Histologie: Nebenniere der Maus

Begonnen von Dieter Stoffels, September 01, 2011, 19:20:33 NACHMITTAGS

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Dieter Stoffels

Lieber Harald, liebe Mikroskopiker,

ich bin fündig geworden und möchte im Folgenden einige Aufnahme von der Nebenniere einer adulten Maus zeigen. Im Vergleich zur Nebenniere des Menschen mit einer Länge von bis zu 6 cm und einer Breite von bis zu 2 cm ist die Nebenniere der Maus mit einer Länge von 1,7 mm und einer Breite von 1,4 mm ein Zwerg. Wie die Nebenniere des Menschen befindet sich auch die Nebenniere der Maus am oberen Nierenpol. Hierbei handelt es sich um einen kompakten, rosaroten Körper, der mit seiner konkaven Seite bindegewebig mit der Niere verbunden ist. Auch die Nebenniere der Maus lässt sich in eine Rinde und ein Mark unterteilen. Die Rinde selbst wird von einer binde-gewebigen Kapsel begrenzt. Hierbei können die Rinde und das Mark  morphologisch und funktionell unterschiedlich klassifiziert werden. Während die Rinde mesodermalen Ursprungs ist und aus dem Coelom hervorgegangen ist, leitet sich das Mark von Neuralleistenzellen ab, die dem Ectomesenchym entstammen.

In den Abbildungen wurden folgende Abkürzungen verwandt:

Bg        Blutgefäß
Ca        Nebennierenkapsel
Ma        Nebennierenmark
Ni         Niere
Nmz      Nebennierenmarkzellen
Ri         Nebennierenrinde
I.         Zona glomerulosa
II.        Zona fasciculata
III.       Zona reticulares (auch Z. ret.)

In Abbildung 1 wird eine Übersichtsaufnahme der Nebenniere der Maus gezeigt. Deutlich zu erkennen ist der Rinden- und der Markanteil der Nebenniere. Im unteren Bildabschnitt ist die Oberfläche der Niere zu erkennen. Die hier gezeigte Nebenniere besitzt einen maximalen Durchmesser von 1,67 mm und eine Breite von 1,40 mm.


Abb. 1:  Nebenniere der Maus, H&E-Färbung, 100x

Wird die Rinde bei höherer Vergrößerung betrachtet, ist eine schwache Zonierung zu erkennen (siehe Abb. 2). Hierbei lässt sich nur schwer eine Unterteilung in eine Zona glomerulosa, Zona fasciculate und Zona reticularis vornehmen. Alle drei Rindenabschnitte bilden verschiedene steroide Verbindungen (Hormone), die dazu dienen, die Homöostase des Gesamtorganismus aufrecht zu erhalten.


Abb. 2:  Querschnitt durch die Nebenierenrinde, H&E-Färbung, 400x

An die Zona reticularis schließt sich das Mark an (siehe Abb. 2 und Abb. 3). Da sich das Nebennierenmark von Neuralleistenzellen ableitet, können die einzelnen Zellen als postganglionäre Neurone angesprochen werden, die im Laufe ihrer Entwicklung ihre Fortsätze verloren haben und zu sezernierenden Nebennierenmarkzellen geworden sind. Als weitere Strukturen sind im Nebennierenmark große Blutgefäße zu erkennen, in denen teilweise noch rote Blutkörperchen vorhanden sind. Das Zytoplasma der Nebennierenmarkzellen erscheint "schwammig", da die Sekretions- und Speicherstoffe im Zuge des Präparationsganges (Paraffinschnittechnik) ausgewaschen wurden.


Abb. 3:  Nebennierenmark, H&E-Färbung, 400x

Da es sich bei dem Nebennierenmark um einen retikulären Gewebeverband handelt, sollte dieses Organ bei einer Sektion sofort entnommen werden. Gleiches gilt zum Beispiel für die Milz der Maus. In beiden Organen setzt nach dem Tod des Tieres umgehend die Autolyse ein.

Ich hoffe, dass der Vergleich zwischen einer menschlichen Nebenniere und einer Nebenniere der Maus gelungen ist und wünsche viel Freude beim Ansehen der Bilder!

Dieter


Ronald Schulte

Dieter,

Danke für dein Beitrag. Ist immer viel Arbeit um alles zu beschriften aber ist notwendig sonst bleibt es nur ein Bild ohne Histologischen wert.
Habe mich gesternabend spät in Horirizontaler Position, in mein tägliche Histo-Theoriestunde, was eingelesen in die Nebenniere aber das ist ja ein wirkliches Hormon-Fabrik.
Die reiche Blutversorgung verspricht das ja auch schon und ist bei deine 'glandula suprarenalis' gut zu erkennen.
Nur schade das die Menschliche von Harald, meine Meinung, morphologisch viel schöner ist wie die vom Maus. Den Maus-version Schneide ich bestimmt auch noch mal. Habe noch ein Paraffin-Block von eine Schweine-nebenniere und werde mich das bestimmt auch noch mal schneiden. Ist interessant genug!

Frage: "was ist ein 'retikulären Gewebeverband' und warum startet die Autolyse schneller wie z.B. die Lungen?"

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Dieter Stoffels

#2
Lieber Ronald,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich gebe Dir Recht, dass die Histologie der Maus-Nebenniere nicht mit der des Menschen mithalten kann, was wohl primär den Größenverhältnissen geschuldet ist. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Paraffinschnitte. Ich habe die Mausniere/Nebenniere inzwischen auch in Technovit eingebettet, bin aber bisher noch nicht zum Schneiden gekommen. Auch ist die Nebenniere aufgrund ihrer sinusoiden Blutgefäße sicher gut geeignet um als Semidünnschnitte verarbeitet zu werden (vermutlich vergleichbar mit der Leber). Ich vermute, dass Deine Schweinenebenniere vergleichbare Ergebnisse liefern wird, wie die Nebenniere des Menschen.

Autolyse läuft besonders schnell in Geweben ab, die sich durch eine geringe Zellmasse, ein lockeres Zellgefüge und einen hohen Wassergehalt auszeichnen. Diese Kriterien treffen besonders für die retikulären Gewebeverbände zu. Des Weiteren ist entscheident, ob es sich um ein lysosomenreiches oder -armes Gewebe handelt. Während meiner Tätigkeit in der Immunologie haben wir bei Mäusen mit wenigen Schnitten innerhalb von 1 bis 2 Minuten die Milzen entnommen, um hieraus die Lymphozyten gewinnen zu können. Verzögerte sich diese Entnahme, waren die Lymphozyten meistens unbrauchbar. Ob Deine Lunge in gleichem Maße von der Autolyse betroffen ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht kann zu dieser Frage jemand des Forums aushelfen.

Viele Grüße!

Dieter