Olympus-Kolposkop OCS-3: Reinigung verstaubter Linsen

Begonnen von Alfons Renz, Mai 03, 2020, 21:47:50 NACHMITTAGS

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Alfons Renz

Liebe Forum-Spezialisten,

Ein Operationsmikroskop von Olympus, das bei der Präparation von Fossilien mittels Sandstrahlgebläse Schwerstarbeit unter denkbar schwierigen Bedingen leisten muss, wurde mir mit der Bitte überbracht, die störende Auflage von Gesteinsstaub doch 'einfach zu entfernen'.

Solche Operationsmikroskope haben exorbitante Preise, die angesichts der Konstruktion auch sicher berechtigt sind. Nur geht man dabei eher vom Einsatz bei Reinraumluft aus, und nicht von dichtem Gesteinsstaubnebel. Denn der innere Zoom-Mechanismus arbeitet mit den beweglichen Linsen wie eine Luftpumpe, die diesen Staub einzieht und im Inneren der Optik fein verteilt.

Leider kommt man an diese Optik nicht heran, ohne verklebte Linsenbefestigungen zu lösen, siehe Bilder.

Meine Frage ist: Wie kann ich diese Verklebungen lösen? Wärme? Lösungsmittel? Und was erwartet mich im Inneren des ZOOM-Mechanismus?? Schafft man es, diesen Mechanismus wieder zu zentrieren?? Wer hat dies schon einmal gemacht?

Für sachdienliche Hinweise wäre ich sehr dankbar!

Herzliche Sonntagsgrüße,

Alfons


Alfons Renz

Fortsetzung:

Inzwischen liegt der Corpus mit der Optik frei. Um weiter zu den verschmutzten Linsen vordringen zu können, müssen gesicherte Schrauben gelöst werden.
Innen liegt der Zoom-Mechanismus mit sich verschiebenden Röhren. Um an diese zu kommen, müssten:

1) Die drei festen Zwischenlinsen, die auf pfannenartigen Haltern festgeschraubt sind, entfernt werden. Soweit ist alles klar.

dann muss der Zoom-Mechanimus zerlegt werden. Dazu könnten entweder

2) die Tüllen mit den Objektivlinsen unten einfernt werden, so dass der Zoom-Mechanismus noch oben im Tubus verbleibt, oder

3)  die Prismen oben entfernt werden, so dass man die drei Zoom-Teile nach oben herausnehmen könnte.

=> hat Jemand Erfahrung? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende die Mechanik wieder funktioniert und die Optik justiert bleibt?

Bislang hatte ich 'nur' vor vielen Jahren ein normales Olympus-Zoom-Stereomikroskop (mit zwei Zoom-Mechaniken) zerlegt und die bei diesem Gerät delaminierten Linsen wieder neu verkittet. Das hat erstaunlich gut funktioniert. Aber dieses Operationsmikroskop hat 3 Tuben (plus Auflicht) und mit drei parallel arbeitenden Zoom-Mechanismen & Optiken ist die Justierung sicher um Einiges schwieriger.

Für einen guten Rat wäre ich sehr dankbar!

Herzliche Grüße,

Alfons

beamish

Hallo Alfons,
sind das rot Markierte muschelige Ausbrüche im Prisma? Wenn ja, müßten die doch (zumindest die große) erhebliche Auswirkungen haben.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Alfons Renz

Lieber Martin,

Ja, das sind unschöne Muschelbrüche am Prisma der Auflicht-Optik. Deren Befestigungsschrauben waren lose, so dass ein harter seitlicher Stoß zu den Abplatzungen geführt hat.

Für die Beleuchtung hat dies jedoch kaum eine negative Auswirkung, glücklicherweise.
Bei den Operationsmikrskopen wurde an keiner Stelle gespart (auch nicht beim Preis!!). Deshalb der 4-fache Strahlengang:

- Auflicht über einen Lichtleiter
- 2 Beobachtunsoptiken (zwei Tuben)
- Foto-Strahlengang (dritter Tubus), mit demselben Aufbau (Tubus, Zoom) wie die Beobachtungsoptik, also ohne Abstriche an der Lichtstärke der Beobachtung und ohne Hebel zum Einschalten.

Mein Problem ist jetzt, ob ich eher 'von oben' komme, d.h. die beiden Prismen im Tubus oben löse, oder 'von unten', d.h. die beiden (oder 3) Röhren der Objektiv-Optik löse. Man sieht seitlich zwei kleine, ziemlich weit herausragende Justierschrauben am linken Strahlengang (Basis des Objektiv-Tubus).

Herzliche Grüße,

Alfons


Alfons Renz

Nachtrag: Es handelt sich um ein Kolposkop OCS-3.

Ich habe den Titel entsprechend geändert.

Verwendet wird es zum Herauspräparieren von Ammoniten aus dem Jura.

Allerdings vermute ich, dass Olympus denselben Typ von Zoom-Optiken in verschiedenen Stereo-Auflicht-Mikroskopen verbaut hat.

Vielleicht erinnert sich Jemand....

Beste Grüße,

Alfons

Klaus Herrmann

#5
Lieber Alfons,
das sieht aber so aus als ob Corona schon vorbei ist und du immer noch am Putzen. Und Bild 6 zeigt doch, dass die Ausbrüche sich heftig abbilden?

Das hat wahrscheinlich eine Schaltwalze, also kein Zoom. Was die Sache schon mal vereinfacht. (offensichtlich aber doch nicht, dann ist es schwieriger)

Aber wenn Prismen verschoben sind und die erst mal justiert werden müssen... ich weiß nicht ob sich das lohnt. Wenn man sonst vor Langeweile stirbt...
Und noch was: das sind die verflixten Olympus Kreuzschlitze mit der asiatischen Norm. Wenn du nicht die passenden Schraubenzieher hast und die Schrauben wie so oft fest sitzen kannst du verzweifeln. https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzschlitzschraube.

Dem Präparator gehören aber die Ohren lang gezogen. Das muss man staubdicht einpacken wenn man sandstrahlt.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Alfons Renz

Lieber Klaus,
Es ist definitiv eine Zoom-Optik, das Bild 6 zeigt die fest mit dem Tubus-Objektiv-Block verbundenen Prismen. Leider gibt es da keine Trennstelle zwischen Okular-Kopf mit den Prismen und dem Zoom-Tubus. Das hätte die Arbeit sehr erleichtert. Es ist alles ein sehr massiver Block mit vielen Bohrungen.

Die Schrauben gingen bis jetzt alle sehr leicht auf. Offenbar waren die für die Befestigung der Beleuchtungseinheit schon lose, deshalb auch der Muschelbruch. Das hat jedoch keinerlei Einfluss auf die Beobachtungsoptik. An vielen Stellen sind auch Imbus-Schrauben verwendet.

Leider kann man beim Sandstrahlen den Staub nicht vermeiden. Ich kann Dir jedoch versichern, dass der Präparator alles getan hat, um das Beobachtungsmikroskop zu schützen: Das Sandstrahlen findet in eimen hermetisch geschlossenen und über eine Absauganlage evakuierten Kasten statt, mit Glasdach und seitlichen Eingrifflöchern mit Stulpen für die Hände. Der Kasten selbst lässt sich über eine Fußschaltung heben und senken.

Aber nach wahrscheinlich hunderten von Stunden Präparierarbeit lässt sich eine Verstaubung kaum vermeiden.

Ich habe die Resultate der Präparation gesehen. Das rechtfertigt den Einsatz auf jeden Fall!

Herzliche Grüße,

Alfons

Alfons Renz

Liebe Foristen,

Der Präparator und Nutzer des verstaubten Mikroskops hat mir ein Resultat seiner Präparationskunst zugeschickt mit der Erlaubnis, dieses hier im Forum zu präsentieren.

Er hat den Ammoniten 'aus dem Vollen' heraus präpariert. Nur so bleiben die Details erhalten. Wie etwa die beiden Lappen am Gehäuseeingang des männlichen Tintenfischs, die früher regelmäßig wegpräpariert wurden. Etwa 30 Stunden habe er an diesem Stück gearbeitet.

Wo man hobelt, fallen Späne und da verstaubt eben auch ein teuer gehütetes Mikroskop nach langen Arbeitsjahren.

Weitere Produkte dieser Präparationskunst sollten derzeit im Fossilienmuseum des Zementwerks in Dotternhausen ausgestellt sein. Aber dies wird erst nach Corona wieder zu besichtigen sein.

Herzliche Grüße,

Alfons