Mitteldarm des Regenwurms

Begonnen von Jürgen H., August 28, 2011, 11:53:03 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

heute möchte ich ein wenig vom Mitteldarm des Regenwurms zeigen:

Zunächst eine Übersicht des Organs im Querschnitt, aus einigen Bildern mit autostitch gesticht:



MD zeigt das Mitteldarmlumen mit einigen blauen Fasern, wahrscheinlich Zellulose, mit dem der Wurm zu Präparierungs-, genauer zu Darmreinigungszwecken wohl gefüttert worden ist. In das Darmlumen ragt eine große Einfaltung, die Typhlosolis TS hinein, die zur Darmwandvergrößerung dienen mag. Sie besteht aus zwei getrennten Schichten, die scharf blaugefärbte Trennwand ist gut erkennbar. Zum Darmlumen hin das Typhlosolisepithel TE, zur entgegengesetzten Seite Zellen des Chloragog CG, ein Organ, das sowohl als Speicher- als auch als Exkretionsorgan dienen soll. Oben im Bild das große Dorsal(blut)gefäß DG.

Die in der Übersicht mit MDE für Mitteldarmepithel angezeigte Stelle habe ich einmal mit dem 63er aufgenommen:



Das Darmepithel besteht nach der Literatur aus zwei verschiedenen Zelltypen, den Nährzellen und den Drüsenzellen. Ich vermute, dass die im Präparat stärker gefärbten Zellen, die einen großen stark gefärbten Nucleolus besitzen DZ Drüsenzellen, und die übrigen zahlreicheren Zellen NZ Nährzellen sind, mit denen die Resorption der Nahrung erfolgt. Deutlich erkennbar ein fädiger darmlumenseitiger Besatz, Cilien? C[/font]. Für eine Bestätigung oder Berichtigung zu diesen Punkten wäre ich dankbar.

Zwischen den CL Chloragogzellen und dem Darmepithelzellen gut erkennbar die der Darmperistaltik dienenden Längs- und Quermuskulatur QM,LM

Schöne Grüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Schöne Bilder. Den Stitch ist gut gelungen.
Habe von Harald gehört das es mit PS CS3 auch sehr gut gehen sollte. Werde mich mal nach das Programm umsehen. Ich habe nur den PS 6.0 Ausgabe.
Das Epithel sieht doch wirklich sehr anders aus wie bei meine Mauser und Ratten. Bestimmungshilfe kann ich dir leider nicht geben.

Die Rote Farbstoff-Artefakte bekomme ich auch manchmal. Filtriert oder nicht Filtriert gibt bei mir keinen unterschied.
Wie ist das bei dir? Hast du eine Spezifischen Punkt wann sie entstehen?

Hast du schon was von deine Technovit-Präparaten Fotografiert?

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Dieter Stoffels

Lieber Jürgen,

bist Du´s?

Ich glaube, der Regenwurm hat es Dir angetan, sonst würdest Du nicht so schöne Bilder zeigen. Deine Bezeichnung sind völlig korrekt (incl. der Unterscheidungen der Darmepithelzellen). Lediglich bei der Bezeichnung der Chlora-gogzellen ist ein l verloren gegangen.  Ich möchte gerne noch auf die Basalmembran hinweisen, die hier im Zuge einer Azanfärbung (?) als  "blaues Band" deutlich angefärbt wurde. Sie leistet sicher einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt des Darmes während der Peristaltik.

Herzliche Grüße!

Dieter

Jürgen H.

Lieber Ronald,

Ich habe auch nur Photoshop 6.0 und mache es daher mit autostich. Bist Du denn mit dem Programm unzufrieden? Du zeigst doch wunderbar gestitche Bilder?

ZitatDie Rote Farbstoff-Artefakte bekomme ich auch manchmal. Filtriert oder nicht Filtriert gibt bei mir keinen unterschied.

Du meist die kleinen roten Flecken vor allem im Darmlumen? Vermutlich sind das Fällungen des Aluminiumsalzes, die während des Färbevorgangs entstehen. Dieter schrieb mir einmal, dass die Fällungsprodukte in Lösung gehen, wenn der ph Wert erhöht oder erniedrigt wird. Müsste man ausprobieren. Vielleicht sollte man die Kernechtrotlösung ein wenig mit einem Tropfen Essigsäure ansäuern. Dieter?

Lieber Dieter,

Ja, ich bin sehr angetan von meinem Wurm. Schon weil er sich so schön schneidet.
Zitat
Lediglich bei der Bezeichnung der Chlora-gogzellen ist ein l verloren gegangen.
Hab das h ergänzt, vielen Dank!
ZitatIch möchte gerne noch auf die Basalmembran hinweisen, die hier im Zuge einer Azanfärbung (?) als  "blaues Band" deutlich angefärbt wurde.
Ja Azan, Geidies.

Auffällig finde ich auch die mehr oder weniger runden Lücken zwischen Muskulatur und Chloragogzellen. Artefakte? Kleine Blutgefäße wobei das Blut ausgewaschen sein müsste?

Schöne Grüße

Jürgen



Ronald Schulte

Jürgen,

Die Story von Dieter weis ich auch noch nur wüste ich nicht ob du diese auch mit Aluminiumsulfat gefärbt hattest.
Meines ist nicht mehr kräftig genug und habe vorige Woche wider mit Azokarmin gefärbt und habe die Rote Flocken immer noch.

Ich bin keineswegs unzufrieden mit Autostitch aber dachte nur das es vielleicht einfacher wäre wenn alle Bildbearbeitungen in einen Programm passen wurde.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Noch eine Ergänzung:

Auffällig anders als das eben gezeigte Darmepithel scheint das Epithel der Typhlosolis zu sein. Diese Aufnahme ist ein Ausschnitt aus dem Übersichtsbild, etwa an einer Stelle, wie die im Übersichtsbild mit TE bezeichnete:




Die Zellen des Typhlosolisepithels TE sind hier dünner langgestreckter als an der gezeigten Darmwand, das Gewebe gleichwohl lockerer. Vor allem fehlt der Cilienbesatz vollkommen. Das Chloragocytengewebe ist mächtiger aufgebaut.  

Muskulatur M und die blaugefärbte Basalmembran finden sich hingegen auch hier, wobei quer zur Darmrichtung verlaufende Muskulatur selten zu sein scheint.

Schöne Grüße

Jürgen

Dieter Stoffels

#6
Lieber Jürgen,

das Chloragoggewebe, als Abkömmlinge des visceralen Blattes (Coelomephithels), dient als Zentralorgan des Stoffwechsels, vergleichbar mit der Leber der Vertebraten. In den Zellen werden Granula aus Heteroxanthin, welche den Chloragogzellen das kriselige Erscheinungsbild verleihen, aber auch Glykogen und Fette gespeichert. Bei Deinen vermeindlichen Hohlräumen handelt es sich nicht um Artefakte, sondern im vakuoläre Bereiche, aus denen während der Präparation die Speicherstoffe herausgelöst wurden. Nur nach einer Osmierung im Zuge einer Semidünnschnittpräparaten erscheinen die Chloragogzellen "gefüllt". Holger hatte hierauf angespielt, als er in einem vorherigen Beitrag zu Lumbricus nach einer Osmierung gefragt hat.

Herzliche Grüße!

Dieter

Jürgen H.

Ah, vielen Dank für die Nachricht lieber Dieter! Insoweit also vergleichbar dem Fettkörper der Insekten, der gleichfalls als Speicherorgan (und Exkretionsorgan) dient und bei dem ebenfalls durch den Einbettungsvorgang ohne Osmierung der Speicherinhalt verloren geht....

Schöne Grüße

Jürgen

Rawfoto

Hallo Juergen

Super Bilder, danke fuers Zeigen ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...