Alt gegen Neu: Antikes R. Winkel Objektiv vs. Nikon Planapo

Begonnen von Soki, Mai 18, 2021, 11:58:25 VORMITTAG

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Soki

Hallo zusammen,

vor kurzem habe ich ein sehr altes Messingobjektiv aus Spanien erstanden. Nach kurzer Recherche schätze ich den Herstellungszeitraum auf 1860-1885. Über genauere Informationen würde ich mich sehr freuen. Das Objektiv ist in schönem Zustand und kam in der vermeintlich originalen Messingdose mit Schraubgewinde im Deckel. Die Frontlinse lässt sich abschrauben, ich schätze man erhält dann eine geringere Vergrößerung, das muss ich noch testen.

Das Objektiv ist graviert mit "R. WINKEL GÖTTINGEN" und auf der gegenüberliegenden Seite mit "6".
Die Abgleichlänge weicht von den 45mm ab und ist geringer. Um es am Zeiss Szandard WL zu verwenden, musste ich einen optiklosen Verlängerungsring (8mm) benutzen.

Von der optischen Qualität bin ich wirklich erstaunt, es ist ein guter Achromat. Die Vergrößerung ist etwas geringer als bei meinem Nikon CFN Planapo 60 0.95 160/0.11-0.23, mit welchem ich es verglichen habe.
Selbstverständlich ist der Planapo überlegen, aber es liegen immerhin um die 100 Jahre dazwischen und unterschiedliche Korrektionsstufen. Man könnte das Messingobjektiv auch heute noch gut verwenden. Meiner Meinung nach liegen da keine Welten dazwischen, wie es der Altersunterschied vermuten lässt.

Die Bilder sind "straight outta cam" jpegs und wurden lediglich nach der Kompression nachgeschärft. Es wurde nichts weiter bearbeitet, um eine gewisse Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Ich habe natürlich bei jedem Objektiv separat geköhlert, es wurde nicht abgeblendet. Ich habe versucht, die selbe Schärfeebene zu erwischen, was aber kaum möglich ist.

Fotografiert habe ich via Direktprojektion auf den Sensor meiner Nikon Z50.


Ich bin gespannt auf eure Reaktionen,

beste Grüße,
Simon

Soki

und noch zwei Bilder

Soki

Hallo Adi,

das erste mit den Farbsäumen stammt vom R.Winkel Achromaten;)

Grüße,
Simon

Lupus

Hallo Simon,

ZitatNach kurzer Recherche schätze ich den Herstellungszeitraum auf 1860-1885
so alt würde ich das Objektiv nicht einschätzen, die Bauform weist eher auf eine Zeit ab den 1890er Jahren hin. Und die Schrift geht Richtung Jugendstil, also wohl noch etwas später.
ZitatDie Frontlinse lässt sich abschrauben, ich schätze man erhält dann eine geringere Vergrößerung, das muss ich noch testen.
Das ist sicherlich keine gute Idee, das sind keine Satz-Objektive mit veränderbarer Brennweite.

Hubert

Soki

#4
Hallo Hubert,

da hast du wohl Recht! Es ist wohl eher zw. 1890-1910 einzuordnen.
Man bekommt auch, wie du schon erwähnt hast, ohne die Frontlinse kein vernünftiges Bild.

Grüße,
Simon

Lupus

Hallo Simon,

ZitatMeiner Meinung nach liegen da keine Welten dazwischen, wie es der Altersunterschied vermuten lässt.
Zu der Zeit waren die Objektive, und zwar die normalen Achromaten, bereits fast so gut wie es theoretisch möglich war. Was natürlich noch fehlte war die "Entspiegelung" der Linsenoberflächen, darum war natürlich der Kontrast etwas schlechter, und Köhlern nicht unwichtig. Erst durch bessere Glassorten konnten dann später leichter Apochromaten und Planobjektive hergestellt werden. Aber Apochromaten gab es in kleinerer Auswahl auch schon kurz vor der Jahrtausendwende, Zeiss bot damals bereits Apochromaten mit einer NA = 1.40 an. Die Nr. 6 ist in der Bezeichnung üblicherweise ein stärker vergrößerndes Trockenobjektiv, vermutlich mit NA etwa im Bereich von 0.8 (da müsste man die technischen Daten von Winkel kennen).

Hubert

Soki

Hallo Hubert,

danke für die ergänzenden Infos. Am Kontrast sieht man auch den größten Unterschied, Sabbat das Nikon ordentlich die Nase vorn.
Ich konnte mit dem Objektiv die Poren einer Pleurosigma angulatum auflösen, 0.8 dürfte hinkommen.

Grüße,
Simon