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Iris-Blende…. die x-te

Begonnen von olaf.med, Oktober 30, 2024, 14:55:50 NACHMITTAGS

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olaf.med

Über die zahlreichen Tricks zur Montage von Iris-Blenden wurde hier ja schon sehr viel geschrieben, und jeder hat seine persönliche Vorgehensweise diese zum Teil kniffligen Probleme zu lösen. Ich habe selbst schon zahlreiche Blenden zerlegt und auch wieder erfolgreich zusammengesetzt und dachte bis vor wenigen Tagen, dass mich auf diesem Gebiet nichts mehr erschüttern kann. Weit gefehlt, nach zahllosen Versuchen bei einer Aperturblende wollte ich schon völlig entnervt aufgeben, aber dann fand ich doch eine Lösung bei der die Montage reproduzierbar, problemlos, schnell und sicher gelingt. Diese möchte ich hier mitteilen.

Vorgeschichte

Vor einigen Tagen bat Alexander hier um Hilfe bei einem abgebrochenen Hebel eines Leitz-Pol-Kondensors und ich habe angeboten, diesen ,,mal eben" zu ersetzen. Das ist an sich kein großes Problem, aber beim Zerlegen des Kondensors stellte sich heraus, dass alle beweglichen Teile bombenfest verharzt waren. Dies war auch der Grund, warum der Hebel bei der entsprechenden Krafteinwirkung in seinem Haltebock abgebrochen war. Nach reichlich gutem Zureden und intensiver Wärmebehandlung ließ sich die Aperturblende wieder bewegen, um aber nach dem Abkühlen sogleich wieder fest zu sitzen. Dann hilft natürlich nur das totale Zerlegen, Reinigen und neu Fetten.

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Zerlegen und Reinigen gelang routinemäßig schnell und sicher, aber bei der Montage versagten alle mir bekannten Techniken wie zum Beispiel die hier beschrieben. Dies lag vor allem daran, dass die Lamellenbreite ca. 2 mm geringer war, als die Breite der Auflagefläche, sodass die Lamellen immer wieder seitlich verrutschten, wobei die Auflagefläche selbst auch versenkt im Inneren des Blendengehäuses lag, sodass jegliches Manipulieren sowieso sehr problematisch war.

Die Montagehilfe

Meine Montagehilfe ist eine Schablone in die die einzelnen Lamellen in eine Stirnnut eingelegt werden, wobei die Nutbreite und die passenden Bohrungen für eine Zwangsführung sorgen. Das Einlegen der Lamellen ist nun eine Sache von Sekunden, maximal ganz wenigen Minuten, sodann wird nur das Blendengehäuse darübergestülpt und vorsichtig gedreht bis die Zapfen der Lamellen in die Bohrungen im Gehäuse rutschen, dann wird das Ganze herumgedreht und die Schablone nach oben entnommen. Nun ist lediglich noch der Ring mit den Nuten aufzusetzen - fertig! Mit dieser Montagehilfe ist das Zusammensetzen einer Blende ein reines Vergnügen und ich kann mir gut vorstellen, dass die werkseitige Montage ganz ähnlich geschah.

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Die Montagehilfe

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Die Montagehilfe mit den eingelegten Lamellen

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Lamellen ins Blendengehäuse überführt

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Fertig montierter Kondensor, läuft "wie geschmiert"

Zugegeben, Handbohrmaschine und Schraubstock reichen zur Herstellung der Schablone nicht aus, man benötigt schon eine Drehmaschine und eine Fräsmaschine mit einem Teilkopf, aber damit ist sie zügig gefertigt und erspart sehr viele Nerven!

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

K. B.

Hallo Olaf,

die Montagehilfe ist eine sehr gute Idee, müsste man sicher auch gut 3d-Drucken können, werde ich bei der nächsten Blende mal testen.
Ich hatte letztens das Vergnügen das mir zu später Stunde beim rumbasteln am Kondensor des Olympus CK2 die Blendenlamellen entgegen gefallen sind, nach etwas Verzweiflung und mehreren Fehlversuchen hat es dann doch gut funktioniert als ich die erste Lamelle mit einer klammer in Position festgeklemmt und mit einer zweiten die weiteren Lamellen unter spannung gehalten habe, die Montagehilfe scheint mir da aber etwas entspannter zu sein.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Aljoscha

Hallo Olaf,

Wieder so eine Operation, die ich sicher nicht erfolgreich hingekriegt hätte.

Danke

Alexander

purkinje

Hallo Olaf,
so eine Legehilfe hätte ich früher bei den Leitz "Badewannen" 600er resp. Phako-Kondensoren 400er Serie auch brauchen können, womöglich würde deine Konstruktion sogar hierfür passen.
Beste Grüße Stefan

Michael L.

Hallo Olaf,

perfekte Lösung! Habe auch schon mal Stunden damit verbracht. Es bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch "Zum richtigen mikroskopieren gehört eine Drehbank".

Viele Grüße

Michael

olaf.med

#5
Liebe Blendler,

herzlichen Dank für die netten Kommentare.

@ Kay: hier ist der 3D-Druck sicher eine Option falls man weder Dreh- noch Fräsmaschine zur Hand hat. Schneller ist aber wohl die konventionelle Herstellung, wenn man das Programmieren mitrechnet. Bei der Konstruktion ist es wichtig Nutbreite und Lochdurchmesser mit einem gewissen Übermaß zu versehen. Ich habe bei der Nutbreite auf jeder Seite 1/10 Millimeter zugegeben und bei den Löchern für die Zapfen statt 1,2mm 1,4mm gebohrt. Das reicht für die passgenaue Führung noch gut aus und die Lamellen klemmen nicht in der Schablone.

@ Michael: ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, dass ein Leben ohne Dreh- und Fräsmaschine zwar prinzipiell möglich, aber doch sinnlos ist  ;D . Wenn man übrigens keine Freunde hat sollte man sich eine Drehmaschine kaufen - man hat sofort tausende Freunde  ;D .

Beste Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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mikropit

Ja Olaf, Du bist halt ein Künstler im Mikroskopieren und als Mechanikus.
VG Peter Mikropit
mikropit

cesarius

Hallo Olaf,

eine wirklich tolle und nützliche Blendenhilfe hast Du da gefertigt. Jedes Mal wenn ich vor einem Blendendilemma stehe, suche ich nach dem dritten oder vierten gescheiterten Versuch im Forum nach einer Anleitung. Die Zwangsführung in Deiner Blendenhilfe ist genau das was einem beim manuellen einfädeln ohne Dein Werkzeug fehlt um systematisch zum Ziel zu erlangen.

ZitatJa Olaf, Du bist halt ein Künstler im Mikroskopieren und als Mechanikus.

Dem kann ich nur zustimmen. Hin und wieder habe ich ja das große Glück über die Schultern von Olaf an der Drehmaschine zu schauen, es ist jedes Mal ein lehrreiches und sehr angenehmes Erlebnis wie aus einem stupiden Stück Metall oder POM ein funktionales Werkstück höchster Präzision entsteht.

Viele Grüße
Marcel 

Apochromat

Lieber Olaf,

so eine Schablone hätte ich mir auch immer gewünscht - vor allem für die JENAER Geräte mit den Problemen der herausspringenden Lamellen. Beim "West- Zeiss" habe ich das immer mit Geduld wieder hinbekommen am PHOMI.

Eine tolle Idee von Dir, wieder mal!

LG
Michael

olaf.med

Lieber Marcel, lieber Michael und lieber Peter,

ganz herzlichen Dank für eure netten Worte. Was ich mache ist lediglich ganz normale Feinmechanik ganz ohne weiteren Anspruch. Ich hatte das große Glück von einem wirklich begnadeten Feinmechaniker und lieben Freund viele Tricks zu lernen. Das Wichtigste von den Dingen die er mir beigebracht hat ist für alle außergewöhnlichen Tätigkeiten Vorrichtungen und Hilfsstücke anzufertigen, selbst wenn es sich nur um Einzelanfertigungen handelt. Das mag auf den ersten Blick ziemlich Zeit- und Arbeits-aufwändig erscheinen, aber nur so gelingt eine professionelle Fertigung.

Die Hilfsvorrichtung zur Blendenmontage entspringt dieser Philosophie, deren Berechtigung ich fast täglich in der Praxis erfahre.

Wenn ich bei zukünftigen Blendenproblemen behilflich sein kann, bin ich das sehr gerne.

Mit herzlichen Grüßen,

Olaf

Gerne per Du!

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