Botanik: Manna-Esche (Fraxinus ornus) *

Begonnen von Peter T., September 17, 2025, 17:45:20 NACHMITTAGS

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Peter T.

Die Manna-Esche hat ihr natürliches Vorkommen im östlichen Mittelmeerraum.
Es handelt sich um einen Baum von in der Regel 5 bis 10 Metern Höhe.

Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor Sciencia58)


Bild 2 (Wikimedia Commons, gemeinfrei)



Ihren Namen verdankt sie dem Pflanzensaft, der beim Ritzen der Äste austritt und den süß schmeckenden Alkohol Mannitol enthält.

"Manna" kennt man ja vor allem aus der Bibel als die Speise, die den Israeliten auf ihrer Wanderschaft durch die Wüste als Nahrung gedient haben soll.

Bild 3 "Es regnet Manna" (Wikimedia Commons, University of Edinburgh Images Collection)


(Was ich mir an dem Bild nicht erklären kann, sind die Hörnchen des Herren links im Bild ...)

Interessanterweise wird "Manna" aber auch im Koran erwähnt.

Der Saft aus den Siebröhrenzellen von Fraxinus ornus wird ebenfalls als "Manna" bezeichnet. Zum Verständnis: Die Siebröhrenzellen sind das Phloem.

In Italien wird die Manna-Esche zur Gewinnung von Manna angebaut. Hier eine Abbildung von 1782

Bild 4 (Wikimedia Commons, gemeinfrei)



Jetzt aber zur Botanik. Mein Exemplar steht in Istrien, ich habe mir Sprossachse, Blattstiel und Blatt angeschaut.
Die Schnitte sind 25 bis 30 µm dick, gefärbt wurde mit FCA nach Etzold.

Zunächst zum Querschnitt der Sprossachse

Bild 5


Man sieht, dass der Spross etwas widerspenstig beim Schneiden war; hie und da ist das Gewebe etwas eingerissen.

Ein ähnlicher Schnitt im polarisierten Licht

Bild 6


Und jetzt noch eine Detailaufnahme

Bild 7


Nun zum Blattstiel

Bild 8


Und weiter in Richtung des Abgangs der Spreiten

Bild 9


Der Blattstiel noch im polarisierten Licht

Bild 10


Hier noch ein Detail der Blattspreite im polarisierten Licht

Bild 11


Noch weiter in Richtung der Blattspreiten ist die zentrale Leitbündelregion deutlich ausgeprägt

Bild 12


Man erkennt, dass die Epidermis kräftig ist und das darunterliegende Rindenparenchym zur Kollenchymbildung neigt. Dies dient der Festigkeit des Blattes. Weiter nach innen das noch lockere (hellblau gefärbte) Rindenparenchym, dann ein zipfelförmig ausgebildetes Sklerenchym, an das sich das Phloem (Manna!), das Kambium und das Xylem anschließen. Ganz innen dann das Markparenchym.

Der Querschnitt durch das Blatt zeigt ein eher gering ausgebildetes Palisadenparenchym (ich habe ein Blatt aus einem Aufwuchs mitten im Wald genommen, möglicherweise also ein "Schattenblatt"). Darunter das Schwammparenchym. Hinweisen möchte ich noch auf die orange gefärbten Gebilde links oben und rechts unten, darauf werde ich noch zu sprechen kommen.

Bild 13


Jetzt noch eine Spaltöffnung

Bild 14


Bei fast allen meinen Blattschnitten entstehen (ungewollt) auch Längsschnitte, wenn sich das Bild etwas beim Schneiden dreht. Das gibt Gelegenheit, die Strukturen in der Aufsicht zu untersuchen. Hier gibt es einiges Interessantes zu sehen.

Die folgenden Bilder sind alle mit dem 100x Oil und DIC entstanden. Der DIC führt bei diesen Strukturen zu einer erheblich deutlicheren Darstellung als das Hellfeld.

Bild 15


Stomata. Man erkennt, dass sie anomocytisch angelegt sind, also von Zellen umgeben sind, die sich nicht von den anderen Epidermiszellen unterscheiden und keinem festen Muster folgen.

Bild 16


Neben den Stomata sieht man hier wieder die Struktur, auf die ich in Bild 12 hingewiesen habe. Nur kann man in der Draufsicht jetzt besser erkennen, dass es sich wohl um Idioblasten handelt, die (möglicherweise) Gerbstoffe, insbesondere Tannin speichern. Gut ist die Kammerung zu erkennen.

Dazu ein weiteres Beispiel

Bild 17


Der Längsschnitt der Blattspreite bietet also auch sehr interessante Einblicke.

Betrachtet man sich im Längsschnitt eine tiefere Ebene, so werden die Zellen des Palisadenparenchyms erkennbar. (Im Längsschnitt des Blattes sind die Zellen quer geschnitten.)

Bild 18


Noch tiefer sieht man das Schwammparenchym. Im Blatt-Querschnitt macht es immer einen ungeordneten und "chaotischen" Eindruck, im Längsschnitt zeigt sich eine bemerkenswerte netzartige Organisation

Bild 19



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.

Liebe Grüße
Peter

Jürgen Boschert

Lieber Peter,

an Deinen Schnitten merkt man, dass wir uns sehr Halloween nähern.

Nein, im Ernst, wieder ein toller lehrreicher und phantastisch bebilderter Beitrag, danke!
Beste Grüße !

JB

Peter T.

Lieber Jürgen,

haha! Die verschiedenen Smileys, Aliens und Halloweengestalten sind wirklich die Cocktailkirschen im Drink der faszinierenden Pflanzenanatomie.

Danke Dir für Deine freundlichen Worte, freut mich sehr.

Liebe Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Manfred Rath

Hallo Peter, erneut ein sehenswerter  Beitrag, ich frage mich schon des längeren, warum die Beiträge (auch von Hans Jürgen) und Anderen, nicht in die Übersicht "Botanik "übernommen werden  ???
Schöne Grüße aus der grünen Mark
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Peter T.

Hallo Manfred,

vielen dank für Deinen wohlwollenden Kommentar.

Das mit der Liste liegt wohl daran, dass Jörg (Fahrenheit) momentan mit anderen Dingen ausgelastet ist.

Schöne Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Spectrum

Hallo Peter,
Echt beeindruckend.
Sowohl Qualität (soweit ich das als Nicht-Schnibbler beurteilen kann), als auch die Menge deiner Beiträge.
Da fliegen doch jede Menge Späne bei dir, oder?💪
Gefällt mir.
LG Holger
Holger
Duzen und meine Bilder (auch ungefragt)  bearbeiten, mit eigenen Aufnahmen ergänzen und weitergeben erwünscht!

Peter T.

Hallo Holger,

besten Dank!
Hatte bis heute Urlaub, ab morgen wird die Anzahl der Beiträge (geringfügig ;) ) zurückgehen.

Ja, mein Verbrauch an kleinen Einbett-Karotten ist derzeit schon bemerkenswert.

Beste Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

purkinje

Hallo Peter,
der Herr mit den Hörnern ist übrigens Moses (!)
"Dies haben wir dem Bibelübersetzer Hieronymus zu verdanken. ...
Hieronymus, dem Verfasser der lateinischen ,,Vulgata", ist leider ein Übersetzungsfehler unterlaufen: Im Buche Exodus (Kapitel 34, Vers 29) steht, dass sein Antlitz ,,strahlte", als Moses vom Berge Sinai herabstieg. In der Übersetzung ist aber zu lesen, dass Moses Hörner trug. Das Wort ,,Keren" (Strahl) des hebräischen Originaltextes wurde von Hieronymus fälschlicherweise mit ,,Cornu" (Horn) übersetzt.
Seitdem orientierten sich alle Künstler an diesem Wortlaut des Alten Testaments"  Q:2 Hörner auf dem Haupt des Moses
Beste Grüße Stefan

Peter T.

Hallo Stefan,

Jessas - Moses! Meine Herren ...

Danke für die Aufklärung, das ist schon sehr kurios.
Liebe Grüße
Peter