CZJ Lumipan Feintrieb zur Ansicht

Begonnen von Maria, Oktober 10, 2025, 12:31:21 NACHMITTAGS

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Maria

Moin

nachdem ich mich nun mit der Beleuchtungseinheit und deren Funktion bestens auskenne, habe ich mir jetzt mal den Feintrieb vorgenommen. Also ich habe hier ein Lumipan, dass ist zum Üben. Oberhalb des Fußes fehlt so einiges und man kann es auch nicht mehr aktivieren. Es fehlen die kleine Druckplatte, Feder und vor allem das komplette "Uhrwerk". Da war ein Mader am Werk!! Aber ich will ja auch mal wissen, wie der Feintrieb funktioniert. Ich kenne den Feintrieb vom Lg gut. Aber hier ist er ja ganz fein gelagert und aufgebaut. Ich vermute mal auf Rollen. Respekt vor der Qualität dieses Lumipans.

Ich möchte nur ein paar Fotos zeigen, wie es in der Führung so aussieht. Ist alles noch verharzt. Werde ich mal reinigen und gucken, ob das wirklich Rollen sind. Ich werde davon berichten. Werde den Trieb reinigen, neu fetten und gut verpackt in die Bastelkiste legen.

LG
Maria

jochen53


liftboy

Hallo Jochen,

ZitatDas sind vermutlich Nadellager-Rollen.

genau! Das sind Rollenlager, und wie bei meinen russischen Großmikroskopen nicht in Käfigen gegen verschieben gesichert, sondern nur mit Fett "eingeklebt".
Die Reparatur wird übel, wenn man sich den genauen Platz der Rollen nicht merkt, und zum Einbau zu weiches Fett nimmt (Trick: Fett und Teile vorher in den Kühlschrank).

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Maria

@ Wolfgang

Alle Rollen haben den gleichen Durchmesser. Von daher brauchte ich mir nicht die Reihenfolge zu merken. Danke für den Hinweis auf das richtige Fett. Ich habe FGF5 mit Haftzusatz genommen und alle Rollen eingeklebt. Das hat wunderbar geklappt. Interessant ist die Justierung der großen Stifte: das erfolgt über eine kleine Seitenklappe. Das hat auch wunderbar geklappt. Jetzt habe ich eigentlich alle kritischen Bereiche am Lumipan zerlegt. Vom "Uhrwerk" lässt man sowieso die Finger!! Also tolles Teil dieses Lumipan. Alleine diese Schwalbenschwanzführung mit den Rollen am Feintrieb ist genial...

VG
Maria

Maria

#4
@ Wolfgang

Was ich mich frage ist, ob die vielen kleinen Rollen im Fett bei Bewegung wirklich rollen? Die längeren parallel liegenden längeren Rollen rollen dann gegeneinander und die kurzen im separaten Blech rollen dann im Blech? Oder rutschen die nur? Wie muss man sich das vorstellen? Ich will es ja nur verstehen...

LG
Maria

reblaus

Vielleicht ist die erhöhte Haftreibung beim Grobtrieb ja erwünscht?

Gruß

Rolf

jochen53

Ob die Rollen rollen, hängt von der Belastung, der sog. spezifischen Flächenpressung, ab. Zwischen Rolle und der Gegenfläche baut sich ein Schmierfilm auf und wenn der bei sehr hohen Flächenpressungen durchbrochen wird, kommt es zum Metall-Metall-Kontakt, bei dem die gehärteten Nadellagerrollen der härtere Partner sind, dann müssen sie bei einer Relativbewegung zwangsweise rollen. Durch die Hart-Weich-Paarung vermeidet man Fressen. Dazwischen werden die Kräfte durch die Viskosität des Schmierstoffs übertragen und die Rollen können trotzdem rollen, aber evtl. mit Schlupf. Solche Konstruktionen mit Nadellagerrollen macht man immer dann, wenn es um sehr spielarme und präzise Bewegungen und Postionierungen geht. Bei den Rollen handelt es sich sehr wahrscheinlich um serienmäßige Nadellagerrollen aus 100Cr6 in genormten Maßen, die sind hoch gehärtet und präsisionsgeschliffen (vermutlich auf < 1/100 mm Toleranz).
Jochen

Maria

Hallo Jochen,

vielen Dank für Deine sehr ausführliche Beschreibung der Funktion der Rollen. Ich habe das auch soweit alles verstanden. Da kam bei mir schon die nächste Frage. Aber Du hast sie ja ansatzweise schon beantwortet: ich verstehe noch nicht so ganz, warum bei der CZJ Lg Ausführung ohne Rollen konstruiert worden ist. Beim Lg gleitet der Feintrieb nur über einen Fettfilm. Vielleicht ist es bei den höherwertigen Lgs anders. Der Kragarm ist bei beiden Lg und Lumipan vom Gewicht her etwa gleich. Der Aufbau also - was man oben noch draufpacken kann an Kameraadaption etc. -  ist auch ähnlich. Also meine Frage: warum wurde wohl beim Lg mit Fettfilm und beim Lumipan mit Rollen gearbeitet :-\ . Waren ja parallel auf dem Mark. Habe irgendwo gelesen, dass das Lumipan eher für den Westexport wegen DM gebaut wurde und in den DDR Laboren kaum zu sehen war. Und da hat man für den Westexpert qualitativ noch eine Verbesserung mit diesen Rollen gemacht. Die Wartung von CZJ Mikroskopen ist wohl von Westfirmen oder Zeiss West durchgeführt worden.

LG
Maria 

jochen53

Hallo Maria,
warum man das gemacht hat, wird man wohl heute nur noch vermuten können. Eine Konstruktion mit Rollen ist natürlich viel aufwendiger und erfordert viel mehr Arbeitsstunden an hochpräziser Metallbearbeitung und später vielleicht auch noch an manueller Feinabstimmung und Justierung. Vielleicht spielt auch der Ziel-Kunden und Anwenderkreis eine Rolle. In klinischen Labors sitzt 8 Std./5 Tage jemand an so einem Instrument und wenn das nach kurzer Zeit ausgeleiert ist und der Objekttisch durchrutscht, macht das keinen guten Eindruck. In einem Labor, wo man ein Mikroskop nur gelegentlich nutzt, reicht auch die weniger aufwendige, wesentlich billigere und in größeren Stückzahlen zu produzierende Variante.
Die Montagefirma, die Dir eine Einbauküche einbaut, nutzt auch keine Akkuschrauber von Lidl. Wenn der während eines Auftrags ausfällt, können die nicht mehr weiter arbeiten. Wer nur gelegentlich ein IKEA-Regal aufbaut, kommt mit dem Lidl-Gerät auch zurecht (wenn nicht nach ein paar Jahren Nichtnutzung der Akku hinüber ist).
Viele Grüße, Jochen

Maria

Hallo Jochen

Du hast es sehr blumig erklärt und beschrieben. Ich danke Dir dafür und ich habe es verstanden.... ;).

LG
Maria

 

lumipan

hallo Maria,

ich bewundere dein Geschick und dein Engagement. Ich habe einfach zuviel Beklemmung etwas zu zerstören wenn ich mich an einem Mikroskop vergreifen würde. Zur Qualität des Lumipans: es stammt ja ursprünglich von 1939 und war damals das wirkliche Flagschiff der der Zeiss L-Serie. Zeiis Jena hat es etwas abgewandelt noch ewig produziert. Mir hat jemand erzählt dass die Wartezeit damals ab Bestellung wohl 6 Jahre betragen haben soll. Die Teile vor 1945 die ich kenne sind auch immer an preffered customer geliefert worden. Viel Erfolg weiterhin und viel FReude damit

dirk