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Hygrophila difformis *

Begonnen von Ernst Hippe, September 12, 2011, 11:16:47 VORMITTAG

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Ernst Hippe

Hallo Aquarianer,
der Indische Wasserstern wächst unter und über der Wasseroberfläche. Die großen Blätter haben eine dunklere Ober- und eine hellere Unterseite:



Auf der Unterseite sieht man Spaltöffnungen zwischen unregelmäßigen Zellen:



Die Oberseite trägt runde Zellen mit kugeligen Chloroplasten (letztes Bild). Schabt man sie ab, wird die farblose Unterschicht mit den Spaltöffnungen deutlicher:



Es gibt noch eine Zwischenlage mit farblosen regelmäßig sternförmigen Zellen, die ich nicht deutlich aufnehmen konnte. In die Oberseite sind längliche doppelbrechende Kristalle eingestreut, die an die Kieselnadeln der Schwämme erinnern, aber offensichtlich in besondere Hüllen eingebettet sind (pol.):



Außerdem sieht man dort noch kleine Kieselalgen. Interessant wäre auch ein dünner Querschnitt des sehr weichen Stengels, den ich nicht geschafft habe. Vielleicht kann den noch ein erfahrener Schnitter beisteuern.

Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

#1
Hallo Ernst,

Bernard hat deinen Beitrag gefunden.

Er hat Parallelen bei einer anderen Aquariumspflanze Alternanthera sp entdeckt, wo er diese länglichen Einlagerungen auch fand. Allerdings sehr regelmäßig verteilt aber er findet keine doppelbrechenden Eigenschaften - die ich eigentlich auch erwartet hätte.
Sehen aus wie Kieselschwamm-Skelette.

Die schwierige Schneidbarkeit hat er auch festgestellt.

Eine gute Fassung in englisch ist am Ende seines Beitrags, so dass er auch für Nichtfranzosen lesbar ist.

http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=94&t=9344
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Lieber Klaus,

nachdem ich aus dem lieben Bernard aus Versehen einen René gemacht habe, machst Du ihn jetzt zum Bertrand...

Wenn das amorpher Kalk wäre, müsste der trotzdem doppelbrechen?

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Klaus Herrmann

Lieber Detlef,

Zitatnachdem ich aus dem lieben Bernard aus Versehen einen René gemacht habe, machst Du ihn jetzt zum Bertrand...

Vorsichtige Casanovas geben ihren Angebetenen deshalb immer den selben Kosenamen - da gibts keine Verschwurbelungen!  ;D

Vielleicht sollte ich ihn der Franzose taufen? ;)

Keine Ahnung, ob amorpher Kalk überhaupt existiert, aber wenn, darf er eigentlich keine Doppelbrechung zeigen, weil die an den geordneten kristallinen Zustand geknüpft ist. Deshalb ist die Schmelze einer doppelbrechenden Substanz nicht doppelbrechend.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ernst Hippe

Lieber Klaus,
das ist ja ain sehr interessanter Beitrag von Bernard! Ich habe nochmal kontrolliert: die Einschlüsse sind doppelbrechend. Und die regelmäßige Anordnung bei seinem Fund und gleicher Gestalt zeigt doch, daß es keine Schwammnadeln sind. Ich werde noch versuchen, sie aus dem Blatt zu isolieren, um ein besseres Bild zu bekommen. Übrigens hat auch mein Fund auf der Blattoberseite kleine wenigzellige Warzen (Haare?).
Gruß Ernst Hippe
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Detlef Kramer

Lieber Ernst,

eine Information, die Du nicht haben kannst. Bernard hatte mir seine Fotos zugeschickt und ich hatte spekuliert, dass es sich um Kalk handeln könnte. Esau schreibt dazu (deutsche Übersetzung von Eschrich): "Calciumcarbonat erscheint selten in typischer Kristallform. Die bekanntesten Calciumcarbonatablagerungen sind die Cystolythen, ..., Auswüchse der Zellwand, die mit Mineral imprägniert sind. Sie kommen im parenchymatischen Grundgewebe und in der Epidermis vor. In der Epidermis können sie in Haaren oder in besonders großen Zellen, den Lithocysten gebildet werden". Im kleinen Nultsch, den ich leider hier nicht habe, gibt es eine ausführlichere Beschreibung, so weit ich mich erinnere.

Bei submersen Pflanzen könnte das etwas mit dem CO2- Stoffwechsel zu tun haben.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Klaus Herrmann

#6
Lieber Detlef,

ZitatCalciumcarbonat erscheint selten in typischer Kristallform. Die bekanntesten Calciumcarbonatablagerungen sind die Cystolythen


aber obwohl die Kristallform vom Habitus her nicht typisch erscheint, sind das doch immer kristalline Ablagerungen. Ich hatte in meinem Cannabisbeitrag solche Cystolithen gezeigt, die in den Trichomen sitzen. Die sind doppelbrechend. Und dass es CaCO3 ist lässt sich schön mit der Salzsäureprobe zeigen: es sprudelt kräftig.

Könnte man hier auch mal versuchen. 10%ige HCl reicht!

Edit:Es ist wie so oft: wenn ich Cannabis eingebe kommt die Frage: wollten sie nach kanadisch suchen  ;D

Und ich komme nur indirekt auf meinen Beitrag:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6336.15
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Eckhard

Hallo,

ZitatBei submersen Pflanzen könnte das etwas mit dem CO2- Stoffwechsel zu tun haben.

Detlef hat Recht! CO2 ist im Wasser sowohl als gelöstes Gas als auch als gelöstes Calciumhydrogencarbonat vorhanden. Wenn freies CO2 Mangelware ist, wird Calciumhydrogencarbonat als Kohlenstoffquelle benutzt. Dabei fällt Calciumcarbonat aus. In drastischen Fällen sieht man dann sogar einen weissen Calciumcarbonat Belag auf den Blättern. Der Prozess nennt sich "biogene Entkalkung".

Die Calciumcarbonat Schichten in Stromatolithen sind auf ähnliche Weise entstanden. Blaualgen ziehen CO2 aus Calciumhydrogencarbonat. Da die Blaualgen in wattigen Lagen vorkommen entsteht dazwischen eine Calciumcarbonat Schicht - wie Jahresringe.

Herzliche Grüsse
Eckhard 
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
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Klaus Herrmann

#8
Hallo,

Bernard bedauert, dass sein Deutsch nicht ausreicht hier an der Diskussion teil zu nehmen. Er hat mir eine Arbeit von Taiwanesen geschickt in der über die Untersuchung solcher Cystolithen berichtet wird. Wohl im Original Chinesisch, aber man erhält ein Adope-Übersetzungspaket und dann erscheint der Artikel in gut lesbarem Englisch.

Da habe ich gelernt, dass es doch wohl amorphes CaCO3 gibt und die Cystolithen von Wasserpflanzen öfter diese längliche Form zeigen, die man bei Bernard schön sieht. Wie warzige Spicula etwa.

ZitatCystoliths have the stalks and the amorphous calcium carbonate
deposited with the regular cellulosic fibrillils in the cystolith body.

vielleicht klappt es sogar mit dem Link:

http://ntur.lib.ntu.edu.tw/bitstream/246246/162089/1/12.pdf

Der Grund, warum sie sich mit Etzold grün anfärben lassen liegt seiner Meinung nach darin, dass die Cystolithen sich aus amorphem CaCO3; Callose und Polysachariden und Cellulose zusammensetzen. Das wird im Artikel beschrieben. Damit wär auch erklärlich, dass sie nicht doppelbrechend sind.

Die bei Ernst haben dann offensichtlich zumindest einen kristallinen Anteil.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ernst Hippe

#9
Hallo,
hier haben wir nun das corpus delicti in Reinkultur (kann auch gerader sein):



Im pol. Licht mit Hilfsobjekt 1230nm, auch zum Beweis der Doppelbrechung. Wasserimmersion 40x 0,75, eingetaucht. Stack aus 3 Bildern.

Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

Lieber Ernst,

genial! Bertrand wird sich freuen. Und die sieht aus wie in dem Artikel der Taiwanesen.

Wobei der Artikel wieder mal ein trauriges Beispiel ist, dass hohe Wissenschaft offensichtlich nichts zu tun hat mit der Fähigkeit gute Mikroaufnahmen zu machen.

Aber nun musst du uns verraten, wie du das Exemplar so traumhaft schön herauspräpariert hast - kann ja nicht alles PS sein?

Ob die Doppelbrechung allerdings vom amorphen CaCO3 kommt? Oder ob es eingelagerte Cellulose ist?

Der HCL-Test wäre schon mal aufschlußreich!

Zitatkann auch gerader sein

Um 90° gedreht: schon gerade! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ernst Hippe

Lieber Klaus,
ich habe zunächst versucht, die chlorophylltragende Blattoberseite abzuschaben, wie beim Freilegen der Spaltöffnungen. Das Material ist aber sehr weich und reißt sofort. Also die Blätter möglichst klein zerzupft und die Reste durchmustert. Schließlich zwei brauchbare Exemplare gefunden. Mit PS habe ich dann nur den Hintergrund geputzt und den Kontrast etwas erhöht, bis das Bild etwa dem visuellen Eindruck am Mikroskop entsprach. Also alles keine Zauberei! Das Ergebnis fand ich dann auch recht befriedigend. Danke jedenfalls für das Lob!
Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

Lieber Ernst,

ZitatDas Ergebnis fand ich dann auch recht befriedigend

das kannst du mit Recht und Stolz sagen!

Ja und nun: gib ihm Saures! ;) Mit verdünnter HCl müssen sich Bläschen bilden vom austretenden CO2

Sind die Cystolithen denn robust?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ernst Hippe

HCl ist nicht im Haus - reicht Citronensäure aus?
Gruß Ernst Hippe
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reblaus

Essig tut's auch, am besten die Essenz (25%ig)