Botanik: Salix alba Tristis *

Begonnen von David 15, August 24, 2011, 13:35:14 NACHMITTAGS

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David 15

Hallo zusammen !

An einem schönen Sonntagsspaziergang , in der Nähe eines Waldstücks , ist mir die Trauerweide begegnet  ;) Ohne groß zu zögern habe ich mir sofort einige Stücke des Sprosses genommen .

Technik:

- 2h fixiert in 70 % Ethanol
- Querschnitte habe ich mit gewöhnlichen Rasierkligen und Möhren gemacht
- 10 m gefärbt mit Etzold blau
- Farbe abspülen mit dest. Wasser
- Entwässern mit 100 % Isopropanol über 3 Stufen
- Einschluss in Euparal

Hier die Ergebnisse:

Übersichtsaufnahme 125 X '' Autostitch ''


Leitbündel 400 X


Vernetztes Gewebe 500 X


Was ist das ? 500 X



Alles Fotos wurden mit einer 2MP Logitech Webcam erstellet

Viele Grüße
David




''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Fahrenheit

Lieber David,

ein schöner Stitch!

Dein letztes Bild zeigt auf den ersten Blick ein Stoma (Spaltöffnung) - ist etwas schwer zu erkennen. Der Bereich dahinter mit den gelb und rot gefärbten Zellen wäre dann interessant, vielleicht ein Pilz? Normalerweise sollte hinter der Spaltöffnung ein Interzellularraum liegen, der von normalen Parenchymzellen umgeben ist - und die sollten hier blau-grün sein.
Es könnte sich allerdings auch um eine Verletzung handeln - dann fast sicher mit einem Pilz. Die roten Zellen deuten auf sklerifizierte Zellwände hin, eine Abwehrreaktion gegen die Pilzhyphen.

Auch spannen finde ich die "vernetzten Zellen", normalerweise ein Aerenchym, aber im Spross einer Trauerweide hätte ich das nicht erwartet. Vielleicht eine Anpassung wegen der hohen Flexibilität der Sprosse von Salix alba Tristis.

Herzliche Grüße
Jörg
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Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

Lieber David,

schöner Schnitt. Das ist ja wohl ein sehr junger Trieb.


# Jörg
ZitatDein letztes Bild zeigt auf den ersten Blick ein Stoma (Spaltöffnung) - ist etwas schwer zu erkennen. Der Bereich dahinter mit den gelb und rot gefärbten Zellen wäre dann interessant, vielleicht ein Pilz? Normalerweise sollte hinter der Spaltöffnung ein Interzellularraum liegen, der von normalen Parenchymzellen umgeben ist - und die sollten hier blau-grün sein.

könnte das nicht auch eine Lentizelle im Vorstadium sein?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Hallo,
Zitatkönnte das nicht auch eine Lentizelle im Vorstadium sein?

Nicht auszuschließen. Es kann aber auch eine Reaktion auf die Infektion mit einem Pilz sein. Auf jeden
Fall hast Du, Klaus, richtig erkannt, meine ich jedenfalls, dass sich da ein Periderm bildet.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

#4
Lieber David,

vielleicht gelingt Dir noch eine bessere Aufnahme von dieser interessanten Stelle, mit der Schärfe auf den roten und gelben Zellen hinter dem blauen Zellenpaar. Sicher kann man dann besser erkennen, um was es sich handelt.

Lieber Klaus,

ja, eine Lentizelle könnte auch sein, das würde aber alleine nicht die roten Zellen erklären. Ich würde fast wetten, dass hier ein Pilz im Spiel ist.

Lieber Detlef,

bei der sekundären Rinde fühle ich mich immer noch sehr unsicher, da halte ich mich lieber zurück.  :)
Ich brüte gerade über Schnitten der Besenheide - wenn ich darf, schicke ich Dir mal ein Bild zur Begutachtung.

Herzliche Grüße
Jörg
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David 15

Hallo,

Vielen Dank für euer Lob !

Hier ist nochmal ein Bild des seltsamen Pilzes (?) Es ist allerdings nicht sehr viel besser da in diesem seltsamen Gebilde alles verwachsen ist und man nur schwer fokussieren kann .





@ Jörg: Ich habe heute noch einen Querschnitt der Trauerweide gemacht. Dieses mal von einem älteren Spross der schon leicht verholzt war.Bei diesem Querschnitt waren die vernetzten Zellen so gut wie verschwunden. Es gibt nur noch wenige Stellen an denen man erkennen kann das es dort einmal so etwas gab ! Nach dem ehemals vernetzten Zellen bildeten sich nun ein Ring aus roten (verholzten) Zellen. Dieser Kreis ist nicht vollständig geschlossen . Er bestteht aus vielen ovalen Teilen.  Das wird das Sklerenchym sein oder ?

Worauf ich nun hinaus will: Waren die vernetzten Zellen beim jungen Spross nur zur vorzeitigen Stabilität da ? Also Bevor das Sklerenchym eintritt ?

Viele Grüße
David
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Fahrenheit

Lieber David,

danke für die neuen Bilder!

Ich fange mal mit dem vermutlich einfacheren Thema an: das lockere Gewebe mit den großen Lakunen gehört m.E. zum Rindenparenchym. Die von Dir beschriebenen ovalen Sklerenchyminseln liegen vermutlich weiter innen und sind in Deinen hier gezeigten Schnitten auch vorhanden, allerdings noch mit quicklebendigen Zellen mit nur leicht oder noch garnicht lignifizierte Zellwände direkt auf das Phloem folgend.

Wenn das sekundäre Dickenwachstum einsetzt, gerät das Rindenparenchym und die Epidermis (Primäre Rinde) zunächst unter Druck, um dann später hinzureißen und abzufallen. Ohne Deinen neuen Schnitt gesehen zu haben, nehme ich an, dass die großen Hohlräume einfach durch den Druck des dicker werdenden Gewebes darunter zusammengeschoben wurden.

Bei den Bildern von dem "seltsamen Gebilde" bin ich mir noch immer unsicher. Die blauen Zellen, die die hier schön gelb gefärbte Cuticula überragen, sahen für mich zunächst nach einem Stoma aus, aber nun denke ich auch eher an eine Lentizelle oder eine Verletzung, da der Interzellularraum hinter dem vermeintlichen Stoma fehlt.

Kannst Du um die rötlichen Zellen fädige Strukturen erkennen, die die Zellen durchqueren oder größere Zellzwischenräume ausfüllen? Das wäre ein Hinweis auf einen Pilz.

An einem Walnussblattstiel mit Pilzbefall schaut das so aus:


Herzliche Grüße
Jörg
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Detlef Kramer

Lieber Jörg,

das ist eindeutig eine Spaltöffnung - meine ich jedenfalls. Und durch die könnte sehr wohl eine Pilzspore oder ein Mycel eingedrungen sein. Und dann hat die Pflanze reagiert und ein Periderm um die Infektionsstelle gebildet.

Das ist jedenfalls meine gegenwärtige Sicht der Dinge, die ich aber nicht belegen kann.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Detlef,

das war auch mein erster Impuls, allerdings habe ich eine Spaltöffnung mit einer Pilzinfektion und Peridermbildung rund um den Interzellularraum hinter dem Spalt noch nie gesehen - das sieht so anders aus.  :)
Nur vom Bild her ist es schwer, aber eine Lentizelle müsste ja im Zentrum eine aufgebrochene Epidermis aufweisen, was auch für eine Verletzung gelten sollte. Da passt ein Stoma wirklich besser ins Bild.

Herzliche Grüße
Jörg
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David 15

Hallo Jörg,

Nein, bei den roten Zellen gibt es keinerle fädige Strukturen. Es sind schlichtweg rote Zellen.

Viele rätselnde Grüße
David
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Fahrenheit

Lieber David, liebe Freunde,

vielen Dank, dass Du mir Dein Präparat für eigene Untersuchungen überlassen hast!

Eines ist klar: es handelt sich zweifelsfrei um ein Stoma. Aber auch auf meinen Bildern kann ich keine Pilzhyphen ausmachen. Das Rätsel bleibt also ungelöst.

Hier die Aufnahmen:

Bild 1a/b: das Stoma und seine nähere Umgebung mit dem von Detlef identifizierten Periderm, Vergrößerung 200x, Stapel aus 8 Bildern. Bild 1b mit Maßstab.



Bild 2a/b: das Stoma und die dahinter liegenden Zellen, Vergrößerung 1000x, Stapel aus 13 Bildern. Bild 2b mit Maßstab



Was meint Ihr? Habe ich eventuell etwas übersehen? Eventuell sehen wir hier auch nur die letzten Ausläufer einer außerhalb der Schnittebene liegenden Verletzung und/oder die Hyphen sind noch nicht so weit vorgedrungen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

#11
Lieber David, liebe Freunde,

seit Anfang des Monats liegen ja Horst Wörmanns Fluoreszenzaufnahmen von dem seltsamen Weidenstoma vor. Rolf-Dieter, Horst und ich haben uns die Bilder am Donnerstag noch einmal gemeinsam angesehen: leider ergeben sich auch bei UV- und Blauanregung keine weiterführenden Hinweise.

Bild 3: Hellfeldaufnahme des fraglichen Abschnitts (Horst Wörmann):


Bild 4: Der gleiche Ausschnitt unter UV-Anregung (Horst Wörmann):


Bild 5: ... und hier noch mal mit Blau-Anregung (Horst Wörmann):


Vielleicht kann ein Mitleser mehr aus den Bildern herausholen? Wir sind mit unserem Latein am Ende und können das Rätsel nicht lösen.

Herzliche Grüße
Rolf-Dieter, Horst und Jörg

Hier noch ein Nachtrag, der eventuell bei der Interpretation hilft:
Herr Walter Nänny hat Bilder hier im Forum mit einem Biologen diskutiert, der darauf hingewiesen hat, dass es sich auch um Hefen handeln könnte - was bei entsprechenden Arten eine Erklärung für die fehlenden Hyphen wäre.
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