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Deckglas: Welche Stärke?

Begonnen von Günther Langer, Mai 16, 2010, 18:52:21 NACHMITTAGS

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Günther Langer

Hallo,

Deckgläser gibt es in verschiedenen Stärken: 0 = 0,08 - 0,12 mm; 1 = 0,13 - 0,16 mm; 1 1/2 = 0,16 - 0,19 mm; 2 = 0,19 - 0,22 mm.

Die "normale" Deckglasstärke sollte 0,17 mm betragen. Im Handel sind meist DGs der Kategorie 1. Für höher aperturige
Objektive sollten die DGs möglicht 0,17 mm betragen.

Welche Kategorie sollte man wählen, wenn man nicht die teueren 0,17 mm DGs mit geringer Streuung kaufen will, die es zudem
nur in 1000er Packungen gibt?

Viele Grüße

Günther Langer
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Detlef Kramer

Lieber Günther,

normalerweise bekommst Du die Deckgläser der Kategorie 1. Die sind ein guter Kompromiss, denn, und das wird oft vergessen, zu der Deckglasdicke addiert sich ja optisch noch die Schicht darunter.

Nur, wenn Du das allerletzte aus Deinen Objektiven heraus reizen willst, nimm die Selektierten. Aber prüfe, bevor Du die zweite Packung bestellst, ob du wirklich den Unterschied wahrnehmen kannst.

Herzlich-kritischen Gruß

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Günther Langer

Hallo Detlef,

danke für die Aufklärung! Die Addition DG + Schicht darunter hatte ich nicht bedacht bzw. nicht gewusst.
Bisher hat sich für mich diese Frage gar nicht gestellt. Aber im Moment arbeite ich mich in die Pollenanalyse ein in Bezug auf Wildbienen. Alles was blüht wird im Moment zu Präparaten verarbeitet, um Referenzpräparate zu erhalten - trotz Beug und Hesse  et al.

Mich haben die Hinweise in der Fibel etwas irritiert, weil ich eben u.a. recht hochaperturige Planapos habe. Diese Objektive habe ich bisher nur mal ausprobiert und eigentlich auch gar nicht verwendet. Bei den Pollen sind sie jetzt natürlich gefragt.

Viele Grüße

Günther

PS: Ich habe Dir noch eine PN geschickt, d.h. ich werde das gleich machen.
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

peter-h

Hallo Herr Langer,

bis 40/0,65 geht es ohne die genaue Dicke, oder besser gesagt, diese Objektive nehmen eine Abweichung nicht so übel. Meine Objektive ab NA. 0,85 , 0,90, 0,95 haben alle einen Korrekturring für die Stärken von 0,11 - 0,22 mm.
Je nach Objekt ist diese Einstellung auch sehr sichtbar und unumgänglich nötig.
Bei dick eingedeckten Präparaten muß ich sehr sorgfälltig zwischen "direkt am Deckglas" oder etwas "tiefer" die Korrektur anpassen.
Und selbst ein Plan Neo 63/1,2 Wasser von Zeiss hatte diese Korrekturmöglichkeit und zeigt wie empfindlich manche Objektive reagieren können.
Meine Deckgläser haben alle (1) und liegen im Schnitt bei 0,155 (gemessen). Kein Problem wenn das Objektiv ein K in der Gravur hat.

Gruß
P. Höbel

Eckhard F. H.

ZitatUnd selbst ein Plan Neo 63/1,2 Wasser von Zeiss hatte diese Korrekturmöglichkeit und zeigt wie empfindlich manche Objektive reagieren können.

Nanu, ist auch bei Immergierung die Deckglasdicke ein Kriterium? Bin leicht verunsichert.
Gruß - Eckhard N.

peter-h



Bei solch hoher Apertur muß ein Sysstem sehr genau angepaßt werden. Daher die Korrekturmöglichkeit.

Gruß
P. Höbel

Klaus Henkel

Zitat von: E. Nowack in Mai 17, 2010, 07:35:51 VORMITTAG
ZitatUnd selbst ein Plan Neo 63/1,2 Wasser von Zeiss hatte diese Korrekturmöglichkeit und zeigt wie empfindlich manche Objektive reagieren können.

Nanu, ist auch bei Immergierung die Deckglasdicke ein Kriterium? Bin leicht verunsichert.
Gruß - Eckhard N.

Selbstverständlich!

Erstens sind nicht alle Immersionsmittel "homogen" wie ein Öl, das den gleichen Brechungsindex wie ein Deckglas oder eine Objektivfrontlinse haben kann (aber nicht muß!). Denken Sie an eine Wasser- oder an eine Glyzerinimmersion!

Zweitens erlaube ich mir, meine eigene Mikrofibel zu zitieren:
"Wenn eingangs erwähnt wurde, die Deckglasdicke könne bei der homogenen Immersion im Bereich des Arbeitsabstandes des Objektivs vernachlässigt werden, weil homogene Ölimmersionen gegen Deckglasdickenabweichungen nicht empfindlich sind, so ist das zwar richtig, jedoch nicht uneingeschränkt. Zwar  zählt bei Immersionsobjektiven die Gesamtdicke von Einschlußmittel, Deckglas und Ölschicht als Ganzes, und die ist immer gleich dick, wenn das Objektiv richtig fokussiert ist. Doch gilt das streng genommen nur für die homogene Immersion, also wenn Brechzahl und Dispersion für Deckglas, Immersionsöl und Objektivfrontlinse gleich sind. Bei den heutigen Immersionen wird jedoch vom Homogenitätsprinzip nicht mehr Gebrauch gemacht, Brechzahlen und Dispersion unterscheiden sich mehr oder weniger. Wenn das Dickenverhältnis von Einschlußmittel und Deckglas zur Ölschicht stärker zulasten des Immersionsöls geht, wird die Objektivkorrektion zu sehr gestört, das Bild ist dann nicht optimal."

So steht es im Kapitel 5.3.5, das ich nebst dem gesamten Abschnitt 5.3 und dem Kapitel 4.1.9 Vom Umgang mit dem Immersionsobjektiv und dem Immersionsöl Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit empfehlen möchte. Aber nicht nur Ihnen!

Gruß KH

Eckhard F. H.

Vielen Dank für die Nachhilfe, lieber Herr Henkel. Die betreffende Stelle der Fibel hatte ich überlesen, da andere Literaturstellen bemerken, daß Deckglasdicken bei Immersion aufgrund der geringen Brechzahldifferenzen zwischen Immersionsmedium und Glas vernachlässigbaren Einfluß haben. 
Gruß - E. Nowack

Franz

Um die Deckglasdichte selber zu messen habe ich mir eine billige (analoge) Bügelmessschraube mit einem Halter gekauft und komme damit gut aus. Ich weiss dann wenigstens in welchem Bereich ich mich bewege.

Viele Grüße
Franz

wilfried48

Lieber Herr Henkel,

streng physikalisch gesehen haben sie ja recht, aber ist der Unterschied wirklich so gross ?

Ich habe hier von Zeiss nur Ölimmersionsobjektive (auch PlanApochromaten) rumliegen, die bei der Angabe
der Deckglasdicke nur einen - (Strich) stehen haben, was bei Zeiss bedeutet unkritisch gegen Abweichungen von der
idealen Deckglasdicke 0,17. Aber ich glaube das haben wir an anderer stelle schon mal ausgiebig diskutiert
Bei Wasserimmersionen spielt es in jedem Fall eine grössere Rolle, sonst wäre ja kein Korrekturring dran.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Klaus Henkel

Zitat von: wilfried48 in Mai 17, 2010, 18:28:14 NACHMITTAGS
Lieber Herr Henkel,

streng physikalisch gesehen haben sie ja recht, aber ist der Unterschied wirklich so gross ?


Lieber Herr Nisch!

Der wahre Wissenschaftler bzw. Forscher fragt nicht danach, ob seine Erkenntnis eine praktische Bedeutung hat. Er stellt zum Beispiel fest, wie schnell ein Unkraut wächst. Es auszurotten, ist nicht seine Aufgabe.
Aber Scherz beiseite.

"Groß" bleibt immer relativ in Bezug auf die Beobachtungsaufgabe, die man sich stellt. Auf die persönliche "Sehschärfe" kommt es sicherlich auch an. Es muß aber betont werden, daß eine sehr gute Beleuchtung sehr gut eingestellt sein muß, damit man solche Unterschiede in Auflösung, Kontrast und Korrektion leicht erkennen kann.

Mit der Vervollkommnung der Transmissions- und Rasterelektronenmikroskopie sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr diffizile Feinst-Untersuchungen nach dorthin abgewandert, so daß mir jetzt auch keine (Lebend-) Untersuchungen einfallen, bei denen solche Feinheiten eine wichtige Rolle spielen. Aber ich bin weder Mediziner noch Biologe. So muß ich mich darauf beschränken, neutral zu berichten, "was Sache ist". Ich korrigiere damit die immer wieder einmal vorgebrachte Behauptung, daß die Deckglasdicke optisch keine Rolle spiele bei einer Ölimmersion. Was der praktische Mikroskopiker daraus für Konsequenzen für seine eigene Anwendung ziehen sollte, will ich weder beurteilen noch beeinflussen. Der eine wird Fünfe gerade sein lassen, der andere will aber vielleicht alles exakt nach der "reinen Lehre" machen.

Gruß KH