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Zieralgen

Begonnen von Bernd, Dezember 14, 2025, 12:07:51 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebe Zieralgenfreunde,

zur Zeit ist optimales Wetter für die Suche nach Zieralgen. Jedenfalls dann, wenn man, wie ich hier im Taunus, kein Moor in der näheren und weiteren Umgebung hat und deshalb Zieralgen in Waldpfützen suchen muß. Die Niederschläge in den letzten Wochen haben dafür gesorgt, daß alle Pfützen randvoll und auf Grund der milden Temperaturen auch nicht durchgefroren sind.
In der Probe aus der ersten Pfütze mit einem dichten grünen Bewuchs am Boden hatte ich auf ein reiches Artenspektrum gehofft. Zuhause mußte ich dann aber feststellen, daß es sich, bezogen auf Desmidiaceen, um eine Reinkultur von Micrasterias thomasiana handelte.

Micrasterias-thomasiana.jpg

Das Phänomen, daß sich in einer Pfütze nur eine einzige Art massenhaft vermehrt, habe ich schon öfters beobachtet.

In einer anderen Pfütze habe ich neben wenigen M. thomasiana viele Closterium ehrenbergii und Spirotaenia condensata gefunden. Hier DIC-Bilder von S. condensata, auf zwei verschiedene Ebenen fokussiert.

Spirotaenia-condensata_1.jpg

Nach der Zellteilung liegen beide Tochterzellen zuerst dicht beieinander. Später sind sie dann weiter voneinander entfernt, aber durch Gallerte noch miteinander verbunden.

Spirotaenia-condensata_2.jpg

Spirotaenia-condensata_3.jpg

Die Gallerte ist weder im Hellfeld noch im DIC (oben) zu erkennen, läßt sich aber in Tuschepräparaten sehr schön sichtbar machen.

Spirotaenia-condensata_4.jpg

Auch die ausgewachsenen Zellen von S. condensata sind immer von einer dicken Gallertschicht umhüllt.

Spirotaenia-condensata_5.jpg

Viele Grüße
Bernd

Peter T.

Hallo Bernd,

tolle Bilder! Vor allem die Tuschepräparate finde ich beeindruckend.

Schöne Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Siegfried

#2
Hallo Bernd,
sehr interessanter Beitrag mit sehr schönen Doku-Fotos. Das mit den Pfützen und Fahrrinnen habe ich auch schon praktiziert und auch dort in feuchten Sommern uA. Micrasterias gefunden. Deinen Tipp auch jetzt dort zu suchen werde ich in die Tat umsetzen. Danke für den Tipp. Hatte mich schon auf Winterruhe eingestellt. 8)
Das mit den Tuschepräparaten war mir auch neu, da habe ich mich gerade belesen. Ist da diese chinesische Tusche angezeigt? Davon habe ich auch gelesen.
https://www.gerstaecker.de/talens-chinesische-tusche.html?channable=00c1b0696400353334393337303093&variant=53493700&gad_source=1&gad_campaignid=17444482964&gclid=EAIaIQobChMIkO-01oO9kQMV45WDBx0iMDr_EAQYBCABEgK5rfD_BwE
  Gruß von Siegfried

Bernd

Hallo Sigfried,

ja, es muß chinesische Tusche - aus Partikel - sein, keine Tinte. Ich hatte mir welche bei einem lokalen Händler für Kunst- und Bastelbedarf gekauft. Die kleinste Packungsgröße reicht für alle Zeiten. Die Partikel sollten so fein wie möglich sein. Ich habe aber keine Ahnung, ob die Partikelgröße irgendwie und -wo angegeben wird und einfach auf gut Glück gekauft.

Hier meine Methodenbeschreibung: Chinesische Tusche (Ami G-6904T) wurde 1:10 mit Wasser verdünnt und 3 min im Ultraschallbad behandelt um eine feinere Partikelgröße zu erzielen. Zu 30 µl Probe wurden 10 µl Tusche gegeben, vermischt, ein Deckglas aufgelegt und im Hellfeld oder DIC mikroskopiert. Bei dicken und dünnflüssigen Gallerthüllen ist eine hohe Schichtdicke wichtig, damit die Gallerthülle nicht durch den Deckglasdruck auseinandergedrückt und zerstört wird. Bei zäheren Gallerten kann ein kleineres Probenvolumen gewählt werden. Eine Verringerung des Probenvolumens durch Absaugen mit Filterpapier oder Verdunstung führt dazu, daß die Tuschepartikel zum Deckglasrand wandern und ihre Dichte im Präparat signifikant abnimmt.

Viele Grüße
Bernd

Siegfried

Hallo Bernd,
vielen Dank für die detaillierte Beschreibung deiner Vorgehensweise.
   Gruß von Siegfried

anne

Lieber Bernd,
wie immer eine klasse Doku mit Bildern höchster Qualität.
Die Tusche Bilder haben mich sofort an das Buch von Hilda Canter-Lung und John WG Lund erinnert, Freshwater Algae. Dort ist die Methode häufig angewandt worden auch in Kombination mit Phasenkontrast.
lG
anne

Monsti

Hallo Bernd,

vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Das mit der Tusche ist mir auch neu. Mitunter erkennt man die Gallerte allerdings auch deutlich, wenn sie randlich von Bakterien besiedelt wird.

Viele Grüße
Angie

jcs

Hallo Bernd,

eindrucksvolle Aufnahmen! Den Trick mit der Tusche kannte ich auch nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass die Gallertschicht so dick ist, spannend.

LG
Jürgen

purkinje

Hallo,
sehr schöne Darstellung dieser Zieralgen.
Die Tusche- oder Nigrosin-Negativfärbung ist übrigens in der medizinischen Mikrobiologie immer noch ein erster Schnelltests auf Kryptokokken in Liquor oder Sputum, einer der bedrohlichsten menschlichen Pilzerkrankungen weltweit. Hierzulande zu Hochzeiten vieler AIDS-Erkrankungen leider auch keine Rarität gewesen.
Beste Grüße Stefan

Bernd

Zur Tuschefärbung haben mich natürlich die Bilder aus dem Buch von Hilda Canter-Lund und John WG Lund, Freshwater algae - their microscopic world explored, inspiriert. Ich finde, es ist eine wirklich schöne und noch dazu sehr einfache Methode um Gallerthüllen sichtbar zu machen.

Viele Grüße
Bernd

Gerd Schmahl

#10
Hallo,
ich nutze schon seit vielen Jahren die Kunstschrifttusche "Scribtol" von Pelikan für die Negativfärbung von Bakterien nach Prof. BURRI. Ich hatte damit auch schon mal die Schleimbahnen von Micrasterias sichtbar gemacht. Das ist wirklich eine superfeine Partikeltusche.
Hier mal Bakterien der Zahnzwischenräume:
K1024_IMG_0005 (2).JPG
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.