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Mückenbein quer

Begonnen von Jürgen H., Februar 14, 2010, 20:26:24 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Im Karneval zeigt auch der Mückenmann Bein...



Im Bild nahezu waagerecht ist das Bein von einem Diaphragma D, einem dünnen Häutchen geteilt, das hier mit dem Bein quer geschnitten ist und daher als dünne Linie erscheint. Dieses Häutchen teilt das röhrenförmige Bein in zwei Hämolymphbereiche. An das Häutchen sollen nach der Literatur an anderer Stelle Muskeln inserieren; mit der Verschiebung des Häutchens durch diese Muskeln verändern sich die Größen der beiden durch das Diaphragma geteilten Hämolymphräume. Und da die beiden Räume am distalen Ende miteinander kommunizieren, kann so ein Hämolymphstrom im Bein erzeugt werden.

Am Diaphragma angegliedert ist die Beintrachee T, die das Bein mit Sauerstoff versorgt, ebenso der Nerv N.


In beiden Hämolymphkompartimenten sind quer geschnittene Muskelfasern, lila gefärbt, zu sehen. Die blau gefärbten Muskelkerne MK liegen bei diesem Muskeltyp in einer zentralen Sarcoplasmaachse. Die Muskelfasern sind umgeben von einer Perimysium PM genannten Hülle, oben als wellige auf der Faser aufliegenden Struktur ganz gut zu erkennen.

Hell beige gefärbt im oberen und unteren Hämolyphraum bei den Muskeln vermutlich je eine Sehne S.

Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber vermutlich handelt es sich um einen Schnitt durch das Femur, den Schenkel des Mückenbeins. Dann wären die Muskelgruppen als Beuger bzw. Heber der Tibia mit den zugehörigen Sehnen anzusehen.

Der Schnitt ist ein Zufallsprodukt einer transversal geschnittenen Stelzmücke.

Über Iso und N-Butanol ins Paraffin, Färbung in Hämatoxylin Ehrlich und Eosin Y, Aufnahme mit 100er Öl, ans Okular adaptierter Coolpix 4500.

Alle Kommentare sind willkommen.

Mikrogrüße

Jürgen Harst

Ralf Feller

Lieber Jürgen,
ich habe selten eine so schöne funktionell-histologische Darstellung gesehen. Wann bringst Du den Atlas der Mückenhistologie auf den Markt?

Gruß aus Mülheim, Ralf

(Ps. so eine Insektenhistologische Homepage fehlt im Netz)

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

danke für deine schönen Präparate und die lehrreichen Erläuterungen. Dass Mücken mittels des Diaphragmas in ihren Beinen aktiv einen Hämolymphestrom erzeugen können, war mir nicht bekannt.

Ich wage mich mal nachzufragen: gibt es schon etwas Neues zu den Längstschnitten der Gespenstschrecken?

Herzliche Grüße
Jörg
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Michael Plewka

hallo Herr Harst,

wirklich tolle Dokumentation, auch der dazu gehörige Text. Besten Dank dafür !
beste Grüße Michael Plewka

Jürgen H.

Lieber Ralf, lieber Jörg, lieber Michael Plewka,

herzlichen Dank für eure Anerkennung...

Für einen Mückenatlas, lieber Ralf, darf ich Dich zunächst noch auf unseren Jobling verweisen... Hast Du schon mal hineinschauen können? Ich gestehe offen: Zu so etwas wäre ich in der Entomologie viel zu wenig beschlagen, bräuchte zumindest Unterstützung von jemanden, der sich in der Histologie sehr gut auskennt....

Aber es macht mir schon viel Freude, sich die einzelnen Strukturen und ihre Funktionen zu erarbeiten, dieses so unscheinbare kleine und doch so komplex gebaute Wesen in allen Einzelheiten näher kennenzulernen. Und wenn dann hin und wieder ein ganz guter Schnitt gelingt, nach etlichen Versuchen und Mühen...

Was eine gute Überleitung ist zu den schlechten Nachrichten hinsichtlich Deiner Gespenstschrecken, lieber Jörg. Denn da kann ich leider mit nichts Vernünftigen dienen. Die Schnittserie "sagittal" ist leider vollständig in die Binsen gegangen. Die ist entweder verwurschtelt oder verkrunkelt oder von OT abgelöst, schlecht gefärbt, teils sind die Schnitte innerlich auch strukturell schlicht in Auflösung begriffen gewesen. Für die Tonne. Und selbst die in Pseudoazan gefärbten Transversalschnitte entfärben sich zu meinem Kummer...Alles nicht präsentabel, es sei denn, hier im Forum wird  neben einer off topic Ecke noch eine Kummer- und Schämecke eingerichtet....

MIkrogrüße

Jürgen

Nutzer nicht mehr aktiv

Ich kann mich nur anschließen. Ich finde es immer wieder erstaunlich, welch schöne Präparate sie hier zeigen.
Ich dachte immer, die Flechten sind schon nicht einfach zu schneiden und ins Bild zu setzen. Aber so ein Mücken bein, ist schon noch mal was ganz anderes.

Da kann man sich auf neue Bilder und Präparate freuen, die sie hier rein stellen.

Danke

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

schade, dass die Lateralschnitte nichts geworden sind. Zur Zeit haben wir keine Gespenstschrecken und auch keine Wandelnden Blätter mehr.

Bei einem Freund, der aus unserer letzten Generation Tiere übernommen hat, schlüpft aber gerade eine neue Generation meine Frau möchte gerne wieder einige Tiere nehmen. Wenn es dann bei uns wieder so weit ist, kannst Du gerne nochmal eine Probe haben. Vorher müssen wir uns dann aber noch einmal über die richtige Fixierung unterhalten.

Herzliche Grüße
Jörg
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