Stephanosphaera pluvialis und Rädertier

Begonnen von Spectrum, November 24, 2024, 22:50:33 NACHMITTAGS

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Spectrum

Hallo,
Nachdem die eingetrocknete Probe,  die ich von Jan (JaRo) erhalten habe, nach dem wässern die ersehnten Stephanosphaera pluvialis zum Vorschein gebracht hat, habe ich mich heute an die nächsten Schritte Richtung Reinkultur gemacht.
Beim Isolieren unter dem Stemi zeigte sich dann eine kleine Lebensgemeinschaft. Diese ist wohl ebenfalls in den periodisch austrocknenden Steinmulden beheimatet, in denen man diese hübsche Alge finden kann. Ich habe dazu ein kleines Video mit dem Tessovar aufgenommen, das ich euch hier zeigen möchte:
Man sieht hier recht schön, welche Vorteile es gegenüber Freßfeinden bietet, gemeinsam in einer sperrigen Gallerthülle zu leben.
Liebe Grüße
Holger
Holger
Duzen und meine Bilder (auch ungefragt)  bearbeiten, mit eigenen Aufnahmen ergänzen und weitergeben erwünscht!

Peter T.

Sehr schönes Video!
In den austrocknenden Steinbecken (ehemalige Weihwasserkessel am Münchner Südfriedhof), mit denen ich meine ersten Tümplererfahrungen sammeln konnte, war es exakt die gleiche Gesellschaft (eine Bestimmung der Rädertiere mal außen vor gelassen).

Ich verlinke hier noch mal auf mein "Ballspielvideo" (Ich hoffe, das ist okay für Dich, sonst schmeiß ichs wieder raus).:

Liebe Grüße
Peter

Spectrum

Holger
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JaRo

Hallo Holger,
freut mich, dass dir die Probe so viel Freude macht. Im Dunkelfeld finde ich die auch immer am schönsten...

Bei mir haben die sich jetzt auch wieder stark vermehrt, allerdings auch die Scenedesmus sp., die ebenfalls in der Probe waren.
Ich warte gerade auf ein feineres Planktonsieb und will versuchen die so voneinander zu trennen. Deine Erdabkochung scheint auf jeden Fall zur starken Vermehrung beizutragen...
Viele Grüße
Jan

Spectrum

#4
Hallo Jan,
Ja.
Bei mir klappt's sowohl mit Erdabkochung+Vit B, als auch mit Bolt'scher Lösung mit Mineralzusatz (1Trpf Orchideendünger) + Vit B erstaunlich gut.
Sehr lichthungrig sind sie. Verschiedene Steinchen sind auch schon im Test.
Kurze Frage:
Unter welchen Bedingungen (Temperatur, Dauer des Austrocknens),
haben sich bei dir die Aplanosporen/ Palmellen entwickelt?
Grüße Holger
Holger
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JaRo

Hallo Holger,
ja, ich konnte nach der Zugabe von Erdabkochung und Vit. B jetzt auch das erste Mal die verschiedenen Teilungsstadien beobachten. Die hatte ich bei der damaligen Haltung "ohne alles" in Volvic nie gesehen. Sorgen macht mir eher, dass das alles zu schnell geht und irgendwann umkippt. Und die Vermehrung der anderen Algen... Mal gucken, ob ich die irgendwie loswerde...
Das Eintrocknen war bei Raumtemperatur im Sommer (ca. 25°C) über einige Tage bis Wochen... Weiß ich nicht mehr genau, war aber ein kleines Gefäß (50 mL)...

002St. Pl. 100x DIC_fl.jpg

003St. Pl. Teilung_100x_DIC_fl._2jpg.jpg

001St. Pl. Teilung_100x_DIC_fl.jpg


Viele Grüße
Jan

Spectrum

Zitat von: JaRo in November 25, 2024, 13:14:23 NACHMITTAGSHallo Holger,
ja, ich konnte nach der Zugabe von Erdabkochung und Vit. B jetzt auch das erste Mal die verschiedenen Teilungsstadien beobachten. Die hatte ich bei der damaligen Haltung "ohne alles" in Volvic nie gesehen. Sorgen macht mir eher, dass das alles zu schnell geht und irgendwann umkippt. Und die Vermehrung der anderen Algen... Mal gucken, ob ich die irgendwie loswerde...
Das Eintrocknen war bei Raumtemperatur im Sommer (ca. 25°C) über einige Tage bis Wochen... Weiß ich nicht mehr genau, war aber ein kleines Gefäß (50 mL)...

002St. Pl. 100x DIC_fl.jpg

003St. Pl. Teilung_100x_DIC_fl._2jpg.jpg

001St. Pl. Teilung_100x_DIC_fl.jpg


Viele Grüße
Jan

Ja, die anderen Mitbewohneralgen machen mir auch die größten Sorgen. Da spielen die Rädertiere wohl eine Rolle in der Rohkultur. Auf der "Bewie's Mikrowelt-Seite" steht da auch etwas zu dem Thema.
Ich versuche die Rädertiere (es sind wohl mindestens zwei verschiedene Arten, die aus dem Video ist möglicherweise Philodina roseola) mal vernünftig abzulichten.
Schöne Fotos übrigens.
Isolieren lässt sich das Schwimmgemüse übrigens auch ganz gut in einer Petrischale. Wenn man die Probe dort von der Seite anstrahlt sammeln sie sich an der Gegenüberliegenden Seite und können abpippetiert werden.
Grüße Holger
Holger
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Spectrum

#7
Hallo,
Ich hab mir eben die Mitbewohner der ursprünglichen Probe mal genauer angeschaut. Leider habe ich keine brauchbaren Bilder der Rädertiere anfertigen können. Zumindest keine die für eine Bestimmung nützlich sein könnten.
Dafür konnte ich aber andere Grünalgen ausmachen.
Neben Stephanosphaera pluvialis findet sich auch Haematococcus pluvialis, die Blutregenalge:IMG_20241125_204718.jpgIMG_20241125_204935.jpg
Ausserdem eine Scenedesmus bzw Desmodesmus Art, hier ganz links im Bild:IMG_20241125_205335.jpg
Hier noch einmal etwas größer:
IMG_20241125_205959.jpg
Letztere wird, wie ich beobachten konnte, wie vermutet, von den Rädertieren verspeist:
IMG_20241125_200126.jpg
Grüße Holger

Holger
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Spectrum

Hallo Forum,
Ich schreibe hier mal wie es mit der Kultur von Stephanosphaera pluvilis weiterging. Unter dem Stereomikroskop habe ich ich die Rheinkultur auf mehrere kleine Petrischalen verteilt. Dabei habe ich sowohl Reinkulturen als auch "Kombinationen" mit den anderen Mitbewohnern kombiniert. Wer weiß, vielleicht ist beispielsweise die Anwesenheit der ebenfalls in der Rohkultur lebenden Rädertiere für den Fortbestand von Vorteil. Diese verschiedenen Wohngemeinschaften habe ich dann neben meine Volvox Kulturen unter die LED Lampe verfrachtet:

IMG_20241202_224949.jpg

Für das Medium konnte ich auf einer Internetseite einer Algenfarm interessante Informationen finden:

https://utex.org/products/utex-lb-0771

Dort wurde modifiziertes Bolt-Medium empfohlen. So wie es aussieht ist Stephanosphaera auch auf die Zugabe von B-Vitaminen angewiesen.
Grundsätzlich also nah dran an den Ansprüchen von Volvox aureus.
Offensichtlich funktioniert das auch sehr gut.
Neben dem reinen Medium habe ich auch Petrieschalen mit verschiedenen Steinen bestückt.
IMG_20241202_225202.jpg
Das funktioniert bei manchen der Testgesteine sogar noch besser. Unterm Stemi sieht man sehr schön wie die Algen sich bevorzugt in der Nähe der Steine aufhalten, und nachts sogar auf diesen aufliegen.
Gut funktioniert Buntsandstein. Dieser wurde vorher in Sprudelwasser ausgekocht. Die Kohlensäure löst dabei die äußere Schicht der Steine an. Die Hitze tötet unliebsame Gäste ab. Anschließend mit Erdlösung tränken und im Backofen bei 150°C trocknen.

Die Kulturen in denen Gipsgestein hier aus dem Südharz war, sind nichts geworden.
Ebenfalls nichts geworden sind die Proben in denen auch die Scenedesmus bzw Desmodesmus-Art aus der Rohkultur waren. Diese hatten Stephanosphaera schnell verdrängt.
Haematococcus pluvialis scheint auch ernsthafte Konkurrenz darzustellen. Mit den Rädertieren gab es keine Probleme. Aber auch keine erkennbaren Vorteile.

Jetzt lasse ich die Petrieschalen langsam eintrocknen. Mal sehen. Wenn alles klappt, sollten sich dann auch bald Dauerstadien bilden.
Holger
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JaRo

Moin Holger,
danke für deinen Bericht!
Bei mir funktioniert die Kultur unter sehr ähnlichen Bedingungen wie bei Volvox aktuell ebenfalls gut. Ich verwende in der großen Kultur aktuell keinen Sandstein, werde aber auch mal damit experimentieren.
Was ich noch empfehlen kann ist fraktioniertes Filtrieren mit Planktonsieben (ähnlich wie bei Diatomeen :) ). Ich habe ein 150 µm Sieb benutzt um groben Dreck abzutrennen und ein 41µm Sieb auf dem die Stephanosphaera pluvialis verblieben sind. So wird man z.B. Scenedesmus spec. gut los.
Viele Grüße
Jan

Spectrum

Moin,
Ebenfalls danke für den Erfahrungsbericht mit dem Sieb.
Wir machen hier ja sozusagen schon eine richtige Gärtnerei auf🦠🚿.
Die eingetrockneten Dauerstadien auf den porösen Sandsteinbröckchen könnten dann einfach mit Volvic übergossen werden und 2Tage später hätte man dann Stephanosphaera im Glas.
Instant-Mikroskopfutter für triste Wintertage sozusagen.
LG Holger
Holger
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