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Axiomat-Kenner vor!

Begonnen von Peter V., September 25, 2011, 22:20:07 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo!

Zur Zeit gibt es ja auf Ebay das äußerst günstige Angebot eines Zeiss-Axiomat  ;). Ich habe dieses Ungetüm noch nie in natura gesehen, angeboten wird es ja auch nicht wirklich oft.

Wenn ich das Bild ( und andere Fotos als Ergebnis der Google-Bildersuche )
http://www.google.de/search?hl=de&sugexp=pfwc&cp=13&gs_id=12&xhr=t&q=zeiss+axiomat&gs_sm=&gs_upl=&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&biw=978&bih=544&wrapid=tljp1316981422453018&um=1&ie=UTF-8&tbm=isch&source=og&sa=N&tab=wi
anschaue, stelle ich mir so einige Fragen, die vielleicht die Zeiss-Experten unter uns beantworten können:

1) Wo finde ich die Hörer, Wälscheibe und Münzeinwurf?

2) War der Axiomat zu seiner Zeit das "Flaggschiff" der Zeiss-Produktpalette, vergleichbar dem Imager der heutigen Zeit?

3) Wer war die Zielgruppe?

4) Was war die Intention für die Konstruktion dieses vermutlich in jeder Hinsicht einzigartigen Mikroskops, das ja offenbar entgegen der sonstigen Zeiss'schen Linie in allen Komponenten komplett inkomptaibel zum übrigen Zeiss-Prgramm war?

5) Wurde es überhaupt in nennenswerter Stückzahl abgestezt oder war es das, was man einen "Flop" nennt?

6) Ich denke, dass gerade in dieses Mikroskop extrem viel Konstrukteurhirnschmalz geflossen ist, da ja von Grund auf alle Komponenten neu konzipiert wurden. Hat man sich da seinerzeit von Zeiss mehr versprochen, da man ja vermutlich erheblichen Aufwand in das Projekt gesteckt hat?

7) Wer es aus eigener Anschauung kennt: Wie ist die Ergonoimie? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man vor diesem Gerät sitzt und wo man seine Hände läßt.... ???

Zu dem ebefalls "merkwürdigen" Mattel-Plastikmikroskop KM mit integriertem Henkel zum Wegwerfen gibt es eine Druckschrift von Zeiss, die die Überlegungen der Konstrukteure darlegt. Gibt es einen vergleichbaren Aufsatz zum Axiomat?

Hier ist übrigens eine Bedienungsanleitung zum Axiomat:

http://www.microscopy-news.com/download-center/Axiomat.PDF

Übriegns, noch ein Tip: Hier noch eine nicht ganz uergiebige Downloadquelle http://www.microscopy-news.com/download-center mit u.a. einigen Zeiss-Bedienungsanleitungen, nach erstem kurzem Überfliegen erscheint mir auch diese Broschüre zu den Grundlagen der Mikroskope und Mikrofotografie lesenswert: http://www.microscopy-news.com/download-center/Basics_of_Light_microscopy.pdf

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

peter-h

#1
Hallo Peter,

das ist ein lustiges Angebot. Zuerst war der AXIOMAT für 3900.- in der Bucht und ging nicht weg und nun für 4500.- . Da sollte man zugreifen, bevor er in 4 Wochen bei 5000.- ist.

Zu Deinem Punkt 7) , ich schlage in den ersten 5 Minuten mir immer die Finger irgendwo an. Danach werde ich vorsichtig oder ehrfürchtig vor so viel Masse.  ;D

Gruß
Peter

Peter V.

#2
Hallo!

Manche Dinge erklären sich schon, wenn man lange genug googlet, so die Frage nach der Intention dieser Konstruktion.

http://www.photonicmicrodevices.com/files/Zeiss_Axiomat_NAC_Catalog.pdf

Aus heutiger Sicht natürlich ein Irrweg, die eierlegende Wollmilchsau entwickeln zu wollen.

Weitere Quellen sagen, dass vom Axiomat weltweit angeblich 800 Stück abgesetzt wurden, ein ehemaliger Mikroskoptechniker spricht in der Yahoo-Newsgroup von angeblich allein 25 Stück in Mexico-City. Er soll vom Beginn der Siebziger bis in die Neunziger Jahre hinein gebaut worden sein.

Herzliche Grüße
Peter


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Klaus Herrmann

Hallo Peter,

der Axiomat war sicher das Flagschiff der Lichtmikroskopie zur damaligen Zeit.
Zielgruppe waren nicht die Hobbymikroskopiker ;D

Der Axiomat Nr 535 wurde 1978 ausgeliefert und hat ca 135000.- DM gekostet.

Der bei eBay gerade angebotene ist die Nr. 722. Er ist nur für DL ausgelegt und war sicher nicht ganz so teuer.

Ich meine, dass das die genialste Konstruktion war, die Zeiss je kreiert hat. Es wurde ein Flop, weil die Fertigungskosten so hoch waren, dass man den Verkaufspreis nicht gewinnbringend hoch ansetzen konnte.  Es ging der Industrie damals sehr gut, aber auch da gab es eine Grenze für Investment.

Wenn ich Platz hätte und übrig Geld würde ich ihn kaufen und in ein extra Zimmer stellen und jeden Tag streicheln!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Peter V.

Hallo Klaus,

hier noch ein Hinweis auf Axiomat Nr. 173 aus 1975 samt Anschaffungspreis:

http://volker-doormann.org/axiomat.htm

Herzliche grüße
Peter
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Nomarski

Hallo Klaus,

ZitatWenn ich Platz hätte und übrig Geld würde ich ihn kaufen und in ein extra Zimmer stellen und jeden Tag streicheln!
Dieses Zimmer nennt sich Opa's Keller oder Oma's Dachboden und werden irgendwann als Dachboden- oder Kellerpfunde bei Ebay angeboten werden. Die Glasoberflächen haben einen Pilzbewuchs zur Steigerung des Bildkontrastes, die Grillsaucenbeschichtung trägt zum Korrosionsschutz bei. Im Technik-Forum wird es daher wieder recht spannend werden. Besorg am besten schonmal ausreichend Crémant.... ;D

rhamvossen

Hallo Klaus,

ZitatWenn ich Platz hätte und übrig Geld würde ich ihn kaufen und in ein extra Zimmer stellen und jeden Tag streicheln!

Wirklich? Dieses Gerät ist so ungefär das hässlichste Mikroskop das ich je gesehen habe ;D. Beste Grüsse,

Rolf

Mark


Klaus Herrmann

Hallo Freunde und Feinde des Axiomaten.

Ich selbst habe mit dem erwähnten teuren Stück gearbeitet - vor langer Zeit! ;) Es war konzipiert als AL/DL-Gerät, wobei die AL-Variante in Form der umgekehrten Metallographie-Mikroskope konzipiert war. Man konnte schwere Werkstücke - die an der Untersuchungsstelle plan geschliffen waren - oben auflegen. Das geht sonst mit keinem Mikroskop!

Das hier von Peter erwähnte Mikroskop aus der gerade laufenden Auktion ist bis auf den verharzten Knicktubus tadellos. Es stand immer in einem speziellen Mikroskopierzimmer im Forschungsbereich einer kleinen Firma mit einigen anderen Mikroskopen.

Ansonsten kann man über Geschmack nicht streiten: der eine findet Sommersprossen sexy, der andere scheußlich! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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derda

Hallo Klaus,

Zitat"... Man konnte schwere Werkstücke - die an der Untersuchungsstelle plan geschliffen waren - oben auflegen. ..."

Beim Besuch des Werksmuseums in Oberkochen wurde mir genau das erzählt. Man konnte damit die Rahmen eines bayrischen Motorradherstellers im Ganzen untersuchen.

Zitat"... Das geht sonst mit keinem Mikroskop ..."

Obwohl das Neophot 32 auch sehr stabil ist... ans Axiomat kommt es nicht heran.

VG, Erik


Klaus Herrmann

Hallo Erik,

ZitatObwohl das Neophot 32 auch sehr stabil ist... ans Axiomat kommt es nicht heran.

das kann ich bestätigen. Ich hatte bei meinem Besuch die Möglichkeit beide Instrumente direkt zu vergleichen, das stand nämlich neben einem älteren Reichert Metallmikroskop. Die haben viel geforscht in der Firma! ;) Ein komplettes Ultraphot stand auch noch in der 5. Ecke!

Ein Glück, dass ich keinen Platz habe! :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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peter-h

Und nun werden wir bald wissen, welches Mikroskop aus heutiger Produktion ebenso geeignet ist.



Testfreudige Mikroskopiker an die Arbeit  ;D

Gruß
Peter

P.S. Dank an einen Mitleser des Forums

Eckhard

Tolles Bild!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

hinrich husemann

#13
Hallo Axiomatiker,
auch ich habe den Axiomat mal im optischen Museum von ZEISS in Oberkochen gesehen. Er hatte meines Wissens als erstes ZEISS-West-System Unendlich-Optik. Der "Weg" des Lichtes vom Objektiv bis zum Okular ist ziemlich lang; die Pupille des Objektivs wird zweimal hintereinander abgebildet. Man kann im Prinzip an diesen Stellen Phasenringe einschieben und so auch mit normalen Durchlicht-Objektiven Phasenkontrast machen. Es gab wohl auch Vorrichtungen, um die (damals) normalen Endlich-Objektive zu verwenden.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

Nomarski

ZitatMan konnte schwere Werkstücke - die an der Untersuchungsstelle plan geschliffen waren - oben auflegen. Das geht sonst mit keinem Mikroskop!

Inzwischen macht man es umgekehrt. Den Propheten zum Berg zu bringen ist immer noch einfacher als den Berg zum Propheten.