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Wasserblüte mit Sonnentieren

Begonnen von RainerM, April 04, 2019, 17:45:05 NACHMITTAGS

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RainerM

Liebe Mikrofreunde und insbesondere Tümpler,

vor ein paar Tagen stieß ich in einem Graben neben einem Waldweg, in dem das Wasser ein paar Zentimeter hoch stand, auf eine gelblichgrüne, leicht schaumig wirkende Wasserblüte.

Diese bestand, wie sich unter dem Mikroskop zeigte, aus nahezu ausschließlich einer Algenart, die ich für die Goldalge Botrydiopsis (arrhiza?) halte - allerdings bin ich mir nicht sicher und wäre um Meinungen dazu dankbar. Die Zellen sind recht klein, messen in der Regel um die 10µm, einige wenige sind auch größer, bis etwa 30µm im Durchmesser, diese weisen auch mehr Chloroplasten auf. Die Zellen geben viel Öl ab, das im Probenglas als große Anzahl an Tröpfchen sichtbar ist und wohl auch für den leicht schaumigen Eindruck auf der Wasseroberfläche verantwortlich ist.



Zwischen den lockeren Zellverbänden wuseln ab und zu nochmals kleinere, flagellentragende Einzeller umher, die ich für Zoosporen der Algen halte:



Sieht man davon und von einigen wenigen Ciliaten (Euplotes, Chilodonella) ab, finden sich in der Probe nahezu keine weiteren Einzeller – mit einer Ausnahme: Zwischen den Algenzellen und oftmals in direktem Kontakt mit ihnen finden sich geradezu massenhaft sehr kleine Sonnentiere. Sie lassen weder Spicula noch Schuppen erkennen, jedoch deutlich sichtbare Extrusomen an den Axopodien, die sich bei Störung blitzartig zusammenziehen können. Der Durchmesser der Zellen beträgt ca. 10µm, der Zellkern ist exzentrisch angeordnet, ein Centroplast ist sichtbar.







Weiß jemand, um welches Sonnentier es sich handeln könnte? Ich habe wegen der Größe und dem Fehlen eines Schuppenskeletts an Oxnerella gedacht, glaube aber eine Gallerthülle zu erkennen (siehe oben mittleres Bild), die Oxnerella laut Ferry nicht besitzt.

Und weshalb treten diese Sonnentiere in solcher Menge zwischen den Goldalgen auf? Diese können nicht Beute sein, das klappt von der Größe her nicht und ich habe auch keine Heliozoen gesehen, die Algen verspeist hätten.

Dezimiert werden diese allerdings durch einen jetzt ebenfalls massenhaft auftretenden parasitischen Pilz, auch dazu noch zwei Fotos (im ersten Bild in der Bildmitte):





Herzliche Grüße
Rainer

Martin Kreutz

Hallo Rainer,

dieses Sonnentierchen kenne ich sehr gut! Ich habe es auch schon einmal im Forum gezeigt. Ist doch schon glatt 9 Jahre her! Aber der link ist noch aktiv. Schaue Dir mal die zweite Hälfte vom Video an.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6539.0

Im Jahre 2015 hatte ich eine rege Diskussion mit Eckhard, Ferry und Ole zu dieser Art. Ich finde es massenweise im Simmleried. Doch keiner konnte es zuordnen. Meine Zuordnung zur Oxnerella ist eine Notmaßnahme, da es keine Alternative gab. Nach Ansicht von Eckhard ist eine eine bisher unbeschriebene Art oder gar Gattung. Bisher habe ich jedoch keine weiteren Erkenntnisse dazu.

Martin

RainerM

Hallo Martin,

vielen Dank für deine Antwort und den Link zu dem interessanten Video!
Das schreckhafte Sonnentierchen, das du dort zeigst, scheint nach dem optischen Eindruck das gleiche zu sein, das ich gefunden habe. Ich finde es sehr spannend, dass es noch immer unklare oder sogar unbeschriebene Arten oder sogar Gattungen gibt.
Wie könnte man denn da weiterkommen?

Außerdem frage ich mich noch immer, weshalb "Oxnerella" hier so massenhaft zwischen diesen Goldalgen auftaucht - und immer eng in ihrer Nachbarschaft oder sogar dicht an sie geschmiegt, kaum hingegen im freien Wasser zwischen den Algengruppierungen. Ob sie vielleicht die Bakterien "abweiden", die an den Algen angelagert sind?

Herzliche Grüße
Rainer