Alterung von Objektiven beim Einsatz von HBO-Brennern

Begonnen von Dieter Stoffels, Januar 10, 2010, 18:09:03 NACHMITTAGS

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Dieter Stoffels

Liebe Mikroskopikerinnen, liebe Mikroskopiker

im Rahmen meiner Untersuchungen arbeite ich ab und zu  auch fluoreszensmikroskopisch. Beim Gebrauch dieses Verfahrens habe ich stets ein schlechtes Gewissen, da mich die Sorge treibt, dass die eingesetzte energiereiche Strahlung (besonders bei Wellenlängen < 400 nm) eine beschleunigten Alterung der Objektive (Zeiss-Plan-Neofluar, Plan-Apochromat) zur Folge haben könnte. Unter dem Begriff ,,Altern" verstehe ich Veränderungen an den Linsenkitten und den Verkittungen, mit denen die Linsen der Objektive gefasst wurden. Weitere optische Elemente, wie einen Analysator, DIC-Schieber, aber auch Phasenblenden entferne ich stets aus dem Strahlengang, bevor ich den HBO-Brenners einschalte. Den Umstand, dass Fluoreszenz-Filtersätze bei langzeitlichem Gebrauch ,,verblassen", habe ich schon mehrfach bei anderen Anwendern beobachten können.  Auch die HBO-Leistung (50W, 100W, usw.) nimmt sicher  Einfluss auf eine mögliche Alterung.

An dieser Stelle möchte ich Euch fragen, ob jemand Langzeiterfahrungen besitzt und mir sagen kann, ob tatsächlich mit einer vorzeitigen Alterung bei (Zeiss)objektive beim Gebrauch von HBO-Licht zu rechnen ist.

Für Eure Antworten möchte  ich mich im Voraus bedanken!!!!

Dieter

Werner Jülich

Hinter den Filterblöcken sollte eigentlich nichts passieren, jedenfalls ist mir kein Fall bekannt. Ich habe aber einen anderen Fall erlebt.
Einer unserer Industriekunden hatte ein Hund H600 AFL und zwar eine Kombination aus HBO und HAL-Licht. Je nach Bedarf wurden die Lampenhäuser gewechselt. Jetzt ist das mit der Einweisung/Schulung ja so eine Geschichte, eines Tages versuchte ein jungdynamischer Anwender ohne Einweisung  die HBO im Hellfeld-Auflicht. Er hatte sehr lichtschluckende, mattschwarze Proben und war vom Ergebnis sehr angetan. Nach ein paar Tagen war sein EPI-A Objektiv eingetrübt, einem ausgewechselten Objektiv ging es nicht besser. Der Entwicklungsleiter des Herstellers stand vor einem Rätsel, bis wir dann durch Zufall herausfanden, dass der Anwender Hellfeld mit der HBO zu machen pflegte. Geschädigt wurde die Vergütung, die für die hohen Intensitäten im Dauerbetrieb nicht ausgelegt war.

Werner Jülich

Dieter Stoffels

#2
Hallo Herr Jülich,

vielen Dank für Ihre rasche Antwort. Da Ihnen keine weiteren Fälle bekannt sind, bei denen HBO-Licht zu einer vorzeitigen Alterung oder Beschädigung eines Objektives geführt haben, beruhigt mich. Wenn ich Ihre Ausführungen richtig verstanden haben, hat Ihr Kunde das HBO-Licht mit voller Intensität, d.h. ohne vorgeschaltete Filter durch das Objektiv geleitet. Wäre eine solche Vorgehendsweise vergleichbar mit einer langzeitlichen Anregung im UV-Bereich? Ich hoffe nicht!

Viele Grüße!

Dieter

Werner Jülich

Hallo Herr Stoffels,
ich will meine Antwort präzisieren.
Wir haben Servicekunden, die seit ewigen Zeiten große HBO 200 Brenner mit DAPI fahren. Sie wechseln ca. 2-3 Brenner pro Jahr, was ca. 500-800 Stunden sind. Die Mikroskope sind schon ewig im Einsatz, als sie gekauft wurden war Kohl Bundeskanzler. Es kommt bisher noch nicht einmal zu Filterverschleiß, weil die kritischen Wellenlängen ja passieren und die Objektive zeigen ebenfalls keine Auffälligkeiten.
Ich traue mich daher einmal zu extrapolieren und behaupte, dass man seine Objektive länger als 10000 Stunden mit einer HBO 50/100 an einem kurzwelligen Filtersatz betreiben können sollte, was in der Praxis eine gefühlte Ewigkeit ist.

Wir haben Anwendungen mit leistungsstarken 365 nm LED im echten Dauerbetrieb, da geht es regelmäßig den LED an den Kragen, dem Glas ist es aber egal.

Werner Jülich



Dieter Stoffels

Hallo Herr Jülich,

ich glaube, ich werde in Zukunft mit einem guten Gefühl fluoreszenzmikroskopisch arbeiten können.

Herzlichen Dank!

Dieter Stoffels