen ein Deckglas, ohne unterzugehen. Die Unterseite des Deckglases wird munter von Algen bewachsen. Es wird von der Oberflächenspannung des Wassers gehalten.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Dieter Holz

Hallo Alexis,

man nehme einen geputzten Objektträger, den guten chinesischen Tassenwärmer (verhindert auch das Zerspringen des Objektträgers) und pipettiere Trinkwasser in Form von 2 Tropfen auf den Objektträger.





Zurück bleibt ein weißer Belag





Unter dem Mikroskop sieht man - nix verwertbares. Irgendwelche µm- großen Punkte und Nadeln, schließlich wurde recht flott verdampft. Und das ist Kalk, wie ja schon beschrieben. Gibt man 10%ige Salzsäure hinzu, wird man Bläschenbildung feststellen.

Viele Grüße

Dieter

Gerd Schmahl

#7
Hallo Alexis,
in Deinem Haushalt findet sich doch bestimmt etwas Essig. Der sollte Kalk genauso auflösen, wie die Salzsäure es tut.

Was die Schwimmfähigkeit der Karbonathäute angeht, die sich auf der Wasseroberfläche bilden: Sie ist enorm! Besonders gut sichtbar auf einem Mörtelkübel, der noch Reste von nicht vollkommen abgebundenen Kalkmörtel enthält. Hier bildet sich das Karbonat erst an der Luft durch die Verbindung freier Ca-Ionen mit dem CO2 der Luft. Da schwimmt am nächsten Tag eine Schicht drauf, die ist mit Butterbrotpapier vergleichbar und lässt sich wie eine Kamhaut auf der Milch zu Falten zusammenschieben und schwimmt trotzdem noch.

Dein Mikrosko mag gerne 1300x vergrößern, aber das sind leere Vergrößerungen. Das ist das Gleiche, als ob ich ein Foto so richtig auf Wandgröße vergrößere, seine Pixelzahl aber eigentlich nur für eine Postkarte reicht. Das Zauberwort heißt "Auflösungsvermögen". Es beschreibt die Fähigkeit des Mikroskopes zwei nahe beieinander liegende Punkte noch getrennt darstellen zu können und das ist bei Deinem Plastemikroskop warscheinlich bei einer Nullstelle früher schon voll ausgeschöpft. Aber viele von uns haben mit einem ähnlichen Plasteding angefangen, obwohl das niemand seinem schlimmsten Feind als Einsteigermikroskop empfehlen würde. Diese Dinger sind wirklich eher dazu geeignet Kindern die Freude an der Mikroskopie zu nehmen, statt sie zu fördern. Für 50 Euro kann man aber schon ein recht brauchbares Einsteigergerät bekommen, z.B. ein LOMO-Biolam. Das ist dann zwar 30 Jahre alt, aber um Lichtjahre besser.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Carsten Wieczorrek

Hallo Alexis,

viele von uns haben mikroskopisch klein und bescheiden angefangen. Daher können diese Personen Deine Bilder auch recht gut interpretieren:

Da ist leider wirklich nichts wissenschaftlich interpretierbares drauf zu sehen. Wenn man von der Nadelform der Partikel absieht, die wirklich nur auf Kalk/Kesselstein hindeuten.

Das deutsche Trinkwasser ist (noch) sicher. In den wenigen Fällen, wo es Probleme gibt, hörst Du das im Radio und die Feuerwehr fährt mit Lautsprecherwagen vor Deinem Fenster vorbei.

In Deutschland ist Trinkwasser in aller Regel sauberer und hygienischer als Mineralwasser (weil man das - es muss ja natürlich bleiben - im Gegensatz zum Trinkwasser NICHT REINIGEN DARF).

Kalk ist allerdings, je nach Region, darin enthalten. Oft entsteht der erst beim Kochen durch CO2 aus der Luft. Und wie Gerd schrieb, kann so eine Kalkschicht bis in den mm-Bereich lange auf dem Wasser schwimmen.

Wenn Du Angst vor Bakterien hast: auch wir "Profis" mit unseren "Super-Mikroskopen" (meines ist mit 45 Jahren ja noch jung :-) ) können Bakterien mikrokopisch im Trinkwasser nicht sehen.
Das liegt daran, dass davon VIEL ZU WENIGE im Trinkwasser vorhanden sind. Es gibt sie schon, steril ist Trinkwasser nicht. Aber die drei Bakterien pro Liter wirst Du einfach nicht auf Deinen Objektträger bringen. Und selbst wenn Du das zufällig schaffst, wird ein einzelnes Bakterium Deinem Auge in einer saubereb Probe nicht auffallen. Und selbst wenn Du dieses EINE Bakterium finden würdest: wenn es das einzige ist : PROST.

Wenn Du ernsthaft Trinkwasser bakteriologisch untersuchen möchtest, wirst Du Dich in Bereiche begeben, die hier im Forum (so gut wie) niemand macht: dazu muss man die Proben bebrüten, Kulturen anlegen usw. In Laboratorien geht das, zu Hause eher nicht.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.

Ah, und noch etwas: Wenn Du sehen möchtest, was da für Kristalle entstehen können, so langsam wie möglich verdunsten. Je wärmer oder schneller, desto kleiner und undeutlicher wird jeder Kristall.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako