Neues aus der Rätselecke: Die Bettflunder

Begonnen von Alfons Renz, Dezember 30, 2009, 20:45:20 NACHMITTAGS

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Alfons Renz

Liebe Mikroskopiker/innen,

Zu den interessantesten und zumindest früher beliebtesten Objekten zählen all die kleinen Parasiten, die hinter unserem Blut her sind.

Aber wer kennt noch diese, früher als 'Bettflunder' geschmähte Wanze, Cimex lectularius?



Speziell würde es mich interessieren, ob Jemand von Ihnen noch diese netten Tierchen kennt und vielleicht sogar persönlichen Kontakt mit ihnen oder ihren Stichen gemacht hat?

Für Alle, die diese Art nur noch vom Hörensagen kennen, gilt die Frage: Was glauben Sie, wie lang sind diese Blutsauger eigentlich, einen halben Millimeter, einen Zentimeter oder wie groß??

Mich interessiert diese Frage, weil ich diese exotischen Tierchen am Montag meinen Studenten präsentieren möchte und diese Bettwanzen anscheinend heute sehr selten und somit nahezu unbekannt geworden ist. Ich persönlich habe sie - bzw. ihre typischen Stichquaddeln - nur einmal, vor fast genau 30 Jahren nach einer Nacht in einer Herberge auf Madeira kennen gelernt.

Für 'zweckdienliche Hinweise' wäre ich sehr dankbar.

Mit herzlichen Grüßen zum Jahresende,

Alfons Renz

p.s. Das Präparat stammt aus dem Tropeninstitut Hamburg und wurde mit einem WILD-Makroskop mit voller Schärfe photographiert. Bei der Verkleinerung auf 400x 600 Pixel hat es allerdings alle Borsten und morphologischen Details verloren. Vielleicht hat Jemand einen Tip, wie das zu vermeiden wäre.

Horst Isele

Guten Abend

In meinen Jugendjahren vor 35-40 Jahren habe ich oft näheren Kontakt gehabt zu diesen Tierchen.
Beim trampen im nahen Osten und in Südeuropa. Wir waren da sehr oft in etwas zwielichten Hotels – die billigsten eben.   ;D
Die Stiche waren lästig, aber nicht sehr schmerzhaft. Die Angst, dabei etwas Schlimmeres einzufangen war das grösste Problem.

In den letzten 20 Jahren nur noch ab und zu in Berghütten gesichtet.

Gruss  Horst
das freundschaftliche Du ziehe ich vor

±  µ ∞ λ ¼  ½  ¾   ν  δ  π  σ  φ  ψ  Փ ‰  ‱ ℃  Ω   √  ∛  ∜  ∑  ≤  ≥  ⋲  ♀  ♂

Ragin

Hallo Alfons
Leider muss ich Dich enttäuschen dass ich Dir keines dieser possierlichen Tierchen zukommen lassen kann für deine Präsentation.
Ich habe mich nur mal flux der Mühe unterzogen danach zu foresteln und da habe ich zumindest mal die Größe dieses Tierchens nebst anderen Infos rausgefunden. ich muss aber gestehen, dass ich keineswegs traurig drüber bin, ihm noch nicht wahrhaftig begegnet zu sein. Es gibt genügend andere Plagegeister wie Zecken und Stechmücken vor denen es mir graust wenn der Sommer kommt.
Der Link zu Wikipedia ist ja sicher bekannt aber trotz dem, hier ist er:
http://en.wikipedia.org/wiki/Cimex_lectularius#Biology
Viel Erfolg noch bei der Recherche
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Druse

Hallo,

die Recherche war wohl etwas anders gemeint glaube ich ;)

ich habe mich NICHT schlau gemacht, weiß die Lösung nicht und sage einfach mal: 5 mm?

Viele Grüße
Mila

Ernst Hippe

Hallo Herr Renz,

mit diesen Viechern habe ich nur allzu böse Erfahrungen gemacht, aber das ist 66 Jahre her! Dabei konnte ich feststellen, daß sie je nach Alter so von 2 bis 10 mm lang sein können. Besonders appetitlich, wenn sie nach unruhiger Nacht beim Frühstück aus dem Ärmel krabbeln...
Trotzdem eine angenehme Nacht!
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

beamish

Hallo Herr Renz,

man kann sich aber "schlau" machen: http://de.wikipedia.org/wiki/Bettwanze

Da lernt man nicht nur über die Größenverhältnisse was.

Nach über 20 Jahren Orient bin ich denen jedenfalls noch nicht bewußt über den Weg gelaufen (anderen Quälgeistern schon!).

Herzlich,

Martin Bemmann
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Ragin

Hallo Ernst
nach dem ich Deinen Beitrag gelesen hatte musste ich dann doch erst mal recherchieren. Du bist also Jahrgang 1921 und immer noch so fit und präsent, also alle Achtung, da war wohl Deine Erfahrung mit den Wanzen eher eine untergeordnete Erfahrung in Deinem Leben, obgleich sie mich bis in´s Innerste erschaudern lässt. Mit ca. 10mm Länge war das Vieh laut Wikipedia sicher sehr satt gefressen als Du Dein Frühstück eingenommen hattest.
Gut dass Du alles soweit überstanden hast. Mich schüttelt es noch von Deiner Beschreibung. Hab vielleicht ein zu gutes Vorstellungsvermögen
Herzlichen Gruß und alles Gute weiterhin
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Druse

Hallo,

ok, das Rätsel wurde nun schon zweimal gelöst, jetzt habe ich auch die links verfolgt und stelle fest: mit 3,8 - 5,5 mm lag ich ja gar nicht mal so schlecht.

Viele Grüße
Mila


Alfons Renz

Liebe Rätselfreunde,

Die Frage nach der Größe der Bettwanze war ja eher rhetorisch und wurde von Mila sehr exakt beantwortet.

Für Experten wie Herrn Hiepe und Herrn Isele war das natürlich kein Problem. Aber außer ihnen hat offenbar kaum Jemand eine lebende Bettwanze zu Gesicht bekommen.

Ich selbst war von der Größe dieser Tierchen ziemlich beeindruckt - hier im direkten Vergleich mit dem Nagel meines Kleinen Fingers, mit 6,5 mm ist es ein stattliches, aber kein rekordverdächtiges Exemplar -, denn ich hatte sie mir (früher...) viel kleiner vorgestellt:



Man kann hier übrigens ganz gut die herausgestreckten Stechborsten erkennen.

Natürlich sind 'unsere' Bettwanzen nur winzig im Vergleich zu ihren Süd- und mittelamerikanischen Verwandten, den Raubwanzen (Reduviiden), die dort die Chagaskrankheit (Trypanosomen) übertragen. Trotzdem kein schöner Gedanke, mit ihnen das Bett teilen zu müssen.

Es wird auch immer behauptet, man könne die Anwesenheit von Wanzen am süßlichen Geruch erkennen. Kann dies von den Experten bestätigt werden? Ich selbst kann mich an die Stiche, nicht aber an einen besonderen Geruch erinnern.

Herzlichen Dank an Alle, und Guten Rutsch ins Neue Jahr!

Alfons Renz


A. Büschlen

Lieber Herr Renz,

blutsaugende Ektoparasiten waren mir in der Schweiz nie begegnet, doch kenne ich sie aus der Zeit als Entwicklungshelfer in Bhutan. Flöhe waren allgegenwärtig. Oft war ich mit Einheimischen unterwegs und lebte mit ihnen zusammen. Das gemeinsame Teetrinken (Schwarztee mit Butter, Salz und Soda) mit den Familien der  Jakhirten und Bauern war nicht nur Anstand sondern Ausdruck gegenseitiger  Wertschätzung.  In der Küche sass man auf dem Boden, die Holzbretter waren schwarz, der Rauch stieg langsam durch die offene Küchendecke. Die Zeit strich dahin, Reis wurde gekocht... obschon nur zum Tee eingeladen, war es selbstverständlich, dass auch noch Essen zubereitet wurde! Zum Reis gab es reichlich frischen oder getrockneten Chili und als Beilagen Rüben, Frischkäse, Fleisch und Joghurt. Oft blieb ich dann auch zum schlafen bei den Gastgebern. Ein Jakhaar -Teppich diente als Unterlage und mit einer Jakwolldecke  wurde zugedeckt! Dann kamen sie, die Blutsauger!

Für dieses Erleben bin ich sehr dankbar und möchte sie niemals missen!

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Klaus Wagner

Hallo Alfons

Zitat von: Alfons Renz in Dezember 30, 2009, 20:45:20 NACHMITTAGS

Aber wer kennt noch diese, früher als 'Bettflunder' geschmähte Wanze, Cimex lectularius? Für 'zweckdienliche Hinweise' wäre ich sehr dankbar.


Ja ich kenne diese Biester vom Urlaub in Ceylon vor ca. 30 Jahren. In tropischen Ländern ist es immer ratsam, das Moskitonetz zu benützen. Aber in meinem in irgendeinem "resthouse" in Jaffna -da begann gerade der Bürgerkrieg und ich wollte mir mal ein Bild machen, was da wirklich abgeht- waren die Moskitos außerhalb und die Wanzen unentdeckt innerhalb des Netzes.

Der Stich hat weder sonderlich gejuckt noch geschmerzt. Es gab eine stark gerötete stelle mit ca 4mm Durchmesser und einem auffallend weißen Mittelpunkt.

Gruß
Klaus

PS&AT: Damals habe ich erlebt, daß man den Medien nicht trauen darf. Man hat wohl viel übertrieben. Kämpfe fanden nicht statt. Ich habe mit vielen gesprochen, vom Taxifahrer bis zum Bettler, keiner hat irgendwas gesehen. Großartig war die Bahnfahrt nachts von Colombo aus durch die ganze tropische Insel. Blumenpflücken während der Fahrt war verboten. Ich saß in der offenen Waggontür und die tropische Nacht ruckelte an mir vorbei. Großartig.