Das z. Z. älteste Stereo-Mikroskop (CZJ, nach Greenough)

Begonnen von Norman, Oktober 13, 2024, 18:07:39 NACHMITTAGS

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Norman

Hallo Hubert,
da bin ich und offensichtlich die übrige ,,Gemeinde" bei diesem Fachwissen gelinde gesagt (fast) sprachlos!!!

Dass es früher bei CZJ andere Objektiv-/Okular-Bezeichnungen für die Vergrößerungen gab, wird den meisten, die sich für diese Art ,,Altmetall" interessieren bekannt sein.
Die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Alt-Linsen mit ihren Äqivalentbrennweiten ist mir völlig neu! Ebenso wie, dass gleiche Linsen unterschiedlich für verschiedene Vergrößerungen verbaut wurden ..., da kannte ich bisher nur Abstandshülsen!!

Die in der Vorserie beginnend verbauten (Stereo??)-Objektive a0, a1, a2, a3 (später auch PI und F-55) gab es schon 1895 – also bereits vor der Einführung der ersten Stereo Greenough`s?
Ich vermute dann, dass die ,,zwei Assistenten des Anatomischen Instituts Jena" hier maßgeblich mit ihrer Präparierlupe beteiligt waren (die man auch benennen sollte: H. Braus und L. Drüner).

Hubert, ich hätte noch einen Wunsch an Dich und die anderen Mikroskopiker die zur Stereo-Mikroskop-Geschichte Etwas beisteuern wollen.
Ich könnte zwar vieles googeln, hätte aber aus Bequemlichkeitsgründen gerne noch ein paar gelistete sinnvolle frei zugängliche Weblinks.

Vielen Dank im Voraus
Norman

Jürgen Boschert

Hallo Norman,

kennst Du die Arbeiten von Kreindler zum Thema Stereomikroskope und Greenough im Micscape?

http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html

Du kannst sie direkt dort mit der Suchfunktion heraussuchen oder schick mir eine E-Mail (meine Adresse ist für Forenmitglieder offen), dann kann ich Dir ein Bündel zumailen. Es gibt wohl keine ausführlichere Darstellung dieses Themas.
Beste Grüße !

JB

Lupus

Hallo Norman,

ZitatDie in der Vorserie beginnend verbauten (Stereo??)-Objektive a0, a1, a2, a3 (später auch PI und F-55) gab es schon 1895 – also bereits vor der Einführung der ersten Stereo Greenough`s?
da hast Du mich falsch verstanden:
Welche Objektive in einer Vorserie verwendete wurden weiß ich nicht, aber dem Katalog des Serienmodells 1898 ist zu entnehmen, dass das Mikroskop nur ein Objektiv(-Paar) besaß und zwei Okulare (Nr. 2 und 4). Aus den Vergrößerungsangaben 25x und 40x folgt eigentlich eindeutig, dass es sich wiederum um das Objektiv a2 mit f=35 mm handeln musste, das Objektiv wurde seltsamerweise zu der Zeit im Katalog noch nicht benannt. Die weiteren o.g. Objektive wurden für das Stereomikroskop erst in späteren Jahren gelistet (mit langen Objektivfassungen).

Diese Objektive a0 bis a3 hatten zunächst nichts mit dem Stereomikroskop zu tun. Wie in der von mir vorher gezeigten Tabelle zu entnehmen ist, sind das alles Einzelobjektive für die normalen Zeiss-Mikroskope, und gehen praktisch alle auf die Zeit weit vor 1895 zurück. Z.B. a1 habe ich einmal an einem Mikroskop um 1881 gesehen. Man muss hier zwischen den Linsensystemen und den Fassungen unterscheiden, die natürlich für das Stereomikroskop in Form eines Objektivpaars anders gebaut werden mussten.

Die direkten Links zu einem 5-teiligen Aufsatz über Greenough auf die Jürgen verwiesen hat sind hier:
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artfeb18/rjk-bjl-HSG-11a.pdf
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artjan19/rjk-bjl-HSG-2.pdf
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artmar20/rjk-HSG-Part-3.pdf
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artapr21/bj-rjk-HSG-4.pdf
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artfeb23/rjk-bjl-HSG-5rev.pdf

Hubert


Norman

Danke für Eure Unterstützung!!
 
Zur Ergänzung:
Über Wikipedia (Horatio S. Greenough) sind noch zwei weitere sehenwerte Artikel in dem dortigen Quellverzeichnis abrufbar.  Der 28068-Artikel ist leider immer noch nicht zugänglich.

Außerdem kann man sich eine gute Studienarbeit zu einem CZJ Greenough hier anschauen:
https://www.uni-flensburg.de/fileadmin/content/institute/physik/bilder-und-dokumente-aktuell/6-forschung/material-culture/mercier-michelle-das-greenough-stereomikroskop-57163.-eine-objektbiografie.pdf


Und da Hubert eine Abbildung eines von "Zwei Assistenten aus dem Anatomischen Instituts Jena" entworfenen Prototyps für ein Stereo-Präpariermikroskop beigesteuert hat - hat er mir noch einen weiteren Grund einer Ausweitung meines Beitrages geliefert! 
Trotz der super tollen Recherchearbeit der Artikel-Autoren der downloadbaren Literatur unserer Liste, halte ich die zwei "Erfinder der Präparierlupe nach Braus-Drüner" in ihrer Bedeutung für die Entstehung des Stereomikroskopes noch für Etwas zu kurz gekommen...

Die von Dr. Hermann Braus/Dr. Leo Drüner erstellten Artikel von 1895 bzw. 1897 zu der Stereo-Lupenentwicklung sind hier zu downloaden:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/braus1895
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/braus1897


Und der Vollständigkeit halber:
Der ARTIKEL von Czapski/Gerhardt von 1897:  Das stereokopische Mikroskop und seine Nebenapparate
https://books.google.de/books?id=5eBoVvqaHOEC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false


Egal...
Vor kurzem bin ich zu einem Carl Zeiss Jena Xb-Stativ ( "Präparierlupe nach Braus-Drüner" / "Binoculares Präparir- und Horizontalmikroskop" / "BRAUS-DRÜNER`S Binocular Dissecting Stand" / "Braus-Drüner`s Universally Movable Dessecting Microscope" / Zeiss "No. 96" / Zeiss "No. 9810") von 1910 aus GB gekommen.
CZJ-Stativ Xb 1910.jpg
CZJ-Stativ Xb 1910 mit Unterbaustativ.jpg


Laut dem Zeiss Archiv wurde mein Gerät No. 52888 am 21.08.1910 als Stativ Xa (oder "No. 95" - Greenough-Stativ) mit 3 Doppelobjektiven und 4 Okularpaaren zur Zeiss-Vertretung nach London geliefert. Ob es dort für den Verkauf zum Xb (oder "No. 96") umgebaut wurde oder es sich um ein Restekonvolut bei meinem Kauf handelte ist unklar. Der Umfang der Lieferung spricht für ersteres. Bildvergleiche mit den verschiedenen Zeiss-Katalogen
https://www.antiquemicroscopes.uk/cataloguesz.html 
haben zumindest keine zeitlichen Unstimmigkeiten ergeben. - Die Katalogbilder von 1898 passen noch nicht, aber das von 1902 und die später unten erwähnten Fotoquellen sind identisch - die erst ab Katalog 1912/13 zu entdeckende kleine Abweichung passt somit auch zu dieser Annahme.
Im 1898`er Katalog ist auch zu sehen, dass am Anfang noch die langgestreckte konische Zwischentubusversion wie beim 28068 gebaut wurde - Ab wann die sicher sehr früh vollzogene Umstellung auf die kürzere Konstruktion, die größere Arbeitsabstände ermöglichte, eingeführt wurde ist für beide Stativ-X  Versionen unklar...

Im Zeiss-Fertigungsverzeichnis sind namentlich "Braus-Drüner"-Mikroskope ab der No. 29921 vom 24.02.1898  verzeichnet. Das erste nach London gelieferte ist mit dem 26.11.1898 gelistet.
Dieser Stativtyp war zwar bei Zeiss über mehrere Jahrzehnte fast ohne Änderungen im Katalog-Angebot gewesen, ich habe aber nur sehr sehr wenige Exemplare im Netz in den letzten Jahren entdecken können!!
Eines ist auf der Homepage des Zeiss-Kataloge-Anbieters zu sehen (Zur allgemeinen Selbsthilfe: Schickt ihm doch bitte Eure Scans, von den ihm noch fehlenden Katalogen...).
- Ein weiteres Xb gibt es unter: Zeiss & Alamy & 44433 - bitte mal Fotos googeln...

Die Seltenheit / das Nichtüberleben ergibt sich sicher aus mehreren Gründen:
- Glänzende alte "Goldmikroskope" sind deutlich dekorativer als schwarze Technik
- Das Gewicht und die Abmessungen für ein Xb sind sehr groß
- Für die Xa`s gab es dekorativen Mahagoni-Kisten - für die Xb-Gebrauchsmikros gab es einfache Holz-Kisten
- Die geferigten kleineren Xb-Stückzahlen waren hauptsächlich der Untersuchung für grosse Proben und der damit eher institutionellen Verwendung geschuldet. Der Preis (Katalog 1903) für ein Stativ Xa betrug
"195,- marks" zu  "260,- marks" für ein Xb (Danke an die helfende "Fachkompetenz "). Das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen in dieser Zeit betrug hier 71Reichsmark!

Ich wollte mir die Arbeit machen die im Zeiss-Archiv dokumentierten Xa`s und Xb`s herauszuschreiben und auszuzählen. Begonnen habe ich mit der Xa-Vorserie 28061 und bin nur bis ca. Ende Januar 1906 mit der ca. Nr. 43400 gekommen. Zu viel Unleserliches, zu viel Ungereimtes und zu viele eigene Fehler haben mich dann willkürlich abbrechen lassen. Herausgekommen ist ein gleichbleibendes Fertigungsverhältnis von 1:2 bei
295 Xb`s zu 594 Xa`s in dieser ersten Zeitspanne von 8 - 9 Jahren.
Die drei durch Dr. Czapski von Zeiss 1884 für HSG fertiggestellten Prototypen (siehe bj-rjk-HSG-4.pdf) und die in der 1895`er und 97`er Braus-Literatur beschriebenen Prototypen sind im Zeiss-Archiv in der Fertigungsliste nicht mit dokumentiert.
 
(Ich vermute, dass dieses bei der Konkurenz aus Wetzlar auch so war. Deshalb hat mein zuvor erwähntes von dort stammendes Leitz-Greenough von ca. 1900 vielleicht auch keine Seriennummer - sondern nur eine 22 als Kompatiblitätsnummer an den Optikkomponenten und ist ein Prototyp. Es sprechen aber die Höhe dieser Zahl und die damaligen Preise solcher Geräte deutlich dagegen!)

Zustand / Instandsetzung:
Der Kopf wurde mal sehhr schlecht nachlackiert. Während der Reinigung hat sich dann diese schwarze Farbe wieder abgelöst, wodurch der mäßige optische Zustand insbesondere vom Kopf erst deutlich wurde.
Zur Herrichtung musste neben der Reinigung/Zerlegung nur die verbogene Zahnstange gerichtet und mit ein wenig Alufolie zur Abstandsunterfütterung wieder verschraubt werden.
Eine Erhöhung der Reibung durch sehr sehr vorsichtiges Anschleifen der Stativ-Höhen-Achsandruckplatte (ähnlich wie bei No. 28068) um ein selbständiges Absenken zu verhindern währe noch eine anstehende Arbeit.
Das für die Vervollständigung stammende Objektivpaar kommt aus einer Zeiss-Präpariermikroskop-Zubehöhrkiste von 1920; die verbauten Zeiss-Okulare entsprechen nicht der 1910 original Fertigungs-Ausstattung - sie waren bei meinem Kauf schon so verbaut. Die zeitaufwändige Objektiv-Justierung habe ich bisher auf Grund einer eventuellen Nutzung am Greenough von 1920 unterlassen.   ;-)
 
Ob ich mit Farbe noch nachbessern, den vorhandenen Kopf gegen den Neuwertigen vom 1920`er austauschen oder alles nur so eingeölt belassen sollte...  Auch wenn dieses Xb vielleicht in der Londoner Niederlassung für einen Kunden einst so hergerichtet / vervollständigt wurde ist dieses ja nicht umbedingt eine erhaltenswerte Originalkonfiguration... Schaun `mer mal!
CZJ Greenough-Köpfe1910&1920.jpg




Generelle Anmerkung:
Von Käufen von alten Stereo-Mikroskopen ohne dazugehörige Stereoobjektive ist stets abzuraten!! - Oder man weiss genau was man tut!
Die Objektivpaare werden sehr sehr selten einzeln angeboten und selbst bei sehr ähnlichen Erscheinungsbildern passen sie mechanisch oft schon nicht - selbst beim gleichen Hersteller z.B. Zeiss 40`er -50`er Jahre oder von einem Greenough von Winkel/Göttingen (1905-1911) zu einem Zeiss-Jena von 1915 ist dies so (Was generell bei unterschiedlichen Geometrieen ja nicht verwundert aber trotzdem auch nicht zwingend so sein muss!!).
Und falls es mechanisch passen sollte, müssten theorätisch die Objektive auf jedes Mikroskop noch deckungsgleich individuell eingestellt werden! Eine sch... Arbeit!!! Bei einem modernen Leica habe ich aufgegeben...
Ob die aktuellen Mikroskop-Hersteller/-Services diese Arbeiten für solche Oldtimer noch durchführen bzw. was dieses für eine (meistens nur) Deko dann kosten wird ... ?? Ich vermute, dass dieses unbezahlbar sein wird. Für Bedürftige: ... Vielleicht streichelt - Duncker - in Rathenow nicht nur alte Zeiss-Ferngläser...

Es gibt aber auch Kompatiblitäten...
Mein 1910`er Xb, das Präpariermikroskop/(-Stativ) von 1915, ein aus verschiedenen Quellen zusammengestelltes CZJ Xa mit einen Kopf von 1920 und ein CZJ Hornhaut-/Irismikroskop von 1906 mit einer anderen Geometrie sind mechanisch / optisch kompatibel. Insgesammt lassen sich in meinem Fundus theoretisch z.Z. somit bei vier alten Carl Zeiss Jena Stativen die Stereo-Objektive tauschen - No. 28068 passt nicht dazu!

Kopfsache - von links nach rechts: CZJ 28068 von 1897; CZJ von 1915 (die CZJ-Köpfe von 1910 & 1920 sind baugleich); Winkel Göttingen 1905/1911; CZJ Iris-Mikro von 1906
Greenough-Köpfe.jpg



Hier die anderen erwähnten CZJ`s: zusammengebautes Greenough mit 1920`er Kopf, Iris-Mikro von 1906, Winkel/Göttingen Greenough von 1905/1911
CZJ zusammengestelltes Greenough.jpg
CZJ-IrisMikro1906.jpg
Winkel-Greenough1905-1911.jpg

Anmerkung:
Wer sich meine Xb-Fotos  anschaut oder meinen Xb-ebay-Kauf googelt (ebay, Zeiss, 52888) hat, stolpert über ein auf dem Kopf liegendes weiteres vermutlich noch älteres Präparierstativ von Zeiss. Dieses entspricht dem Lupen-Mikro ohne diese & Aufbau & Höhenverstellung und gleicht dem Mikro des Links am Anfang zu Prof. Mappes Homepage. Die Tisch-Einlagen vom 28068 passen auch hinein - ich werde aber später eine Glas-Platte einsetzen und es dann weiterhin unter dem Xb positionieren, wie es vermutlich einst auch gebraucht wurde. Außer dem Carl Zeiss Jena Logo (ab 1906 in Katalogen zu sehen) ist keine Seriennummer vorhanden, dafür gibt vier auffälige symmetrische mit geschwärzte Kerben über den "Fußspitzen", die bei ähnlich aussehenden Stativen sonst nicht vorhanden sind. Im Internet und in den Katalogen ist solch ein vereinfachtes Stativ mit Haltern für Armlehnen und einem riesigen 7cm-Spiegel so nicht zu finden.
(Meine Bilder haben leider Dank der WD-40 Verteilung auch auf der Handy-Linse eine Unschärfe bekommen - die Fotobox war schon wieder verstaut gewesen... Bauen und Bilder schießen sollte man nicht unter Zeitdruck gemeinsam machen - sorry!!!)
Hier noch einmal das nur für dieses Foto mit Teilen von Fremdmikroskopen aufgehübschte Xb...
CZJ-Stativ Xb vervollständigt.jpg



Generelle Anmerkung auch zu Käufen:
Mit freundlichen realistischen Anfragen und einer höflichen Umgangsform lassen sich bei Kleinanzeigen / ebay (auch im Ausland) teils Käufe tätigen, die bei einem schmalen Geldbeutel Einiges einsparen lassen und damit den Kauf, wie in diesem Falle, dann erst ermöglichen!

Norman

Norman

- Keine Antworten ... da war ich wohl wenig (zu) provokant, um eigentlich nur meinen ,,Mentor" versuchsweise ein wenig aus der Reserve zu locken...
Da er hier im Forum nicht angemeldet ist und auch dieses auch nicht geschehen wird, bitte ich die übrigen Beitragsschreibern vielmals meine forsche Art zu entschuldigen.
Zwei Fehler von mir: - Prototypenauslieferung nicht 1884 sondern 1894 und das CZJ-Logo gab es schon ab 1904.


In meiner Sammlung habe ich noch zwei weitere Carl-Zeiss-Jena-Kompatibilitäten mit denen der zweiten Hauptserie (kurze spitze Zwischentuben) gefunden.

1) Es handelt sich um ein Messmikroskop mit der Seriennummer 265061 – BJ. ca. 1935
Das daran verbaute Stereoobjektiv ist baugleich zum 1906 Iris-Mikro.
Ein über Kreuz Testen meiner Objektive ohne Justierung hat eine 100%ige Kompatibilität des a2 von 1920 an dem Messmikro ergeben.


CZJ-Messmikro_20250324_163603.jpg


2) und ein C.REICHERT ,,MAK D" (No.160018) von ca. 1936!
Bei diesem waren beim Kauf neben einem kompletten orig. Reichert Stereo-Objektiv und vier Objektivtuben ohne Schienen noch drei CZJ-Stereo-Objektive No.3, No.6, No.8 (vermutlich auch aus den 30`ern) dabei. Diese Drei waren bereits ausgerichtet und werkeln an dem Reichert wie Originale!!!

ReichertMAK_20250324_164409.jpg
ReichertMAK-D_1936.jpg


Hatten da Reichert und Zeiss eine Kooperation zumindest bei den Stereos?
Dazu habe ich noch ein besonderes Fundstück aus einem Reichert-Katalog der 1920`er Jahre gefunden:

ReichertGreenough1920er__02.jpg
ReichertGreenough1920er__01.jpg


Sehr Unwahrscheinlich: – Aber passen da vielleicht doch noch weitere ,,Greenoughs" und ,,Braus`" von Reichert mit frühen Zeiss(1898) oder sogar Leitz(1901) untereinander – Alle haben lange spitze Zwischentuben wie bei den ersten Zeiss` (wie auch bei No. 28068) ...?

Norman

Norman

Update:

Meine weiteren Recherchen zum Zusammenbau meines Xb`s waren ergebnislos. Das Zeiss-Archiv in Jena als auch die aktuelle Zeiss-Vertretung in GB hatten keinerlei Informationen von der damaligen Londoner Niederlassung mehr.
Hier habe ich noch eine Abbildung einer gefüllten Xb-Holzkiste von oben gefunden. Es liegen zwar auch noch nicht dazugehörige Xa-Handauflagebretter drinnen - sie stehen aber leider nicht zum Verkauf...
https://delftschoolmicrobiology.weblog.tudelft.nl/files/2016/05/Zeiss-dissecting.jpg


An eine Zusammenarbeit von Reichert & Zeiss im Stereomikro-Bereich glaubt mein Unterstützer nicht, eher an eine legale Produktion von Mikroskopen mit "Zeiss´schen Abmessungen" bei anderen Herstellern, auf Grund von nicht beantragten Patenten.

Dazu habe ich noch ein weiteres Bild eines Braus-Drüner-Clones von C.Baker London (nach der Seriennummer aus den 20er Jahren) gefunden. Es ist das EINZIGE Bild und dazu leider auch noch ohne den Binokopf.

https://www.the-saleroom.com/en-gb/auction-catalogues/bearneshamptonandlittlewood/catalogue-id-bearne10177/lot-dd60e817-b473-405a-bc00-b23d01362c9d


Auflageabstand-Bestimmung:
Zur näheren Bestimmung der Stereo-Optik von No. 28068 wurden mir ein Vorschlag für Vergleiche zwischen Compound-Mikros und Stereo-Mikros mittels Phasenkontrast-Fernrohr-Okular von meiner Fachkompetenz unterbreitet. Näheres wird er sicher selbst noch veröffentlichen...

Ich habe eine abgewandelte Variante probiert. Dazu habe ich je einen Streifen Tesafilm plan auf das freie senkrechte Loch des Objektiv-Revolvers von verschieden Mikros mit 160mm (Zeiss), 170mm (Leitz) bzw. 210mm (Nikon Optiphot2) Auflageabstand bzw. in die Schienen der Stereos ohne Objektive geklebt und das Ph-Okular daran scharf justiert.

Herausgekommen sind bei dieser Bestimmungsvariante:
Das 28068 hat einen deutlich größeren Auflageabstand als die Anderen.
Das Nikon war auf Grund von einer verbauten Linse im DIC-Revolver für keine vergleichende Auswertungsart nutzbar. Mit weiteren -mir aber nicht zur Verfügung stehenden Mikros- mit anderen bekannten Auflageabständen hätte man noch weitere Vergleiche anstellen können...
Meine vielen kompatiblen Zeiss-Stereos haben den gleichen Auflageabstand von 160mm wie ein verwendetes Zeiss-Compound-Mikro.
Mein Leitz-Greenough No.22 von 1900 hat wie ein verwendetes Leitz-Compound 170mm als Auflageabstand.
Hier noch die Abbildung aus dem bisher nur verlinktem Leitz Katalog.

Leitz-Greenough1901.JPG







Ein weiteres kompatibles frühes Stereo Hornhautmikroskop (Iris- oder Ophthalmologisches Mikroskop) von Zeiss in einer Mahagonikiste aus dem Jahre 1912 hat den Weg in meine Sammlung gefunden:

CZJ-Iris1912_20250404_173234.jpg
CZJ-Iris1912_20250404_173632.jpg


Das in den Zeiss Katalogen 1902/1906 abgebildetes frühe Iris-Mikro
CZJ-Hornhautmikro1906.JPG



unterscheidet sich ebenso wie auch dieses Frühe ein wenig von meinen beiden von 1906 & 1912.
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Otto-Henker+Neue-Beleuchtungseinrichtungen-am-Hornhautmikroskop-pp-97-101-3-Abb/id/A02idj6901ZZ8


Norman


ortholux

Hallo Norman,


Du zeigst auf einem der ersten Bilder eine 3-beinige Präparierlupe. Gab es die von Zeiss?
Leitz hatte nämlich solch eine im Angebot, wobei ich unterstelle, dass sie nicht von Leitz gefertigt wurde.

Wolfgang

beamish

auf jeden Fall gab es von Zeiss (hier 1898)für die aplanatischen Lupen als Alternative zum Handgriff auch einen Dreifuß:

Zeiss_1898_appl_Lupe.jpg

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Norman

Hallo Wolfgang, hallo Martin,

ich muss leider eingestehen -meine Dreibeinlupe- ist zwar zeitgemäß für das Präparierstativ/-Mikroskop von 1915, sie ist aber nur Deko und nicht von Zeiss - sondern Noname.

Ich hatte ursprünglich vorgehabt "Etwas noch Passenderes" für die höhenverstellbare Stativstange an Stelle des originalen Spiegelauslegers zu befestigen. Wenn man bei ebay nach Zeiss & Lupe schaut findet man auch sicher Etwas was Martin`s Bild ähnelt oder einen richtigen Okularhalter. Ich teile die Preisvorstellungen der Anbieter nur nicht und habe vieeeel Zeit zum schauen.

Diese Dreibeinlupen gibt es messing- oder silberfarben relativ oft - sogar als Neuware und sie sehen sich alle sehr ähnlich.

Hier noch ein paar Beispiele:
https://www.microscopemuseum.eu/microscopespertype.html

Ob Leitz oder Zeiss solche dreibeinigen Lupen gefertigt haben weiss ich nicht. Durch sehr sehr intensive Google-Bildersuche findet man aber Einiges - siehe meine letzten Ergänzungen.

Norman

Norman

Ergänzung:

In einem französischen CZJ-Optik-Katalog von 1906 (zu finden über die bereits mehrfach genannte Downloadseite) habe ich diese
Zeiss-Dreibeinlupe gefunden:

CZJ-Lupen1906.jpg


Ein neues drittes Hornhautmikro von mir von 1903 trägt bereits das Zeiss-Jena-Logo. Damit war die Einführung von diesem Logo also noch vor 1904 gewesen!
Dieses Mikro ist fast ein anderes Modell als das von 1906 (auch mit einem runden schweren Dreibeinstativ). Erst im Direktvergleich sieht man die Unterschiede beim Stativ als auch beim Prismenkopf (Die CZJ-Hornhautmikroskope von links nach rechts: 1903/1906/1912)!

20250906_145905_b.jpg


Mein zuvor eingestellte Foto mit den verschiedenen Köpfen müsste ich eigentlich erweitern, da ich z.Z. bereits SECHS alte "Zeiss-Stereo-Objektiv-Kompatible-Prismenköpfe" (inkl. eines von C.Reichert) mit VERSCHIEDENEN ABMESSUNGEN besitze (1903 bis ca. 1936).
Ich besitze drei alte CZJ kompatible Stereo-Objektiv-Varianten: bis ca. Ende der 20`er Jahre mit einer Schlittenanschlagschraube; einen Nachfolger mit dreieckförmige Objektivjustierungen/einem angeschraubten Anschlag mit einer Nase und eines von C.Reichert.

Der Iris-Mikro Neuankömmling besitzt einen Stereoobjektivrevolver, mit den Beschriftungen "2" & "f=55"; "4" & "a2"; "6" & "a3".
Es passen aber nur die älteren Objektive mit Schraubenanschlag ohne Umbau direkt hinein. Daher vermute ich, dass dieser Revolver in einer Übergangszeit beider Bezeichnungsarten Ende der 20`er Jahre nachgerüstet wurde.

Zwei fehlenden Objektive zu ergänzen war leicht - ...aber leider fehlte bei dem Revolver eine Objektivhalterung!
Aus einer Fischdose habe ich eine optisch zwar unauffällige aber dafür schlecht klemmende längliche Halterung gebastelt. Vielleicht tausche ich diese gegen die vom sehr böse aussehenden Xb-Kopf aus und belasse dann dort einen der anschließend vorgestellten neuen Foto-Köpfe...

20250906_144346_b.jpg



Stereo-Foto-Erweiterungen für mein Xb-Stativ:

Ich habe zwei alte CZJ-Stereo-Foto-Aufsätze - Nr 679 bzw. Nr 15805 - mit weiterem Zubehör aufgetan. Diese dürften aus der Zeit nach 1912 bzw. nach 1927 stammen.
Bei diesen ebay-Käufen waren insgesammt drei "Kompatible" Stereo-Objektive No.4 & 2x No.6, (vermutlich 30er Jahre) und eine universelle Stativbefestigungsstange mit dabei. Die Foto-Aufsätze passen Dank des Aufnahmestiftes (15mm) an das Xb- und an mein Präpariermikrostativ nach Mayer (Stativ mit dem grossen Tisch von 1915).
Dank der Stativverbindungstange (18,1mm) lassen sich diese Stereo-Fotoadapter oder Greenough-Stereomikroskopköpfe mit Befestigungsstift damit stabil an jedem normalen Laborstativ, wo diese in die Befestigungs-Muffe hinein passen verwenden!!
Umfallgefärdent ließen sie sich auch an meinen Ophthal-Stativen über die weit oben sitzende 15mm Befestigungsstiftaufnahme nutzen.

Hier die Kaufausstattung und ein paar mit u.A. Stativen aufgehübschte Fotos - das Ältere ist am Xb-Stativ befestigt:
20250831_175434__b.jpg

20250831_174524__b.jpg

20250831_174622__b.jpg

20250831_180355__b.jpg

20250902_112938__b.jpg



Die passende Literatur zu dem Älteren ist hier zu finden:

Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
"Die Anwendung der Stereoskopie bei der Darstellung anatomischer und chirogischer Objekte" von L.Drüner - eingegangen am 25.08.1919, vorgelegt von H.Braus

http:/digi-hadw-bw.de/view/sbhadwmnkl_b_1919_5_0001




In dem Artikel ist ein Stereo-Bildbetrachter abgebildet. Dieser oder ein Ähnlicher wird sich auch noch bezahlbar finden lassen, um dann zukünftige die mit Digi-Kamera gemachten "Photogramme" als Ausdrucke in FARBE richtig betrachten zu können (sofern man zu den 80% gehöhrt, die dieses sehen können).
Auf eine Abbildung meiner mit dem Handy gemachten Stereobild-Erstversuche verzichte ich, da dieses nicht ohne ein Extra-Stativ z.Z. gut auf zu nehmen sind bzw. die Möglichkeit der richtigen Betrachtung/Beurteilung fehlt.


Generelle Anmerkung zu diesem Artikel: Für mich als Nichtmediziner ist die u.A. dort beschriebene "Probengewinnung und -untersuchung" schon etwas gruselig.




In den Zeiss-Katalogen die mir zur Verfügung standen, habe ich solche 6x6 Stereo-Aufsätze mit der Bezeichnung "Stereoskopkamera nach DRÜNER" erst ab 1927 entdeckt - diese waren aber weiter entwickelt als meine beiden.
Im Zeiss-Archiv sind 1912 bzw. 1928 für diese 6x6-Plattenversionen gelistet.

1912:  https://www.archive.zeiss.de/vtrech.FAU?sid=9B05E16C&dm=2&RO_ZEILE_1=Stereoskopkamera


Eine Archiv-Anfrage bei Dr. Wimmer hat leider keine Fertigungs-Listungen meiner beiden Geräte ergeben.

Der Artikel zur ursprünglichen Neuentwicklung (mit 9x6cm) von 1900 ist im Internet nicht frei zugänglich.
"L.Drüner: Über Mikrostereoskopie und eine neue vergrößernde Stereoskopkamera, Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie.,17, 281-293 XVII. 1900 und Druckschrift "Mikro 257" "

Berndt-Joachim Lau hat in seinem 5.ten Biographie-Teil zu Horatio S. Greenough (z.B. über Wikipedia zu finden) einen Verweis zu diesem Beitrag gemacht und folgendes Bild dort auf Seite 33 mit veröffentlicht.

Neue_vergrössernde_Stereocamera1900-LDrüner.jpg



Norman

Norman

Fortsetzung/Korrektur:
Der genannte Artikel von L.Drüner von 1919 ist aktuell unter folgendem Link zu finden:

https://digi.hadw-bw.de/view/sbhadwmnkl_b_1919_5

Hier noch ein Bild aus diesem Artikel:
StereoMikrosDrüner1919.jpg






P R O T O T Y P !!!

Bei ebay bin ich vermutlich auf einen Prototyp eines noch älteren Zeiss Greenough Stereo-Mikroskopes gestossen.

https://www.ebay.de/itm/236312834808?_skw=carl%20zeiss%20mikroskop&itmmeta=01K4YEBMC1KR69TSMN8BPW9TGQ&itmprp=enc%3AAQAKAAAA0MHg7L1Zz0LA5DYYmRTS30m0lvdSuLv4d8j50A9SCdIP5PWjWyt8O4vLfIbX9va6TexHgUzP8zGRCvM5Fcx4X%2FhBGZwN6iL%2Fw%2BTbXQdfNlCy06bBMzRMd1MjiSZEcUNWlh7HnDzaxMzB1lkORcqLgr90prmT3MT29mQ8kCH37zmXZVYj0pJpb66u4aRT%2FaGQiN4C3uziG06dQg0j0Ac06bhjHKZCHisxQ8AgA4G2eGXAhJ%2FccVAmAsOgf7JKJpmsXKLlUBFHarpzz1gg6bGSAJA%3D%7Ctkp%3ABk9SR5LGrs6nZg




Bei den veröffentlichen Bildern war kein Hersteller und keine Seriennummer sichtbar. Diese Angaben wurden aber ohne Fotos nachgereicht - "Auf der Platte steht Carl Zeiss Nummer 20875".
Ich muss meine Annahme, dass die Fa. Carl Zeiss keine Prototypen in den Fertigungslisten veröffentlich hat korrigieren! Es sind einige Stereo-Mikros im Bereich der genannten Seriennummer zu finden!!
Beim Recherchieren/Verhältnisbestimmen der ersten Xa- zu den Xb-Stativen in den Fertigungslisten habe ich diese Dank der fehlenden Typenbezeichnung unter der vielzahl an produzierten Mikroskopen schlicht übersehen. Interessant ist auch wo diese ersten Exemplare hingingen...
 





Über den Verkäufer/in habe ich versucht zu dem Neubesitzer einen Kontakt zu knüpfen (leider bisher ohne Erfolg).  - Schade - schade - schade...
Auch der "Autor aus dem Hintergrund" hatte sich sehhhhr wissensdurstig gezeigt!!

Bilder von diesem aussergewöhnlichen Stück kann/darf ich daher nicht mit einstellen und nur eine oberflächliche Geräte-Beschreibung für den irgendwann erlöschenden ebay-Link liefern.


Der Stativkörper ähnelt einem IX-Stativ mit Rundtisch ohne eine Armlehnenaufnahme, welche beim 28068 schon vorhanden sind. Es besitzt ebenfalls einen relativ langen spitzen Zwischentubus, aber noch keinen Schlitten für die Stereo-Optik -die hier einzeln eingeschraubt werden-. Der Mahagonikasten hat keine Einschübe für einen Okularhalter, ähnelt späteren Greenough-Kästen und ist deutlich grösser als der unten Verlinkte vom IX.
In wie weit die übrigen Abmessungen wie Prismenkopf oder Okulartuben No. 28068 entsprechen währe wohl nur über einen Direktvergleich oder mittels Messschieber möglich.

Hier ein jüngeres IX-Mikroskop von 1914, was im Fuss eher No. 28068 entspricht!

Zeiss-Stativ IX.jpg




Ein dem Prototyp noch ähnlichers "hochbeinigeres" -älteres- IX-Stativ ist auf Prof. Mappes Homepage zu finden:

http://www.museum-optischer-instrumente.de/zeiss_14902.html




Norman