Hauptmenü

Meccanolux !

Begonnen von Geo, Januar 07, 2022, 20:30:43 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Geo

Liebe Foristen !

Vor ein paar Wochen habe ich eine einfache USB Mikroskopkamera  gekauft um mal zu sehen, was mit diesen für wenig Geld massenweise angebotenen Dingern möglich ist. Es ist eine TOOLCRAFT 5MP Kamera mit 20 – 200-facher Vergrößerung und ,,präzise einstellbarem Standfuß". Dass die Produktbezeichnung  ,,DigiMicro Profi" bei einem Preis von 85€ pure Aufschneiderei ist,  war mir natürlich vorab klar.
Nach einigen Tests zeigte sich, dass die Kamera zwar gar nicht so übel ist, aber die gesamte Montur wegen wackeliger Plastikteile, jämmerlichem Grobtrieb und zähem Feintrieb absolut unbrauchbar ist, da eine exakte Fokussierung reine Glückssache ist.

So entstand die Idee, mit einfachen Mitteln aus den Bastelkisten ein verbessertes Modell zu konstruieren, das auch sinnvolle Anwendungen einschließlich Durchlicht erlaubt.

Die Zutaten:
•   Eine alte Euromex-Grundplatte mit Drehtisch und Spiegel (wurde in den 1980ern als Zusatz für einfache Polarisation an Stereo-Auflichtmikros  angeboten)
•   Eine gute Portion von Meccano- und Märklin-Teilen der letzten 100 Jahre
•   Eine Mini-LED-Taschenlampe
•   Eine handgeschmiedete, zentrierbare Halterung für die Kamera
•   Geriffelte Alu-Kantenschutz-Profile für Fußböden
•   und ein paar Kleinteile (M4 Gewindestange, M4-Gewinderohr u.a.)

Das Resultat ist das in den angehängten Fotos gezeigte Meccanolux (könnte auch Märklinoskop oder Toolcraftnichtplan heißen). Die Grobfokussierung  und erfolgt mit dem kameraeigenen ,,Feintrieb"  und mit der Handkurbel oben am Stativ kann fein nachjustiert werden. Die Nachrüstung eines Schrittmotors ist bereits vorgesehen aber es geht auch so ganz gut, sogar einfaches stacking ist realisierbar.
Die Beleuchtung ist noch nicht optimal, da bei geringeren Vergrößerungen das Bild nicht gleichmäßig ausgeleuchtet wird und hinsichtlich Randschärfe ist die Abbildungsleistung natürlich nicht so toll.

Hier noch 2 Fotos die mit dem Teil geschossen wurden:

•   Pyroxen Albano:  2 Pyroxenkristalle aus einem Strandsand vom Albaner See, gestackt mit picolay und mit gimp leicht nachbearbeitet (Weißabgleich, Schärfe)
•   Cu2: Oxidiertes Kupferblech/Anlauffarben. Auflicht schräg.

Viele Grüße
Georg

Gerd Schmahl

Hallo Georg,
interessanter Aufbau!
Ich denke, dass die kleine LED-Taschenlampe das Bild nicht gut ausleuchten kann. Versuche mal ein Blatt weißes Papier auf den Spiegel zu legen oder einen Diffusor (milchige Folie) zwischen Lampe und Spiegel zu bringen, so dass Du eine größere Leuchtfläche bekommst. Hat Dein Spiegel zwei Seiten (plan und parabol?) Versuche mal für die geringen Vergrößerungen mit dem Planspiegel zu arbeiten. Auch das könnte die Leuchtfläche vergrößern. Stimmt der Abstand des Spiels zum Objekt? Es sollte bei Benutzung des Parabolspiegels im Brennpunkt liegen (wichtig für höhere Vergrößerungen).
Deine Beispielbilder sind aber beide im Auflicht entstanden entstanden, oder ist das bei den Pyroxenen eine Mischbeleuchtung aus Auf und Durchlicht?
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Geo

Hallo Gerd,

Danke für die Hinweise! Diffusor hab ich schon ausprobiert, geht bei Durchlicht bei höheren Vergrößerungen ganz ordentlich. Bei den Pyroxenen habe ich Auf- und Durchlicht verwendet. Das Cu-Foto entstand mit dem Cam-eigenen Auflicht mit zusätzlichem, fast horizontalem Schräglicht mit einer 2. Taschenlampe. Dadurch wird das Relief der Metalloberfläche stark betont und die ungleichmäßige vertikale Beleuchtung ist kaum mehr sichtbar. Zur Behebung der schlechten Auflichtbeleuchtung durch die Cam-LEDs werde ich probeweise mal einen ringförmigen Diffusor schnitzen, der nur die LEDs abdeckt und die Objektivöffnung offen läßt. Vielleicht lassen sich dann auch stark reflektierende Oberflächen fotografieren. Das scheitert (bei geringen Vergrößerungen) daran, daß sich die LEDs im Bild spiegeln.

Viele Grüße
Georg

Gerd Schmahl

Hallo Georg,
Zitat von: GeoDas scheitert (bei geringen Vergrößerungen) daran, daß sich die LEDs im Bild spiegeln.
Ja das dürfte besonders an spiegelnden Flächen ein Problem sein, aber es gibt Menschen, die selbst mit solchen Fotos erfolgreiche Bücher illustrieren, wie z.B. "Die Jagt nach dem Sternenstaub" Wenn Du hier bei Amazon mal in die Bilder zum Buch klickst, wirst Du die Ringleuchten schon auf dem Couverfoto entdecken. Besonders bei den irdischen Schmelzkugeln hat der Autor Jon Larsen auf aufwendige Fotos verzichtet und mit einer ähnlichen Kamera gearbeitet wie Du, während die richtig tollen Fotos der echten Mikrometeorite mit sehr viel aufwendigerer Technik entstanden sind.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Reinhard

Hallo Georg,

sehr interessant, Metallbaukästen für Deine "devices" zum Einsatz zu bringen. Das war immer auch mein erster Gedanke,
wenn einem die gut ausgestattete Werkstatt und das "know how" für ihren Betrieb fehlt.
Gerade mit "meccano" bist Du da in guter Gesellschaft. In dem sehr interessanten Buch zur Meccano-Geschichte
https://www.amazon.de/Meccano-Shire-Library-Band-653/dp/0747810567/ref=sr_1_8?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=Y3APCGCDSEN3&keywords=meccano&qid=1641633310&s=books&sprefix=meccano%2Cstripbooks%2C72&sr=1-8
ist auf den Einsatz komplexer Meccano-Geräte für britische wissenschaftliche Institute (ich glaube, es war für die Raumfahrt) verwiesen.

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

Geo

Hallo Reinhard,

danke für den Buchtip. Die älteren Meccano-Anleitungshefte und noch viel mehr die Artikel im Meccano Magazine (auf http://www.nzmeccano.com abrufbar) zeigen, wie komplex früher viele Modelle waren. Da wurde nicht nur versucht, die Geräte der Zeit im kleinen ähnlich nachzubauen.

Beim Stöbern im Forum habe ich auch mit Vergnügen deine posts mit Märklin-Geräten gesehen.
Ursprünglich hatte ich überlegt, die USB-Cam in ein richtiges Mikroskopstativ einzubauen habe aber in meinen sehr bescheidenen Mikroskopbeständen nix gefunden, wo der ca. 3,6cm dicke Cam-Korpus hineinpasst.

Das Meccanolux ist natürlich kein Präzisionsgerät das mit guten, echten Mikroskopen und dazu passender hochwertiger Fotoausrüstung konkurrieren kann. Als Arbeits- und Versuchsgerät ist es in Vergrößerungsbereichen zwischen 20 bis ca. 200x aber bestens geeignet. Ich denke dass der ziemlich direkte Weg vom Objekt durchs Objektiv auf den Sensor grundsätzlich günstiger ist, als viele heute übliche Lösungen mit Fototuben, Umlenkprismen, Digicam, Okular-Cam etc. und frage mich daher, ob es nicht ähnliche Geräte im professionellen Bereich gibt. Also eine USB-Cam mit hochwertiger Optik im stabilen Stativ mit guter Beleuchtungsanlage.

Viele Grüße
Georg

Kay Hoerster

Zitat von: Geo in Januar 08, 2022, 13:20:16 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

...

Das Meccanolux ist natürlich kein Präzisionsgerät das mit guten, echten Mikroskopen und dazu passender hochwertiger Fotoausrüstung konkurrieren kann. Als Arbeits- und Versuchsgerät ist es in Vergrößerungsbereichen zwischen 20 bis ca. 200x aber bestens geeignet. Ich denke dass der ziemlich direkte Weg vom Objekt durchs Objektiv auf den Sensor grundsätzlich günstiger ist, als viele heute übliche Lösungen mit Fototuben, Umlenkprismen, Digicam, Okular-Cam etc. und frage mich daher, ob es nicht ähnliche Geräte im professionellen Bereich gibt. Also eine USB-Cam mit hochwertiger Optik im stabilen Stativ mit guter Beleuchtungsanlage.

Viele Grüße
Georg

Hallo Georg, aber sicher gibt es diese Art Geräte auch sehr hochwertig. Das Stichwort heißt Videomikroskop und Tante Google liefert neben den günstigen USB-Kameras mit integrierter Makro-Zoom-Optik auch professionelle Lösungen, die sehr genau auf die jeweilige Aufgabenstellung angepasst werden können. Beispielsweise

https://www.edmundoptics.de/knowledge-center/application-notes/microscopy/digital-video-microscope-objective-setups/ oder
https://microptik.eu/product/top-eye

Soweit ich gesehen habe, bietet auch Askania / Mikroskop Technik Rathenow https://www.askania.de/ solche Videomikroskope frei konfigurierbar auf Basis ihrer Stereomikroskope und Makroskope an.

Das ist aber im Vegleich zu Deinem tollen Aufbau preislich schon eine ganz andere Liga  ;) ;) ;)

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

liftboy

Hallo erstmal,

der original Aufbau mit Saugfuß war mir denn da auch zu wackelig. Also (schon vor langer Zeit) ein Lomo Lupenstativ gegriffen und modifiziert. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden! Das ist aber auch die gute alte dnt-Kamera, gibts heute nicht mehr; nur der Preis ist geblieben :-(
http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/Lomo-dnt.pdf
Im Anhang eine Zikade.

Grüße
Wolfgang

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Geo

Hallo,

@ Kay: danke für die Hinweise, wie schon vermutet gibt es da ja schon einige tolle Geräte. Wenn man so ein edmundoptics videomikroskop in ein richtiges Stativ einbauen würde, hätte man ja wohl das, was mir vorschwebt! Ob das den Preis dann wirklich wert ist, müsste geklärt werden. Hat hier jemand Erfahrung damit?

@ Wolfgang: Das Lomo-dnt ist toll, so hab ich mir die erste Stufe auch vorgestellt. Leider fehlten mir dazu die Teile und mein Zeiss DR wollte ich dafür nicht opfern!

Viele Grüße

liftboy

Hallo Georg,

ZitatLeider fehlten mir dazu die Teile

bei sowas ist es immer gut, wenn man im Markt unter "suche" eingibt: "ich will folgendes machen, hat da jemand Teile übrig?"
Da findet sich immer jemand, der seine "Rumpelkiste" aufräumt.
Auf die Tour ab ich aus einem Euromex-Schrotthaufen ein wunderbares Mikro zaubern können.
Mit den Lomos kann man Wunder bewirken :-)
www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/Umbau.pdf
Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Geo

Hallo Foristen!

Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam und macht auch vor dem Meccanolux nicht Halt.
Die aktuelle Version (immer noch Meccanolux 1, Version 2 erhält dann vielleicht graue
Hammerschlaglackierung?) hat jetzt eine verstellbare Leuchte für schräges Auflicht und
Polarisationsfilter. Die Pol-Filter wurden mit Folien im Diarahhmen mit Einschub unter dem
Drehtisch und einem Schieber (kleiner Objekttäger unten am Tubusende) realisiert. Der untere,
transparente Tubusansatz wurde um 3 mm gekürzt, dadurch wird der Zoombereich verbessert.
Eine Skala am rechten Rand des Tubusschlittens ermöglicht (nach Kalibrierung) jetzt eine
schnelle Ermittlung der Vergrößerung bzw. der Monitor-abhängigen Bildbreite.

Viele Grüße Georg

Geo

Hallo,
hier noch Fotos von einem Norit-Dünnschliff.
Mineralbestand: Ca-Plagioklas, Orthopyroxene mit Klinopyroxenlamellen und Klinopyroxene.

Viele Grüße
Georg

Gerd Schmahl

#12
Hallo Georg,
das sieht doch schon richtig gut aus, was da aus dem Chip kommt.
Du könntest Dir mit TESA-glasklar noch Lambda-Schieber bauen. Wenn Du keinen zusätzlichen Schlitz für einen weiteren Schieber einsägen willst, könntest Du Dir einfach einen weiteren Polschieber bauen, der zusätzlich die Lambda-Folie trägt. Dann wird es noch bunter. ;D
Hast Du Dein schräges Auflicht schon erprobt? Da würde ich noch eine Mattfolie direkt außen als Ring um das Objektiv aufstecken, um die Reflexionen an den Mineralflächen zu mindern. Das mache ich schon seit vielen Jahren, wenn ich mit improvisierten Auflicht arbeite. Das kann man praktisch an jedem Mikroskop realisieren. Manchmal nutzte ich auch nur einen kleinen Aufsteller aus der Mattfolie, den ich einfach auf den Tisch zwischen Lampe(n) und Objketiv stelle (im Bild am VANOX mit zwei Jansjö-Lampen, wobei die linke noch eine Uhrmacherlupe auf dem Kopf hat, um das Licht zu fokussieren.) Mit den "Swedenfackeln" und ihren flexiblen Armen kann man die Beleuchtung sehr viel flexibler arrangieren. Zwei Lampen sind sinnvoll, um die Schatten der Hauptbeleuchtung aufzuhellen, ohne sie ganz zu verhindern, denn die machen das Objekt ja plastisch.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.