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Gunther Chmela: RFB

Begonnen von ***, Oktober 18, 2008, 09:38:03 VORMITTAG

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Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht

Günter

Hoffentlich im Sinne von Gunther Chmela kopiere ich seinen ursprünglichen Beitrag
http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,52488,52488#msg-52488  an diese Stelle
Günter




Tip 3 für Zeissianer: RFB
geschrieben von: Gunther Chmela
Datum: 10/10/08 14:50

Wieder die obligate Einschränkung: Für Zeiss Standard WL mit Phako-Kondensor (mit Klapplinse!) und vergleichbare Mikroskope.

Ringförmige Beleuchtung (RFB, bzw. COL)

Jetzt muss man allerdings basteln, aber wenn man das wie hier beschrieben einmal macht, dann spart man sich in der Zukunft eine Menge ,,Fummelei"! Es wäre aber gut, wenn man, bevor man darangeht, zuerst meinen Artikel auf der Internetseite der MVM lesen würde

[www.mikroskopie-muenchen.de]

oder den entsprechenden Artikel im Mikrokosmos 94 (2005), Heft 5.

Ein Phako-Kondensor hat meistens einige Leerstellen. Die kann man bestens benützen, um dort Blenden nach eigenem Bedarf einzubauen. Für RFB geht es im Prinzip darum, dort auf jedem freien Platz eine Zentralblende zu installieren, die für jeweils ein Objektiv (in günstigen Fällen auch für zwei) eine optimale RFB-Blende ist. Das Problem ist, dass das Ausprobieren des richtigen Blendendurchmessers eine ziemliche Spielerei ist. Warum? Zum vorläufigen Probieren muss man Zentralblenden auf den Filterhalter des Kondensors legen. Wenn man dort die passende gefunden hat, heißt das aber nicht, dass das auch der richtige Durchmesser für die Leerstelle in Revolver ist, denn dort sitzt die Blende viel näher an der Ebene der Aperturblende! Man muss also schätzen und ggf. die Mühe auf sich nehmen, die Blende in der Leerstelle mehrmals aus- und wieder einzubauen. Das ist sehr lästig, aber wenn's einmal stimmt, dann stimmt's für immer – das ist der Vorteil!

Wie baut man die Blenden in die Leerstellen ein? Man braucht auf jeden Fall einen farblosen, völlig transparenten Träger. Wenn man Glück hat, findet man ein rundes Deckglas mit geeignetem Durchmesser, auf das man die Zentralblende kleben kann, und das in eines der ,,Löcher" des Revolvers passt. Wenn diese Möglichkeit ausscheidet, dann kann man mit einer Fein-Laubsäge (wie sie z.B. Uhrmacher benützen) aus einer klaren CD-Hülle entsprechende runde Scheiben ausschneiden.

Hat man die passende Blende gefunden, dann muss zumindest eine grobe Vorzentrierung erfolgen. Das geht so: Die Klarscheibe, die die Blende trägt, wurde geringfügig kleiner gewählt als der Durchmesser der Leerstelle. Nun fixiert man die Scheibe mit zentral aufgeklebter Blende mit einem kleinen Stück langsam erhärtender Klebemasse am Rand (z.B. UHU stick, mit einer Lanzettnadel entnommen) an zwei oder drei Punkten. (Anmerkung: Es muss ein Klebstoff sein, der sich auch Jahren noch wieder restlos entfernen lässt!) Der Kondensor wird ohne Abdeckung eingesetzt und man blickt durchs Mikroskop – entweder durch das Einstellfernrohr oder die Ph-Stellung am Optovar. Mit einer Präpariernadel kann man jetzt durch das Loch im Objekttisch die Scheibe samt Blende vorsichtig verschieben. Dann lässt man das Ganze ein paar Stunden in Ruhe, bis der Klebstoff erhärtet ist. Die Feinzentrierung kann man dann von Fall zu Fall mit den Zentriervorrichtungen am Kondensor vornehmen.

Zur Anwendung des Verfahrens siehe meinen oben verlinkten Artikel oder den Artikel im Mikrokosmos!

Die so erstellten Zentralblenden lassen sich dann auch sehr gut als Dunkelfeldblenden für Objektive niedrigerer Apertur verwenden! Oft erzielt man auch Grenzdunkelfeld, nämlich dann, wenn die Zentralblende für RFB eine Spur zu groß ist (der dunkle Fleck im Gesichtsfeld lässt sich zwar durch Heben des Kondensors beseitigen, das Feld bleibt aber etwas abgedunkelt)!

In manchen günstigen Fällen lassen sich sogar die bereits vorhandenen Phasenblenden 2 und 3 als RFB-Blenden verwenden – das hängt vom jeweiligen Objektiv ab, und zwar von dessen Maßstabszahl UND Apertur!

Viel Spaß!
Gunther Chmela

P.S.: Eine Anmerkung noch zur der Bezeichnung RFB = Ringförmige Beleuchtung. Das Kürzel ist eine Erfindung von Pascal Ballester, mit dem zusammen ich den entsprechenden Artikel im Mikrokosmos geschrieben und ein diesbezügliches Referat bei der MVM gehalten habe.
Wir haben die Bezeichnung so gewählt, weil uns die viel ältere Bezeichnung COL nicht recht gefallen wollte. Grund: ,,Circular Oblique Lighting" enthält das Wort ,,schief", und man wird wohl damit immer ,,Beleuchtung mit Azimut" assoziieren. RFB hat aber kein Azimut, auch wenn das Licht natürlich von allen (!) Seiten ,,schief" einfällt!
Man sagt ja auch nicht ,,Schiefes Dunkelfeld", wenn man das normale Dunkelfeld meint (nicht das kürzlich von mir beschriebene) – und dort ist das Licht noch viel schiefer!
über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

TPL

#2
ZitatP.S.: Eine Anmerkung noch zur der Bezeichnung RFB = Ringförmige Beleuchtung. Das Kürzel ist eine Erfindung von Pascal Ballester, mit dem zusammen ich den entsprechenden Artikel im Mikrokosmos geschrieben und ein diesbezügliches Referat bei der MVM gehalten habe.
Wir haben die Bezeichnung so gewählt, weil uns die viel ältere Bezeichnung COL nicht recht gefallen wollte. Grund: ,,Circular Oblique Lighting" enthält das Wort ,,schief", und man wird wohl damit immer ,,Beleuchtung mit Azimut" assoziieren. RFB hat aber kein Azimut, auch wenn das Licht natürlich von allen (!) Seiten ,,schief" einfällt!

Lieber Herr Chmela,
in der Auflicht-Mikroskopie wurde diese Beleuchtungsform von Erich Stach (Stach, E. 1949. Lehrbuch der Kohlenmikroskopie, Band 1, Verlag Glückauf, Kettwig; S. 97), dem Entwickler der nach ihm benannten Blende, als "Allseitig schiefe Beleuchtung" bezeichnet. Der Begriff "schief" bezieht sich ja nicht auf ein Azimut, sondern auf das Abweichen von der Parallelität (oder sub-Parallelität) zur z-Achse des Mikroskops. Stach entwickelte die Blende in den 1930er Jahren und hob bereits damals die auflösungsverbessernde Wirkung der allseitig schiefen Beleuchtung hervor. "Circular Oblique Lighting" ist also eine sehr treffende Übersetzung dieses bereits existierenden Begriffes ins Englische. Die Rückübersetzung ins Deutsche ("Ringförmige Beleuchtung") ist zwar sachlich nicht falsch, aber weniger präzise als Stachs Begriff, da sie im Grunde auch eine für Phasenkontrast gedachte Beleuchtung mit einem engeren Lichtring einschließt, der die wesentlichen Eigenschaften der allseitig schiefen Beleuchtung fehlt.

Rene

'Annular lighting' was the proper Victorean terminology in the 19th century...

Grusse, René.

Gunther Chmela

Lieber TPL,

eine wichtige Anmerkung vorweg: Weder ich noch Pascal Ballester, mit dem zusammen ich den oben erwähnten Mikrokosmos-Artikel verfasst habe, erheben Anspruch darauf, das Verfahren womöglich erfunden zu haben. Auch haben wir zu keiner Zeit Titelschutz für den gewählten Namen begehrt.

Die Geschichte, die dem Artikel vorausging, geht so: Vor etwa 20 Jahren habe ich für mich allein durch Herumbasteln am Mikroskop das Verfahren ,,erfunden" – ohne auch nur irgendeine Information darüber zu besitzen, dass andere da längst auch schon draufgekommen waren. Ich hatte damals kein Internet, und auch in der mikroskopischen Literatur war mir nichts Derartiges aufgefallen. Ich nannte die Methode ,,Ringförmiges Hellfeld" – sozusagen als Arbeitstitel, und in meinen persönlichen Notizen stand dafür das Kürzel ,,RH".

Bemerkenswert war, dass auch D. Gerlach in seinem Buch ,,Das Lichtmikroskop" diese Bezeichnung verwendet (allerdings ohne näher darauf einzugehen). Auch G. Göke benützte genau diesen Begriff, als ich mit ihm darüber korrespondierte. (Von ihm erfuhr ich übrigens dann zum ersten Mal, dass es sich um ein bereits seit langer Zeit bekanntes Verfahren handelte.)

Viele Jahre später habe ich mich dann mit Pascal in der MVM darüber unterhalten, und nachdem er das selbst ausprobiert hatte, machte er den Vorschlag, darüber einen Artikel zu schreiben. Selbstverständlich stießen wir dann bei Recherchen auch auf die längst bekannte Bezeichnung ,,COL". Pascal (er ist Franzose und lebt und arbeitet in Deutschland) wollte, so schien es mir, unbedingt eine deutschsprachige Bezeichnung und schlug eben jene ,,Ringförmige Beleuchtung = RFB" vor. Ich habe dagegen nicht protestiert, weil mir das, ehrlich gesagt, ziemlich wurscht war. Mir ging es um die Sache, an den Namen hab ich gar nicht gedacht.

Eigentlich ist es jetzt, in der Rückschau, bedauerlich, dass da eine derartige babylonische Sprachverwirrung herrscht. RH, COL, ASB und außerdem existiert noch eine französische Variante, abgekürzt mit ebenfalls drei Großbuchstaben – ich hab sie vergessen.

Der Titel des Mikrokosmos-Artikels lässt sich nun leider nicht mehr ändern. Ich kann für mich nur sagen, dass ich keineswegs auf der von uns damals gewählten Bezeichnung beharre.

Beste Grüße!
Gunther Chmela

TPL

Zitat von: Rene in November 06, 2009, 16:44:17 NACHMITTAGS'Annular lighting' was the proper Victorean terminology in the 19th century...

Hoi René,
any reference for that?
Nicht, dass ich das ernsthaft bezweifle, aber außer zahlreichen Verweisen auf Deinen eigenen (und übrigens ausgezeichneten!!) MicScape-Beitrag (http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artapr09/rvw-contrast.html) habe ich per Google-Stichwort ("annular lighting") nichts gefunden, was mir bei der Suche weiterhilft. Der Verweis auf Osama Okus Artikel ist mir bekannt, aber den würde ich nicht gern als "linguistisch relevant" gelten lassen ;).

Rene

Oh hallo Thomas, just saw your reply. If you google 'annular illumination,' more will come up. I have tried a quick search for it in the quekett archive, not that easy, and I have little time to go through a heap of old litererature. The first real match on annular illumantion was by Akehurst 1914 Some observations concerning substage illumination, Series 2 Vol XII with good diatom images but who points back to Carpenter (7th ed, 1891) who remarks that it is 'not to be recommended when a [diatom] structure is unknown as it is also liable to give false images'
See also Bridgman 1877 The ordinary condenser improved, or 'circular' illumination superseded, Series 1 Vol IV, but no reference to diatoms.
The darkfield condenser was already in production from the 1850's onwards, you can imagine the COL effects being studied very early on. See also Martin 1988 Early history of dark ground illumination with the microscope, Series 4 vol XIII

HTH, René